Nr. 10, 63
Wieder überliefert die Hs. zwei sprachlich voneinander abweichende, aber typologisch zueinandergehörige Fassungen eines Liebesliedes. D 10 stammt vom gleichen unbekannten Schreiber wie die Nrr. 9, 11, 47, 56, 59 und 67; D 63 ist die undatierte Niederschrift eines Schreibers mit einem nur mangelhaft zu dechiffrierenden Namen. Die beiden Aufzeichnungen haben nur eine näher verwandte Textparallele aufzuweisen, und zwar in der Berliner Hs. Mgf 752 (1568) Nr. 125, vgl. A. Kopp in ZfdPh 35 (1903) S. 530; allerdings weicht dort die Strophenform insofern ab, als das siebenzeilige Strophenschema zu einem zehnzeiligen erweitert wurde, indent in der ersten und dritten Zeile des Abgesangs der Vers in zwei Hälften zerlegt und die Versform damit einem bekannten und weitverbreiteten Strophengebilde angeglichen wurde. Das Lied ist zweifellos auf hd. Boden entstanden, hat aber offensichtlich am Niederrhein in dieser typisch dreistrophigen Kurzform besondere Verbreitung gefunden.
Eine weitere zu erwähnende Liedparallele weist lediglich Übereinstimmungen zu Str. I von D 10 und 63 auf. Es handelt sich um ein vierstrophiges Lied mit reicherer und älterer Überlieferung, die sich entsprechend den beiden in D vertretenen Textincipits wiederum in zwei Äste teilen läßt. Dem Eingang in D 10 entsprechen die Fassungen der Hs. Val. Holl von 1525, Bl. 123 vo, der Flugschriften Berl. Yd 7850 und Ye 43, der Berl. Hs. Mgq 612 (1574) Nr. 12 und Nr. 61 und des Ldb. Ambr. 1582, Nr. 135, wobei nur die Anrede zwischen Feins lieb (Holl), Schöns lieb (Flugschr., Mgq 612, Nr. 61, Ldb. Ambr.) und Hertzlieb (Mgq 612, Nr. 12) schwankt. Der anderen durch den Eingang von D 63 gekennzeichneten Überlieferungsrichtung gehört der Text im Ldb. Ambr. 1582, Nr. 154 an.
Die Vorstellung vom pfeildurchbohrten Herzen in Z. 14 unseres Liedes begegnet in der ganzen Hs. häufig, u.a. auch als Zeichnung auf Bl. 37 ro; siehe auch s.v.