Nr. 3
Zu diesem im unmittelbaren Anschluß an den ersten Teil des Wappenbuches von Jost Graf von Schauenburg eingetragenen Liebeslied kennen wir bisher keine Textparallele. Der Schreiber bekennt in der Nachschrift, daß er das Lied im Zustand der Trunkenheit eingetragen hat. Der Augenschein mit einigen Tintenklecksen und Verschreibungen scheint diese Aussage zu bestätigen. Allerdings sind die zahlreichen Korrumpierungen des Textes wohl nicht erst auf Versehen bei dieser Niederschrift im Stammbuch der Katharina von Bronckhorst zurückzuführen, sondern scheinen vorangegangener Überlieferung zuzuschreiben sein. Trotz verschiedener Verderbnisse ist die Struktur des zugrundeliegenden Liedes mit traditionellen Motiven des spätmittelalterlichen Minneliedes noch recht klar erkennbar. Es sei vor allem auf das Motiv der ‘falschen Zungen’ in Z. 45 und 53 hingewiesen, sodann auf die Vorstellung vom durchbohrten Herzen in Z. 10, bei der regelmäßig das Wort dorchwont o.ä. auftritt; vgl. die Lieder D Nr. 46, Z. 6, D Nr. 64, Z. 17, D Nr. 80, Z. 12, D Nr. 94, Z. 65. Vgl. auch Ms. II 144 Brüssel (16. Jhdt.) Bl. 77 vo-78 ro:
... so bald dorwont / mans Hertzen gront
weer ich mit oer / in vrou Venus spuel.
R. Priebsch, ZfdPh 38 (1906) S. 460.
Auf den Schreiber fällt durch eine kurze Notiz in Spangenbergs ‘Chronik der Grafen zu Holstein, Schaumburg, Sternberg und Gemen’, Stadthagen 1614, liber V, cap. 44, S. 281 f. ein bezeichnendes Licht: ‘Dieser Graff Jobst der 2. ist Graff Jobsten des I. Achter Sohn gewesen / der von jugent auff zu kriegen lust gehabt / wie er den auch / da er zu seinen Jahren kommen / sich in großer herren vnd Potentaten Kriegsbestallung eingelassen vnd sich zu jeder zeit tapfer gehalten / vnnd den Feinden den Kopff gebotten / aber bey solchen kriegen weinig Vortheil sondern vielmehr großen schaden gehabt vnd erlitten.’
Vgl. auch D 8.