Die Darfelder Liederhandschrift 1546-1565
(1976)–Katharina van Bronckhorst en Batenborch– Auteursrechtelijk beschermd3. Beschreibung der HandschriftDie Darfelder Liederhandschrift befindet sich im Gräflich Droste zu Vischering'-schen Archiv auf Schloß Darfeld in Westfalen und hat folgende Signatur: ‘Archiv der Domherren Droste, C. Handschriften, 1.’ Es handelt sich um einen hochformatigen Band in Holzdeckeln, an den Seiten abgeschrägt, mit braunem Leder überzogen. Der Einband hat ein Format von 34 × 20,5 cm. Vorder- und Rückendeckel sind übereinstimmend mit hochrechteckiger Randeinfassung versehen, gebildet durch ein ornamentales Band (Rollenstempel) mit der wiederholt auftretenden Jahreszahl 1540. Ein kleineres, in der Mitte des Deckels befindliches hochrechteckiges Feld wird von den gleichen Bändern begrenzt und ist mit dem äußeren Band durch mit dem Stricheisen gezogene Diagonalstriche verbunden. Zwischen den beiden Bändern und im freien Mittelfeld finden sich weitere Einzelstempel, Stempel mit Rosetten, Palmetten und Kronenwappen. Die einfachen Messingbeschläge sind noch vorhanden; von den beiden für das Verschließen des Bandes vorgesehenen Lederriemen ist nur der obere erhalten, der untere ist abgerissen. Für die Handschrift ist ein und dasselbe Papier vom Format 32,5 × 20 cm verwendet worden. Die Bestimmung der Lagen, die nach den Anweisungen von KirchnerGa naar voetnoot12 vorgenommen wurde, führte zu dem Ergebnis, daß die Darfelder Liederhandschrift aus 14 Lagen von sehr unterschiedlichem Umfang besteht. Am häufigsten sind Ternionen (5), Quarternionen und Sexternionen (je 3) verwendet worden. Die | |
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folgende Formel gibt den Aufbau der Liederhandschrift aus den einzelnen Lagen (unter Hinweis auf die jeweiligen Blattzahlen in Klammern) an: 2 IV (15) + II (20) + 4 III (43) + IV (51) + (IV - 1) (62) + VI (74) + III (80) + VI (92) + (X - 3) (109) + II (113). Daraus ergibt sich eine Blattzahl von 113. Insgesamt 4 Blätter sind durch Herausreißen verlorengegangen. Da die Eintragungen vielfach nur eine Seite der Handschrift einnehmen, läßt sich heute nicht mehr entscheiden, ob durch den Verlust dieser Seiten Textverluste eingetreten sind. Textfragmente wurden durch diese ausgerissenen Seiten jedenfalls nicht hervorgerufen. Die Handschrift ist im 20. Jahrhundert am rechten oberen Rand von einem Bibliothekar mit einer Foliierung versehen worden, die von Bl. 1 ro - 113 ro reicht. Dabei sind unbeschriebene Blätter mitgezählt worden. Außerdem sind alle Recto-Seiten der Handschrift oben rechts mit einem kleinen Wappenstempel mit der Bezeichnung ‘Archiv Darfeld’ versehen worden. Die Spiegelblätter bestehen ebenfalls aus Papier, das vordere ist mit mehreren Widmungen versehen. Die beiden Spiegelblätter gehören jeweils zur ersten und letzten Lage. Die Handschrift besitzt demnach 226 Seiten. Davon sind 146 beschrieben, 80 blieben leer. Der beschriebene Raum wechselt bei den einzelnen Schreibern sehr stark. Bei der Haupthand auf Bl. 29 ro - 17 ro ist der Schriftspiegel durchschnittlich 24 × 14 cm. Das einzige Wasserzeichen, das in der Handschrift vorkommt, liegt vielfach im Falz, läßt sich aber an vielen Stellen auch vollständig erkennen und mühelos durchzeichnen. Es handelt sich um ein Kronenwasserzeichen mit einem Kreuz als Bekrönung. Die unter Mithilfe der Forschungsstelle für Papiergeschichte am Gutenberg-Museum in Mainz vorgenommene Bestimmung des Wasserzeichens ergab eine Identität mit Typus Nr. 5007 bei C.M. BriquetGa naar voetnoot13. Das zugehörige Papier wird für folgende Orte nachgewiesen: Mainz 1523, Würzburg, Osnabrück 1532-1533, Münster 1535, Wolbeck 1541. In dem Findbuch der Stuttgarter Wasserzeichenkartei von G. PiccardGa naar voetnoot14 wird das gleiche Zeidien in Abt. VIII, Nr. 4, S. 108 nachgewiesen. Als Herkunftsort des Papiers wird Basel genannt. Nach W. Fr. TschudinGa naar voetnoot15 kommt als Erzeuger in Basel um die genannte Zeit am ehesten der Papiermacher Jerk Dyr [= Dürr] in Frage. Als Schreibstoff hat durchgehend Tinte in wechselnden Schattierungen Verwendung gefunden, der Farbton ist meistens schwarzgrau bis schwarz, bei der Haupthand von Bl. 29 ro - 37 ro hat die Tinte eine leicht bräunliche Färbung. Eine Ausnahme stellt Bl. 18 vo dar, wo eine späte Schreibprobe aus dem Jahre 1582 mit Bleistift eingetragen worden ist. Über die verwendeten Schriftarten läßt sich schwer etwas Zusammenfassendes aussagen. Bei einer Zahl von 55 verschiedenen Händen ist es nahezu selbstverständlich, | |
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daß infolge des unterschiedlichen Alters und Bildungsstandes und der verschiedenen geographischen Herkunft der Schreiber eine recht bunte Vielfalt von Schriften auftaucht. Die Bastarda, mehr oder weniger zur Kursive neigend, herrscht vor; einige Eintragungen holländischer Provenienz (z.B. D 17, 18, 41, ferner 79, 80, 83) weichen vom allgemeinen Bild ab und weisen einen älteren Duktus mit Brechungen ähnlich wie dem in der gotischen Fraktur des 15. Jahrhunderts auf. Die im Anhang beigegebenen Faksimileproben sollen einen Eindruck vom Erscheinungsbild der Handschrift vermitteln. Der Erhaltungszustand der Handschrift ist allgemein gut zu nennen; es sind nur wenige Gebrauchsspuren, Fettflecken, Tintenkleckse und Stockflecken usw. festzustellen. Allerdings ist durch Wurmfraß im Inneren des Bandes einiger Schaden verursacht worden, besonders auf den Bll. 62-86, wodurch z.T. geringfügige Buchstabenverluste eingetreten sind. |
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