Magdelena
Die schönste von Israëls Schönen
Blondlockig, blauäugig war ich;
Es bat mich mit Seufzen und Stöhnen
Manch Liebender flehentlich
Jungfräuliche Schleier entfallen
Um Perlen, um glänzendes Erz
Die Arme eröffnet' ich Allen,
Ich öffnete Keinem mein Herz.
So wardt ich von Jungen und Alten
Mein Eid, die Verlockten zu halten
War Falsch wie mein brennender Kusz.
Wer nah' te voll Liebesbeschwerden
Den freute mein lächelnd Gesicht:
Den Himmel genosz ich auf Erden,
Ich trotzte des Herren Gericht!
Als aber der Christ, der Vielsüsze,
Der Heiland Israëls naht',
Da lallt'ich dem Lehrer wohl Grüsze,
Ergrau'nd vor so mancher That.
Ich liesz nicht von seinen Schritten,
Bevor ich den Segen erwarb;
Ich habe mit Jesu gelitten
Ich stand ja am Kreuz? als er starb!
Ibid. (Bruxelles, le 22 décembre 1859).
naar Fr. De Cort: Magdelena.
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