Gründtlicher Bericht, ob Zauberey die argste vnd grewlichste sünd auff Erden sey
(1597)–Franciscus Agricola– Auteursrechtvrij
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WIewol, wie vorgemeldet, vnd die erfarung bezeuget, rechte vnd verharte zauberer, die sich dem teuffel vnd zumahl ergeben, vnd ire zauberische profession für dem teuffel vnd andern zauberern gethan, selten oder nimmer sich bekeren: vnd jedoch, wie nun ausz Gottes wort, vnd Exempelen der H. Biblischer Schrifft erwisen, durch Gottes genad vnd würckung alle zauberer, wie grobe vnd grosse sünder sie auch feind oder seyn können, sich noch bekeren, vnd vergebung irer Sünden, erlangen können, durch das verdienst vnsers Herren vnd Heilands Jesu Christi: So stehet nun ferners zuerkündigen, vnd mit fleisz zuerwegen, wie, vnd was massen, vilbemelte zauberer vnd zauberinnen am ehesten vnd bequemsten zur pusz vnd besserung mögen geholffen vnnd befürdert werden. Ga naar margenoot+Gottes gnad vnd werck seind zwar wunderlich, vnd kan Gott auch ausz steinen Abrahams kinder machen: vil mehr ausz zauberer vnd zauberinnen gute vnd fromme Christen: Aber menschlicher weisz daruon zureden, seyn neben anderen, dise weg vnd mittel darzu nicht vndienlich, jha wol sehr nützlich vnd heilsam. Ga naar margenoot+1. Dieweil die Zauberer vnd Zauberinnen, als lang sie also seynd, ihren glauben verleugnen vnnd verlassen, sich dem teuffel mit Seel vnd Leib ergeben, vnd zu allen bösen, Gotteslästerlichen vnnd teuffelischen thaten verbunden vnd eyngelassen haben, vnd ins teuffels ge- | |
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walt, vnnd verschulter blindtheit vnnd boszheit verharren vnd forthfaren: Alslang sag ich, sie also genaturt, geschaffen, vnd gesinnet seynd, Gott nicht bitten können noch wöllen, auch ihre Sünden vnnd missethat, gefahr, vnnd ellend nicht erkennen, noch betrachten, sondern werden von allem gutem durch den Hellischen Hencker abgezogen, vnd zu allem bösen getriben vnd bezwungen. Derowegen ist es nutz vnnd heilsam, billich vnnd gebürlich, dasz gleich als die Heilige kirch für alle Sünd vnnd Sünder offentlich, vnnd ins gemein bittet, alslang das leben vnd hoffnung der besserung da ist: Das auch andere fromme Christen, jha für andere, ja alle Sünder, gleicher massen vnnd meinung GOTT bitten, das sie bekehrt vnd gebessert, vnd endtlich selig werden, so insonderheit auch für zauberer vnd zauberischen, dieweil dieselbst ahm meisten Sünder, ahm schwer ichsten vnd tieffsten ins teuffels gewalt, vnd am wenigsten gestalt seyn für sich selbst zu bitten, das GOTT der Allmächtig sie ausz des teuffels gewalt erretten, widerumb zu wahrer erkendtnusz vnd Busz bewegen, vnd das thewre Bludt Jesu Christi ahn ihnen nicht wölle verloren seyn lassen, &c. Solchs gebett wannehe es mit fasten vnd flehen insonderheit, sonst fleissig vnd von frommhertzigen geschicht, kan vnd wirt freilich nicht vergeblich, noch verlohren seyn, vnnd da nicht | |
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an allen, jedoch an vilen statt vnd krafft gewinnen: wie nicht allein die general, vnd vilfeltige verheissungen vnd zusag heiliger Schrifft auszweisen, vnd zu solchem gebett fleiszig ermanen. Sondern auch, wie ausz Kirchischen, vnd sonst bewehrten historien kundtbar vnnd beweiszlich, an vilen vnd verscheiden zauberinnen, vnd dem teuffel vbergebnen personen wircklich beschehen vnd bewisen worden. Ga naar margenoot+2. Dieweil Gottes wort ist ein zweischneidig vnd durchtringend schwert, vnd als ein hamer, Ga naar margenoot+ der alles zermahlen, ein fewr, das alles erwärmen, ein regen, der auch das allerhartest vnd zumal vertrucknet erdtreich erweichen vnd feuchtigen, Ga naar margenoot+ vnd ausz steinen hertzen weiche, vnd Busz fertige hertzen machen kan: Ga naar margenoot+So ist zum zweiten sehr nutz, rathsam, vnnd nothwendig, das die zauberische personen mit Gottes wort offt vnd vilfeltig ires stands vnnd gefahr erinnert, vnnd sunst von sich selbsten dahin bewegt vnd bewehnet werden, das sie fleissig zur ordenlicher predig erscheinen; vnd die ordenliche Seelsorger vnd Pfarrherren neben anderen offt vnd mit bestendigen Argumenten, auf der Cantzel tractiern, was für ein grewliche Sünd die Zauberey vnd teuffels künsten seien, vnd in was Sünd sie gerathen, vnd was straff sie zugewarten, da sie nicht bey zeiten ablassen, Busz vnd penitentz thun: vnnd also nicht allein die noch vnschuldigen warnen, sondern auch die schuldigen schrecken, vnd zur besserung bewe | |
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gen, vnd zur gnaden, da sie sich ernstlich vnd bey zeiten bekeren wöllen, antasten. Daher auch der Ga naar margenoot+ Landt vnd Ertzzauberer Simon, durch die predig des H. Philippi letzt bewegt vnnd zur Busz bekehrt worden. 3. Neben solchen mitteln, ist auch eins nicht Ga naar margenoot+ das geringst, ja wol respectiuè, kräfftigst, das die zauberische bekante personen, von hoher vnd gebürlicher Oberkeit mit der Justitia angegriffen, gefenglich eingezogen vnd nach gelegenheit gestrafft werden. Dann wie die hilige Schrifft bezeuget, vexatio dat intellectum. Straff macht witzig, vnnd das mit vilen Exempel leicht zuerweisen, Ga naar margenoot+ vnnd ausz heiliger Schrifft genugsam kündig ist. Insonderheit aber dienet hieher das Exempel des Königs Manasse, vnd beweiset solches handtgreifflich. Dann der sonst je jenger je ärger vnd durch keine anmanung vnd bedrewung von Gott, vnd Gottes wegen geschehen, bekehret, noch gebessert ward. Der ist letzt, da er von den Assyrien gefangen, gefänglich hingeführt, vnd eingezogen, daselbst gequelt vnd gegeiniget vnd vbel geplaget ward, im gefengnusz erleucht, vnd zu erkantnusz seiner Sünden vnd Busz bewegt, vnd Gott vmb gnad zubitten angezündet, vnd getriben worden, wie oben im 5. Capittel Ga naar margenoot+ ausz dem zweiten Buch der Kön: Cronicken erwisen. Ebner massen bezeugts auch die tägliche erfahrung, vnnd vnleugbarer augenschein, das | |
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die Zauberer vnnd Zauberische Personen, die sunst nicht bekennen, noch darfür gehalten seyn wöllen, auch zuuor nit einmal villeicht an Busz vnd besserung gedacht, alsbald sie in die handt der iustitiae vnnd hoher Oberkeit kommen, gefenglich eyngezogen vnd etwas scharpff gefraget vnd angegriffen, vnd sonst bedrewet werden, bald anders gesinnet, vnd offtmaln von grund des hertzens bekehrt, vnnd zu rechtgeschaffener Busz vnd besserung bewegt werden. Vnnd das nicht allein, wegen der pein, vnd straff, die sie erfaren, oder erwarten: Sondern auch, weil der teuffel alsbald sie in die handt der iustitiae, vnd Ga naar margenoot+ ordentlicher Obrigkeit seyn, nicht alsolchen gewalt an inen hat, als zuuorn, vnd derwegen sie also seines gefallens zum bösen zu treiben, noch am guten vnd besserung zubehindern kein macht hat, vnnd derhalben alsolche miszthätige Personen alszdann balder zu erkantnusz ihrer sunden, zu betrachtung Gottes, zu gnaden, vnnd zu besserung ihres lebens, zuuermeldung ewiger verdamnusz gerathen. Dieweil die Obrigkeit von Gott ist, vnd also sie eben als in Gottes gewalt, vnd etlicher massen ausz des teuffels macht gerissen seyn, vnd besz zeit vnd zil an Gott und sein genad zy dencken bekommen, da sie, ehe vnd zuuorn, vom teuffel kein rew noch rast gehabt. Da Ga naar margenoot+ dann zu solchem ordenlichen mittel, auch, als sie gefänglich eyngezogen, gute ermahnung, tröstung vnd erinnerung Gottes worts, vnd gnaden, zorn vnd straff, &c. von Gottesförchtigen, | |
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vnd beuorab geistlichen personen vnd Kirchendienern erfolget, ist vngezweiffelt, das, da nicht alle, gleichwol vil wider gewunnen, vnd ausz des teuffels gewalt gerissen, vnd das sie rew vnd leid irer sünd haben, Christlich püssen vnd beichten, vberredt vnd bewegt werden. |
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