De Zeventiende Eeuw. Jaargang 10
(1994)– [tijdschrift] Zeventiende Eeuw, De– Auteursrechtelijk beschermd
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Die holländischen Komödianten im Schweden des 17. Jahrhunderts
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holm. Bis Ende 1699 folgt dann ein Strom von hauptsächlich holländischen und deutschen Komödianten. Zu dieser Zeit bekam eine französische Hoftruppe auf lange Zeit das Theatermonopol in der Stadt, und die Wanderkomödianten wurden ausgesperrt.
Von dem bunten Treiben der Wanderkomödianten im Stockholm des 17. Jahr- | |
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hunderts könnte vieles erzählt werden. An dieser Stelle will ich aber nur die holländische Wanderbühne etwas ausführlicher behandeln - unbestritten ein sehr wichtiges Kapitel in der schwedischen Theatergeschichte. Für diesen Teil der Geschichtsschreibung waren Ben Albachs Monographie uber Jan Baptist van Fornenberghs Gesellschaft, Langs kermissen en hoven. Ontstaan en kroniek van een Nederlands toneelgezelschap in de 17de eeuw (Zutphen 1977), und Willem Schickx' gründliche Studien über die Tätigkeit der Wandertruppen in den spanischen Niederlanden von allergrößter Hilfe. In erster Linie will ich jedoch hier meine eigenen Ergebnisse hervorheben: die wichtigsten Resultate meiner Prüfung des schon bekannten Materials und die hinzugekommenen schwedischen Quellen. Die Darstellung muß sowieso sehr übersichtlich sein.Ga naar eind2. | |
Die holländischen WanderkomödiantenDie Niederlande hatten schon im Mittelalter und im 16. und frühen 17. Jahrhundert Wanderkomödianten, die das Publikum mit Gaukelei, Akrobatik und wahrscheinlich auch mit Theaterstücken auf provisorischen Bühnen belustigten. Ihre Vorführungen haben aber nur wenige Spuren hinterlassen. Man vermutet, daß sie nicht sehr verbreitet waren. Als sich das Rederijker-Theater gegen Mitte des 17. Jahrhunderts in Amsterdam - und nachher im Haag - zu einem berufmäßigen Theater entwickelte, bekam Holland endlich eine lebenskräftige, einheimische Wanderbühne. Dieses wird meistens den englischen Komödianten zugeschrieben. Holländische Komödianten waren früh bei den Engländern in der Lehre, und allmählich wurden auch rein holländische Theatertruppen nach englischem Muster gebildet. Die holländischen Wandertruppen standen in enger Beziehung zum Stadttheater Amsterdams. Wanderkomödianten wurden häufig bei der Amsterdamer Schouwburg angestellt, und Schauspieler des festen Theaters schlossen sich ihrerseits oft Wandertruppen an. Die Tätigkeit der Wandertruppen in Holland ist nur teilweise untersucht worden. Schon J.A. Worp, der in seiner großen drama- und theaterhistorischen Übersicht, Geschiedenis van het drama en van het tooneel in Nederland (1904 - 1908), vereinzelte Angaben präzisiert, kann feststellen, daß die holländischen Stadtarchive wenig ergiebig sind. Wegen der Maßnahmen der theaterfeindlichen Kalvinisten durften die Komödianten vermutlich nur selten innerhalb der Stadtgrenzen spielen. Auch das Ausland lockte die holländischen Komödianten. Schon im 16. Jahrhundert stößt man auf niederländische Komödianten in Rechnungsbüchern und Magistratsprotokollen in Wien, wahrscheinlich französisch- oder deutschsprachige Schauspieler aus den südlichen Niederlanden, wo das Theater im 16. Jahrhundert blühte.Ga naar eind3. Erst gegen Ende der 40er Jahre des 17. Jahrhunderts können Berufsschauspieler aus den nördlichen Provinzen im Ausland nachgewiesen werden. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts finden sich holländische Komödianten in ganz Nordeuropa, vor allem aber in Flandern, Norddeutschland und Skandinavien, d.h. auf dem Sprachgebiet wo Holländisch/Niederdeutsch gut verstanden wurde. Die Tourneen in Europa fielen meistens mit den Kriegsperioden der Republik zusammen, als das Theater von den Behörden als unliebsam angesehen und manchmal verboten wurde. | |
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Die bekanntesten und wahrscheinlich auch bedeutendsten holländischen Wandertruppen wurden von Jan Baptist van Fornenbergh, einem häufigen Besucher an den königlichen Höfen in Schweden, und einigen seiner Nachfolgern geführt, die Leiter der Haager Bühne waren. Jacob Sammers, der 1682 die Direktion des Haager Theaters übernahm, spielte in den 70er und 80er Jahren in Flandern, Brabant und dem Baltikum und besuchte auch Schweden. Ein dritter Truppenleiter von Bedeutung war Jacob van Rijndorp d.J., der 1690 zusammen mit Jan Noseman die Haager Schouwburg übernahm. Rijndorp, dessen Vater wie auch die Eltern Nosemans Fornenbergh auf seinen Reisen begleitet hatten, ging in den 90er Jahren in Deutschland und den spanischen Niederlanden mit seiner Truppe auf Tournee. Im Jahre 1703 spielte die Gesellschaft u.a. in Kopenhagen. Stockholm lag jetzt außerhalb der Interessensphäre der Wanderkomödianten. Dort hatte Rosidors französische Truppe seit mehreren Jahren das Theatermonopol inne. | |
George Jolly und seine holländischen KomödiantenEiner der bekanntesten - und zugleich letzten - Vertreter der englischen Prinzipale auf dem europäischen Festland war George Jolly, oder Joris Jollifus wie er sich auf seinen Reisen zu nennen pflegte. Um 1640 scheint Jolly der Truppe des Prinzen von Wales im Fortune-Theater in London angehört zu haben. Der Bürgerkrieg in England und das Theaterverbot der Puritaner 1642 - 1660 zwangen ihn, ins Ausland zu gehen.Ga naar eind4. Im März 1649 taucht Jolly mit einer Theatertruppe in Köln auf. Aus seinem Gesuch um Spielgenehmigung geht hervor, daß er früher in England, den Niederlanden und Deutschland aufgetreten ist. Im Oktober und November brachte sich Jolly wahrscheinlich in Bremen wieder in Erinnerung. Eine anonyme englische Komödiantentruppe gab hier ein Schauspiel über die zu Beginn des Jahres vollzogene Hinrichtung Karls I. von England. Im Dezember 1649 waren Jolly und seine Gesellschaft in Stockholm. ‘Joris Jollifoos, Inglish Comedant’ bestätigt hier den Empfang einer Geldsumme aus den Mitteln der Königinwitwe Maria Eleonora für ein Schauspiel und die Errichtung einer Bühne.Ga naar eind5. Wahrscheinlich hat die Vorstellung im Reichssaal auf dem königlichen Schloß stattgefunden. Jollys Truppe gab vermutlich auch öffentliche Vorstellungen im Gildensaal der Stadt, wo sie anscheinend noch zu Beginn des folgenden Jahres spielte.Ga naar eind6. Sichere Nachweise über Jollys Gefährten, Repertoire und Bühne fehlen aus dieser frühen Periode. Wahrscheinlich hatte der Engländer hauptsächlich holländische Schauspieler in seinem Gefolge. Als er 1652 in Frankfurt am Main auftrat, hob er nämlich selbst hervor, daß er kürzlich seine holländischen Akteure durch hochdeutsche Schauspieler und Schauspielerinnen ersetzt hätte. Die Identität von Jollys holländischen Begleitern ist u.W. bislang nicht geklärt worden. Es liegt aber nahe, an den jungen Jan Baptist van Fornenbergh und seine Gefährten zu denken, die gerade Ende der 40er Jahre auf Tournee gingen. Haben diese nachmaligen schwedischen Hofkomödianten schon 1649 Stockholm besucht? Im Herbst 1649 befanden sich die Fornenbergher tatsächlich in Norddeutschland, genau wie vermutlich Jollys Gesellschaft. Im großen und ganzen scheinen die beiden Truppen jedoch um die betreffende Zeit getrennte Wege gegangen zu sein.Ga naar eind7. | |
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Die Fornenbergher in Schweden 1653Erst im Jahre 1653 befand sich u.W. eine rein holländische Wandertruppe in Schweden. In einem Brief vom 25. Mai erzählt der junge Hofmann Johan Ekeblad, daß Königin Christina am vorhergehenden Abend ein Schauspiel von holländischen Komödianten gesehen hätte.Ga naar eind8. Ekeblads Notiz war den Theaterhistorikern schon im 19. Jahrhundert bekannt. Die Identität der Truppe wurde jedoch erst 1936 vom deutschen Theaterhistoriker Herbert Junkers erörtert. Wie Junkers vermutet, handelte es sich um Jan Baptist van Fornenberghs Gesellschaft.Ga naar eind9. Daß er recht hatte, beweisen ihm unbekannte schwedische Quellen. Im Frühjahr 1647 bildeten Jan Baptist van Fornenbergh, Jillis Noseman, Trial Parkar, Abraham Sybant und Salomon Fino eine Wandertruppe. Die Schauspieler waren noch sehr jung. Sie hatten aber schon reiche Theatererfahrungen, u.a. aus Amsterdams Schouwburg und der englischen Komödiantenbühne. In den folgenden Jahren traten die Fornenbergher hier und da in der Heimat auf. Sie zogen aber auch in die Fremde. 1648 - 1649 befanden sie sich am Hof Leopold Wilhelms von Österreich in Brüssel, und im Herbst 1649 spielten sie wahrscheinlich in Holstein-Gottorf und Hamburg. Am 16. Juni 1653 wurde an die holländischen Komödianten, die vor der Königin Christina in Stockholm gespielt hatten, eine Geldsumme ausgezahlt. Eine restliche Summe ließen sich die Schauspieler am 20. September auszahlen. Diese Transaktion wurde von Trial Parkar bestätigt.Ga naar eind10. Von der Tätigkeit der Holländer 1653 in Stockholm ist sonst nichts bekannt. Höchstwahrscheinlich gaben sie aber auch öffentliche Vorstellungen im Zunfthaus der Stadt. In jenem Jahr wurde nämlich der Gildensaal, der bisweilen von Wanderkomödianten genutzt wurde, von holländischen Schauspielern gemietet.Ga naar eind11. Von Mitte Juni bis Ende Juli befanden sich die Fornenbergher am Hof der Königinwitwe Maria Eleonora auf dem Schloß Nyköpingshus, ca. 100 Kilometer südwestlich von Stockholm. Ihre Schauspiele sollten in erster Hand eine von Maria Eleonora veranstaltete aristokratische Hochzeit krönen. Die Vorführungen gefielen jedoch der Königinwitwe so, daß das Engagement entschiedend verlängert wurde. Möglicherweise spielten die Holländer im Ballhaus neben dem Schloß. Sichere Auskünfte über ihren Aufenthalt auf Nyköpingshus geben nur Maria Eleonoras Hofstaatrechnungen.Ga naar eind12. Daraus geht u.a. hervor, daß die Truppe aus vierzehn Schauspielern und Musikern bestand: Trial Parkar und Dirk Kalbergen, die das Geld quittierten, und vermutlich auch Jan Baptist van Fornenbergh, Jillis Noseman und dem Musiker Rochus Coenraad Eekhout sowie den Ehefrauen der Komödianten. Noseman hatte Anfang des Jahres in Hamburg die Taufe eines Kindes der Ehegatten Eekhout bezeugt und war demnach mit ihnen auf Reisen. Adriana van den Bergh-Noseman, Susanna Eekhout und Elisabeth Kalbergen traten zwei Jahre später als erste Frauen in Amsterdams Schouwburg auf. Sie waren wahrscheinlich auch die ersten Berufsschauspielerinnen, die je in Schweden gespielt hatten. Anfang August findet man Trial Parkar nochmals in Maria Eleonoras Hofstaatrechnungen.Ga naar eind13. Diesmal empfing er eine Geldgabe für eine ‘Aufwartung’ der Königinwitwe auf dem Schloß Ulvsunda bei Stockholm. Ein paar Tage vorher wurde | |
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auch dem ‘Comaedianten Pickelhering’ (Parkar? Noseman?) eine Geldsumme für die Reise von Ulvsunda nach Stockholm ausgezahlt, ein erstes Zeichen dafür, daß sich die Fornenbergher die Pickelhering-Figur zu eigen gemacht hatten. Ende September befanden sich die Holländer, wie schon erwähnt, in der Hauptstadt.Ga naar eind14. Dort blieben sie aber vermutlich nicht lange. Seit August grassierte hier die Pest. Die königliche Familie verließ die Stadt, und Theatervorstellungen und andere öffentliche Zusammenkünfte wurden wahrscheinlich bald wegen der Ansteckungsgefahr verboten. | |
Die Fornenbergher als königliche Hofkomödianten 1666 - 1667Im Jahre 1654 entsagte Königin Christina dem schwedischen Thron. Während der kurzen und von Krieg geschüttelten Regierungszeit ihres Nachfolgers, Karls X. Gustav, erlebte das Theater in Stockholm eine Periode des Rückgangs. Nach dem unerwarteten Tod des Königs 1660 wurden die Friedensschlüsse beschleunigt. Die Wanderkomödianten strömten bald wieder herbei, und ein neues, reiches Kapitel in der Theatergeschichte Schwedens begann. Der neue König, Karl XI. (1655 - 1697), der noch ein Kind war, wurde von seiner Mutter, Hedwig Eleonora von Holstein-Gottorf, im Geiste des Theaters erzogen. In der ersten Hälfte der 60er Jahre war am Hof eine deutsche Truppe angestellt. Auch die Holländer brachten sich bald wieder in Erinnerung. Einige Puppenspieler unterhielten den jungen König im September 1665 auf dem Stockholmer Schloß. Ihre Besoldung wurde Anfang Oktober auf Holländisch quittiert. Leider ist die Unterschrift schwer zu deuten.Ga naar eind15. Möglicherweise wurden die Puppenspieler jedoch von Franciscus Bossier geleitet. Dieser spielte im Oktober 1667 mit seinen Mitarbeitern am schwedischen Hof.Ga naar eind16. Bossier war vermutlich mit dem Puppenspieler ‘Francischus Hollender’ identisch, der 1671 in Dänemark agierte.Ga naar eind17. Zwischen den Gastspielen der Puppenspieler 1665 und 1667 schrieben die Fornenbergher in Stockholm Theatergeschichte. Nach ihrem Aufenthalt in Schweden 1653 hatten sie sich im Haag etabliert. Die Haager Bühne stand in bestem Ruf und war ein ernstzunehmender Konkurrent der Schouwburg Amsterdams. Die Truppe hatte aber keineswegs das Wanderleben an den Nagel gehängt. Im Herbst 1664 bereitete sie sich auf eine neue, mehrjährige Tournee in Europa vor. Im Februar 1666 trafen die Holländer in Kopenhagen ein, wo sie von Friedrich III. und Königin Sofie Amalie protegiert wurden.Ga naar eind18. Im April fuhren sie mit dem Schiff des dänischen Königs nach Stockholm weiter. In Stockholm eröffneten die Fornenbergher ihr Theater ‘im Ballhaus’, wahrscheinlich im kleinen Ballhaus gegenüber dem königlichen Schloß, das gelegentlich als Theater genutzt wurde.Ga naar eind19. Im Ballhaus ließ man eine Galerie für den jungen König und seine Mutter einbauen.Ga naar eind20. Anscheinend schätzte die königliche Familie die holländischen Schauspieler. Als Zeichen der Anerkennung ließ die Königinwitwe dem Kind von Salomon Fino ein Patengeschenk und der Truppe eine größere Geldgabe überreichen.Ga naar eind21. Am 10. Juli kam ein neues, bedeutsameres Zeichen der Billigung von höchster Stelle. Die Truppe Fornenberghs wurde vom Regentschaftsrat Karls XI. in Dienst genommen und verpflichtete sich, einmal im Jahr am Hof in Stockholm mit ‘Co- | |
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mediespielen’ aufzutreten. Dafür sollte jährlich ein vereinbarter Geldbetrag reserviert werden.Ga naar eind22. Weiterhin konnten die Fornenbergher auf ihren Theaterzetteln mit dem Wappen des königlichen Hauses protzen. (Siehe S. 326). Die Fornenbergher blieben diesmal über ein Jahr in Schweden. Aus den ‘Zehrrechnungen’ des Hofes ist ersichtlich, daß der junge König im Herbst häufig ihre Vorstellungen besuchte, manchmal viermal in der Woche.Ga naar eind23. Ansonsten ist über die Tätigkeit der Komödianten wenig bekannt. Die Gesellschaft verbesserte aber unermüdlich ihre Stellung in Stockholm. Am 25. Februar 1667 konnte sie eine eigene, feste Bühne im ehemaligen Löwenzwinger der Königin Christina an der Südseite des Schlosses eröffnen, den beiden Ballhäusern gegenüber. Das Theater im ‘Leeuwenkuil’, das anscheinend bis zum Abri' des feuergefährlichen Löwenzwingers im Herbst 1689 benutzt wurde, war u.W. die erste, feste Bühne in Schweden. (Siehe S. 323). Bei der Einweihung des neuen Theaters spielten die Holländer die Tragikomödie Orondaat en Statira, vermutlich eine Bearbeitung von Jean Magnons Tragikomödie von 1648. Aufgeführt wurde auch ein noch im Druck erhaltenes Gelegenheitsstück von Hendrik Jordis, Stockholms parnas, ofte Inwijdingh van de konincklijcke schouburg. In sechs kurzen, mythologisch-allegorischen Auftritten werden hier Stockholm und das königliche Haus gelobt, weil sie die Künste förderten und das schauderhafte Gefängnis des Löwen in ein Theater verwandelt hatten.Ga naar eind24. Jordis, dessen Identität den Theaterhistorikern bisher unklar war, war ein holländischer Dichter aus dem Freundeskreis um die Künstlerfamilie Ter Borch. Um 1660 machte Jordis der Gesina Ter Borch mit mehreren, noch erhaltenen Gedichten den Hof. In einem von der jungen Künstlerin zusammengestellten Album befindet sich auch ein zweites Theaterstück von seiner Hand, Gooden pleijdt, ofte Triomphe der schilderconst over de doodt.Ga naar eind25. Überraschend taucht der Name Hendrik Jordis 1667 in den Baurechnungen des Stockholmer Komödiantenhauses auf, anscheinend als Lieferant von Baumaterialien.Ga naar eind26. Die holländischen Hofkomödianten waren bis Ende Mai 1667 im Löwenzwinger tätig, allerdings ohne viele Spuren zu hinterlassen. In einem Schreiben an Karl XI. im Mai teilt Fornenbergh mit, daß die Truppe Stockholm nach Ablauf des Monats verlassen will, nachdem sie dem König über ein Jahr ‘unterschiedtliche Comoedien, Tragedien, Balletten, undt andere dergleichen Ergötzligkeiten’ vorgeführt hatte. Der Prinzipal bat um die Rückerstattung der Ausgaben für die Bühne, die auf königlichen Befehl gebaut worden war. Die beigelegten Handwerkerrechnungen sind von Jillis Noseman, Jacob van Rijndorp und dem sonst unbekannten Jan Wouters bescheinigt worden.Ga naar eind27. Anfang Juni ließ sich Jillis Noseman in der Zahlkammer die betreffende Summe und das Entgelt für die Schauspiele der Truppe auszahlen.Ga naar eind28. Zur gleichen Zeit quittierten er und Trial Parkar eine große Verehrung aus den Mitteln Hedwig Eleonoras.Ga naar eind29. | |
Zurück in den Löwenzwinger 1672 - 1673Trotz der Vereinbarung mit dem Regentschaftsrat 1666 scheint es lange gedauert zu haben, bis die Fornenbergher nach Stockholm zurückkehrten. Die Theaterverbote in Holland während des Krieges mit Frankreich 1672 - 1678 trieben sie je- | |
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doch wieder ins Ausland. Im Juni 1672 spielte die Truppe vermutlich in Hamburg, wo eine Tochter Fornenberghs bei der Taufe eines Noseman-Kindes Patin stand. Es wurde lange angenommen, daß die Fornenbergher noch zu Beginn des Jahres 1674 in Norddeutschland tätig waren. Aus zahlreichen schwedischen Quellen geht aber hervor, daß sie sich im Sommer 1672 nach Stockholm begaben, um bis Januar 1673 dort zu bleiben.
Im Juli 1672 wurden eilige Reparaturarbeiten im Löwenzwingertheater am Stockholmer Schloß ausgeführt.Ga naar eind30. Ab der letzten Woche im Juli bis Ende Dezember wurden dann aus dem Vorrat des königlichen Schlosses Talglichter und Fackeln für die Vorstellungen geliefert - oft mehrmals in der Woche. Bei der ersten Vorstellung im Juli war der König selbst zugegen.Ga naar eind31. Im September wurde die Tochter des Komödianten Jacob, Hedwig Eleonora, in der Hofgemeinde getauft, vielleicht ein Kind von Jacob van Rijndorp, der im Jahre 1666 der Fornenbergschen Truppe angehört hatte. Zur gleichen Zeit verehrte die Königinwitwe den Komödianten ein Patengeschenk.Ga naar eind32. Im Herbst 1672 war Stockholm Treffpunkt außergewöhnlich vieler Leute. Der Reichstag war Ende August einberufen worden, um den Regentschaftsrat aufzulösen und die Regierung dem siebzehnjährigen König zu überlassen. Der Tag des Regierungsantrittes und die damit zusammenhängenden Festlichkeiten wurden immer wieder verschoben. Am 18. Dezember wurde Karl XI. endlich im Reichssaal des Schlosses vom Reichsrat und Reichstag als regierendem König der Treueid geleistet. Am folgenden Tag fanden ein prachtvoller Aufzug und ein Ringrennen statt, und am 20. Dezember schloß der Reichstag mit einem Festmahl im Reichssaal. Auch Jan Baptist van Fornenbergh brachte dem volljährigen Karl XI. seine Huldigung dar. In einem gedruckten Gedicht lobt er den jungen König und dankt der königlichen Mutter für ihre erzieherische Mühe.Ga naar eind33. Leider geben die zehn Strophen keine Auskunft über die Tätigkeit der holländischen Hoftruppe. Wann | |
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und wie Fornenberghs Geluck-Wensing an Karl XI. vermittelt wurde, ist ungewiß. Es liegt die Vermutung nahe, daß man die Huldigung während einer Theatervorstellung zu Ehren des Königs vorgetragen hat. Von einer Festvorstellung der Hofkomödianten ist aber nirgends die Rede. Gerade in der Festwoche im Dezember fehlt jede Notiz von Lieferungen der Lichter und Fackeln an das Löwenzwingertheater. Vielleicht waren die Komödianten gerade zu dieser Zeit zu anderen theatralischen Aktivitäten engagiert.
Im Dezember waren die Fornenbergher dabei, Stockholm zu verlassen. Schon am 4. Dezember wurde das Kammerkollegium aufgefordert, den Komödianten die Besoldung für den langen Besuch auszuzahlen - doppelt so viel als die 1666 verabredete Summe.Ga naar eind34. Nach einem Protokoll vom 3. Januar 1673 fehlte aber das Geld, und es ist unklar, wie das Problem gelöst wurde.Ga naar eind35. Es ist dagegen aber bekannt, daß die Holländer noch einmal von Hedwig Eleonora reichlich belohnt wurden. Entsprechend den Kellerrechnungen der Königinwitwe wurden über Weihnachten und Neujahr fast jeden Tag Getränke an die Komödianten ausgeschenkt.Ga naar eind36. Am 30. Dezember verehrte ihnen Hedwig Eleonora wieder ein Patengeschenk und später eine größere Geldsumme, deren Empfang am 21. Januar von Jillis Noseman und Trial Parkar bestätigt wurde.Ga naar eind37. Im März 1673 befanden sich die Fornenbergher in Norddeutschland, wo sie vermutlich bis zum Sommer 1674 blieben. Im Laufe des Jahres 1673 wurden drei Komödiantenkinder in Altona begraben und im November der weitgereiste Trial Parkar. Trotz allem trat die Truppe über Weihnachten und Neujahr auf dem Schloß Got- | |
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torf auf. Danach spielte sie in Kiel, Schleswig und Hamburg. Im Juni - Juli 1674 befanden sich die Holländer in Lübeck, und von dort begaben sie sich wieder nach Stockholm. | |
Fornenberghs letzter Besuch in StockholmEnde Juli 1674 reparierte man nochmals das Komödiantenhaus im Löwenzwinger, und Talglichter wurden für die Vorstellungen geliefert.Ga naar eind38. Anfang August war Fornenberghs Theater nachweislich wieder in Betrieb. Der Beginn von Fornenberghs Besuch fiel mit der Ankunft des Herzogs Christian Albrecht von Holstein-Gottorf und seiner Familie bei ihren königlichen Verwandten in Schweden zusammen. Ob die Komödianten, die seit den 40er Jahren am Holstein-Gottorfschen Hofheimisch waren, zu den Gefolgsleuten des Herzogs gehörten, ist aber ungewiß. Der herzoglichen Familie wurde in Stockholm viel geboten, u.a. Theater. Ein italienischer Reisender, Lorenzo Magalotti, erzählt von einer Vorführung der holländischen Truppe im Löwenzwinger. Leider interessiert er sich nur für die Placierung der Ehrengäste.Ga naar eind39. Der dänische Gesandte, Christopher Lindenow, berichtet später, daß zu Ehren der hohen Besucher täglich Schauspiele im Komödiantenhaus gegeben wurden. Ende September verließen die holsteinischen Gäste Stockholm. Die Fornenbergher blieben dagegen über Neujahr, und nach Lindenow besuchte der König auch weiterhin ihr Theater.Ga naar eind40. Im November ließen die Komödianten ein paar Gedichte zum Geburtstag des Königs drucken, die jeden Zweifel an ihrer Identität beseitigen: Geluck-wenschingen op de heerlijke herschijninge van het groote verjaar-feest des grootmachtigste Koningl. Majest. Carolus de XI.Ga naar eind41. In einem kurzen Poem erinnert Fornenbergh ganz allgemein an die Bestrebungen Karls XI. und Hedwig Eleonoras für das Theater. Interessanter ist das vorangehende kleine Schauspiel von Harmanus Koning, wo ein Dichter und allerlei allegorische Gestalten den König und die Königinwitwe als Beschützer der schönen Künste preisen. Die Bühnenanweisungen deuten daraufhin, daß das Stück für die Bühne bestimmt war. U.a. rechnet der Verfasser mit dem Zugang zu einem Wolkenwagen. Er setzt auch die Anwesenheit Karl XI. und Hedwig Eleonoras bei der Vorführung voraus. Wenn Apollo dabei ist, die Bühne zu verlassen, bittet nämlich dieser die königlichen Hoheiten um Entschuldigung: ‘Mijn Zust'ren, laat ons weer langs deze Hemel-Baan (Met 't Koninglijk Verlof) na 't hoogh Parnassus gaan’. Wahrscheinlich gehörte der nachmals berühmte Amsterdam-Akteur Harmanus Koning noch der Truppe an. Im Herbst 1673 hatte sich Koning in Holstein-Gottorf mit geliehenem Geld von den Fornenberghern getrennt. Es wird bislang vermutet, daß er nach einem gerichtlichen Verfahren im Frühling 1674 seinen eigenen Weg gegangen ist.Ga naar eind42. Auch diesmal engagierte sich Hedwig Eleonora stark für die holländischen Komödianten. Im August - September, als die Lichterlieferungen an das Komödiantenhaus zeitweilig aufgehört hatten, kommen die Schauspieler noch einmal in ihren Kellerrechnungen vor.Ga naar eind43. Wahrscheinlich befanden sie sich auf einem der Schlösser der Königinwitwe, vielleicht auf Drottningholm. Am 1. Dezember wur- | |
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de ‘des Komödianten Johann Baptista kleiner Sohn Carl’ in der Hofgemeinde von Hedwig Eleonoras Hofprediger, dem Dichter Haqvin Spegel, getauft. Kurz vorher hatte die Königinwitwe dem Komödiantenkind das übliche Patengeschenk verehrt.Ga naar eind44. Nach den ersten zwei Wochen des neuen Jahres hörten die Lichterlieferungen an das Komödiantenhaus für lange Zeit auf. Schon vor Weihnachten hatten sich die Fornenbergher auf ihre Abreise eingestellt. Am 22. Dezember wurde ‘Eine Recommendation vor dem Comoedianten Johan Baptista’ von Karl XI. ausgefertigt.Ga naar eind45. Der König ersuchte die Vertreter verschiedener Behörden und fürstlicher Höfe in den schwedischen Provinzen und im übrigen Europa dringend, ‘daß Sie ermelten Johan Baptista in allem demjenigen worunter er der Assistence benötiget und Sie ansuchen mochte, unsertwegen alle geneigte Beforderung und Hülffe erweisen und bezeigen’. Gerade von diesem Schreiben war offenbar im Hamburger Rat die Rede, als Fornenbergh im März 1675 um Spielgenehmigung in der Stadt ersuchte.Ga naar eind46. Die Auszahlung der Vergütung für das Gastspiel in Stockholm war auch diesmal mit Schwierigkeiten verbunden. Die ersten Vorbereitungen dazu wurden schon im November getroffen.Ga naar eind47. Die mangelhaften Quellen deuten jedoch auf Probleme hin, und es ist unbekannt, ob die Komödianten je ihr Geld bekamen. Hedwig Eleonora entsagte sich dagegen nicht. Mitte November ließ sie nochmals einen großen Betrag an Fornenbergh auszahlen.Ga naar eind48. Fornenbergh war bis 1681 als Theatermann tätig. Nach Stockholm kehrte er aber anscheinend nie wieder zurück. Vermutlich ruhte das Komödiantentheater in den Jahren 1675 - 1679. Schweden stand zu dieser Zeit im Krieg, u.a. mit der niederländischen Republik. Karl XI. befand sich die meiste Zeit im Felde, und das Hofleben in der Hauptstadt war gemäßigt. Man muß sogar damit rechnen, daß die Wanderkomödianten ausgesperrt waren - wenigstens die Vertreter der feindlichen Staaten. | |
Holländische Komödianten in Stockholm 1681 - 1695Im Jahre 1681 wurde der 1679 geschlossene Friede mit Holland ratifiziert. Jetzt strömten die holländischen Komödianten wieder nach Schweden. Die erste Truppe meldete sich schon im Sommer 1681 in Stockholm an. Ihre Tätigkeit in der Hauptstadt ist nur dank einem Bericht des holländischen Gesandten, Christiaan Constantijn Rumpf, bekannt.Ga naar eind49. Am 11. Juni erzählt Rumpf, daß eine holländische Komödiantentruppe aus Dänemark gekommen sei und täglich vor einem großen Publikum in Stockholm spiele. Die Komödianten hatten angekündigt, daß sie eine Tragödie über die Ermordung der Brüder Johann und Cornelis de Witt im Haag 1672 zu spielen beabsichtigten. Die Vorstellung des politisch strittigen Stückes wurde jedoch verhindert. Stattdessen versprachen die Komödianten dem Publikum ein von dem erschlagenen Johan de Witt verfaßtes Schauspiel. Die Identität der holländischen Schauspieler ist unbekannt geblieben. Möglicherweise waren sie mit den holländischen Seiltänzern Johann und Heinrich von Göbel (oder Gebel) identisch, die Anfang Juli 1681 auf dem Stockholmer Schloß eine Verehrung für ihr Lustspiel und den Seiltanz empfingen.Ga naar eind50. Die beiden ‘Ge- | |
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brüder von Amsterdam’ sind schon 1679 in Dresden nachgewiesen worden.Ga naar eind51. Anfang 1690 waren sie zusammen mit dem holländischen Seiltänzer Christopher Dahm im südlichen Norwegen auf Tournee. Dahm beklagt sich dort darüber, daß sich sein Schwager, Heinrich von Göbel, von der Truppe getrennt hat. Jetzt konkurrierten dieser und Mattias Glückspatter ( = Mattias mit dem Glückspott?) ohne Genehmigung der Behörden mit den alten Kompagnons.Ga naar eind52. Die Gebrüder Göbel verschwinden u.W. danach aus der Theatergeschichte. Seit wann sie mit Dahm zusammenarbeiteten ist nicht geklärt. Dahm war den Stockholmern zumindest seit August 1689 als Seiltänzer bekannt. Er leitete wahrscheinlich auch die holländischen Komödianten, die 1691 in Stockholm auftraten. Im Jahre 1695 ist Dahm dort jedenfalls wieder als Seiltänzer tätig. Zwei Jahre später taucht er in Göteborg auf. Nach einem Besuch in Berlin 1702 - 1703, wo er mit seinen zwei kleinen Kindern spielte, war Dahm 1706 in Uppsala. Ein paar Monate später trat er vermutlich in Stockholm auf. Das letzte bekannte Lebenszeichen stammt aus Göteborg 1708.Ga naar eind53. Am 16. Juni 1685 versprach eine holländische Komödiantentruppe, eine Geldsumme an die Armenpflege in Stockholm zu zahlen.Ga naar eind54. Vermutlich handelte es sich diesmal um Jacob Sammers' Gesellschaft. Sammers hatte nach Fornenberghs Rücktritt die Leitung des Haager Theaters übernommen. Bald ging er aber mit seiner Truppe in Nordeuropa auf Tournee, wo sein Name 1684 - 1689 gelegentlich in den Akten vorkommt. Daß er auch Schweden besuchte, ergibt sich aus einem undatierten Gesuch um Spielgenehmigung in Danzig. Hier weist Sammers darauf hin, daß seine Truppe mehrere Monate am Hof des schwedischen Königs gespielt hätte.Ga naar eind55. Auf einem Theaterplakat 1687 aus Hamburg, das wahrscheinlich von Sammers' Gesellschaft herrührt, nennt sich die Truppe ‘Compagnye Comedianten Van Zijn Koningl. Majest. Van Sweden’. Im Frühling 1691 sah die Königinwitwe Hedwig Eleonora mehrere Vorstellungen einer neuen holländischen Theatertruppe und traf danach Vorkehrungen für ihre Besoldung. Am 4. April wurde der Betrag von Manuel Parera quittiert.Ga naar eind56. Parera hatte früher einige Zeit mit Fornenbergh und wahrscheinlich auch mit Sammers zusammengearbeitet. Jetzt war er dabei, Stockholm zu verlassen. Schon im Mai befand sich seine Truppe in Riga, wo sie dank Sigrid Gyllenstierna, der Ehegattin des schwedischen Generalgouverneurs in Livland, bis Ende September spielen durfte.Ga naar eind57. | |
Die holländischen Bühnen in StockholmÜber die bühnentechnischen Anordnungen der holländischen Komödianten im Stockholmer Zunfthaus und auf den königlichen Schlössern ist nichts bekannt. Auch die Ballhausbühne von 1666 liegt im Dunkeln. Um Informationen über das Löwenzwingertheater ist es etwas besser gestellt. Das Material ist aber schwer zu deuten. Theaterhistoriker sprachen lange Zeit von einer Alternationsbühne.Ga naar eind58. Seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts dominierte die von Agne Beijer vertretene Theorie der Kulissenbühne.Ga naar eind59. Eine erneute Prüfung der Quellen und gewisser bisher unbeachteter Dokumente haben die Verhältnisse neu beleuchtet. Das Herrichten des Komödiantenhauses wird in verschiedenen Baurechnun- | |
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gen widergespiegelt.Ga naar eind60. Diese geben ausführlich über Materiallieferungen und Handwerkerbesoldungen Auskunft. Sie erlauben aber keine Schlüsse im Hinblick auf die Konstruktion der Bühne und des Zuschauerraumes. Die bisher zum Teil unbekannten Gelegenheitsstücke der Fornenbergher geben auch nur wenig Auskunft. Jordis' Stockholms parnas (1667) und Konings Geluck-wensing an Karl XI. (1674) fordern nur eine neutrale Bühne und einen Wolkenwagen, was kaum für den gesamten Bedarf an Bühnentechnik repräsentativ sein dürfte. Die Beurteilung des Komödiantenhauses wurde lange von vorgefaßten Meinungen im Hinblick auf die Größe des Löwenzwingers bestimmt. Die Fornenbergher hätten, wie man vermutet, den Löwenstall von 1649 in eine Bühne verwandelt und den Löwenhof von 1650 als Zuschauerraum hergerichtet.Ga naar eind61. Das im Jahre 1661 fertiggestellte Schloßgemälde von Govert Camphuysen, mit dem scheinbar realistischen Löwenzwinger im Vordergrund, hat offenbar die Vorstellung einer erbärmlich kleinen Anlage erweckt. Die Tierhatzarena der Königin Christina wurde somit als ein Auslauf für Löwen angesehen. Aus einem in diesem Zusammenhang bisher unbeachteten Grundriß aus dem Jahre 1689 ergibt sich aber, daß der Löwenzwinger von ansehnlicher Größe war: etwa 50 Meter lang und 12 Meter breit.Ga naar eind62. Das Maß wurde 1908 bei einer Ausgrabung bestätigt.Ga naar eind63. Agne Beijer, der von einer noch späteren Ausgrabung Kenntnis hatte, behauptet, daß das Komödiantenhaus eine moderne, platzraubende Kulissenbühne gehabt habe.Ga naar eind64. Die Schauspieler verfügten aber nicht über den ganzen Löwenzwinger. Gleichzeitig mit dem Theater waren dort eine Rüstkammer, eine Kugelgießerei und verschiedene Wohnungen untergebracht. Die Verteilung des gesamten Raumes ist noch eine offene Frage. Einen anderen Blickwinkel auf das Löwenzwingertheater gestatten neun Schauspiele einiger schwedischer Amateure, die sich 1686 - 1689 des Komödiantenhauses bedienten. Die Texte setzen eine Alternationsbühne voraus.Ga naar eind65. Die neutrale Vorderbühne konnte mittels eines Zwischenvorhangs von der Hinterbühne getrennt werden. Ein dritter, kleinerer Bühnenraum - noch weiter hinten gelegen - wurde gelegenheitlich für sog. Vertoningen (lebende Bilder) und andere Überraschungen genutzt. Die Theaterhistoriker sahen hier bereits Ansätze einer Kulissenbühne, ohne allerdings näher darauf einzugehen.Ga naar eind66. In der Tat ist aber nur einmal eine plötzliche Bühnenveränderung vorgeschrieben - in einer Übersetzung eines französischen Textes, die erst nach dem Abriß des Löwenzwingers 1689 aufgeführt wurde. Es darf nicht vorausgesetzt werden, daß die schwedische Theatertruppe die Fornenberghsche Bühne übernahm und weiterführte. Das Problem muß anders angegangen werden. Es ergibt sich die Frage nach den möglichen Vorbildern, nach denen sich die Fornenberghsche Truppe richtete. Die dreigeteilte Bühne der schwedischen Truppe lenkte schon früh die Aufmerksamkeit der schwedischen Theaterhistoriker auf die ältere Schouwburg Amsterdams (1638 - 1664), wo viele Mitglieder der Fornenberghschen Truppe heimisch waren.Ga naar eind67. Agne Beijer weist dagegen auf die 1664 - 1665 gebaute Kulissenbühne der jüngeren Schouwburg hin. In Stockholm und bei den deutschen Komödianten hatte sich die Kulissenbühne schon in den 50er Jahren durchgesetzt. Warum sollte man dann im Löwenzwinger auf ein älteres Bühnensystem zurückgreifen?Ga naar eind68. Beijers Argumente sind aber zweifelhaft. Ob Jillis Noseman oder andere Mit- | |
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glieder der Fornenberghschen Truppe die neue Schouwburg Amsterdams vor 1667 gesehen haben, ist ungewiß.Ga naar eind69. Es ist ebenso fraglich, ob die Fornenbergher die Kulissenbühne im Ballettsaal der Königin Christina kannten.Ga naar eind70. Der Ballettsaal wurde vermutlich schon 1652 abgerissen, also vor dem ersten bekannten Besuch der Fornenbergher in Stockholm. Unsicher ist auch, wann sich die Kulissenbühne bei den deutschen Wandertruppen einbürgerte.Ga naar eind71. Daß Beijer die Ausstattung des Komödiantenhauses überschätzt hat, ergibt sich aus einem bisher unbeachteten Schreiben des Oberstatthalters auf dem Stockholmer Schloß 1669.Ga naar eind72. Der Oberstatthalter betonte, daß die vielen einzelnen Vorrichtungen für das Hoftheater außerordentlich kostspielig seien. Es wäre deshalb ratsam, wie zur Zeit der Königin Christina eine feste Bühne zu bauen. Eine zwei Jahre zuvor erbaute moderne Kulissenbühne im Löwenzwinger des Schlosses hätte er wohl kaum vergessen können. Über Fornenberghs eigene Bühne im Haag war lange nicht viel bekannt. Von größter Wichtigkeit sind deshalb einige Dokumente, die Ben Albach 1977 in seiner Monographie über die Fornenberghsche Truppe veröffentlichte. Im Jahre 1663 wandte sich Fornenbergh an den Magistrat von Amsterdam und bot an, der Schouwburg die ‘Tooneelen’ der Haager Bühne für drei Monate zu leihen. Aus einem zweiten Schreiben geht hervor, daß Fornenbergh seine großen Schirme (‘groote schermen’) besonders anpries. Diese sollten es möglich machen, das Bühnenbild vierzehn bis fünfzehn Mal während einer Vorstellung zu verändern. Zweifellos funktionierte die Haager Bühne also anders als die Bühne der älteren Schouwburg. Die Fornenbergher verfügten aber wahrscheinlich nicht über eine Kulissenbühne, sondern über eine einfachere Art von Dekor. Schiebekulissen konnten kaum mit Leichtigkeit von einem Theater zum anderen transportiert und ohne größere Umbauten installiert werden. Die erwähnte Schnelligkeit des Dekorwechsels muß sicherlich in Relation zu den Erwartungen gesehen werden. Eine Illustration des Problems geben Olf Dappert in seiner bekannten Schilderung der Amsterdam-Bühne 1663 und Tobias Domselaer - ein eifriger Fürsprecher des neuen Kulissentheaters in Amsterdam - in Beschrijvinge van Amsterdam 1665. Dappert schildert mit Bewunderung den schellen Dekorwechsel in der alten Schouwburg. Domselaer betont dagegen, daß diese Bühne nur schwer zu verändern sei. Fornenberghs transportable ‘groote schermen’ lassen sich dagegen gut mit der oben erwähnten Beschreibung der Bühnenverhältnisse im Stockholmer Schloß 1669 in Einklang bringen. Vermutlich war die Bühne des Löwenzwingertheaters sehr einfach. Fornenberghs Gesellschaft brachte ihre eigenen Requisitien und Dekorstücke mit. Andere Komödianten verursachten dem Hof dagegen größere Unkosten. | |
Das Repertoire der holländischen WanderkomödiantenIn Schweden wie im übrigen Europa sind Überlieferungen über die Aufführungen der Wanderkomödianten des 17. Jahrhunderts spärlich. Seit dem 19. Jahrhundert glaubten schwedische Literatur- und Theaterhistoriker an die Existenz eines ‘typischen Komödiantendramas’: eines schnell zusammengeschusterten Schauspiels, das den derben Humor und den ‘Blutdurst’ eines breiten, ungebildeten | |
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Publikums befriedigte. Englische, holländische und deutsche Komödianten wurden über einen Kamm geschoren. Diese Ansichten gründeten sich auf drei deutsche Ausgaben ‘englischer Komödiantendramen’ aus dem 17. Jahrhundert. Diese erwiesen sich aber als Nachbildungen ‘im englischen Stil’.Ga naar eind73. Für die Beschreibung des holländischen Wandertruppendramas dürften die Texte auf alle Fälle von wenig Interesse sein. Es gibt viele Beweise dafür, daß sich die Fornenbergher recht schnell einen sehr guten Ruf bei den Theaterbesuchern in Holland und anderen Ländern erwarben. Verschiedene Schauspieler wurden z.B. schon erstaunlich früh und gut an der Schouwburg Amsterdams bezahlt. Auch sprechen die wiederholten Gastspiele an ausländischen Fürstenhöfen und das ausdrückliche Lob anspruchsvoller Beurteiler eine deutliche Sprache. Gelegentlich ließen sich auch Hinweise zum Repertoire der Fornenbergher und anderer holländischer Wandertruppen finden. Diese mußten aber nach kritischer Prüfung revidiert werden. So ist es z.B. keineswegs selbstverständlich, daß die Komödianten die Stücke, die sie an der Schouwburg Amsterdams gespielt hatten, einfach auf die Wanderbühne übertrugen. Es ist auch fraglich, ob die in Deutschland gespielten, übersetzten und nachgeahmten holländischen Stücke wirklich von holländischen Komödianten stammten. Teilweise mußte auch der restliche Spielplan in Frage gestellt bzw. ganz von der Diskussion ausgeschlossen werden. Das übrige Material ist bunt und fragmentarisch und bezieht sich vor allem auf Fornenberghs Truppe. Es scheint aber eine ständige Erneuerung des Spielplans widerzuspiegeln. Zur Zeit des ersten bekannten Besuches in Schweden, um 1650, waren mehrere Mitglieder des Fornenberghschen Kreises als Possendichter und Übersetzer von englischen Dramen der Shakespeare-Zeit erfolgreich. Einige Bearbeitungen von französischen Stücken zeugen von weiteren Perspektiven. In den 70er Jahren scheinen klassizistische Dramen an Popularität gewonnen zu haben. Leider ist es nicht möglich, an dieser Stelle auf jede Einzelheit einzugehen. Ich kann mich hier nur auf meine wichtigsten neuen Resultate konzentrieren. Problematisch sind zwei von Jan Zoet verfaßte Texte, die seit langem mit Vorstellungen der Fornenberghschen Truppe 1660 im Haag in Verbindung gebracht werden.Ga naar eind74. Der eine erklärt einige Ballette näher, die während der Vorstellung des Stückes Den Getemden Mars von den Fornenberghern getanzt wurden (‘zoo in, als na den Getemden Mars’). Die Datierung ergibt sich aus dem Inhalt der Ballette, die offensichtlich den sogenannten Pyrenäischen Frieden zwischen Frankreich und Spanien im November 1659 darstellen sollten. Das Hauptstück ist u.W. unbekannt geblieben. Vermutlich handelte es sich aber um eine Version von Jan Zoets postum gedrucktem Hel en Hemel. Wie in den Balletten werden hier der Krieg und der Pyrenäische Friede allegorisch dargestellt. Das Elend der Bevölkerung in Flandern und Brabant wird in beiden Texten eindringlich betont, was wiederum eher auf eine Vorstellung in den spanischen Niederlanden als im Haag hindeutet. Im Mai 1660 wurde dagegen nachweislich eine dramatische Veranstaltung zu Ehren des neugewählten englischen Königs Karl II. im Haag arrangiert. Der Titel von Zoets jetzt verschollenem Programm, Vertoningen, gepast op de Blyde en Staatcyrijke Inkoomste van d'Alderdoorluchtigste Majesteit Karolus de Tweede, deutet jedoch auf Vertoningen auf Straßenbühnen beim Einzug des Königs hin, und nicht wie allgemein angenommen wurde auf Vorstellungen in Fornenberghs Theater. Wahr- | |
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scheinlich wurden die Vertoningen überhaupt nicht von den Fornenberghern veranstaltet, sondern von den Rederijkers der Stadt. Problematisch sind weiterhin die gängigen Repertoireangaben von der großen Auslandstournee Mitte der 60er Jahre. Die meisten der aus dem Stockholms parnas abgeleiteten Angaben über den Spielplan im Löwenzwingertheater im Frühling 1667 müssen jetzt revidiert werden. Im betreffenden Passus faßt Hendrik Jordis einige beliebte Dramenmotive zusammen. Das Mißverständnis bei den Theaterhistorikern erklärt sich aus der doppelten Bedeutung des holländischen ‘in 't koort’. In Jordis' Formulierung ‘In 't koort het Schouwburg ons vertoont’ bedeutet der Begriff nicht ‘binnen kurzem’, sondern ‘kurz und gut’. Vom Stockholmer Spielplan 1666 - 1667 ist deshalb außer Jordis' Gelegenheitsstück nur das darin erwähnte Hauptstück Orondaat en Statira, erhalten geblieben, vermutlich eine jetzt verschollene Bearbeitung von Jean Magnons französischer Tragikomödie von 1648. Zwei Wochen nach dem letzten Nachweis der Fornenbergher in Stockholm im Juni 1667 besuchte der theaterinteressierte schwedische Student Urban Hjärne zwei Komödiantenvorstellungen in Hamburg. Aus seinen Tagebuchaufzeichnungen geht hervor, daß er Den grooten Tamerlan von Joannes Serwouters, De vorzigtige dolheit von Joris de Wijse und die Posse von Pickelhering in der Kiste gesehen hat.Ga naar eind75. Aus chronologischen Gründen hat man vermutet, daß die Fornenbergher zu dieser Zeit in Hamburg spielten.Ga naar eind76. Ein Widerspruch ist jedoch, daß sich Hjärne nach einer Vorstellung in der Schouwburg Amsterdams über Verständnisschwierigkeiten im Hinblick auf die holländische Sprache beklagte. Es ist deshalb viel mehr anzunehmen, daß er in Hamburg eine deutsche Komödiantenbühne besucht hat. Bei den deutschen Komödianten waren De vorzigtige dolheit und Pickelhering in der Kiste in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts sehr beliebt. Aus Fornenberghs Kreis sind auch einige Theaterzettel erhalten, die wichtige Auskünfte über den Spielplan der Komödianten geben. Außergewöhnlich aufschlußreich ist das von Willem Schrickx veröffentlichte Plakat aus Gent, höchstwahrscheinlich von 1675. Hier stellt ‘De groote Compagnie Neder-Duytsche Comedianten van Ian Baptista van Fornenbergh’ nicht weniger als 22 Titel vor, hauptsächlich Bearbeitungen französischer Stücke (Molière, Quinault, Rotrou u.a.m.).Ga naar eind77. Ein Theaterzettel der ‘Comedianten Van Zijn Koningl. Majest. Van Sweden’, der gewöhnlich auf das Jahr 1676 und Fornenberghs Truppe bezogen wird, muß umdatiert werden.Ga naar eind78. Der 9. Februar fiel in jenem Jahr auf einen Mittwoch. Das Plakat betont aber, daß die Vorstellung die Fastnachtsfestivitäten beenden sollte (‘het eynde van dese vastenavont vreugde’), was u.W. bisher nicht beachtet wurde. Deshalb kann nur das Jahr 1687 in Frage kommen. Jacob Sammers war wie oben erwähnt zu dieser Zeit im Dienst des schwedischen Königs. Die Vorführung von Yemant und Niemant und das Ballett De gestrafte nieuwsgierigheyt in Hamburg muß also seiner Truppe zugeschrieben werden. Die Ernennung zu schwedischen Hofkomödianten ist vermutlich erst nach Juli 1684 geschehen. Ein anderer Theaterzettel, der aus guten Gründen auf diese Zeit und Sammers' Truppe bezogen wurde, spricht nämlich nur von Vorstellungen von ‘De groote Compagnye Comedianten Van de Haagse Schouwburg’.Ga naar eind79. Zu diesen drei Plakaten kommt ein ungewöhnlich prachtvoller Theaterzettel, | |
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den ich vor kurzem im Theatermuseum zu Drottningholm (bei Stockholm) entdeckt habe. Eine Gruppe ‘Neder-Duytsche Comedianten’ kündigt hier eine Vorstellung von Le festin du Piere, of De misdadigen soon und Pekelharingh in de kist ‘op den Hessen bergh’ ‘op deesen Vrydagh den 2 February’ an. Dank dem schnellen Einsatz des Museumschefs, Dr. Barbro Stribolt, und dem reichen Kenntnisschatz von Dr. Ben Albach kann das Plakat an dieser Stelle erörtert werden.Ga naar eind80. Die reich verzierte Umrahmung des Theaterzettels wird von dem schwedischen Reichswappen und dem Wappen des pfälzischen Hauses gekrönt. Der Zettel stammt also von einer Komödiantentruppe, die in der Periode 1654 - 1720 im Dienst des königlichen Hauses von Schweden stand. Die übrigen Verhältnisse in Schweden (Kriegsperioden, Theaterverbote u. dgl.) deuten in erster Hand auf die Jahre 1662 - 1699. Eine hintere Zeitgrenze setzt auf jeden Fall Nicolas Dorimonds Le festin de Pierre, ou Le fils criminel von 1659. Während des entsprechenden Zeitraums fiel der 2. Februar in den Jahren 1666, 1672, 1677, 1683 und 1694 auf einen Freitag. Die angezeigte Vorstellung sollte zweifelsohne in der ehemaligen Hessenbergschen Klosterkapelle in Nijmegen stattfinden. Über die ‘Hessenbergkerk’, die seit der Reformation verschiedenen Zwecken gedient hatte, verfügte seit 1639 das Waisenhaus der Stadt. Im Jahre 1648 wurde dort eine permanente Bühne gebaut, die bis zur Eroberung der Stadt durch die Franzosen 1672 im Gebrauch war. Hier spielten nachweislich Jacob Sammers' Truppe 1660 und die Fornenbergher 1663. Da Fornenberghs Gesellschaft erst im Juli 1666 in den Dienst Karls XI. trat, muß die oben erwähnte Vorstellung ‘op den Hessen-bergh’ im Februar 1672 stattgefunden haben.Ga naar eind81. | |
AusblickNach und nach werden ohne Zweifel neuentdeckte Quellen die Tätigkeit der holländischen Wandertruppen näher beleuchten. Dadurch wird vermutlich auch das jetzt bekannte Material zum Teil in neuem Licht erscheinen. Unbestritten ist aber, daß holländische Schauspieler in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts für einen ansehnlichen Teil des Stockholmer Theaterlebens verantwortlich waren. Es ist auch nicht zu leugnen, daß Fornenberghs Truppe ein Theater baute, das mehr als 20 Jahre lang von ausländischen Wandertruppen und schwedischen Amateurschauspielern genutzt wurde. Es ist weiterhin bewiesen, daß die Wanderkomödianten zu Unrecht von der Nachwelt für entwurzelte Stümper gehalten wurden, die dem schwedischen Publikum zweitklassige Ware vorsetzten. Die Holländer, die in den schwedischen Quellen auftauchen, verkörperten Qualität im Hinblick auf Schauspielkunst und Repertoire. Wie die englischen und deutschen Wandertruppen hielten die holländischen Komödianten das Stockholmer Publikum mit der nordeuropäischen Theaterentwicklung auf einer Höhe. Durch die Fornenbergher und ihre Nachfolger lernten die Stockholmer wahrscheinlich nicht nur die holländische Originaldramatik der ‘Gouden Eeuw’ kennen, sondern auch viele Bearbeitungen von Theaterstücken der Shakespeare-Zeit und des goldenen Zeitalters Spaniens. Anfangs vermittelten sie vermutlich auch die Schauspielkunst der englischen Komödianten. Allem An- | |
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schein nach machten die Holländer das schwedische Publikum allmählich mit den Dramen der französischen Klassizisten und den dazugehörenden Theatertechniken bekannt - ein Einsatz, der bisher der französischen Truppe Rosidors zu Beginn des 18. Jahrhunderts zugeschrieben wurde. Die holländischen Komödianten schrieben ohne Zweifel ein wichtiges Kapitel in der schwedischen Theatergeschichte. Ob sie gleichzeitig die Entwicklung des einheimischen Dramas und Theaters beeinflußten, ist dagegen noch eine offene Frage. Bereicherten sie z.B. die Schauspiele und die Schauspielkunst der unternehmungslustigen schwedischen Studententruppe in Uppsala und im Löwenzwingerhteater in Stockholm 1682 - 1691? Oder hemmten sie durch ihr berufliches Können die weitere Entwicklung des einheimischen schwedischen Theaters? Es ist auch klar, daß ein Kapitel der holländischen Theatergeschichte im Stockholm des 17. Jahrhunderts geschrieben wurde. Hier hatten die holländischen Schauspieler zeitweise ihr Auskommen, und hier qualifizierten sie sich für königliche Empfehlungsschreiben und glänzende Titel. Es ist dagegen wenig wahrscheinlich, daß sie sich bei den zeitgenössischen schwedischen Amateuren etwas abgucken konnten. Auf dem Gebiet des Theaters waren die Holländer des 17. Jahrhunderts zweifelsohne einseitige Geber. |
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