De Zeventiende Eeuw. Jaargang 3
(1987)– [tijdschrift] Zeventiende Eeuw, De– Auteursrechtelijk beschermd
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Zur Herkunft und Verwurzelung der ‘Grillen’.
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1. | die Verbildlichung des Begriffs dessen kunsttheoretischen Verwendung oder ausserhalb dieses Bezüges; |
2. | die Etymologie und frühere Geschichte des Begriffs. |
Diese Fragen hängen eng zusammen: Verbildlichung und Vorgeschichte des Begriffs erklären sich gegenseitig. Wir werden jedoch nicht ohne volkskundliche und lexikographische Angaben auskommen.
1. Die Verbildlichung des Grillenbegriffs.
Ausgangspunkt unserer Untersuchung war der Leimstänglertypus auf der deutschen Bühne, in der Graphik und in den Hoffestinventionen um 1600.Ga naar eind2. Eines der vielen anfänglich rätselhaften Bestandteile der Leimstängler-Kupferstiche sind die Insekten, welche den Kopf der Hauptfigur umschwirren und oft monstruöser Formen sind.
Bei Matthias Greuter (1588) und J.Th. de Bry (1596, 1611, 1629)Ga naar eind3. werden sie wohl dargestellt, jedoch nicht im Text erwähnt. Auf dem Stich des Meisters KNBF, 1588, liest man: Sich, Lieber, sich, Wie beissenn sie Mich / Die kleinen und auch die grossenn. /...../ Die Mücken... / Haben mit mir gar viell zu schaffen / Dieweill ich lauff mit der Leimstangen.Ga naar eind4. Hier werden deutlich die von den Insekten verursachten Quälungen hervorgehoben. (Abb. 1).
Bei Meister H.W. (1588) steht bei dem vom Leimstängler getragenen Wedel geschrieben:
Wunderbare Vögel und Insekten fliegen um die Narrheitsmühle der Narrheit auf einem dritten Stich (um 1600) herum (Abb. 3). Unverkennbar haben die Insekten also etwas mit der Narrheitsidee zu tun. Zugleich, wie aus den Teufelskrallen des Leimstängler-Eierausbrüters hervorgeht, hat die Narrheit etwas Diabolisches. Torheit und Schlechtheit sind also zwei Seiten einer und derselben Realität.
Diese Doppelsemantik gilt auch für die Insekten. Untersuchen wir beide.
a. Insekten als Veräusserlichung des Schlechten und Teuflischen
Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert sind Insekten mehrmals das Sinnbild verwerflicher, schlechter, teuflischer Verhaltensweisen oder Menschen. Sogar Teufel wurden so ausgestattet.
Ein Meister aus dem Umkreis des Meisters des Liesborner Hochaltars und ein Meister aus der Valentin Lendenstreich - Werkstatt (Saalfeld) malten ein Insekt auf eine Fahne der Krieger bzw. auf dem ‘Kalvarienberg’Ga naar eind5. und bei der
‘Kreuztragung’Ga naar eind6. (um 1500). Oder ist hier eine Skorpion, Symboltier der Juden gemeint? Unzweideutig jedoch stellte Jheronimus Bosch auf dem linken Flügel des Heuwagens die gefallenen Engel vor allem insekten- und vögelhaft darGa naar eind7.; gleichweise verfuhr er beim Wiener Jüngsten Gericht.Ga naar eind8. Insekten waren in der mittelniederländischen Volkssprache öfters an das Teuflische konnotiert. Mehrere Bosch-Nachahmer malten ein Insekt auf Teufels- und Judenfahnen, bei in Verruf stehenden Leuten und in Höllen- und Versuchungsdarstellungen, also immer in eindeutig-negativem Zusammenhang.Ga naar eind9.
Der Titelholzschnitt von Murners Schelmenzunft (Frankfurt a.M., 1512) zeigt den gebrillten Schreiber, von drei Insekten umsummt (Abb. 4).Ga naar eind10. Dort (Kap. 9, Eyn grouw rock verdienen) liest man auch über schlechte Knechte: ‘Mich iuckten ser der schelmen grillen’ (Vers 28).Ga naar eind11.
Ans Murners Versen geht hervor, wie am Anfang des 16. Jahrhunderts das Stechen oder Jucken der Grillen als (nur literarische?) Ursache bzw. Zeichen einer mania galt, die jedoch auch als Böshaftigkeit zu betrachten war.
Tobias Stimmers Pfaffenmühle, eine Satire auf die römische Geistlichkeit, ist intituliert: Die Grille Krottestisch Mül (Die groteske Grillenmühle). Possierliche, groteske Müller verarbeiten das vom Tod hereingereichte Korn (die Geistlichen) um daraus Mehl zu machen. Dieses besteht jedoch wieder aus Monstren und Insekten (auch eine fliegende Schnecke, obenan links), aufgefasst im Stil von Bosch' Zwitterwesen und den Illustrationen in den Songes drolatiques de Pantagruel (1565).
Für Fischart sind Grotesken und Monstren - typisch für das späte 16. Jahrhundert - identisch, wie aus dem Wort ‘Krottestisch’ hervorgeht, das er sehr einfallsreich aus Kröte und Groteske zusammensetzte. Das Eklige und Schlechte der Geistlichen, in der Vorstellung Fischarts, trifft durch den Mahlvorgang noch deutlicher zu Tage, ganz im Sinne Salomos (Kap. 27, Vers 22): ‘Wenn du den Toren im Mörser zerstiessest mit dem Stampfer wie Grütze, so liesse doch seine Torheit nicht von ihm’.Ga naar eind12.
Die Grotesken und Monstren sind zudem, laut der Überschrift, Grillen (Abb. 5).
Ein Emblem desselben Meisters, Non ex aspectu, sed ex effectu (1581) stellt Pandora dar, aus deren Gefäss monstruöse Insekten und andere Wesen entfliehenGa naar eind13. (Abb. 6); diese sind also Abbilder der von jener hergebrachten Übel. In allen diesen Beispielen werden ‘Schlechtigkeiten’ durch Grillen dargestellt. Ein französischer Holzschneider aus dem 16. Jahrhundert übersäte eine ‘Versuchung der Wahrheit (?)’ mit Insekten zwischen Teufelsmönchen und anderem höllischen Gesindel.Ga naar eind14. (Abb. 7). Eine Allegorie des christlichen Glaubens (um 1578) des Hendrik Goltzius lässt Christus als Landmann sie sieben Todsünden aus einer Wanne schütten; zwischen ihnen fliegen viele Insekte.Ga naar eind15.
Auf dem Titelholzschnitt von Fischarts Jesuiterhütlein (1580) begleiten Insekten die in teuflische Gestalten verzerrten Geistlichen.Ga naar eind16. (Abb. 8). Weisen wirschliesslich noch auf die zahllosen Insekt-Monstren oder -Teufel in Höllenszenen des 17. Jahrhunderts hin.Ga naar eind17.
Dem Volksempfinden nach waren jedenfalls Fliegen tatsächlich die Epiphanie von Teufeln oder bösen Geistern. So flohen z.B. diese in Fliegengestalt aus den vom Bischof Otto van Bamberg gereinigten Götzentempeln; in solcher Gestalt verliess der Teufel einen Bösewicht durch das Ohr; Fliegen verkörperten auch die spiritus familiaresGa naar eind18., u.s.w.
b. Insekten als Torheitstiere
Ebenso wurden Insekten, vom 15 Jahrhundert ab, in der Ikonographie an Torheit konnotiert.
Das früheste uns bekannte ikonographische Beispiel, wo Insekten als narrheitsbedeutende Grillen funktionieren ist eine Parodie auf einen Aderlasskalender des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Dem von Hans Folz stammenden Text ist ein Holzschnitt beigegeben, in dem ein närrischer Gelehrter von Insek-
ten umschwirrt wird, während ein jugendlicher Gehilfe diese mit einem Wedel verjagen will. Beide sind durch die Schellenkapuze als Narren gekennzeichnet. Die Überschrift lautet: Ich wolt dit gute ding practiziren. Magst du mir der grillen erweren. In Tausch für seine Vorhersagungen sollen dem Meister die Grillen verjagtGa naar eind20. werden; er ist also ein NarrGa naar eind19., der Närrisches verkündigt. (Abb. 9).
Aus dem frühen 16. Jahrhundert können noch weitere Beispiele angefürt werden. Auf dem Titelblatt von der Erstausgabe von Thomas Murners Narrenbeschwörung (Strassburg, Matthias Hupfuff, 1512) sieht man einen von einem Mönch beschworenen Narren über einem grossen Kübel sitzen. Seinen Kopf verlassen Miniaturnarren und Insekten, d.h. Grillen (Abb. 10).Ga naar eind21. Im 85. Kapitel, Der peters kopff, heisst es: Wann mich die grillen wenig stechenGa naar eind22. / So wil ich stett und muren brechen / Und schlecht mir dann die flam im kopf / Biss ich mym fyndt den leimen klopff (Vers 5-8). Hier lockt das ‘Stechen der Grillen’ die mania oder Raserei heraus. Der Strassburger Ausgabe von 1518 ist an dieser Stelle ein Bild beigegeben, in dem ein Narr sich mit dem Schwert gegen Insekten wehrt.Ga naar eind23.
In dieser Hinsicht interessant sind Spottwappen von ‘Torheitstoponyme’ in einer nordniederländischen Handschrift mit Fastnachttexten von 1518.Ga naar eind24. Eines davon zeigt einen von Insekten umschwirrten Trinker mit der Überschrift Esellingen (Abb. 11).
Insekte umschwirren weiter: den schwirmer als einen der sieben Gestalten Luthers in Johannes Cochlaeus' Sieben Köpffe Martin Luthers (Leipzig, Valentin Schumann, 1529)Ga naar eind25. (Abb. 12), einen närrischen fahrenden Chirurgen auf einem Holzschnitt von Hans Weiditz, ca. 1530 (Abb. 13)Ga naar eind26., eine Gruppe von Gelehrten in der deutschen Petrarca-Übersetzung Von der Artzney bayder Glück (Augs-
burg, 1532)Ga naar eind27., eine dicke Frau mit einem Wedel im Bad und einem danebenstehenden Mann auf einer von 48 grotesken Spielkarten Peter FlötnersGa naar eind28., ein laszives Narrenpaar von Hans Sebald BehamGa naar eind29., eine Eule auf einen deutschen Holzschnitt um 1550Ga naar eind30., den als Narr gekennzeichneten Papst auf einer 1569 datierter Satire auf das Papsttum von Wolfgang Meyerpeck,Ga naar eind31. einen Bauern mit einem Dudelsack von Melchior Lorch, 1547Ga naar eind32., einen querflötenspielenden, auf Pferdegeschirr stehenden Mann auf einer Schützenscheibe aus 1610Ga naar eind33., einen närrischen Advokaten in einer Dresdener Hofinvention aus 1613Ga naar eind34., einen närrischen Ablasskramer (halb Mönch, halb Hausierer) auf einem satirischen evangelischen Flugblatt aus 1617Ga naar eind35., einen Aufzug von zur Hölle geleiteten Modegecken (Alamodische Hellenfarth) (Abb. 14) und die Figur der Candida simplicitas auf einer Schützenscheibe aus 1728Ga naar eind36., die ‘Narrheit’ auf dem Titelblatt einer Aus-
gabe 1789 von Erasmus' Lob der Narrheit.Ga naar eind37.
Zwei Gruppen von Bilddarstellungen müssen hier noch speziell hervorgehoben werden. Die erste umfasst bemalte Holzdecken aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, auf denen eine grosse Anzahl von ‘Grillen’ dargestellt ist. Das beste Beispiel ist die Decke aus dem Gartensaal des zerstörten Anwesens Äusserer Lauferplatz 5 zu Nürnberg.Ga naar eind38. In der Mitte liest man QUOT FIGURAE / TOT SENSUS, dabei einige Gesichtsmasken auf einem grünen Heu(?)schober. Der Sinn dieses Motivs wäre dann: in der Welt gibt es viele verschiedenen Sachen (figurae), unter einander unzusammenhängend (tot sensus), die nicht sind was sie scheinen (Masken) und obendrein nichtig und betrügerisch (Heu) sind. Im Umfeld sind viele ‘Grillen’, drollige Wesen und Szenen, oder wie man auf Spanisch sagte, disparates dargestellt: ein fliegendes gebratenes Huhn, ein Mann, der Würste an einem Spiess herumträgt (Schlaraffenlandmotive), tanzende Bauernpaare, ein Dudelsackspieler (niedere-Leute-Motive), ein Narr, der mit einem Schubkarren einen Mann, aus dessen Hut Rauchwolken herauszuqualmen scheinen, befördert (Rauch als Zeichen der Hohlköpferei; Narrheit), nackte Kinder (eines mit Steckenpferdchen) (Torheit)Ga naar eind39. u.s.w.Ga naar eind40., und schliesslich ein Mönch (?), der mit einem Wedel oder Fuchsschwanz den entblössten Hintern eines Kindes schlägt, zu dem Insekten hinfliegen (ein Mönch, der einem dummen Kinde nur eine Scheinstrafe erteilt, und deshalb selbst törich ist).
Auch aus Prag kennen wir anverwandte Holzdecken mit Hasenszenen
(trommelnd u.s.w.), einer Eule, Vögeln, Musikinstrumenten.Ga naar eind41.
Die zweite Gruppe von Bilddarstellungen zeigt pseudo-chirurgische Eingriffe, wodurch Narren von ihren Grillen befreit werden.Ga naar eind42. Die früheste uns bekannte Darstellung finden wir in De Bry's Emblemata saecularia (1596). Ein Patient wird in einem Wasserkübel ausgekocht; die Grillen entschwinden ihm durch ein ihm über den Kopf gestülptes alchemistisches Gerät. Sie deuten auf die den Menschen betorenden Verlangen und Tätigkeiten hin: Liebe (Frau), Krieg(sruhm) (Kanone, Schwerter, Kugel), Spiel (Tricktrack, Spielkarten, Musikinstrumente), Kenntnis (Messgerät, Buch), Besitz (Haus, Geldbeutel), Genussmittel (Trinkpokal). Dazwischen bemerkt man Torheitssinnbilder: Insekten, Vögel, Mühlenrad - genauso wie auf dem vierten Leimstänglerkupferstich.Ga naar eind43. Die Beischrift lautet: Arte mea cerebrum nisi sit sapientia totum. Und die Erläuterung: Stultorum medicus. Quod non Hippocrates, non noverat ante Galenus / arte mea cerebri fatuos incido meatus. Der deutsche Text erklärt obenerwähnte Darstellung: es sind die Grillen, die einem das Hirn verwirren: Der Narrenschneider. Wem die Grillen im Haupt thun bang / Der kom herbey, bsinn sich nicht lang / Kuenstlich man sie hie distillirt / Durchreutert und evaporirt / Die Mueken, Tauben thun versteuben /... (Abb. 15). Eine spätere seitenverkehrte Version dieses Stiches zählt Mücken, Würmer,Mäuse und Hasen unter den Grillen als Torheitsursache.Ga naar eind44. (Abb. 16). Das gilt ebenfalls für eine Abbildung der wunderbarlichen Werckstatt des Weltstreichenden Artzts Simplicissimi, Darinnen Er als ein landstoertzender Vagant aus eigener Experientz und Practic zuvernemen gibt / Wie etlicher Leute imaginirte Haupt-Kranckheiten zu Curiren seyn mochten.Ga naar eind45. Die den Geist umnebelnden Verlangen, Eigenschaften und Tätigkeiten sind: Ungeschliffenheit (Zettel mit ‘Grobianus’, Wurst, Schweinskopf), Spiel (Spielbretter, Würfel, Karten, Ballschläger), Kenntnis (Buch), Liebe (durchschossenes geflügeltes Herz), Dummheit (Eselskopf), Narrheit (Narrenköpfe), Besitz (Haus, Burg), Jagd (Geweih, Pferd, Jagdhorn), Trinken (Becher).Ga naar eind46. Wie beim Leimstängler ist auch hier die Rede von einem Fahrenden, der den Leuten ihre Torheiten (in der Gestalt von Hasen und ‘Grillen’) vorwirft, sie aber auch zu genesen prätendiert (Abb. 17).
Eine dritte Grillen-Abbildung bietet ein Kupferstich aus 1648, Doktor Wurmbrandt. Die geistigen Krankheiten werden verbildlicht von - wie üblich - Insekten, Narren und Hasen, weiter von Prunkgeschirr, Karosse (Luxus), Turm,Schwerter, Grundfläche eines Festungsbaus (Kriegsruhm), Spielbrett, Kasten (Spielsucht), Kronen (Macht), Münze, Geldbeutel (Geldsucht), Buch (Kenntnis), Pferd, Schiff, Esel und Teufel.
Die Verbindung zwischen Narr, Hase und Insekten (Grillen) wird auch in
der unterstehenden Versen gelegt: Wir werden gar in kurtzem sehen / Die Dunst in vollem schwang auffgehen / Mit tausendfachen Narrenwerck /... / Ey, was fuer Bremen, was fuer Fliegen / Was unraths steckt in deinem Kopff / Du hasenmässig wuester Tropff! (Abb. 18).
Und schliesslich noch eine Satire auf das Rauchen: ein Narr mit riesenhafter Pfeife speit eine Menge von Grillen aus, unter denen sich befinden: Hasenköpfe, Narren, Insekten, Brillen (Abb. 19).Ga naar eind47.
Grillen oder Drollen sind auch dargestellt in den vielen Illustrationen der Songes drolatiques de Pantagruel (1565), und auf einem französischen Holzschnitt c. 1550, Guillot le songeur.Ga naar eind48. (Abb. 20). Dort ist ein Schläfer von den meist verschiedenen Mischwesen umgeben: es sind die im Traum hervorgebrachten, dem Wahnsinn verwandten Gedanken - ein um 250 Jahre älteren Vorläufer von Goya's El sueño de la razon produce monstruos. Être logé chez Guillot le songeur bedeutete soviel wie ‘verrückt sein’.
Während desselben Zeitabschnitts, ca. 1490-1510, treten Insekten (normale oder monstrenhafte) als Anzeichen des Schlechten und des Närrischen auf. Das lässt sich nur aus breiterem Zusammenhang erklären. Erstens aus der sich im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts einsetzenden Verschiebung im ethischen Bereich. Derzufolge wurde eine intellektualistische Moral (mit formalistischem
und praktizistischem Zug) von den gehobenen städtisch-bürgerlichen Schichten herausgebildet. Zusammenfassend könnte man es so formulieren: Weisheit ist Tugend, Torheit is Schlechtheit. Wir haben diesen Prozess an anderer Stelle ausführlich analysiert.Ga naar eind49.
Zweitens gab es schon in der Vorgeschichte des Begriffs Ansätze in diese Richtung. Wir werden versuchen, jene zu klären und zugleich den Werdegang einer damaligen kunsttheoretischen Kategorie zu erhellen.
2. Der Grillen-Stammbaum
Grille besass in den verschiedenen europäischen Sprachen eine komplexe und nur teilweise erörterte Semantik. Zwei Phänomene gibt es zu betrachten.
a. Die Abgrenzungen des Wortstammes selbst sind fliessend: es gibt viele Verbindungen mit grim- und grol-, grom-.
Ausserdem besitzt gril- im Mittelalter noch andere Bedeutungen:
- mnl. grillich: | auch scabiosus, scabrosus, pruriens (Kiliaen) | |
- mnl. grilGa naar eind50.: | - wütend, jähzornig | |
- scharf, durchdringend (von einem Laut) | ||
onomatopöisch: Grille = Heimchen |
- me. gril(le)Ga naar eind51., meistens in der Kombination grim(me) and grille: | |
- grausam, rauh | |
- schrecklich, furchtbar. |
Daneben hat es ein ständige Interferenz mit den nie von gril- scharf abgeschiedenen Wortstammen grol-, grim-, grom- gegeben. So war das mnl. und nl. grol einer gleichartigen Bedeutungsspaltung unterworfen. Grollen hiess ‘murren, knurren’ u.s.w., aber auch ‘Unsinn von sich geben’, cornicari, inepte vociferari (Kiliaen); grol: 1. ‘mürrischer Mensch’; 2. Hass, Wut; 3a. Tändelei, Geschwätz, Unsinn; 3b. Posse, Torheit, Schrulle, Laune, Hirngespinst, Nichtigkeit. Öfters grillen en grollenGa naar eind52.. (Die von der dritten Bedeutung angeführten Stellen nur aus dem 17. Jh. oder später). Aus diesem Komplex geht wohl jedenfalls die Unmöglichkeit hervor, gril(le) aus lat. gryllus abzuleiten (auch: ‘Een bewijs, dat dit woord (grille) niet, zoo als men vroeger aannam, uit het lat. gryllus, sprinkhaan, is overgenomen, levert het bij KIL(IAEN) opgetekende “grol”, vetus, graculus, monedula, welke vogel eveneens genoemd is naar zijn doordringend gekras en geschreeuw’Ga naar eind53.). Also ist Gril(le) eine Onomatopöie.Ga naar eind54. Die Aufnahme des Wortes in verschiedenen mittelalterlich-europäischen Sprachen kann unter Einfluss des Lateinischen zustande gekommen sein, wobei zu bedenken ist, dass keineswegs die antike kunsttheoretische Verwendung des Begriffs, sondern gryllus - Heimchen dabei im Spiel gewesen sei.
Wir folgern:
1) | Grille = Onomatopöie |
2) | Die ständige Interferenz mit grol-, grim-, grom- hat die semantische Vielseitigkeit von gril- geprägt. |
b. Unübertragener und metaphorischer Sinn: Heimchen vs. Laune
Der Ursprung von Grille als ‘Laune’ wird vom Deutschen Wörterbuch folgendermassen geschildert:
Man beachte weiter, dass Grille ‘Laune’ denselben Weg genommen hat wie Grille ‘Heimchen’, von Süden nach Norden, während die Sippe Grill-Ga naar eind55. auf norddeutschem Boden reicher entwickelt und nach Süden vorgedrungen ist [...] Wahrscheinlicher ist Anknüpfung an lat. grylli Gebilde der Groteskmalerei, [...], doch wird das Wort schon beim Auftauchen der neuen Bedeutung im 16. Jh. vom Volksbewusstsein nicht selten mit Grille ‘Heimchen’ identifiziert (vgl. Himmel, Motte, Mucke, Schnake u.a.) und diese Gleichsetzung hat seinen Gebrauch je länger je entschiedener bestimmt. Zu beachten ist, dass die Ausbreitung der jüngeren Bedeutung nach Norden anscheinend in einem schnelleren Tempo vor sich ging als die von Grille ‘Heimchen’. Daher denn auf nordd. Boden frühzeitig Wendungen wie Grillen machen Fuss fassten, während echte Bilder wie Grillen fangen, vertreiben selten bleiben, bis im 17. Jh. die Rezeption von Grille ‘Heimchen’ im md. gänzlich vollzogen ist.Ga naar eind56.
Dann kan dieses Vorgehen schematisiert werden:
Dieses Schema kann nicht, wie sich später herausstellen wird, endgültig sein.
Die zweite, übertragene Bedeutung von Grille lässt sich laut dem DW folgendermassen schematisieren:
1) | Wie lat. grylli: seltsame, phantastische Wesen; ‘im älteren Nhd. (16. Jh.) nur bei Fischart mehrfach nachzuweisen’, auf Malerei oder Plastik angewandt. |
2) | Närrisches Gebahren, Faxen, Possen. |
3) | Hauptbedeutung: seltsame, wunderliche Einfälle, Hirngespinst.
Den auf den Leimstängler-Stichen zu den Grillen gehörenden Schnecken und Tauben begegnet man auch bei Schriftstellern des 16. Jhts.: reisz viel schnacken und grillen, visirliche tauben und grillen; er hat vil hummeln, mucken, tauben, meuss oder grillen im kopf (S. Franck, Sprichw., 1541, 2, 40 u); seltzame [...] köpf [...] stechen voller seltzamer [...] gedancken, humorn, hummeln, grillen, mucken und tauben (Aeg. Albertinus, Hirnschleifer, 1664, 60). Sowohl das Phantastische, Unwirkliche als das Unbegründete, Willkürliche, Launische gehört zu dem semantischen Feld. Seit dem 17. Jh. mit zunehmender Häufigkeit von den wunderlichen Einfällen grübelnder Gelehrten oder Philosophen. |
4) | Im 17. Jh.: trübselige, sorghafte Gedanken.Ga naar eind57. |
Das Woordenboek der Nederlandsche Taal verzeichnet unter Gril ein breites Bedeutungsspektrum:
1) | Was sich jemandem unwillkürlich und plötzlich vergegenwärtigt
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2) | Konkreter:
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3) | Unbedeutende Sache, Tändelei. |
Im beiden Sprachen scheint das semantische Feld von Gril(le) niemals ‘Schlechtigkeit’, ‘Böshaftigkeit’ zu beinhalten. Trotzdem belegen die bildlichen Darstellungen, oft von Texten versehen oder in textlichen Zusammenhang, solche Bedeutung. Die Ikonographie lässt also eine Erweiterung der lexikalischen Information zustande kommen.
Für das Niederländische: die Herkunft und Etymologie ist ungewiss. In Wesen scheint Grille etwas plötzlich und ohne merkbare Ursache Heraufkommendes zu bedeuten.
Das WNT scheidet als Homonymen Grille-Laune und Grille-Heimchen. Letzterer Bedeutung wird wenig Interesse zugebracht; dieses Wort wird als Lehnwort (Gryllus) betrachtet.
Das Mnl. Wb. schildert die semantische Verschiebungen von mnl. Grille folgendermassen:
Uit de betekenis doordringen, luid schreeuwen heeft zich ontwikkeld een znw. grël (mhd.), d.i. luid geschreeuw, kreet. Daaruit kan voortgevloeid zijn de betekenis misbaar, drukte, lawaai, leven, beweging, en hieruit die van gebaar, het aan den dag leggen van sterke gewaarwordingen door handbewegingen. Kil. grille, gestus, gesticulatio; grillen bedrijven, gesticulari, gestire; grillaerd, gestuosus, gesticulator; grilligh, gestuosus. Vgl., voor den overgang van het begrip, baraet, gebare en gelaet. Uit deze betekenis heeft zich ontwikkeld die van pots, grap, dwaasheid. Vgl. grollen, zotteklap uitslaan; grol, beuzeling, grap (Franck op grol; V. Dale 555; Kil. grollerije, dicta aut scripta inepta et odiosa). Vervolgens is grille overgebracht op den menschelijken wil, en heeft de betekenis luim, kuur, nuk aangenomen.Ga naar eind59.
Diese allzu lineare Entwicklung lässt jedoch einige hinzukommende Einflüsse ausser Betracht.
Zurecht bemerkt das Middelnederlandsch Woordenboek: ‘Men ziet dat de toevoeging “in het hoofd” in de 16de eeuw nog wenschelijk was, en de oorspronkelijke betekenis dus eene andere moet geweest zijn’.Ga naar eind60.
Gril(le) kann ursprünglich also nicht phantasma, Laune, Hirngespinst bedeutet haben: dies muss der abgeleitete Metapher sein. Bisher konnte nie diese Verbindung zwischen dem unübertragenen und dem metaphorischen Sinn gelegt werden.
Wir werden versuchen, diese Lücke zu schliessen. Dass solches bisher nicht gelungen war, rührt vom Mangel an Interdisziplinarität bei den lexikalischen Forschung her.
Im Volksdenken gab es einen Zusammenhang zwischen Bäume, Insekten, Elfen, Alp (und wilden Männern): Fauni nascuntur de vermibus natis inter lignum et corticem; et procedunt ad terram et suscipiunt alas, et eas amittunt postmodum; et efficiuntur ho-
mines silvestres.Ga naar eind61.
In den Niederlanden wurden im 16. Jahrhundert alven verantwortlich gestellt für Verrücktheit. In einem komischen Schauspiel, 1561, von den Redenrijkers von 's-Hertogenbosch auf dem Antwerpener Landjuweel aufgeführt, treten auf: der patroon vanden alven (Oberst der Elfen oder Elfenkönig), die alvinne (Elfe) und weitere, menschliche Personen, derer Namen auf Narrheit hinweisen.Ga naar eind62. Weisen wir hier auf die dahinter liegende Assoziation hin: Wildheit (halbmenschliche Wesen wie Faunen, Wildleute) - Geisteskrankheit - Geister. In der mittelalterlichen Literatur wird diese Verbindung öfters gelegt. Die Identifikation von Grillen-Heimchen mit geisterhaften Wesen wurde schon 1867 vom flämischen Volkskundler Edmund Van der Straeten dargelegt:
In de hoogduitsche benaming Hemichen schynt de krekel zich te vereenzelvigen met den gemeenzamen geest, den kabouter van denzelfden naem, die eene vry groote rol speelt in de rynsche, zwabsche en frankenlandsche overleveringen [...] Zoo in België als Duitschland heeft de krekel of grille aen verschillige plaetsen, velden, weiden, enz., zijn naem gegeven. De omstreken van het jagtslot Grillenburg, niet verre van Freiberg, in Saksen, waren eertyds, volgens de overlevering, door eene kleine bevolking van zeer boosaerdige Hemichen bewoond [...] Men ontmoet ook de Kriekelswarande, afhanging der gemeente Schaffen, in Brabant, en de Krekelenbeek, in West-Vlaenderen [...].Ga naar eind63.
Auch gab es einen Krekelput (puteus grillorum, Grillenborn) in Oudenaarde (Ostflandern), und im Reinaert (13. Jh.) liest man: In 't oostende van Vlaendren staet / een bosch, ende heet Hulsterlo / [...] een borne heet Kriekepit. Van der Straeten fragte sich, ob der Oudenaarder Krekelput ursprünglich ein ‘Ort heidnischer Reinigungen’ gewesen war, weil an diesem Ort im 16. Jahrhundert (noch?) zwei Badstuben (eine mannen stove und eine vrouwen stove) standen, welche auf eine heidnische Säuberungskultstätte zurückgehen könnten.Ga naar eind64. Dies mag wohl zu spekulativ sein, aber Brunnen, Wassern und dergleichen haftete im Volksglauben schon vom frühesten Mittelalter an ein Wassergeist an. Wohl anzunehmen ist, dass von Heimchen wimmelnde Orte im Volksdenken als Stätte elbischer Wesen, die gegebenenfalls verehrt werden mussten, galten.
Auch Frau Holle, Holda, zeigt verwandte Züge. Ihr Rücken ist oft wie ein hohler Baum - wie auch den Wildfrauen, dem Alp, dem Taufel sonst eigen ist.Ga naar eind65. Auch ist sie oft ein Baumgeist,Ga naar eind66. nl. des Holunders (Hol-). ‘Auch die dänische Redensart: han har sovet under en hyld, es ist verwirrt im Kopfe, kann hieher gehören...’.Ga naar eind67. Das heisst soviel wie ‘Grillen im Kopf haben’, wie auch auf schwedisch: han har standigt griller i hufwudet. Man dachte sich die Hollen / Holden als krankheitserregende VegetationsgeisterGa naar eind68., welche Kinder rauben und sie mit ihren eigenen vertauschen, weshalb geistesschwache Kinder wohl ‘Hollen’ hiessen.Ga naar eind69. Man vergleiche Elbentrötsch, ‘Geistesschwache’, dän. ellevild, ‘ausgelassen’, mhd. Alp, ‘Tor, Narr, albener Mensch’, mnd. elvisch, ‘geisteskrank’. Eine gleichartige semantische Verzweigung ist auch bei anderen Namen mythischer
Wesen anweisbar.Ga naar eind70.
Weshalb wurden die sich zwischen Baumstamm und -rinde aufhaltenden Insekten zum Symbol der Geisteskrankheit? Das ‘wilde Denken’ hat, sowohl im europäischen Mittelalter als anderswo, den Baum als aussagekräftigste Analogie innerhalb der Natur mit dem menschlichen Körper gesehen: Rinde / Stamm = Schädel / Hirn; wenn durch die Schädlinge der Baum erkrankt, muss Geisteskrankheit (= aufgefasst als Krankheit des Gehirns) auch durch die ersteren verursacht werden.
Warum man die Naturanalogie erkor? Wenn ‘erklären’ oft die Übersetzung einer Erscheinung in einen anderen Bezugsrahmen / Realitätsbezirk ist, bietet sich dem ‘wilden Denken’ der umfassendste und greifbarste aussermenschliche Bereich an: die Natur.Ga naar eind71. Aber das führt uns zu weit vom Problem ab. Weisen wir nur noch auf eine nicht zu übersehende Nebenbedeutung von nl. Gril: ‘Splintholz’, Holz zwischen Kern und RindeGa naar eind72., in dem sich die Holzwürmer am meisten einnisten. Das bringt uns in ummittelbare Nähe zu den im 15. Jahrhundert ‘Grillen’ genannten Insekten, die laut dem Volksüberzeugung und -sprache die Geister verwirten.
Weiter ist die in vielen französischen Dialekten vorhandene Bedeutung des Wortstammes als ‘Schlössling’, ‘Keime’, zu beobachten. Verwandte Denotationen sind in allen südeuropäischen Sprachen vorhanden.Ga naar eind73.
Kehren wir jetzt zur eigentlichen Sache zurück. Zu den Häufigsten dieser Gehirntierchen gehören: Horniss, Hummel, Wespe, Schmetterling, Motte, Fliege, Mücke, Zickade, Grille.Ga naar eind74. Im Mittelalter ist musca in cerebro belegt als Spitzname des halbverrückten Konrad von Lützelhardt.Ga naar eind75. In der Gervasius von Tilbury Otia imperialia (12. Jh.) findet man die Sage von Kaiser Titus, dem zur Strafe für die Zerstörung Jerusalems eine Fliege ins Hirn gekrochen war.Ga naar eind76. Im Französischen des 17. Jahrhunderts hiess es von einem Hypochonder: Il a des mouches dans la cervelle, und eine Spottbrüderschaft in Paris nannte sich zur selben Zeit Archiconfrérie des cervelles émouquées oder ‘Erzbruderschaft der “ent-flieg-ten” Gehirne’.Ga naar eind77.
Wie andere Insekten werden auch die Grillen [3 Heimchen] als Sinnbilder der im Kopf umherschwirrenden Gedanken gebraucht, besonders wenn diese als Ausfluss einer schwermütigen oder phantastischen Naturanlage zu betrachten sind [...] Der metaphorische Gebrauch von Grillen findet sich zuerst im 15. Jahrhundert. (siehe das Deutsche Wörterbuch, s.v.)
Belege für diesen Glauben und dessen Niederschlag in der Sprache findet man von den Niederlanden bis Rumänien und Spanien.Ga naar eind78.
Auch in der Medizin hat man diesen Glauben geplegt. In Robert Fludd's Medicina catholica (Frankfurt a.M., 1629) findet man einen Stich, Hostilis munimenti salutis invadendi typus: einen Sterbenden bedrängen aus den vier Windrichtungen basiliscus, coetus, salamandra u.s.w., jeder von diesen von einem Insektenschwarm begleitet.Ga naar eind79. Bereits in Ars moriendi-Handschriften aus dem 15. Jahr-
hundert sieht man Insekten auf den sterbenden Menschen zufliegenGa naar eind80., wobei jene allerdings moralisiert worden sind.
Aus der Assoziation Grillen - Krankheit - Narrheit erklärt sich wohl auch der Name ‘Doctor Grill(en)’ für eine närrische Spottautorität. Im Jahr 1501 erschien eine Practica Deutsch uff das XV. C und ij. jar von einem Doctor Grill vom KittelbergGa naar eind81., und 1540 wurde eine Lasztafel und Practica auff die Hoehe des Thurns zu Babylonien von einem Doctor Grillen von dem Narrenstein herausgegeben.Ga naar eind82.
Die Übergänge Grillen Geisteskrankheit, und Geisteskrankheit Hirngespinst, Posse, ist eigentlich eine Versetzung Ursache Folge oder Erzeuger Erzeugnis. Dies ist im ‘wilden Denken’ keine Seltsamkeit.
Nach diesen lexikalischen und volkskundlichen Auseinandersetzungen sind wir imstande, die semantische Entwicklung von Grille zu schematisieren:Unserem Schema entnehmen wir:
1. | Grille ist eine Onomatopöie für ‘Heimchen’ (und in bestimmten Sprachen, z.B. dem Of., auch für ‘Heuschrecke’). |
2. | Insekten galten im volksmythischen Denken analogice als Gehirntierchen, welche Geisteskrankheit erregten. |
3. | Letztere wurde als Verrücktheit, aber auch als Raserei (mania) empfunden. |
4. | Von jener aus kam man zu deren Veräusserlichungen als pars pro toto und ex effectu: a. Hirngespinst, Laune, wilder Einfall; b. Posse(nreisserei); c. wunderliches Werk. |
Auf letztere Bedeutung, im 16. Jh. angewendet auf die Bilddarstellung, möchten wir an dieser Stelle näher eingehen.
Die Kunsttheoretiker des 16. (und 17.) Jahrhunderts leiteten den Begriff ‘Grille’ von der Antike her (Plinius, Plutarchus...). Die Kunsthistoriker jetzt neigen dann auch dazu, die Wiederentstehungszeit des Begriffs nicht vor der Mitte des 16. Jahrhunderts, als Felipe de Guevara und die italienischen Theoretiker tätig waren, anzusetzen.
Die vorhergehenden Angaben wiederlegen jedoch den Gedanke an eine Neuentdeckung der ‘Grillen’.
a. | Schon die Ikonographie stellt das Gegenteil heraus. In ungebrochener Reihe isŧ, vom Ende des 15. Jahrhunderts ab, eine doppelte Bedeutung (Schlechtheit / Torheit) belegbar. Die Grillen-Visualisierung ist hier noch einheitlich: ‘Insekten’.
Dann, um 1550 herum, wird die Grillen-Ikonographie auf den bemalten Holzdecken, um 1600 herum in der Graphiek (Ventilieren-der-Narren-Motiv) differenziert. Nebst den Insekten erscheinen jetzt auch die Verbildlichungen der metaphorischen Semantik von Grillen: allerhande törichte Mühseligkeiten, buchstäblich dargestellt. Zum dritten wird Grille im kunsttheoretischen Rahmen ein Gattungsname, dessen Semantik genau der von den zeitgenössischen und leicht älteren lexikalischen Belegen angedeuteten entspricht. Die Entwicklung verläuft also vom algemeinen (Grillen - Insekten der Torheit und Schlechtheit ab c. 1490) über das Konkrete (die Holzdecken - Grillen, alle voneinander verschieden) zur Gattung (kunsttheoretische Grillen) Diese wurzelt jedoch unlöserlich in der Vorgeschichte des Begriffs, ja ist ohneder nicht verständlich. |
b. | Wie wurden dann zu dieser Zeit die Grillen aufgefasst? Die wichtigste Quelle ist, weil hier ein semantischer Gegensatz zu ‘Grillen’ aufgestellt wird, Marcus van Vaernewijck's Van die beroerlicke tyden in die Nederlanden en voornamelijck in Ghendt (1566-1568). Der Verfasser meinte, ein Genter Chorgestühl sei von den Bilderstürmern verschont worden wegen der Drolerien, welche vreemde grillen ende bootsen meer tot verstandighe ende zedelicke boerden verwecken mochte dan tot eenighe devotieGa naar eind83. (‘fremde Grillen und Possen (welche) mehr zu verständigen und sitthaften Spässen als zu einiger Devotion anregten’). |
Das heisst: solche Grillen haben nichts mit der (zur Devotion anhaltenden)
kirchlichen Ikonographie zu tun, sind dennoch, es sei denn anscheinend in profan-moralischer Hinsicht, lehrhaft. Diese Lehrhaftigkeit rührte nicht von dem gelehrten / humanistischen Bildungsprogramm her.
Nun versuchten die frühneuzeitlichen (aber gelegentlich auch die mittelalterlichen) Gelehrten, die weder aus der kirchlichen noch aus der eigenen Kultur hervorgegangennen Phänomene durch dem klassischen Altertum entlehnte Begriffe oder Zitate zu klassifizieren. Dies ist ein noch nicht untersuchtes Verfahren, das auch an beschrifteten grafischen Darstellungen nachgewiesen werden kann (z.B. Bruegel's Schmutzige BrautGa naar eind84., Bauern- und Hirtenszenen, Volksfeste...).
Im 16. Jahrhundert standen diese Gelehrten verschiedenen Äusserungen eines volkstümlichen Ausdrucksmittels entgegen:
1. | der schon lange gangbare, sprachliche Ausdruck Grille |
2. | die als damit übereinstimmend angefülten Bilddarstellungen (Drolerien, |
Um diese, dem eigenen konzeptuellen System nichtzugehörige, Erscheinungen in eigene Kategorien umzuschmieden, wurde rasch von den in der klassischen Literatur bewanderten Gelehrten und Kunstschriftstellern einige diesem Problem angemessene Stellen (Plinius, Plutarchus...) herausgeholt. Es geht also, wenn man will, um eine euhemeristische Interpretation eines ‘volkstümlichen’ und zu akkaparierendes Phänomen.
Die frühneuzeitlichen Kunsttheoretiker haben den Grillen-Begriff nicht den antiken Autoren entnommen, geschweige denn ihn erfunden: sie haben nur eine schon lange geläufige Idee und Ausdrucksweise mit Hilfe der Antiken legitimiert. ‘Grillen’ sind, vom Ursprung her, eine volkstümliche Kategorie. Es lohnte die Mühe nachzugehen, ob auch nicht andere ‘elitäre’ kunsttheoretische Begriffe einem gleichen Prozess unterlagen.Ga naar eind85.
Fassen wir jetzt die Ergebnisse unserer Untersuchung zusammen:
1. | Vom ende des 15. Jahrhunderts ab bis ins 18. Jh. verbildlichen Insekten teuflische, schlechte oder verwerfliche Leute, Verhaltensweisen oder Eigenschaften, oder sind deren Attribut.
Auch sind herumschwirrende Insekten Sinnbilder der Torheit / Narrheit bestimmter Personen. In beiden Fällen können die Tierchen durch beigehende Texte Grillen genannt werden. |
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2. | Grillen sind auch:
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3. | Dieser Doppelsinn der Grillen (Schlechtheit und Narheit) erklärt sich aus |
der intellektualistisch/formalistischen Ethik des späten 15. und des 17. Jhs., und auch aus der früheren Grille-Semantik. | |
4. | Letztere ist komplex. Die Onomatopöie Grille = Heimchen ist durch ständige Interferenz mit grol-, grim-, grom- geprägt worden. Durchgehend unterscheidet man einen unübertragenen (‘Heimchen’) und einen metaphorischen Sinn (‘Laune, närrisches Gebahren, Posse, seltsamer und wunderlicher Einfall, Schrulle, Hirngespinst ...’).
Bisher musste man auf eine Erklärung des Doppelsinnes verzichten oder ihn aus Homonymie erklären. Letzteres ist teilweise stichhaltig, aber eben nur teilweise. |
5. | Die Verbindung zwischen den beiden Bedeutungsebenen lässt sich aus dem mittelalterlichen Volksdenken wieder herstellen. Ausgehend von einer im ‘wilden Denken’ weit verbreiteten Analogie Baum/Mensch betrachtete man Insekten als Erreger von Geisteskrankheit, Narrheit oder Raserei (Bösheit). Wie die Tierchen zwischen Rinde und Stamm den Baum, so müssen sie auch zwischen Schädel und Hirn den Geist des Menschen erkranken. Diese Überzeugung ist jahrhundertelang in ganz Europa beheimatet gewesen. Letzten Endes gehen die unter dem ersten Punkt genannten Bilddarstellungen auf diesen Volksmythos zurück.
Der metaphorische Gebrauch von Grille findet man vom 15. Jh. ab belegt; (siehe Schema der semantischen Entwicklung) in der Bilddarstellung von ca. 1490 ab. |
6. | Der von den Kunsttheoretikern des 16. und 17. Jh. verwendete Grillenbegriff ist, laut ihren eigenen Angaben, der Antike entnommen. Das ist jedoch nur eine stereotype Rationalisierung mit der die elitären Gelehrtenkreise der eigenen Kultur nicht zugehörige und deshalb unbekannte, uninterpretierbare Phänomene einzuverleiben und akzeptabel zu machen versuchten.
Zugleich erfuhr die Grillen-Idee eine Bedeutungszufügung: während sie zuvor an Verrücktheit oder Raserei, dann auch an widersinnige Hirngespinste, lächerliche Possen oder wunderliche Kreaturen, an wilde Einfälle und Launen konnotiert war, kam jetzt der Aspekt des sozial-niedrigen, ‘bäuerlichen’, volkstümlichen hinzu. Nur durch die Kupplung der sozialen Dimension des Elitarismus des gehobenen Intellektuellenkreises an den bereits vorhandenen Grillen-Begriff und an die legitimierende Funktion der antiken Kultur kam der kunsttheoretische Gattungsbegriff der Grillen zustande. |
N.B.
Beim Abschluss unseres Textes fanden wir noch den Hinweis auf Lucia Lazzarini. ‘Arlecchino, le mosche, le streghe e le origini del teatro popolare.’ In: Studi mediolatini e volgari 25 (1977), S. 93-155 (konnte nicht mehr eingesehen werden). Wir werden darauf und auf die Herkunft des Harlekins in einer Untersuchung über einige ‘stehende Figuren’-Typen in der Bilddarstellung zurückkommen (Ausstellungskatalog Beeld van de Andere, vertoog over het Zelf, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen, september-oktober 1987).
Prof. dr. Jan Goossens (Leuven-Münster) war so freundlich hinzuweisen auf Trübner's Deutsches Wörterbuch s.v. ‘Grille’, und Beiträge zur Geschichte der Deutschen Sprache und Literatur 76 (1954), S. 236-237 (Axel Lindqvist). Er schrieb auch: ‘Kriekepit is na-
tuurlijk niet hetzelfde als Krekelput. Wel valt op dat de Nederduitse bewerker van onze Reinaert II in zijn Reynke de Vos van 1498 Kriekepit als Krekelput vertaalt (vgl. in mijn paralleluitgave de vv. B 2601, 2615, 2647 en 2674 met R 2443, 2458, 2486, 2507).’
Zum Grillen-thema wird noch wohl vieles zusammen zu tragen sein, und manches vielleicht rediviert werden müssen. Der Verfasser möchte daher gerne von Spazialisten der historischen Wortforschung berichtigt werden oder Neues erfahren.
Discussie
Spr. beaamt de opmerking van R.A. Rasch dat de Leimstängler enigszins doet denken aan de figuur van Papageno in Mozarts Toverfluit, en wijst erop dat het thema zo universeel is dat het reeds in de Oudheid opduikt. Volgens S. de Bodt maakt spr. toch wel erg snel de overgang van iconografische weergave naar maatschappelijke realiteit. Gaat het niet veeleer om een traditionele voorstelling die een eigen leven is gaan leiden, vraagt hij zich af. Spr. herhaalt dat de Leimstängler teruggaat op reëel bestaand hebbende figuren die omstreeks 1550 uitgestorven zijn en nadien nog alleen in het toneel en in iconografisch materiaal voorkomen.
- eind1.
- Die während der letzten Jahre erschienenen Studien werden erwähnt in Hans Joachim Raupp. Bauernsatiren. Entstehung und Entwicklung des bäuerlichen Genres in der deutschen und niederländischen Kunst ca. 1470-1570. Niederzier (1986), S. 307-310. Einige bis heute unberücksichtigte Stellen über Gryllus als Person: in Kaspar Scheidt's deutscher Übersetzung von Dedekind's Grobianus wird der Grobian verglichen mit ‘Grillus, der lieber selbs ein saw wolt bleiben / Dann dass er solt auff diser erden / Erst wider zu eim menschen werden’, und betreffs des wesenlosen Geschwätzes des Grobians: ‘Grillus grillat. Die atzel lasset des hupffens nicht’. Friedrich Dedekind. Grobianus. De morum simplicitate. Grobianus. Von groben Sitten und unhöflichen Gebärden. Deutsche Fassung von Caspar Scheidt. Hrsg. v. Barbara Könneker. Darmstadt 1979, bzw. S. 240 (f. T.iii.v) & 130 (f. E.iv.v). Hier also: Grille - Grobianismus - Schwätzerei. Weiter noch in Spenser's Faerie Queene, 11, XII, 86 & 87 (‘Let Gryll be Gryll, and have his hoggish minde’, und weitere Beispiele aus 1597 und 1644 in The Oxford English dictionary. Vol. III: D-E, Oxford 1933, S. 420.
Über den grillo als Wesen: Bax. Op.cit. (siehe Anm. 8) 1983, S. 125-126; als Typ der commedia dell' arte: Louis Duchartre. The italian comedy. New York, s.d., S. 90. Weiter: George Boas. Essays on primitivism and related ideas in the Middle Ages. Contribution to the history of primitivism. New York 19782, S. 13 (Plutarch); A. Roes. ‘New light on the Grylli’. In: Journal of hellenic studies 55 (1935), S. 232-235: über phantastische Mischwesen in antiken Bilddarstellungen; die Gattung würde den nahöstlichen Kulturen [Perser (4. Jh. v.C. oder früher) und Sassanider] zu verdanken sein.
- eind2.
- Die Veröffentlichung war hier vorgesehen; der diesbezügliche Problemkreis und das Material wuchsen jedoch solchermassen aus, dass wir das Ganze in Buchform erscheinen lassen werden.
- eind3.
- Joh. Bolte. ‘Fahrende Leute in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts.’ In: Sitzungsberichte der preussischen Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Klasse 31 (1928), S. 668, Nr. III. Für de Bry, siehe Anm. 43.
- eind4.
- Bolte. Art. cit., S. 649. Cf.: die schmeichler erster art nannten die alten Galli janglerios, das ist, lotterbuben, bossenreisser, grillenreisser, machedorn. (Nigrinus. Regentenkunst. 1580, f. 65 v, nach dem Dt. Wb., s.v. Grillenreiszer). Die Leimstängler sind immer von Grillen umgeben. Schon vor der Herausbildung dieses Typus wurden Berufsschmeichler / Lotterbuben mit Grillen assoziiert. Deshalb wird der aus dem Lotterbuben herausgewachsene Leimstängler auch leicht ein ‘umgrillter’ Typ.
- eind5.
- Wieland König. Studien zum Meister von Liesborn, unter besonderer Berücksichtigung der Entstehungsgeschichte des Liesborner Hochaltars und der Sammlung Krüger. (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Kreises Beckum, 6). (Beckum) 1971, Tafel 40.
- eind6.
- Alfred Stange. Deutsche Malerei der Gotik. Bd. 9. München-Berlin 19602, abb. 280.
- eind7.
- Abb.: Ludwig Baldass & Günther Heinz. Jheronimus Bosch. Wien, München (19592), Tafel 23.
- eind8.
- Dirk Bax. Hieronymus Bosch und Lucas Cranach: Two last judgement triptychs, Description and exposition. Aus dem Niederländischen übersetzt von M.A. Bax-Botha. (Verhandelingen van de Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen. Afdeling Letterkunde. N.R., 117). Amsterdam, Oxford, New York 1983, S. 27-29, 47, 71, 142, 272, 322-3, 154, 156, 231, 185, 238.
- eind9.
- Z.B.: ‘Steinschneidung’ (Madrid, Museo del Prado; auf dem Schildchen des Quacksalbers); ‘Jacobus und Hermogenes’ (Valanciennes, M.B.A., nr. 176: auf dem Schildchen des Ratgebers nebst Hermogenes); ‘Gaukler’ (Privatsammlung Californien, U.S.A.; Mitte, unten); ‘Ecco Homo’ (Philadelphia, John G. Johnson Collection; auf dem Schildchen des Mannes äusserst rechts, unten); ‘Hölle’ (New York, Slg. Wildenstein; unten links, und auf der Fahne eines diabolischen Posaunenbläsers) (Jheronimus Bosch. Ausstellungskatalog. 's-Hertogenbosch 1967, bzw. Nr. 30, 8, 34, 25, 45). Weiter: ‘Visio Tondali’ (Bewahrort unbekannt; Repr.: ACL 62250 B; Insekt auf einem Monsterkopf).
- eind10.
- P. Gerlach. ‘Nieuw zicht op Jeroen Bosch.’ In: Ons Erfdeel 13 (1969), S. 123-124, betrachtete das Insekt zu Unrecht als die Signatur eines bestimmten Bosch-Nachfolgers; dagegen ist zu halten: 1. die stilistische Inkompatibilität der obengenannten Bilder; 2. auch andere Gemälde namentlich bekannter Künstler enthalten das Insektenmotiv, z.B.: ‘Hölle’ (signiert und datiert Pieter Huys 1570; Madrid, Museo del Prado, Nr. 2095; Insekt auf einer Teufelsfahne); ‘Versuchung des hl. Antonius’ von demselben Meister (Antwerpen, Museum Mayer Van den Bergh, Nr. 25; auf einem Bettlerschildchen). Das Insekt ist also keine Signatur, sondern ein ikonographisch deutbares Motiv.
- eind11.
- Thomas Murner. Schelmenzunft. Nach den beiden ältesten Drucken, hrsg. v.M. Spanier. (Neudrucke deutscher Literaturwerke des XVI und XVII. Jahrhunderts, 85). Halle a.S. 19122, S. 19.
- eind12.
- Tobias Stimmer 1539-1584. Spätrenaissance am Oberrhein. (Ausst. Kat.). Basel 1984, S. 261.
- eind13.
- Idem, S. 377, Abb. 242a.
- eind14.
- Frederick Tristan. Les tentations. (s.l. 1981), Abb. 91.
- eind15.
- Hendrik Goltzius. 1558-1617. The complete engravings and woodcuts. Hrsg. v. Walter L. Strauss. New York (1977), S. 124, Nr. 54 & Abb. S. 125.
- eind16.
- Abb.. Gustav Könnecke. Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Marburg 1895.
Jesuiten werden ebenfalls von Ungeziefer umschwärmt auf einem Spottblatt aus 1618; siehe Illustrierte Flugblätter [...]. Op. cit. (cf. Anm. 35), S. 120-121, Nr. 57.
- eind17.
- Z.B. Otto van Grevenbroeck. ‘Entführung der Proserpina’ (Brussel, Koninklijk Museum voor Schone Kunsten).
- eind18.
- Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 2, Sp. 1626-1627.
- eind20.
- ‘Grillen fangen’ bzw. ‘vertreiben’ sind laut dem DW seit Ende des 17. Jh.belegt, z.B. bei Weise; meistens weisen die Ausdrücke auf Trübseligkeit und Melancholie (DW, Sp. 324-5). Ein ‘Grillenfänger’ ist, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts, ein ‘Mensch mit phantastischen, wunderlichen Einfällen’, gesticulator, febricitans, curiosus, cerebrosus, fanaticus (DW, Sp. 320). Der vom DW gegebene zeitliche Ansatz für den Ausdruck des Grillenvertreibens ist falsch: schon in Dy narren kappen, einem alle Stände rügenden Fastnachtspiel/-lied, teilt der Sprecher mit: die grylle wolt ich im vertreyben / recht wie eim alten gauch, siehe Friedrich Zarncke. Sebastian Brant, Narrenschiff. Leipzig 1854, S. CXXXIV, nach der Hs. Wien, ö.N.B., Cod. 3027, f. 175v-176r.
‘Der Grillenvertreiber’ war auch der Titel eines 1603 erschienenen Unterhaltungsbuchs (Das Lalebuch (1597) mit den Abweichungen und Erweiterungen der Schildbürger (1598) und des Grillenvertreibers (1603). Hrsg. v.K. von Bahder. (Neudrucke deutscher Literaturwerke des 16. und 17. Jahrhunderts, 236/239). Halle 1914. Im Text selber wird jedoch nicht über Grillen gehandelt).
- eind19.
- Kitti Jurina. Vom Quacksalber bis zum Doctor medicinae. Die Heilkunde in der deutschen Graphik des 16. Jahrhunderts. Köln, Wien 1985, S. 261 & Abb. 371. Druck: Augsburg, Joh. Schaur, um 1495.
Siehe auch: Hans Folz. Die Reimpaarsprüche. Hrsg. v. Hanns Fischer, München 1961, S. 469.
- eind21.
- F. Hollstein. German engravings, etchings and woodcuts. Bd. 11. Amsterdam s.d., S. 125, Nr. 268.
- eind22.
- Weitere Beispiele:
Einen stechen die Grillen war, ähnlich wie einen stechen die fliegen, die mücken, [...] im 16. Jh. nicht selten; von verschiedenen gemüthsverfassungen, übermuth, ausgelassenheit, doch hitze, zorn. Ich mein, es stechen dich die grillen, sagt die bäurin zu ihrem sich närrisch gebärdenden manne (Sachs 14, 175, Keller-Götze); wenn sie heim kommen von dem wein / so sticht sie der narr und die grillen (Montanus schwankb. 557 lit. ver.); er ist grimmiger und wilder [...], [...] gar zu schellig, wann in die grillen stechen (Fischart 3, 328).’ (Deutsches Wörterbuch, s.v. Grille, Sp. 317).
Die Wendung ‘Grillen im Kopf’ ist lexikalisch belegt seit 1517: atrabilis (i.e. mania), gryln im kopphe (DW, s.v., Sp. 323). Die Bilddarstellungen setzen jedoch ein Vierteljahrhundert früher ein. Weitere Beispiele: avoir des grillons dans la tête (Fr., 16. Jh.; Walther von Wartburg. Französisches etymologisches Wörterbuch, 4, S. 268); je ne doute point que l'imperatrice vostre femme n'ayt de grillets et de tintouyns en la teste (Frédéric Godefroy. Dictionaire de l'ancienne langue française. T. 4. Paris 1885, S. 358).
- eind23.
- Thomas Murner. Narrenbeschwörung. Text und Bilder der ersten Ausgabe, hrsg. v.M. Spanier. (Neudrucke deutsċher Literaturwerke des XVI. und XVII. Jahrhunderts, 119-124). Halle a.S. 1894, S. 254-5 (Text) & S. 336 (Verweis).
- eind24.
- Den Haag, Museum Meermanno-Westreenianum. Ms. 10 C 26, S. 375.
- eind25.
- Köpfe der Lutherzeit. Hrsg. v. Werner Hofmann. München (1983), S. 88-89, Nr. 29.
- eind26.
- Jurina. Op. cit., S. 272-3 & Abb. 383.
- eind27.
- Id., S. 260 & Abb. 372.
- eind28.
- Hollstein. German [...]. Bd. 8, S. 159, Nr. 89; Max Geisberg. The German single-leaf woodcut in the first half of the sixteenth century. New York 1975. Tl. 2, S. 817, Nr. 868.
- eind29.
- Eugen Diederichs. Deutsches Leben der Vergangenheit in Bildern. Jena 1908. Bd. 1, Nr. 668 (B. 213, 3; Pauli 215).
- eind30.
- Id., Nr. 488.
- eind31.
- Hollstein. German [...]. Bd. 28, S. 90, Nr. 10.
- eind32.
- Hollstein. German [...]. Bd. 22, S. 188, Nr. 13.
- eind33.
- Anne Braun. Historical targets. London 1981, Abb. 19.
- eind34.
- Friedrich Sieber. Volk und volkstümliche Motivik im Festwerk des Barocks dargestellt an Dresdner Bildquellen. (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Volkskunde, 21). Berlin 1960, Tafel 13.
- eind35.
- Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe. Hrsg. v. Wolfgang Harms, u.M.v. Beate Rattay. (Kataloge der Kunstsammlungen der Veste Coburg, 40). Coburg 1983, S. 88-89, Nr. 42 (dort verfehlte Deutung der Insekten als Sinnbild ‘für schlechte, das Gebet störende Gedanken oder für ungläubige, gottferne Menschen’; die Kennzeichnung des von Insekten umschwirrten Mönchs als Narr reicht aus, um jene als Grillen zu interpretieren. Siehe auch die Unterschrift: ‘Der Ablasskramer muss entlauffn / Sein Lumpenwahr wil niemand kauffn / Der Geck ist worden gar zu Spott / Weil er gemacht hat Bancorott. / Die Butte druckt ihn auf den Rueckn / Und stecken jhn Wespen und Mueckn / Er hoffet viel Gelt zu erschnappn / Bekam dafuer ein Narrenkappn’.)
- eind36.
- Bzw. Diederichs. Op. cit., Bd. 2, Abb. 1152 und Braun. Op. cit., Abb. 53.
- eind37.
- Erasme. L'éloge de la folie. Paris 1789.
- eind38.
- Jetzt: Nürnberg, Stadtmuseum Fembohaus, Saal 22.
- eind39.
- Auf die Narrheitssymbolik werder wir an anderer Stelle eingehen.
- eind40.
- Weiter noch: Ballspiele, Musikinstrumente (Vergnügensmittel), Fuchs und Huhn, Fuchs und Kran (Fabeln), ein einen gezügelten Fuchs reitender Hahn und ein einen Storch reitender Frochs (Adunata), eine Glocke mit einem Fuchsschwanz als Schwengel (die symbolik des Fuchsschwanzes werden wir in einer Erklärung von Bruegel's ‘Krüppel’ im Louvre eingehend behandeln), und ein sich bäumendes Pferd, zu dem Bienen fliegen (daneben: Bienenkorb).
- eind41.
- Ivan Šperling. In: Umění 16 (1968), S. 502-514, Abb. 5.
Grillen sind auch auf den weissen Fächern eines Schachsbretts von Christoph Angermair (?-1632) im Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig dargestellt (Hasen, Affen, u.a.).
- eind42.
- Das Entleeren des Gehirns von Tierchen, um die geistigen Kräfte wieder zu erwecken hat Bonaventure des Perriers auch den Stoff für sein 127 Erzählung verschafft: Du chevalier agé qui fit sortir les grillons de la teste de sa femme par une saignée. Hier geschieht die ‘Heilung’ durch einen Aderlass (La Curne de Sainte-Palaye. Dictionnaire historique de l'ancien langage français. T. 5. Niort, Paris 1878, S. 428).
- eind43.
- J.Th. de Bry. Emblemata saecularia. Hrsg. v. Friedrich Warnecke. Berlin 1894, S. 53 & Tafel 65. Auf dem Stich sind noch zwei weitere Szenen dargestellt. In der Mitte, ein Arzt, der ein Harnglas besichtigt: Ich Doctor Filtzhut sich im Harn / Viel wunder Ding, ein seltzam Narrn / Zeigt an wer stoltz geht auffgeblosen / Mag schwerlich von dem Narrn genesen / Wem das haupt aber sehr thut gschwillen / Dem kompt die Kranckheit von Grillen. Auch hier wird die Narrheit als eine von Grillen verursachte Krankheit betrachtet. Zur linken Seite hat ein Gehilfe einem Bauer einen Wasserhahn in den geschwollenen Bauch getrieben, damit eine Menge Minaturnarren entweichen können: Ach Bauer werstu ehr zu mir kommen / Ehe der Schad uberhand hett gnommen / Du hast ein rohen Narrn verschlickt / Derselb jetzt ubers Hertz dich trueckt / Viel jungen in dir generirt / Die durch Purgatz werdn auss gefuehrt. Hier drei topische Elemente: 1. der Bauer als dummer Narr; 2. die Verrichtung grotesker ärtzlicher Eingriffe als Lösung pseudo-körperlicher Krankheiten; 3. das Erzeugen oder Ausbrüten vieler kleiner Narren.
- eind44.
- Diederichs. Op. cit., Bd. 2, Abb. 1058.
- eind45.
- Theodor Hampe. Die fahrende Leute in der deutschen Vergangenheit. (Monographien zur deutschen Kulturgeschichte, 10). Leipzig 1902, S. 406, Abb. 95.
- eind46.
- Nicht zu deuten sind: Messer, Fisch, Schiff, sitzende Frau, Karosse.
- eind47.
- Diederichs. Op. cit., Bd. 2, bzw. Abb. 1159 und Abb. 1144.
Siehe auch einen satirischen Holzschnitt (Walter L. Strauss. The German single-leaf woodcut 1550-1600. Vol. 3: S-Z. New York 1975, S. 1361): eine Alte schimpft einen löffelschneidenden und von Insekten umschwirrten Mönch mit den Worten: ‘Ich meine du soltest sein uber die buecher gesessen / So haben dich die braemen schier gefressen / Hab acht zue deiner blatten / die braemen mache(n) dir sonst ein schatte(n)’. Eine Zeichnung Borrominis lässt eine einem jungen Manne eine Geldbörse und (Wert?) Papiere darreichende Alte von Insekten (u.a. Schmetterlinge) umschwirrt werden (Darstellung ungleicher Liebe? Zwei Teufel hinter dem Jüngling). Giuseppe Delogu. Pittori minori liguri lombardi piemontesi del Seicento e del Settecento. Venezia 1931, Abb. 385.
Ob in diesen beiden Fällen Insekten Torheits- oder Schlechtheitssinnbilder (oder beide) sind, ist nicht leicht auszumachen.
- eind48.
- Das stumme Buch: die tolldreisten Träume des Pantagruel, erfunden von François Rabelais zur Unterhaltung der guten Geister. Mit 120 Holzschnitten. Zürich 1980. (Nach der Ausgabe Paris, R. Breton, 1565); Marianne Zehnpfennig. ‘Traum’ und ‘Vision’ in Darstellungen des 16. und 17. Jahrhunderts. Diss. Tübingen 1979, Abb. 73 und S. 61 & Anm. 104-7.
- eind49.
- In dem demnächst (Ende 1987) zu erscheinenden 2. Teil unserer Dissertation über Jheronimus Bosch.
- eind50.
- Middelnederlandsch woordenboek. Dl. 2, Sp. 2140.
- eind51.
- Middle English dictionary. Hrsg. v. Sherman Kuhn & John Reidy. Ann Arbor s.d., s.v. gril(le), S. 370.
- eind52.
- WNT. Dl. 5, Sp. 912-918.
- eind53.
- Cfr. Anm. 50.
- eind54.
- Belege von gril-‘Heimchen’ gehen jedenfalls ins 12. Jh. zurück. Siehe nächste Anm.
- eind55.
- Cfr. Wartburg. Französisches etymologisches Wörterbuch. Bd. 4, S. 269; Wechsel von i- und e- Laut in Gril(le). Unterscheidet das DW also nicht zu Unrecht zwischen gril-und grel-?
- eind56.
- Deutsches Wörterbuch (Grimm), s.v. Grille, Sp. 318-19.
- eind57.
-
Idem, Sp. 319-323. Noch einige andere Stellen:
1.Joh. Bolte. ‘Bilderbogen des 16. und 17. Jahrhunderts.’ In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 17 (1907), S. 426, nach J. Fischart. Die Flöhhaz (1573). Epilog, Vs. 83-94, bes. 91-94: ‘Und andre Prillen und sonst grillen / Darmit heut fast das Land erfüllen / Die Brieffmaler und Patronierer / Die Lassbriefftrager und Hausierer?’ (über volkstümliche Bilddarstellungen).2.Walter Ernst Schäfer. ‘Hinweg nun Amadis und Deinesgleichen Grillen! Die Polemik gegen den Roman im 17. Jahrhundert.’ In: Germanisch-Romanische Monatschrift 15 (1965), S. 366-384.3.Für ‘Grille’ als ‘Melancholie’, siehe eine Miniatur im Stammbuch des Moritz von Platen, XVIII (Leipzig, Boerner, Versteigerung der Slg. Warnecke, 02.05.1911, Nr. 194 + Abb.): unter der Beischrift Studenten Meubeln (Interieur mit Paar) liest man: Nützliche (Abb.: Bücher), Comode (Hausgerät), Nogtige (Waffen), Nicht Zu verwustende (Spiele, Getränke, Tabak) und Grillas Curasque Vertreibende (Musikinstrumente).4.Siehe weiter: Diane Karp. ‘Madness, mania, melancholy: the artist as observer.’ In: Bulletin of the Philadelphia Museum of Art 80 (1984), S. 10: über Matthias Greuter's (c. 1564-1638) ‘Grillenaustreiber’, cfr. unsere Abb. 17-19; Barbara Stafford. ‘From “brilliant ideas” to “fitful thoughts”: conjecturing the unseen in late eighteenth-century art.’ In: Zeitschrift für Kunstgeschichte 48 (1985), bes. S. 360-1.
- eind58.
-
WNT. Dl. 5 Sp. 758-764. Für ‘Grille’ als ‘fremde, wunderliche Sache’, noch einige Belegstellen:
1. Samuel Coster. Klucht van Teeuwis de Boer, Vs. 1305-9: über Fastnachtvergnügen:Som rollen 't clootgen om de stadt, men siet het turfgen rapen /En drincken haer dan vol en sadt, som commender met apen /Die brenghen vreemde grillen voort /Se comen danssen op de straet as 't veeltgen gaet /En buytelen om een koordt.
2. I. Burghoorn. ‘Swarten Duyvel verthoonende Wonderlycke Grillen des Werelts’. Den Haag s.d.
3. Spottprognostikationen des 16. Jhs.:
- ‘Coopt wonderlycke grillen om cleyn ghelt’ (letzte Zeile des Titels einer solchen, Lieripe benannten, 1561 zu Antwerpen herausgegebene Progn.).
Het zal koud zijn in 't water als 't vriest. Zestiende-eeuwse parodieën op gedrukte jaarvoorspellingen. Hrsg. v. Hinke van Kampen u.a. Den Haag 1980, S. 169.Ick pleghe te schrijven veel wonderlijcke grillen /Van ijseren, tinnen, houten en ghelasen brillen, /Hoe men 't volk nu daeraf siet vliën en wijcken /Omdat si al leeren door die vingheren kijcken.
Van Kampen u.a.. Op. cit., S. 61, Vs. 54-57.
Für ‘Grille’ als ‘Spass’: Dirc Coigneau. Refreinen in 't zotte bij de rederijkers. Bd. 2. Gent 1982, S. 400: Narren schwätzen über alle vermakelijcke grilletjes.
Für ‘Grille’ als ‘Unsinn’: siehe die dem Petrus Scriverius gewidmeten Grillen Simons von Beaumont:Ghy seght, wat schrijft ghy dese Grillen? /Maeckt wat dat waardigh sy gepresen. /Maer vrient, wilt hier u hooft af te stillen, /Dat prijst men, maer dit werdt gelesen. /De beste boecken blijven leggen, /Onverkocht, soo ist nu gestelt: /De druckers winnen, soo sy seggen, /Aen ule-spiegels 't meeste gelt.
- eind59.
- Cfr. Anm. 50.
- eind60.
- Cfr. Anm. 50, Sp. 2141.
- eind61.
-
Anonymus de monstris, cap. 6. Auch Liebrecht 1856, (cfr. Anm. 76), S. 76. Konnte nicht eingesehen werden: Karl Knortz. Die Insekten in Sage, Sitte und Literatur. ? 1910. Für die Verbindung zwischen Baum/Rinde, Seelen/Geistern und Holz- und Moosfräulein/-männlein: Wilhelm Mannhardt. Wald- und Feldkulte. Bd. 1. Darmstadt 1963 (reprint 19052), Kapittel II: Die Waldgeister und ihre Sippe, § 2, S. 75: über den Verbot, einen Baum zu schälen, weil denn einer der Waldleute sterben muss (noch in Utrechter Verordnungen des 18. Jhs. werden ‘fahrende Leute, Bettler, Landstreicher, Heiden oder Zigeuner, Aussätzige, Diebe, Bäumschinder und andere gleichartige Böswichte’ zusammen genannt; siehe C.L. ten Cate. Tot glorie der gerechtigheid. De geschiedenis van het brandmerken als lijfstraf in Nederland. Amsterdam 1975, S. 101-2); S. 82: Holzfräulein als arme Seelen betrachtet; S. 90: Wildfrauen oder Fanggen spielen die Rolle von Hausgeistern (cfr. S. 96: Wildmänner als spiritus familiaris). Siehe auch noch: Georg Gerland. ‘Bauernwenzel, Ziegenpeter, Mums.’ In: Zeitschrift für deutsche Philologie 1 (1869), S. 309-312, bes. S. 311: ‘Oder ist wirklich “bauer” eine elbische benennung? Hierfür liese sich das elsässische spiel “bäurle lösen” anfüren, was man [...] im übrigen Deutschland vielfach
“wasserjungfern werfen” nennt’ (betreffs mittelalterlicher, von Geisternamen abgeleiteter
Krankheitsnamen der parotitis).
Erinnern wir hier an Marcantonio Raimondi's berühmten aber nicht richtig benennbaren Stich ‘Der Traum Raphaels’ (vor 1510): sind die monstruösen Insekten und anderen Gebilde, rechts, die den Alptraum verursachenden elbischen Wesen? Es würden hier denn somnium/visio mit Elben/Alp und dem Wahnsinn verwandter fantasia verbunden.
- eind62.
- Wie ‘Peerken van Tuyl, Coppen van Mal, Maes van Keyendael, Heyn van Sotteghem’. Het Antwerpse Landjuweel van 1561. Een keuze uit de vertoonde stukken. Hrsg. v.C. Kruyskamp. (Klassieke Galerij, 146). Antwerpen 1962, S. 1.
- eind63.
- Edmund van der Straeten. ‘De krekelput.’ In: Id. Aldenardiana et flandriana. Bd. 1. Oudenaarde 1867, S. 40-45, spez. S. 42-43. Cf. S. 45: ‘Te Brussel ontmoet men eene plaets, gelegen naby den boulevard Waterloo, die men nog onder den naem van Krekelenmeersch aenduidt. Eene kapel, aen Onze-Lieve-Vrouwe-ten-Krekelen gewyd, stond er digt by, en is eerst sedert eenige jaren geslecht.’
- eind64.
- Id., S. 44.
- eind65.
- Voktor Waschnitius. Phert, Holda und verwandte Gestalten. Ein Beitrag zur deutschen Religionsgeschichte. (Sitzungsberichte der Kais. Akademie der Wissenschaften in Wien. Philos. -hist. Klasse, 174. Bd., 2 Abh.). Wien 1913, S. 175.
- eind66.
- Über die Baumverehrung, die Verbindung von Bäumen mit Geistern, Baumfrauen u.s.w.: Jacob Grimm. Deutsche Mythologie. Bd. 2. (Ullstein Materialien, 35108). (Frankfurt a.M., Wien 1981), S. 539-545, bes. S. 544. Über böshafte Geister zwischen Rinde und Stamm: Grimm. Op. cit., S. 908.
- eind67.
- Waschnitius. Op. cit., S. 135.
- eind68.
- Über krankheitserregende Tiere: Grimm. Op. cit., S. 967: ‘es kommt dazu, dass [...] die begriffe geist, alb und schmetterling vielfach in einander aufgehen (S. 690-767). litth. ist drugis schmetterling und fiebervogel, lett. drudsis fliegende motte und fieber.’ Über mnl. flerecijn (la goutte, chiragra): ‘meint das wort einen flatternden, die krankheit erregenden schmetterling?’
Über die Gicht: ‘Noch deutlicher ist die benennung “die fliegenden elbe”, “die gute kinderen” [...], “die gute holde” [...], gerade wie die von den hexen eingezauberten elbischen dingen heissen [...] gedacht wurden sie gleichfalls wie schmetterlinge oder würmer gestaltet.’ S. 968: ‘Auch die Polen nenen [...] elbe würmer, die in den menschen krankheiten verursachen.’
- eind69.
- Waschnitius. Op. cit., S. 96.
- eind70.
- Z.B. beim Ork, cfr. Bernd Dieter Insam. Der Ork. Studien zu einer alpinen Wort- und Erzählgestalt, (Motive. Freiburger folkloristische Forschungen, 5). München (1978), S. 32: Orco heisst im Kontaktgebiet Trentino, Ladinien, Friuli nicht nur ‘Teufel’, ‘Halbdämon, Wilder Mann’, sonder auch ‘üble Laune’, und sonstwo ‘unförmiger Baum’ (S. 35), ‘Seelenweesen’ (verwunschene oder erlösungsbedürftige Seelen oder Geister, S. 36). Wie Grille-Heimchen (Elb, Geist) / Laune hat auch Ork hier eine gleichartige Semantik.
- eind71.
- Für den Baum/Mensch-Vergleich: Aaron Gurjewitsch. Das Weltbild des mittelalterlichen Menschen. München 1980, S. 60-61; Wilhelm Mannhardt. Wald- und Feldkulte. Bd. 1. Darmstadt 1963 (reprint 19052), S. 12 ff.: Baum, Menschenleib und Krankheits dämonen. Die unter der Borke weilenden Insekten mit den wurmgestaltigen Krankheitsgeistern (Elben, bösen Dingern, Holdichen) identifiziert; S. 25: der Baum selbst mit dem Menschenleibe in Parallelismus gedacht.
- eind72.
- WNT. Dl. 5, Sp. 763.
- eind73.
- Walther von Wartburg. Französisches Etymologisches Wörterbuch. Bd. 3: D-F. Tübingen 1949 (reprint), S. 269.
- eind74.
- Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. 4, Sp. 698.
- eind75.
- Idem. Bd. 2, Sp. 1625.
- eind76.
- F. Liebrecht. Otia imperialia des Gervasius von Tilbury. Hannover 1856. Bereits bei Gregor von Tours begegnet man der Sage eines durch Insektenstichen verrückt gewordenen Ketzers.
- eind77.
-
Handwörterbuch [...], a.a.O.
Cfr. D. Fabre. ‘Le monde du Carnaval.’ In: Annales. Économies - Sociétés - Civilisations 31 (1976), S. 400-1: über die wichtige Stelle des Blasens des Blasebalgs und vom Gebläse-ins-Hirn beim Fastnacht, und Verweis auf die ‘ausgeblasenen’ (esventés) Narren. Das stimmt mit dem ‘Ventilieren’ der Grillen aus dem Haupt der Toren überein. Dieses ikonographische Motiv kann also aus der Fastnacht stammen.
- eind78.
- Handwörterbuch [...]. Bd. 3, Sp. 1164-1165.
- eind79.
- Paris, Bibl. Nat., Rés. Td 30/87, vol. 2. Foto in Warburg Institute, London.
- eind80.
- Journal of the Warburg and Courtauld Institute 5, S. 124.
- eind81.
- München, Staatsbibliothek, Hans Folz. Op. cit., (Anm. 19), S. 469; E. Weller. Repertorium typographicum. Die deutsche Lieteratuur der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Hildesheim 19612, Nr. 202; E. Zinner. Geschichte und Bibliographie der astronomischen Literatur in Deutschland zur Zeit der Renaissance. Stuttgart 19642, Nr. 808.
- eind82.
- Dicteria Grilli. Lasztafel und Practica des weytberümpten Doctor Grillen von den Narrensteyn. In: Suarmus spurca loquens. Hrsg. v. Th.G. von Karajan. Wien 1854.
- eind83.
- Raupp. Op. cit., S. 308.
- eind84.
- Wird in dem dritten Teil unserer demnächst (Herbst 1987) zu erscheinenden Dissertation erläutert werden.
- eind85.
- Auch über die öfters mit Grillen verbundenen Drollen (z.B. Goigneau. 1982, S. 462: grillen leeren en drollen preecken) bereiten wir einen ähnlichen Aufsatz vor.