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Collation der handschrift von Sinte Franciscus Leven.
Bei meinem früheren aufenthalt in Leiden war es mir durch die liberalität der dortigen bibliotheksverwaltung ermöglicht, die handschrift des gereimten mnl. lebens von St. Franciscus mit der ausgabe von Tideman zu vergleichen. Die zum teil nicht unwichtigen resultate mögen hier mitgeteilt werden.
Abgesehen von dem, was von Tideman selbst bereits s. 357 ff. oder im glossar verbessert ist und hier unberücksichtigt bleibt, enthält die hs. noch eine ganze anzahl richtigerer lesarten in folge von druckfehlern und versehen der ausgabe. Ohne weiteres ist gegen die letztere der ersteren an folgenden stellen beizupflichten und demnach zu lesen:
Vs. 43 Hen, welches als het en aufzufassen ist. Der ganze passus ist schwer verständlich; ich denke mir die construction folgendermassen: das tekin (vs. 41) wird vs. 50 erwähnt, nachdem es vs. 48 f. noch einmal eingeleitet ist; 42-47 wä- | |
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ren demnach zwischensatz: ‘es kann nicht fehlen dass’ (wörtlich ‘es kann nicht leicht geschehen dass nicht’) ‘man die, welche gerne die wahrheit hören, noch vorteil erleben sieht u.s.w.’ Zu schreiben wäre demnach:
Merct een tekin harde clare -
Wie so gerne horen tware,
Hen mach lichte niet gescien,
Men salre noch duegt an zien;
Dies radic minen vrienden dan
Dat si de waerheit vangen an
Ende laten de boerden varen;
Want de tijt es nu te waren,
Daer die apostel af voorsprac -:
Vs. 161 anden. - 497 papen (papē). - 750 groten; ontfaerm ist masculinum. - 778. Die hs. hat den i strich über dem dritten balken nach z. An sich wäre trotzdem noch möglich zinghende zu lesen, da gewöhnlich der strich über den letzten balken gesetzt wird, einerlei, welcher derselben i bedeutet, z.b. vs. 784 znien statt zinen; vgl. auch unten meine bemerkung zu vs. 163 und 3365. Der herausgeber liess sich verleiten durch zanc in vs. 783 (Bonaventura: dumque ..... laudes domino lingua Francorum (also in fransoyse im mnl. texte bedeutet ‘auf französisch’) vir dei Franciscus decantaret; allein trotzdem ist zwighende zu lesen, wie sich aus der lat. quelle ergibt: ut solus et silens supernae audiret allocutionis arcanum. Die hs. hat, trotz der auffälligen bemerkung von Tideman zu vs. 1244, s. 359 f., mit ausnahme von nur 3 stellen stets zu, su, du, tu für zw u.s.w. - 962 lieder (lied'); vgl. meine Mnl. Gramm. s. 123 anm. 2. - 1374 Den. - 1424 ymagen steht in der Hs. - 1901 waer (in der Hs.) braucht nicht verändert zu werden. - 1923 bi namen; hietsine (= hieten si ne) ist dagegen zusammen zu schreiben. - 2114 das c von maerc ist in der Hs. getilgt. - 2141 das zine der Hs. ist nicht zu ändern. - 2876 ten. - 2889 goliaert. - 3116 onsen (onsē). - 3294 Aldos, welches beizubehalten ist. - 3417 steht balchi. - 3994 Sire. - 4002 buter. - 4047
muereulike; nicht
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muerewlike zu transscribieren. - 4091 winne. - 4182 achter sprakere (sprak'e). Beispiele für achtersprakere neben dem gewöhnlichen, achtersprekere bei Verdam Mnl. Wb., wo die stelle richtig verbessert is. - 4439 muereulike; vgl. zu 4047. - 4491 hine. - 4873 ten. - 5043 das c von miracle ist getilgt. Man könnte an eine gekürzte form mirael für amirael, almirael, den bekannten titel heidnischer fürsten denken; doch in beiden wörtern mirale mommeline zusammen wird wol nur der name Miramolino, wie im texte der Acta Sanct. steht, stecken. Was der übersetzer gelesen und geschrieben hat (Miramommeline?) wird sich schwerlich entscheiden lassen. - 5365 daer der Hs. braucht nicht verändert zu werden. - 5481 ten (tē). - 5527 ente. - 5721 cuede; statt cuwede; vgl. latein quia non frustra mentalis attentionis percipiebat auditu, quod continuae devotionis ruminabat affectu. Das Mnl. gebraucht cuwen auch selbständiger in ähnlicher weise, zb. St. Amand 1, 3938 elc cuwe dese woorde ende versta. - 6030 kenne. - 6049 ouderinge; eine änderung ist überflüssig. - 6477 snaf (Tideman hat suaf gelesen; vgl. oben zu 778); praeteritum von sneven in der bedeutung ‘streifen’ (latein: tunica contingebat easdem), welche urspünglicher sein muss, als die bekannte von ‘straucheln’ (woraus übertragen ‘fehlen’); der eigentliche begriff des verbums scheint
demnach zu sein ‘rasch an etwas vorbei streifen’; vgl. meine anm. zu Alex. IX 1005. Diese stelle klärt uns nun auch Esopet XLIV, 2 auf: een esel sneef an sine side, zu der ich meine conjectur snoof (Anz. für d. Alterth. 8,330) besser gespart hätte. Aber die worte bedeuten nicht ‘ein esel strauchelte an seiner seite’, sondern ‘streifte an seine seite’. Da es gänzlich unwahrscheinlich ist dass sneef aus snaf, wie das organische praeteritum von sneven lautet, verschrieben, oder verlesen sei, so müssen wir die erstere nach der ai-klasse gebildete form uns wol gefallen lassen und darin eine der formationen anerkennen, welche ich in meiner Mnl. Gramm. s. 107 anm. als ‘rückbildungen’ bezeichnet habe, weil sie nämlich nicht, wie in der regel
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die conjugationsformen, vom praesens oder infinitiv ausgehen, sondern von einer zeitform, die nach unserer gewöhnlichen, allerdings willkührlichen, anschauungsweise erst hinter derjenigen liegt, auf welche sie wirkt: nämlich nach analogie des verhältnisses von praet. dreef, bleef u.s.w.: gedreven, gebleven cooptiert sich das partic. gesneven ein praet. sneef. Es wird nicht undienlich sein, ausser den a.a.o. bereits beigebrachten analogien, mnl. praet. plur. heven (statt hieven) nach dem partic. geheven, nvlämisch dreeg, dregen (statt droeg, droegen) nach dem partic. gedregen, die übrigen auf ähnlichen principien beruhenden mnl. bildungen hier einmal zusammenzustellen: praet. plur. stolen (statt stâlen) nach gestolen (Mnl. Gramm. § 143), praet. plur. trocken (statt trâken), ploghen und ploen (statt plâghen), praet. woech, woeghen von weghen (statt wach, wâghen), praet. plur. sworen (statt swoeren) von sweren ‘jurare’ sämmtlich nach den entsprechenden participia praet. (Mnl. Gramm. §§ 144, 1. 144, 2. 146. 149); auch bei der umgestaltung der flexion von sweren ‘schmerzen’ und sceren (§ 149) sind die part. praet. der wesentlichste factor. - 6721 up. - 6949 jamere (jam'e). - 7318 draech (daech); vgl. wegen der form ohne das s der personalendung Mnl. Gramm. § 130, 6. - 7423 voete. - 7428 an. - 7752
simpelheden (simpelhedē). - 7850 sinne. - 7886 roten der Hs. ist natürlich stehen zu lassen. - 8006 adden. - 8140 hs. precisieuse; lies precieuse oder presieuse. - 8159 werringe. - 8501 Dongevallege. Für ongevarech, welches also hier nicht steht, gibt es meines wissens auch keinen anderen beleg; das an sich denkbare wort muss demnach aus den wörterbüchern verschwinden, - 8568 verzworeven (verzuoreuen; vgl. oben zu 771); d.i. mit svarabhakti verzworven von verzwerven ‘verwirbelt werden, sich verwirren’, oder ‘schwimmend, treibend verschwinden’ (das latein hat fluminis impetus ..... sub sabulo mortuum sepelivit). Das noch jetzt im Nl. erhaltene st. vb. swerven haben die älteren germ. sprachen sämmtlich bewahrt und zahlreiche bedeutungen an demselben entfaltet; s. Schade Altd. wörterb.2 s. 913. Kilian
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hat ausser der heutigen bedeutung auch fluitare, fluctuare. - 8689 orconscepe (orɔscepe; ɔ ist abkürkung für con). - 9010 sire. - 9063 dien (diē). - 9149 steht wahrscheinlich bloss roupt, wie zu lesen wäre. Das t hat öfter noch einen strich hinten, der wie i aussieht. - 9243 vinc. - 9346 ten. - 10214 sire. - 10332 vrouwen (vrouwē). - 10334 pelegrimage. - 10510 geeste.
Ausserdem sind aus dem einen oder dem anderen grunde noch eine reihe anderer lesarten bemerkenswert.
Die zahlen sind fast ausnahmslos, wie ja auch sonst, mit ziffern geschrieben, der name Fransoys in allen casus abgekürzt (frans'). Die in der ausgabe stehenden formen sind demnach eventuell verbesserungsfähig; und in der tat müssen die ziffern, besonders een, zuweilen verändert werden.
Das abkürzungszeichen für er steht in werelt regelmässig hinter dem l (wel't), nur einmal habe ich mir w'elt, zweimal ausgeschriebenes werelt angemerkt. Entsprechend wird hare dargestellt durch h'a. Der schreiber fand es mithin bequemer das zeichen hinter die hohen buchstaben zu setzen. Wie in hare (aber zweifelhaft ob immer so zu lesen) steht die verkürzung 1334 in b'engen für re; 1746. 2080. 2399 in d' ohne zweifel für daer, wie 6776 in zwaer, während Tideman der schreibt; 2290 und 9540 scheint es or zu vertreten, da an der ersten stelle der plur. praet. worden, an der zweiten das part. worden verlangt wird; für das erstere ist e (oder a, wie Tid. schreibt) unwahrscheinlich, für das letztere unmöglich. Mit ir löst der herausgeber das zeichen auf in mirren 4750, was aber gegen den reim und die strengen mnl. lautgesetze wäre. Sehr häufig setzt er ar, trotzdem der gemeinmnl. und germ. laut er ist: starven 5070. 5092. 6024. 7542. 7610. 8905. 9919, starvelike 10529, warpen 2665. 3360. 6325, warden 4045. 5206. 5218, warken 10004, smarte 10053. 10062, karzeboom 10195. Ob die hs. die berechtigung dazu verleiht durch eigene häufige schreibungen wie warden, warpen, wäre zu untersuchen. Auch 3447 im praet. wert ist a nicht notwendig.
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Ohne, oder mit ungenauer angabe der handschriftlichen lesart sind richtig verbessert: mever 156, onwaken (der schreiber wollte zuerst tonghemake setzen) 286, senddē 1883, binen 2280, liden den 2911, staet 3975, pareement 4293, god' 5025, hi (statt bi) 5911, donerverwinlike 6939, duongen 7287, dat dat 7500, masmaect 7585, Ende worden 9495, dot (vielleicht dat zu lesen) 10082.
Vs. 97 ist torde aus tand' verbessert. Ich merke das an, weil dorde für derde nicht gewöhnlich ist. - 125 f. ben, hen aus bem, hem radiert. - 130 land. - 163 hat schon der schreiber inadren (aus niadren) gebessert. - 195 hier bi. - 263 merct aus meerct radiert. - 306 soude. - 434 zerichede, nicht zerikhede; c aus l corrigiert. - 791 bē, 1276 ōbieden, 1615. 3234. 4294. ōtrent, 1823 hē, 2451 dochtē. - 896 hs. van steente gewerke. Tidemans änderung steenne ist nichts weniger als sicher, da von dem adject. stenin, stenen hier die form steninen, oder stenen zu erwarten wäre. Vielleicht ist ein neutrales subst. steente (ahd. *steinezi, ags. *stôenete) ‘steinbau’ anzunchmen. - 937 f. die e der wurzelsilben von beneven und geheven waren erst als ei geschrieben. - 1417 ist riet von derselben hand in hiet geändert. - 1826 steht dueget. - 2005 steht niēne; ob absichtlich nienne aus nietne? - 4201 steht disciplinen (ē). - 2203 steht teregher in der hs. und entsprechend 2217 dustarigher. Die formen sind ähnliche, aber noch weiter gehende, falsche bildungen, wie erer mirer (Mnl. Gramm. § 222. 232); die aus mijnre, eenre zusammengezogenen formen mire, ere werden gewissermassen als stamm zu grunde gelegt
für die flexion, und hier sogar zugleich für die ableitung mit ig. - 2264 gecleet. - 2316 niēt. - 2503 hiet ten. - 2675 geen ist gē geschrieben. - 2728 openbaren. - 3068 Kerst; vgl. Mnl. Gramm. § 178, 3 und die bemerkung oben zu 7318. - 3172 bin̅; wol binnen beabsichtigt. - 3365 hat die hs. für in nicht maer (m') sondern ni; vgl. oben zu 778. - 3950 handen. - 5272 warachtelike. - 5506 duerkin. - 5517 wonderre (wond're). - 5930 arechts. - 5947 rechtre.
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Vielleicht fehlt ein substantivum; das latein hat justo igitur dei judicio. - 5967 genadē. - 6671 gestarcsten. - 6708 soe fehlt. - 6778 in der hs. kinde, welches nicht verändert zu werden braucht. - 7161 ene. - 7593 broedre; ist natürlich gut. - 7681 minster ist vom rubricator in minister verbessert. - 7694 vraechde. - 7781 met, nicht men, steht in der hs. - 7898 hende. - 9770 hat die hs. richtig ghenas. - 10366 steht schwerlich sinre, welches auch gegen die schreibweise der hs. wäre - sie hat sonst wol nur sijnre, oder sire -, eher smte, welches dann vermutlich nur falsch für smerte und mithin zu streichen ist.
Den vorstehenden ergebnissen der nachcollation möchte ich noch einige eigene verbesserungsvorschläge und erklärungen zu den zahlreichen verbesserungsbedürftigen stellen dieses textes anreihen.
Vs. 533 ff. sind zu lesen:
Want Fransoys, de (= den) knecht ons heren,
No adde macht tot desen zaken,
Sonder gode, diet al can maken,
Im latein steht: Quoniam autem Servus Altissimi doctorem non habebat aliquem in hujusmodi nisi Christum, addidit adhuc ipsius clementiae eum in gratiae visitare dulcedine.
Vs. 582 wäre Dat dat (oder Als dat dat) deutlicher. Der strichpunct vorher ist nicht zu dulden. Auch nach 574 ist anders zu interpungieren, nämlich mit einem punct.
Vs. 613 lies warp het, oder warpt statt warp hijt.
Vs. 788. Nach diesem verse muss ein punct stehen; der doppelpunct vor de ist in ein komma zu verwandeln.
Vs. 840. want de hope kan nicht richtig sein; am nächsten liegt, obwol nicht graphisch, want hi hoopte (hopede).
Vs. 880. Trotzdem auch im vorhergehenden verse helpe steht,
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ist hope in dasselbe wort zu verwandeln nach ausweis des latein: juvante se Domino et devotione civium assistente.
Vs. 883. hi ist falsch; entweder ist hem zu lesen, oder vielleicht stand das object nicht ausdrücklich da, indem es aus sijn lechame zu ergänzen bleibt. Latein: ne post laborem corpus torperet ignavia.
Vs. 904 f. Das komma hinter keren ist zu streichen. Im folgenden verse steckt ein fehler; meest einfach in met zu ändern zögert man aus graphischen gründen; vielleicht ghinder meest met (oder ende) bidden. Das latein hat nur: coepit illic assidue pro ipsius reparatione morari.
Vs. 973 lies ter salicheit comende bi dien.
Vs. 1753 f. lies dan statt dat. In der folgenden zeile ist te zu schreiben und ein punct nach bonden zu setzen.
Vs. 2204. Man könnte versucht sein voorderste mit rücksicht auf deutsch fordern, erfordernis zu verbessern. Allein es ist nur ein lesefehler für das gewöhnliche mnl. wort, welches der sinn hier verlangt, nämlich nootdorste, oder vielleicht in der form nootderste. Das latein hat: ut vix necessaria sumeret sustentationi naturae.
Vs. 2208 lies men ne moete; latein: difficile namque fore dicebat, necessitati corporis satisfacere et pronitati sensuum non parere.
Vs. 2473 lies tsijns (= des sijns); latein: si de suo capillum habere potest.
Vs. 3189 ist jedesfalls onlanghe zu lesen und vielleicht over onlanghe (statt vor langhe); latein: reversus paulo post.
Vs. 3331 f. sind in meiner einleitung zum Alexander s. LXVII und LXXIII des unreinen reimes wegen angezweifelt. Die am nächsten liegende verbesserung: ende hi in armoedecheden/hem onthoude met omoede wird durch das latein unwahrscheinlich, welches vielmehr die überlieferung zu bestätigen scheint: ideo melius judico, eum qui ponitur in exemplum, fugere curias et humiliter inter humiles in locis conversari humilibus, ut sustinentes penuriam fortes efficiat similia sustinendo. Trotzdem gebe ich meinen zweifel noch nicht auf.
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Vs. 3411 lies:
Ghieriger was nie man van goede,
Vs. 3644 ist zu interpungieren
Lieve broeder, merc: dat gelt
Gods knechte nes anders niet
Latein: pecunia servis Dei, o frater, nihil aliud est.
Vs. 4217 lies boochdi statt brochti; vgl. in der vorlage: mira compassionis teneritudine condescendens.
Vs. 4247. baren soll wol das subst. ‘kind’ und zoete baren apposition sein. Ob zu ändern ist, bleibe dahin gestellt. Das latein hat nur speculum Domini et pauperis matris ejus.
Vs. 5358. hurt ende hout sind natürlich 3. pers. sing. indic. praes. von hurten und houwen, coordiniert mit trect. Tideman im glossar erklärt, in dem er an die anklingenden fuhrmannsausdrücke denkt ‘her- en derwaarts’, und diese erklärung ist zugleich mit dem druckfehler huet für hurt auch in Oudemans Bijdragen übergegangen.
Vs. 5591 lies om cruumkine daerin houden.
Vs. 6758 würde ich das rein mnl. scumede vorziehen.
Vs. 7075 ff. Vielleicht:
Ghelovelijc eist sekerlike:
In de cruce hem verbaerde,
Dat zulke ziere waerde (= woorde)
Latein: credendum sane, tam arcana illa fuisse sacri illius Seraph, in cruce mirabiliter apparentis eloquia, quod forte non liceret hominibus ea loqui. Anders Verdam Tekstcrit. 101 f, der aber mit unrecht den dritten vers ändert.
Vs. 7093. gecruus kann sehr wol für gecruusts stehen; es ist wenigstens eben so gut, als gecruust, welches der herausgeber dafür setzt.
Vs. 7190 lies dare statt ware.
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Vs. 7304 gibt maer keinen sinn; nach dem latein wäre einfach ende zu erwarten: quibus munitus et insignitus (var. muninitus insigniter) omnes adversarios superabis. Das sultu der hs. in vs. 7306 kann nach der überlieferten construction, nicht in sult geändert werden.
Vs. 9918 lies Dochte.
Vs. 9919. Die veränderung von stemmede in stremmede ist nicht geboten. Stemmen kommt von der wurzel stam ‘einhalt tun, hemmen’, wovon stammeln, stumm, ungestüm ableitungen sind (s. Kluge Etym. Wörterb. s. vv.); das verbum stemmen hat in mhd. ganz die hier notwendige bedeutung ‘einhalt tun, stocken machen’; auch bei Kilian wird es mit firmum reddere, d.i. ‘steif machen’ übersetzt. Eine nebenform stempen ist auf nl. gebiet gleichfalls in der bedeutung ‘einhalt tun, stillen’ bezeugt, s. Kilian und De Bo unter stempen.
Vs. 10002 ist die einfügung von (dem gar nicht richtig mnl.) hat ganz unnötig: geprant ist das bekannte st. praet. von (ge)prenden. Auch das metrum darf wol zu keiner änderung anlass geben.
Vs. 10058. grote (so hat die hs.) ist wol nicht zu verbessern, vgl. Mnl. Gramm. § 209. Der hier vor dem adject. stehende artikel macht die sonst regelmässige form schwerlich unmöglich.
Vs. 10210 lies adde.
Vs. 10500 ist genaden beizubehalten; vgl. Mnl. Gramm. § 194 anmerkung.
Einen aufsatz über den mnl. Franciscus kann man nicht besser beschliessen, als mit dem wunsche, dass einmal einer der jüngeren fachgenossen die frage nach Maerlants autorschaft im zusammenhange untersuchen möge. Der bestimmten behauptung des textes gegenüber lässt man einen zweifel nicht gerne aufkommen, und doch will er sich immer wieder regen beim anblick dieses gedichtes, welches dem vader der dietschen dichtren allegader keineswegs zur besondern ehre gereichen würde. Ich glaube bestimmt dass wir weit genug wären, um auf grund
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einer genauen grammatischen und stilistischen untersuchung den zweifel lösen zu können. Wer die arbeit unternimmt darf freilich nicht zu viel gewicht auf Maerlants durchgängig flüssige, klare und angenehme erzählungsweise legen, muss vielmehr besonders den stil derjenigen partien seiner werke ins auge fassen, welche, wie z.b. die sogenannten bloemen im Sp. hist., sich mehr in der sphäre abstracter gedanken bewegen. Der abstruse inhalt und die schwülstige diction der Vita St. Francisci, vielleicht auch die rücksicht auf einen bestimmten leserkreis, welche den übersetzer geleitet haben mag, rücken notwendig von selbst dieses mnl. werk bis zu einem gewissen grade von den rein erzählenden oder beschreibenden gedichten ab.
Aachen, märz 1884.
johannes trancik. |
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