Het opstel.
Und nun der Aufsatz. Da soll das Kind über einen Gegenstand, den der Lehrer ihm bestimmt, zu einer Stunde, die der Lehrer ihm bestimmt, auf seinem Platze festsitzend, in einer Sprache schreiben, die der Lehrer ihm bestimmt, und in einer Gedankenordnung, die der Lehrer ihm bestimmt, oder die es doch ungefähr nach den Wünschen des Lehrers einrichten musz. Und dabei musz es noch bei jedem Worte daran denken, dasz es vorschriftsmäszig richtig schreibt. Das sind wahnsinnige Forderungen. Aber was jeder Schriftsteller mit Hohnlachen von sich weisen würde, auch jeder Gelehrte, das läszt er seinem Kinde geschehen. Der Erfolg kann nur, wie der Erfolg jeder Knechtschaft, die geistige Lüge sein. Und so sind auch alle Schulaufsätze Foltergeständnisse. Aber es ist damit noch nicht zu Ende. Da macht dann der Lehrer, in eine sprachliche Darstellung eines ganz anderen Menschen, seine Flicken und Verbesserungen hinein, und zerstört so noch den letzten Rest von Einheit, dasz es, wenn auch eines geknechteten Menschen, so doch wenigstens eines Menschen Arbeit ist. Und diese Verbesserungen musz dann der Schüler abschreiben: das heiszt die Rute küssen.
Rudolf Pannwitz: Der Volksschullehrer und die deutsche Sprache. (1907), blz. 33.