Taal en Tongval. Jaargang 4

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In eigener Sache

‘Taal en Tongval’ III (1951), S. 49-66 hat sich J. Leenen mit meiner Geschichte der deutschen Sprache (1. Aufl. Leipz. 1938. 2./3. Aufl. 1943. 4. Aufl. Heidelberg 1949) beschäftigt. Ich erlaube mir, zu seinen Ausführungen Folgendes zu bemerken.

1. Von J. Leenen wird einiges Förderliche vorgebracht, auch solches, was mich über Irrtümer, Pannen und anderes aufklärt, das sich bei der Abfassung und Drucklegung jedes grösseren Buches ereignet und sich auch bei dem vorliegenden ereignet hat. Seine 2./3. Auflage ist in den Wirren des Krieges bearbeitet und gedruckt worden, seine 4. in den Schreckens- und Hungerjahren 1946/48, also in Zeiten ungünstigster, ja z. T. höchst abenteuerlicher Arbeitsbedingungen, in denen mich anderweitige starke berufliche Ueberlastung zwang, die Korrektur des Buches jeweils andern zu überlassen. Dass diese Verhältnisse auf es nicht ohne Rückwirkung bleiben konnten, ist selbstverständlich; dass sie es nur an wenigen Stellen tatsächlich beeinträchtigt haben, erfüllt mich mit Genugtuung. Auf J. Leenens Bemerkungen werde ich, soweit sie mir dazu belangreich genug erscheinen, in der inzwischen notwendig gewordenen 5. Auflage meines Buches zurückkommen. Eine Antwort auf den Hauptpunkt seines Angriffs möchte ich allerdings nicht so lange zurückstellen. Sie sei hier gegeben.

2. J. Leenen erhebt Einspruch ‘tegen de inlijving in het Duits, die het Nederlands zich in dit werk [eben meiner “Geschichte der deutschen Sprache”] heeft moeten laten welgevallen.’ Mit diesem Fehlurteil beginnt er seine Polemik; es ist die Grundlage für seine Ausführungen. Ihm gegenüber betone ich, dass ich die selbständige Stellung des Niederländischen an mehr als einer Stelle meines Buches unmissverständlich und nachdrücklich betont habe. Ich verweise auf die folgenden Paragraphen.

§ 50 der 4. Auflage wird die sprachliche Scheidung der westgerm. Stämme in Ingwaeonen, Istwaeonen und Erminonen hervorgehoben und das Niederländische im Anschluss an Th. Frings mit dem Ingwaeonischen in nähere Verbindung gebracht, also die Sondergrundlage seiner Entwicklung mit aller Deutlichkeit kenntlich gemacht.

§ 109, 2 liest man: ‘Im niederländ. Gebiet ist die mhd. Gemein-

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sprache... ohne Bedeutung geblieben; hier hat sich ein über die Mundart hinausstrebender bodenständiger Schriftdialekt ausgebildet..., und zwar auf der Grundlage der südniederländ. Mundarten.’ (Ich bemerke ausdrücklich, dass das Wort Dialekt im Niederländischen eine andere Bedeutung hat als im Deutschen.) Im Einklang hiermit ist 6 Zeilen weiter die Rede von ‘jener von der Mundart mehr und mehr Abstand haltenden, bei mancherlei Schwankungen doch verhältnismässig einheitlichen mittelniederländischen Schriftsprache.’

§ 133a kann man die Feststellung hören: ‘In den Niederlanden hat sich [im 14./17. Jh.] eine Schriftsprache ausgebildet, die selbständig neben der im Reich geltenden Luthersprache steht.’ Im nächsten Absatz ist dann von der ‘alten Eigenständigkeit ndl. Sprachlebens’ die Rede.

§ 188a lässt sich mein Buch vernehmen: ‘Inden wir uns einer kurzen Betrachtung der Entwicklung der zweiten aus “deutscher” Wurzel entsprossenen Gemeinsprache, also der ndl. Schriftsprache, zuwenden, heben wir hervor...’ Das in Anführung gesetzte Wort deutsch bezieht sich hier auf die Ausdrücke Küstendeutsch, Binnendeutsch und Alpen-Deutsch-Süddeutsch, die Frings für die oben erwähnten Sprachgemeinschaften der Ingwaeonen, Istwaeonen und Erminonen verwendet.

§ 158 heisst es: Auch aus andern germ. Sprachen ist seit dem 17. Jh. der deutsche Wortschatz ergänzt worden... Bei den Entlehnungen aus dem Niederländischen [ins Deutsche] handelt es sich...’

Deutlicher kann der von J. Leenen geforderte und auch von mir vertretene Standpunkt nicht gekennzeichnet werden. Gewiss kann es mir bei alledem nicht in den Sinn kommen, mit J. Leenen die selbständige Stellung des Niederländischen zu verabsolutieren und seine Beziehungen zum Deutschen als Bagatellsachen zu behandeln. Das Niederländische ist die dem Deutschen nächst verwandte unter den germ. Sprachen und hat mit ihm zu allen Zeiten in engen wechselseitigen Beziehungen gestanden.

3. J. Leenen nimmt Anstoss daran, dass ich es überhaupt wage, an verschiedenen Stellen meines Buches auf das Niederländische einzugehen. Von den einschlägigen Ausführungen sagt er (S. 51): ‘Het zijn allemaal ongevraagde en onverwachte toegiften, die nergens in enig organisch verband met het geheel staan.’ Es hätte angesichts der schweren Vorwürfe, die er gegen mich und mein Buch erhebt, der Aufmerksamkeit J. Leenens nicht entgehen sollen, dass ich mich mit dem Ndl. stets nur vom Standpunkt der deutschen Sprachgeschichte aus beschäftige, stets nur zum Vergleich des Deutschen mit dem Niederländischen oder um

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beide gegeneinander abzugrenzen, stets nur, wo es zur wechselseitigen Erhellung der Verhältnisse in Deutschland wie im ndl. Gebiet dienlich erschien, vor allem bei der Erörterung des Verhältnisses der beiderseitigen Schriftsprachen zueinander, über das es Klarheit zu gewinnen galt und das stets gerade so gesehen wurde, wie das J. Leenen fordert. Jene Exkurse erfolgen in der ausgesprochen didaktischen Absicht, die Leser, für die mein Buch geschrieben ist, also vor allem deutsche Studenten, auf Unterschiede aufmerksam zu machen, die für die Beurteilung der deutschen Verhältnisse von beträchtlicher Bedeutung sind, die unseren Studenten aber in der Regel in ihren germanistischen Vorlesungen nur höchst oberflächlich nahegebracht werden. Was erfahren sie schon auf deutschen Hochschulen vom Leben des Ndl., was von den mustergültigen Arbeiten niederländischer Philologen über ihre Muttersprache, Arbeiten, die auch für den deutscher Philologen z. T. von unschätzbarer Bedeutung sind? In wievielen Seminaren deutscher Universitäten finden sie auch nur das wichtigste Schrifttum über das Niederländische, und wo benutzen sie es? Alledem wollte ich durch jene nach J. Leenen ‘ongevraagde und onverwachte toegiften’ entgegenwirken.

Ein Versehen ist mir bei jenen Paragraphen allerdings unterlaufen: Sie sollten in der 2./3. Aufl. Petit gesetzt werden, damit von vornherein schon äusserlich die Beiläufigkeit ihres Inhalts für mein Thema erkennbar würde. Das ist damals vom Setzer verabsäumt und in der 4. Auflage im Gedränge der Zeit leider nicht berichtigt worden.

4. Gewiss hätte der Hinweis auf das Ndl. in meiner ‘Geschichte der deutschen Sprache’ auch noch einen andern als den eben genannten Zweck: Ich habe ihn erst in die 2. Auflage v. J. 1943 aufgenommen; in der 1. von 1938 steht er nicht. J. Leenen nennt jene Paragraphen ‘ongevraagde en onverwachte toegiften’ und bringt sie mit einem ‘politiek waandenkbeeld’ zusammen, das er mir unterzuschieben sich geneigt zeigt. Jene Einfügungen hätten J. Leenen wohl nicht so sehr überrascht, wenn er sich daran erinnert hätte, dass i. J. 1943 (zu derselben Zeit also, in der die 2. Auflage meines Buches erschien) die politische Propaganda gewisser deutscher Dienststellen in den Niederlanden und in Belgien in krassem Gegensatz stand zu der in meinem Buch immer wieder betonten grundsätzlichen Haltung bei der Beurteilung der Selbständigkeit des Niederländischen (deren oben angeführte unmissverständliche Aeusserungen J. Leenen, was mehr als erstaunlich erscheint, so gut wie gänzlich ignoriert). Hätte er diese Zusammenhänge gebührend in Rechnung gestellt, so wäre er weder zu dem Fehlurteil gelangt, nach

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dem sich das Ndl. in meinem Buch eine Einverleibung ins Deutsche hat gefallen lassen müssen, noch hätte er mich selbst in einen Topf mit jenen Propagandisten des Jahres 1943 zu werfen Neigung verspüren können. Was ich mit meinen Aeusserungen über das Ndl. beabsichtigte, ist damals in den Niederlanden mit Genugtuung zur Kenntnis genommen worden, mit andern Gefühlen allerdings von einer gewissen deutschen Propaganda, die nicht anstand, mir alsbald ihre Quittung dafür praesentieren zu lassen. J. Leenen hat diese Zusammenhänge nicht erfasst. Meine grundsätzliche Stellung dem Ndl. gegenüber wie die Aufnahme jener Paragraphen in mein Buch i. J. 1943 gewinnen durch die hier angeführten Tatsachen, wie jeder Unbefangene erkennen wird, erst ihre volle Zeugniskraft und ihr volles Gewicht.

Vorstehende Feststellungen bieten hinreichende Unterlagen zur Beurteilung des Kernpunkts des Angriffs, den J. Leenen in dieser Zeitschrift gegen meine ‘Geschichte der deutschen Sprache’ unternommen hat. Auf diesen Kernpunkt kommt es mir an dieser Stelle allein an.

Bonn a. Rh., im Dezember 1952.

Adolf Bach

Na dit wederwoord laat ik graag het oordeel aan de lezer over. Alleen mag ik de h. Bach niet laten zeggen, dat ik de gedeelten van zijn werk, die voor de zelfstandigheid van het Nederlands pleiten, ‘ignoreer’. Ik heb ze integendeel breed uitgemeten, juist om te doen uitkomen, hoe ze in tegenspraak zijn met de opzet van het geheel: het Nederlands Nebensprache van het Duits, het Nederlands taalgebied Restgebiet van het Duitse. Als het Nederlands een ‘taal’ is, zo goed als het Duits, dan is het wetenschappelijk niet verantwoord, de geschiedenis van het Nederlands in te vlechten in een werk, dat zonder meer Geschichte der deutschen Sprache heet en alles samengenomen ook niet meer dan dat is. Dan komt dat neer op niets anders dan inlijving van het Nederlands bij het Duits. Dan zijn de uitweidingen over het Nederlands inderdaad ongevraagde en onverwachte toegiften, die in geen organisch verbond met het geheel staan, die, voor zover het het Duits betreft, de aandacht afleiden van het eigenlijke onderwerp en, voor zover het het Nederlands betreft, alleen de zeer onbevangen en zelfstandige lezer enigszins de weg naar het juiste inzicht kunnen wijzen.

Om niet de indruk te wekken dat ik alleen afbrekende en geen opbouwende kritiek zou beogen, wil ik vooral nog mij uitspreken over het belang van de biezonderheid, dat de twee §§ 133a en 188a, waarin de zelfstandige ontwikkeling van het Nederlands wordt geschetst, pas in de gelijktijdig verschenen 2de en 3de uitgave zijn bijgekomen. Ik heb de 1ste uitgave niet kunnen inzien, en had het voorwoord tot de 2de en 3de niet aandachtig genoeg gelezen, om daaruit te vernemen dat juist die twee §§ nieuw waren. Dat verklaart de indruk die ze op mij gemaakt hebben, niet organisch in het geheel verwerkt te zijn. Maar, wat belangrijker is, wij maken er ook uit op, dat de schrijver onderweg (als ik het zo zeggen mag)

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bijgeleerd heeft en (als ik zelfs dit mag zeggen) heeft willen bijleren, dat hij zich niet op het eenmaal ingenomen standpunt vastgeschroefd heeft. Ook in deze 4de druk overigens is er in onze richting nog verbetering, waar de alte Eigenständigheid niederländischen Sprachlebens (§ 133a 1) uitdrukkelijk erkend wordt, - maar ook achteruitgang, waar het begrip Nebensprache (§ 3) binnengebracht wordt en op die plaats, aan de ingang van de Geschichte, zoveel als een motivering van de behandeling van het Nederlands schijnt.

De schrijver is uitgegaan (is het slachtoffer geweest) van het Duitse vooroordeel ten aanzien van onze taal (‘het Nederlands is in de grond toch maar Duits’), heeft het zelfs, de eerste bij mijn weten, ten grondslag gelegd aan een systematische uiteenzetting. De grondiger studie van het Nederlands en zijn geschiedenis, waartoe hij zodoende gedreven werd, heeft hem intussen gaandeweg tot een juister inzicht gebracht en hij heeft zich niet ontzien, daar zijn werk, zodra de gelegenheid daartoe er was, mee aan te vullen, - maar zonder aan de grondopzet te raken. Hoe goed bedoeld die aanvullingen op zichzelf ook mogen zijn, menen wij toch dat zij niet bij machte zullen zijn, om de fout (van ons standpunt) in de opzet van het geheel en de verkeerde indruk, die trots alles daarvan zal blijven uitgaan, weg te nemen. Daartoe zou grondiger omwerking en uitvoeriger verantwoording (in de zin van die de repliek ons geeft) nodig zijn, - en enige wijziging of toevoeging aan de titel, die een aanduiding zou zijn, waarin deze Geschichte der deutschen Sprache zich onderscheidt van andere werken die ook zo heten. Dan zou een poging, om in deze vorm belangstelling voor het Nederlands en zijn geschiedenis in Duitsland te wekken, doeltreffend kunnen zijn en tevens aan onze zijde begrip en waardering vinden.

J. Leenen