er der regel nach nötig ist, mangelt, aber unbeschadet des wohlklangs dadurch ersetzt wird, dass der komponist ihn unmittelbar vor diesen akkorde bringt. der vorweggenommene ton summt dann im ohr des hörers noch nach, wenn der zugehörige akkord erklingt, sodass kein mangel empfunden wird. ebenso wenig ist zwei tönen im intervall einer terz oder sexte die Wirkung des harmonischen zusammenhangs ganz abzusprechen, wenn sie statt gleichzeitig, sehr rasch hintereinander erklingen. diese musikalischen thatsachen geben die erklärung zu den ästhetischen wirkungen gewisser unreiner reime. denn diese verursachen kein missbehagen 1. wenn die betonten silben eines anderen wortes das häufiger dem II., seltener dem I. reimwort vorausgeht, oder auch eine dem II. oder I. reimwort unmittelbar vorhergehende unbetonte silbe den wünschenswerten reinen vokal, umlaut oder diphthong enthält; oder wenn 2. der wünschenswerte umlaut in die klanglich ihn zusammensetzenden zwei laute zerlegt wird und diese seine komponenten auf das betreffende reimwort und noch ein ihm vorhergehendes anderes wort verteilt sind, wobei der dem umlaut klanglich nähere komponent dem reimwort zukommt. 3. zuweilen erscheint die harmonisierende wirkung des ersteren ausgleichsmittels noch dadurch gesteigert, dass sowohl dem II. reimwort der reine vokal, umlaut bezw. diphthong des ersten, als auch dem ersten reimwort der reine vokal, umlaut bezw. diphthong des zweiten in einer betonten silbe vorhergeht. - z.b. zu 1. ach ich bin des treibens müde | süsser friede. sie trübt mir ja den blick | in meinem auge zurück. 2. mein busen fülht sich jugendlich erschüttert | von zauberhauch, der euren zug umwittert. 3.
das gräflein es blicket hinüber | es dünkt ihn, als läg er im fieber.
Uit: Jahresbericht über die
erscheinungen auf dem gebiete der Germanischen Philologie.