Volkslied en Kunstlied.
John Meier, Volkslied und kunstlied in Deutschland. Allgem. ztg. 1898 beil. zu nr. 53-54 (7.-8. märz). - sonderabdruck. München. 34 s.
eine wichtige untersuchung grundlegender fragen. M. schreibt im gegensatz zu J. Grimm, Steinthal u.a. der volkspoesie keine andre entstehung zu als der kunstdichtung: beide sind schöpfungen des individuums. er findet das kennzeichen der volksdichtung nicht in der mündlichen überlieferung (Berger), in der verwendung des dialekts oder in der weiten verbreitung und beliebtheit (Böhme), sondern in der autoritären stellung des sängers gegenüber text und melodie. der unterschied von der kunstdichtung besteht also nicht in der erzeugung, sondern in der weiterentwicklung. deshalb bleibt die kritische herstellung eines volksliedes etwas problematisches; kirchenlieder und historische lieder gehören nicht zu den eigentlichen volksliedern. an einer reihe von kunstdichtungen, die in den volksmund übergegangen sind, wird gezeigt, wie das volk kürzt und umgestaltet, fremde worte assimiliert, die äussere form vereinfacht, die spezielle situation ins typische umwandelt, einen fehlenden abschluss hinzufügt.
Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem gebiete der Germanischen Philologie.