Schadelike Taalgeleerdheid.
Durch diese Sätze von ‘Prof. Streitberg,’ (Paul Braune, Beiträge XV, 116) wird ‘die gegen die vorsprachwissenschaftlichen Zeiten völligveränderte Auffassung der allgemeinen Grundlagen der Tempuslehre treffend illustriert.’ ‘Nicht weniger als vier der indogermanischen Tempora sind im Germanischen vollständig untergegangen, nämlich das Imperfekt, der Aorist, das Plusquamperfekt und das Futurum. Nur Präsens und Perfekt sind erhalten, jenes zur Bezeichnung des Gegenwärtigen und Zukünftigen, sowie der zeitlosen Handlung, dieses zum Ausdruck der Vergangenheit. Der erlittene Verlust ist schwer; soweit er jedoch die Mittel zur Bestimmung der relativen Zeitstufe betrifft, immerhin nicht so schwer, als es beim ersten Blick wohl erscheinen möchte. Das Bedürfnis, diese möglichst exakt zum Ausdruck zu bringen, ist nämlich bei weitem nicht so gross wie es unserem durch den Einfluss der lateinischen Schulgrammatik stark verbildeten Sprachgefühl vorkommen will. Dies lehren die Zustände, die in idg. Urzeit herrschten: damals existierten überhaupt keine ‘Tempora’, d.h. keine formalen Kategorieen, deren ursprüngliche Funktion es war, zur Bezeichnung der relativen Zeitstufen zu dienen. Die Formenklassen, die wir Tempora zu nennen gewohnt sind, haben an sich mit der relativen Zeitstufe nicht das geringste zu schaffen. Zeitlos sind vielmehr alle Präsensklassen, alle Aoriste, alle Perfekta in allen ihren Modis und sie unterschieden sich von einander nur durch die Art der Handlung, die sie charakterisierten.