Taal en Letteren. Jaargang 8
(1898)– [tijdschrift] Taal en Letteren– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Schriften zur limburgischen Sprache und Litteratur.
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gegebene ansicht wieder vor, dass nämlich das e in der substantivendung -hēde aus einem einfluss der abstracta auf -ida zu erklären sei, während ich in meiner gramm. s. 19 den laut einfach aus der unbetontheit der suffixsilbe -hede (aus -heide) erkläre. Daraus dass ich die frühere ansicht unerwähnt lasse, ergiebt sich, dass ich sie aufgegeben habe. Wenn ich also die einstimmung des herrn L. mit meiner früheren ansicht zurückweisen muss, so kann ich natürlich die 2. these in der dissertation von I.H. Kern, die diese meine ansicht für ‘niet aannemelijk’ erklärt, nur billigen. Wundern muss ich mich nur dass herr Kern, wenn es sich um meine ansichten über Mul. handelt, meine gramm. nicht nachschlägt.Ga naar voetnoot1) Eine untersuchung über die sprachformen der überlieferung des Servatius muss notwendig auch auf gegensätze zwischen der sprache des verfassers und des schreibers führen. Dieser bei den mittelalterlichen gepflogenheiten stets vorhandene gegensatz wird in unsrem falle für die litterarhistorischen fragen, die hinsichtlich Heinr. v. Veldeke und seiner werke in der schwebe sind, von besonderer wichtigkeit. Der verfasser hat die frage wohl im auge behalten und versäumt nicht hervor zu heben, wo sich ihm ein unterschied zwischen beiden ergiebt (vgl. z.b. s. 46. 134. 136 f. 147 f.); auch andere grundsätzliche | |
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momente, wie den einfluss der nl. schriftsprache neben der eigentlichen limb. mundart, hat er nicht übersehen. Aber ihm ist die zu untersuchende sprache doch nicht in dem sinne wie Kern ein lebendiges object geworden, das wir nicht nur kennen sondern auch verstehen wollen; er bleibt vielmehr oft bei der einfachen feststellung der tatsachen stehn. Wir wollen die §§ 37-39 zur veranschaulichung des gesagten wählen. Der verfasser zeigt dass der germ. ô, nl. oe entsprechende laut gewöhnlich in der schreibung oe voorhanden ist, daneben aber auch als o und als ue. Da nun z.b. besoeken und gerueken miteinander reimen, so ist für beide schreibungen dieselbe aussprache anzunehmen. Diese kann aber nicht wohl oo gewesen sein, weil dann die schreibung ue nicht begreiflich wäre, sondern die von hd. u, also ähnlich wie nnl. oe. Da er nun aber nicht auch der schreibung o die aussprache von hd. u zuerkennen mag, so nimmt er an, dass ‘in enkele gevallen de oude Limb. o gebleven’ sei, und dass für reime wie roem: doem ‘dom’ ‘het toch zeer goed aan te nemen is, dat de ô klank noch in deze woorden bestond.’ Daraus lassen sich auch, wie er meint, die drei reime vloet (= vloot von vlieten): goet (goed) doen: loen (loon) und doen: soen (zoon) erklären. Vondiesen annahmen halte ich nun die, es sei in einzelnen worten der alte ô-klang erhalten, während im allgemeinen ein u-klang eingetreten sei, von vornherein für unmethodisch. Es müsten wenigstens bestimmte gründe angegeben werden können, warum in einzelnen fällen eine abweichende entwickelung stattgefunden habe. Ferner wirkt auch hier offenbar die schon oben gerügte unberechtigte annahme, dass jeder ô-laut für germ. ô noch dieses ô selbst sei, während sehr wohl zwischen beiden ô eine u-stufe liegen kann und auch thatsächlich liegt. Nicht beachtet ist ferner bei der ganzen erörterung die gleichfalls oben schon berührte thatsache dass auslautendes ô sich anders entwickelt als inlautendes; ähnliches ist für den aus ô entstandenen laut vor r anzunehmen; übersehn scheint ferner die thatsache, dass das wort ‘dom’ im Deutschen und Ndl. früher in der that denselben laut wie roem hatte. Was nun schliesslich die reime wie doen: loen angeht, so wäre zunächst festzustellen, dass sie ohne zweifel nicht ganz rein sind. Denn wären sie das, so würden sie sicherlich häufiger vorkommen. Ferner müste - ihre ächtheit vorausgesetzt - unbedingt die frage aufgeworfen werden: lässt der dichter des Servatius bei im allgemeinen reinen reimen nur ausnahmsweise eine solche unreinheit zu? Sind die reime in diesem falle als unreine schlechtweg anzusehn, oder lassen sie sich mit rücksicht auf die aussprache einer nachbarmundart, oder einer sonst vorbildlichen sprache, oder aber als reime fürs auge erklären? Es liegt nicht in meiner absicht, hier eine bestimmte meinung zu entwickeln, ich wollte nur zeigen, nach welcher richtung die untersuchung zu vertiefen, nach welcher seite sie weiterzuführen sein würde. Nicht für empfehlenswert halte ich auch eine fassung wie s. 36, wo wir lesen ‘dat de Ogerm. letterverbinding êo uit aiv zich naar twee zijden ontwikkelde; zij werd of ee, bijv. snee, òf ie, b v. siele.’ Das ist nur ein verlegenheitsausdruck, und die berufung auf van Heltens Mnl. Spraakkunst, der die fassung entlehnt ist, nutzt auch nicht viel, denn auch dort finden wir keine aufklärung. Thatsächlich ist die sache so dass jenes êo im betonten auslaut | |
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zu ê wurde, sonst zu eo und dann zu ie, wo nicht durch contraction eine andre entwicklung bedingt wurde. Wenn man aber eine wirklich erklärende fassung nicht zu geben vermag, so ist es anzuempfehlen klipp und klar zu sagen, dass hier noch eine nicht gelöste schwierigkeit vorhanden ist. Anders ziehen sich solche mehr verhüllenden als erklärenden fassungen jahre lang hin und verhindern andere forscher gradezu, das richtige zu finden. Man wird aus dem voranstehnden entnehmen dass ich manche aufstellungen dieser schrift für der nachprüfung bedürftig erachte. Es ist z.b. mindestens höchst unwahrscheinlich dass die schreibung ssch für sch als beweis für die aussprache s anzusehn sei (s. 83). Das auch sonst ganz bekannte ssch steht ganz auf einer stufe mit anderen graphischen verdoppelungen, wie ff, ck, dt u.s.w. Nl. verre geht keineswegs durch assimitation auf die form von deutsch ferne zurück, sondern ist identisch mit got. fairra, und ferne aus demselben stamm durch eine n-ableit. entstanden; s. die wörterbücher. Ein nom. sing. m. und n. goede bei der starken adjectivdeclination (s. 97.) ist nicht gerechtfertigt. Das praeteritopraes. doug (s. 138) hat im infin. nicht ou, sondern germ u, daher limb. ō oder ȫ auch in soelen (‘zullen’ s. 140) ist oe nicht als ō sondern als dessen umlaut aufzufassen, und was über die ursprüngliche form von mogen vorgebracht wird, stimmt nicht mehr mit den heute allgemein geltenden annahmen. In § 85 ist es dem verfasser offenbar nicht gelungen, zu einer klaren ansicht über das schicksal des auslautenden h zu gelangen. Der unterschied von hoochtijt und hoovaart, von denen das erstere ch aufweist, das letztere den consonanten verloren hat, lässt sich doch nicht so kurz abthun. In hoovaart haben wir jedesfalls dia alte nominativform (mit unter einfluss eines adverb. hô aus hôho?), in hoochtijt eine erst später zusammengewachsene form aus hooch-tijt oder warscheinlich hooch getîd(e). Der verfasser würde besser daran gethan haben, von der auffassung dieser verhältnisse in meiner Gramm. auszugehen. Auf die controverse die van Helten, Tijdschrift der Maatsch. 13,191 ff. dagegen erhoben hat, konnte ich, wie auch auf anderes, worin er meine ansichten meint bekämpfen zu müssen, zu meinem grossen bedauern aus mangel an zeit bis jetzt nicht zurück kommen. Ich möchte aber hier wenigstens sagen, dass ich in dieser nicht unwichtigen frage allen grund zu haben glaube, bei meiner ansicht in dem ‘Notgedrungene Beiträge zur Etymologie’ s. 29 ausgesprochenen sinne zu verharren. (Fortsetzung folgt.) J. Franck. |
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