Taal en Letteren. Jaargang 8
(1898)– [tijdschrift] Taal en Letteren– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Schriften zur limburgischen Sprache und Litteratur.
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auf grund eines lautgesetzes miteinander verglichen werden.Ga naar voetnoot1) Nur hinderlich für die brauchbarkeit des buches ist auch die ganze art u. weise, wie der verfasser sein ‘getoetst aan het Oudsaks. en Oudnederfrank.’ versteht. § 10 z.b. sagt er, dass das Roerm. in bezug auf das schicksal des germ. ô (got. ô, as. ô, afrnk. uo, nl. oe) naar het Ods. helt, d.h. es hat z.b. bloot, bloom, book (‘bloed’ enz.); fränk. oe komt in 't roerm. enkel voor in hoe, toe, (toen), alsmede in schoemäker. Was heisst das nun? Sollen wir uns etwa vorstellen, die Roermonder haben beschlossen sich in bezug auf die wörter mit germ. ô dem Sächs. anzuschliessen; um aber das fränk. element nicht ganz leer ausgehen zu lassen, haben sie ihm in drei wörtern geltung zuerkannt? Natürlich meint es der verfasser nicht so. Aber wie soll man sich denn die sache überhaupt vorstellen? Auch in der sprachgeschichte muss aber alles vorstellbar sein. So lange das nicht der fall, ist unsre kenntnis unzulänglich. Und da mag ja ein terminus oder ein bild guten dienst thun; aber wir wollen uns hüten, damit unsre mangelhafte kenntnis zu bemänteln. Gleich darauf heisst es bei Simons weiter ‘evenals in de lange ô een oud-Saks. en een oud-Frank. bestanddeel te onderscheiden waren, is de lange Roermondsche ê insgelijks van een gemengd karakter’, und zwei seiten darauf wird behauptet, dass roerm. praeterita, wie veel, sleep (viel, sliep, Heliand Monac. fêl, slêp,) ‘een ouds. kenmerk dragen.’ Wie aber dann roerm. leep liep, das eben dort im Hel. hliop lautet? Dann würde auch die sprache von Köln, überhaupt eines grossen teiles des Mittelfränk. und Mitteldeutschen in dieser hinsicht altsächs. charakter tragen, denn sie haben gleichfalls ê. Unmittelbar dahinter behandelt Dr. Simons die fälle wie roerm. deep, bedreege, reet, geete = os. diop, bedriogan, hriot, giotan, ohne sich dadurch weiter vom seinem standpunkt entfernen zu lassen, als dass er zweiflend fragt ‘of is misschien ee niet als uitsluitend saksisch te beschouwen?’ Natürlich ist es das im entferntesten nicht, so antworten wir. Das grundübel der auffassung liegt an einem fehler, vor dem man sich nicht genug hüten kann, der aber sehr häufig begangen wird und allerdings in der regel versteckter liegt als hier. Hier wird das Roerm. von 1889 mit einem nur gelegentlichen halben blick | |
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auf die zwischenzeit unmittelbar an das um 1000 jahre ältere Alts. des Heliand angeknüpft. Es is natürlich sehr notwendig die alten sprachen zu kennen; aber man darf, wenn mann sie verwertet, nicht so einfach 1000 jahre, oder gar ein paar tausend jahre, in denen sich ungeheuer viel in der sprache verändert haben kann, überschlagen. Dies darf man auch da niemals vergessen, wo die zwischenzeit, die hier vom lichte der geschichte bestrahlt wird, im dunkel einer überheferungslosen vergangenheit liegt. Thatsächlich ist das roerm. ê (= nl. ie) und ebenso das heutige fränk. ê erst aus einem i-diphthongen entstanden: roerm. sleep ist nicht auf as. slêp sondern auf afrnk. sliep zu beziehen. Desgleichen ist das roerm. und neufränk. ô (= nl. oe) erst aus einem u-diphthongen hervorgegangen: bloot aus afrnk. bluod. Ja, ich glaube jetzt dasselbe sogar. von den entsprechenden ê und ô des Hel. annehmen zu müssen, die dann auch nicht die ê und ô des ‘Germ.’ unverändert fortführen würden. Dan würde man also allgemein in bezug auf die gleichstellung von as. blôd und germ. blôd denselben fehler begehen, den Simons mit der gleichstellung von roerm. blood und as. blôd begeht; und ob diese erwägung nicht noch weitere einschneidende consequenzen nach sich zieht, was das germ. und vorgem. ô und ô betrifft, das bleibe hier dahingestellt. Um auf das Roerm. zurück zu kommen, so sind die vereinzelten ‘fränk.’ oe von denen wir oben gesprochen, zweifelsohne auf ihre stellung im wortauslaut zurück zu führen; der u diphthong hätte sich also anders entwickelt je nachdem er im wortinlaut oder auslaut stand, eine beobachtung die, nebenbei bemerkt, wahrscheinlich auch für die beurteilung des mnl. oe von besonderem interesse ist (vgl. meine Mnl. gramm. § 29). Noch deutlicher zeigt sich vielleicht das verhängnisvolle des standpunktes, wenn auf s. 26 in vraoge ‘vragen’ ein ao für kurzes a festgestellt wird auf grund eines as. fragon. Ao ist sonst = â, und da sollte man doch meinen, der verfasser habe von diesem angeblichen as. fragon absehen und auf dass â des entspr. nl. und deutschen wortes kommen müssen. Zudem besteht das as. fragon nur in Heynes Glossar, in wirklichkeit lautet das wort auch dort fragon; ao ist also wie immer = â. Die übrigen beispiele für ao = â halten gleichfalls nicht stich. Auch wegen gewisser äusserlichkeiten des buches möchte ich zu allgemeinem nutz und frommen ein wort hinzufügen. Es gehört zu denen, die ohne vorrede, ohne inhaltsverzeichnis, ohne seitenüberschriften, ohne register erscheinen; man sieht nicht, unter welchen gesichtspunkten der stoff ausgewählt ist, warum z.b. die meisten fragen der flexionslehre unberücksichtigt bleiben. Eine anordnung ist so wenig folgerichtig durchgeführt, dass z.b. der laut uu als umlaut von û und iu unter der aufschrift ‘korte u’ behandelt wird. Bei dem geringen umfang der schrift sind hier diese mängel ja nicht so störend, aber dieselbe geringe rücksicht auf die leser wird in umfangreicheren büchern genommen. Die verfasser würde es geringe mühe kosten diesen misstand zu vermeiden, und sie mögen bedenken, dass sich heute jeder, der sich wissenschaftlich beschäftigt, bei einzelfragen fast durch eine schier unübersehbare menge von litteratur durchzuarbeiten hat. Wer in dieser schrift | |
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nachschlagen wollte, welche laute in der roerm. mundart dem nl. ui entsprechen, müsste mit der grössten aufmerksamkeit das ganze buch durchmustern. Wie schon gesagt, sind wir trotzdem bereit, es als ein verdienst des verfassers anzuerkennen, dass er uns die mundart zugänglich gemacht und ein eingehendes studium derselben, wenn auch durch seine darstellung nicht erspart, so doch wesentlich erleichtert hat. Wer die schrift mit der nötigen vorsicht gebraucht, wird genug daraus lernen können. Ich mache z.b. auf die bildung des plurals der subst. aufmerksam, die in § 16 übersichtlich dargestellt ist. Wer es unternimmt aus dem material - welches er allerdings gut thun wird weiter zu ergänzen - die regelnden gesichtspuncte, das was man die gesetze nennt, heraus zu gewinnen, würde ohne zweifel einen gewinn für sein linguistisches verständnis zu verzeichnen haben. So viel lässt sich leicht beobachten, dass die m.dart dazu neigt, wenigstens bei den masculina deren vocal für umlaut oder eine andere variation fassbar ist, die endung zu sparen; man kann also sagen, der plural wird bei ihnen bloss durch ‘ablaut’ (man verstehe den terminus ganz wörtlich) - allerdings, wie wir anderswoher wissen, in verbindung mit einem accentunterschied - gebildet: z.b. maort ‘moord’ maört (also auch, wo das Hd. keinen umlaut hat). Trotzdem besteht der uralte unterschied zwischen ‘schwachen’ und ‘starken’, oder ‘consonantischen’ und ‘vocalischen’ stämmen noch weiter, es heisst staaf, stääf, aber aap (ich setze voraus, was man bei Simons selbst nicht sieht, dass auch dieser sing. - früher ape - einsilbig ist), ape. Wie lange der unterschied noch stand halten wird? Dann mache ich auf einen lautunterschied aufmerksam, den dr. S. zum nutzen seiner leser etwas deutlicher hätte herausarbeiten dürfen. Er sagt s. 8: â geht durch den umlaut in ê, ao in aö, über, z.b. ods. sâlig: zeelig; ods. scâp roerm. schaop, plur. schaöp, verkleinw. schaöpke. Sâlig, ist also sêlig geworden, der plur. von scâp, nāmlich scâpi, hätte also auch schêpe werden müssen. Aber weil scâp selbst zu schaop wurde, hat die sprache die form schêpe, die nach analogie von zeelig, kees ‘kaas’ und anderen theoretisch bestanden haben muss, durch eine neue form beseitigt, die in übereinstimmung mit der wandlung des â in scâp, sich immer langsam weiter veränderte, bis dem ao ein aö entsprach. In zêlig, kês trat diese veränderung natürlich nicht ein, weil keine formen mit â daneben bestanden, weil man überhaupt nicht mehr fühlte, dass ê der umlaut eines â war. Diese erscheinung ist aus den verschiedensten mundarten bekannt genug, und man hat dafür den zutreffenden namen ‘corrigierter umlaut’ gebraucht. Der unterschied zwischen schlichtem und corrigiertem umlaut kann dann auch noch grösser werden: in Köln z.b. wo das wort schaap im sg. und pl. ungefähr dieselben vocallaute hat wie im Roermondschen, lautet das wort ‘kaas’: kîs (kies). Zum schluss komme ich noch auf eine andere auch sonst beobachtete und in vielen mundarten heimische erscheinung. Man sagt in Roerm. z.b. deste, deeste, waaste, ofste, eerste für dat ge, die ge, wat ge, of ge, eer ge (eigentlich für dat du enz.) S. meint s. 59 die fügungen beruhten auf der einfügung eines dat, z. b, auf eer dat du, die dat du enz. Diese seien zu eerdettoe, | |
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eerdette, eerdeste und schliesslich zu eerste geworden. Schwierigkeit würde bei dieser reihe nur der übergang von eerdette zu eerdeste, also die verwandlung von tt in st machen; aber ‘dat de t voor een volgende t in s is overgegaan (wist aus witta, witda) behoeft geen betoog.’ Auch hier ergibt sich wieder ein grosser unterschied zwischen methode und methode. Ich sehe ganz davon ab, dass man heute an den lautlichen übergang von idg. tt oder td oder ä. zu st nicht mehr glaubt, sondern als lautliche entwicklung dieser gruppen bloss ss gelten lässt. Aber auch einmal angenommen, der übergang habe in jenen zeiten statt gefunden, so würde ich daraus nicht die berechtigung ableiten, ihn auch für eine moderne mundart unsrer eigenen heimat gelegentlich in anspruch zu nehmen, während wir doch sehen dass sich diese lautgruppe sonst einem solchen übergang sperrt. Wo hat ein praeteritum wie satte, wie leedde, ein mnl. wattan oder dergleichen jemals ein st entwickelt? Andere erklären denn auch den vorgang viel einfacher. Nach der analogie von biste, wêste, kanste, heefste = bist du, wêst du, heefst du u.s.w. sind datste (woraus daste; detste, deste,) watste, ofste, eerste u.s.w. entstanden, indem aus jenen verbalformen ein element ste als bezeichnung der person gefolgert wurde. Wenn der Roermonder statt eerste, wooste auch sagt eerdeste, woodeste, so sind das nicht vermeintliche zwischenformen, sondern zusammensetzungen von eer, woo mit deste = dat du, d.h. der Roermonder sagt sowohl ‘eer ge’, als ‘eer dat ge’, grade wie er im plural sagt mit geer ‘vos’: noet geer zäkt (und doch wohl auch noe geer zäkt?) d.h. ‘nu dat ge zegt’ (und ‘nu ge zegt’.) (Fortsetzung folgt.) J. Franck. |
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