Queeste. Tijdschrift over middeleeuwse letterkunde in de Nederlanden. Jaargang 2002
(2002)– [tijdschrift] Queeste– Auteursrechtelijk beschermd
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Ein neu entdeckter Adventszyklus aus dem niederrheinischen Kloster Gaesdonk
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se niederländischer Liedforschung (u.a. durch Hoffmann von Fallersleben). Teilweise sind sie auch kommentiert und in ihrer Verbreitung erforscht. Aber sonst haben sie (zumindest in Deutschland) weniger die Literaturwissenschaftler interessiert als die Liedforscher und Hymnologen. Erst in jüngerer Zeit hat man sich intensiver mit ihnen beschäftigt, da sie für moderne literatur- und kulturwissenschaftliche Ansätze ein gutes Beobachtungsfeld darstellen.Ga naar voetnoot4 Das hat mit ihrer breiten und variantenreichen Überlieferung zu tun,Ga naar voetnoot5 die Einsichten in das Wachsen von Liedkörpern erlaubt, vor allem aber mit der spannenden Frage nach ihrem ‘Sitz im Leben’ und ihrer Anbindung an die Lebenspraxis. Hier sind noch viele Fragen offen. Einigkeit besteht in der Forschung darin, daß die Lieder oft Kontrafakturen weltlicher Lieder sind und es für sie keine Autorschaft im klassischen Sinne gibt. Die wenigen Ausnahmen, etwa die Lieder, die den Namen Jan Brugman oder Thomas von Kempen tragen, sind im Blick auf die Autorschaft umstritten. Weiter scheint es sicher zu sein, daß sie als Meditationsvehikel in devoten Kreisen benutzt wurden. Aber schon die Frage, wie sie in die traditionelle Trias devoter Übungen, in lectio, meditatio und oratio einzubauen sind, ist schwer zu beantworten. Sind sie gesungen, gemurmelt oder still gelesen worden? Wann geschah das? Dienten sie privatem Gebrauch, worauf Eigentumsvermerke in Liederbüchern hinweisen könnten,Ga naar voetnoot6 oder spielten sie auch als Gemeinschaftslied eine Rolle in Gruppenübungen? Selbst die Sprachwahl in den Liedern läßt für die Interpretation noch Raum. Offensichtlich stehen sich aber bei diesen Quellen (wie überhaupt bei den sog. Mischliedern aus devoten Kreisen) die Sprache der Kleriker und die der Laien nicht konkurrierend gegenüber wie so oft bei anderen Gattungen, sondern ergänzen sich. Sie können durch ihre Zweisprachigkeit Geistlichen wie Laien, Männern wie Frauen bei ihren geistlichen Tätigkeiten und Übungen nützlich sein.Ga naar voetnoot7 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Das Kloster Gaesdonck und eine neue HandschriftZahlreiche Fragen warten also auf eine Antwort. Da breites Untersuchungsmaterial die Sicherheit von Ergebnissen steigert, mag eine neue Quelle für das Liedgut der Devotio moderna, die das Beobachtungsfeld erweitert und vielleicht neue Perspektiven aufweist, willkommen sein. Sie findet sich in der Bibliothek des bischöflichen Gymnasiums Collegium Augustinianum, das in den Gebäuden des ehemaligen Augustiner-Chorherrenklosters Domus beatae Mariae in Gaedsdunc prope Goch angesiedelt ist. Dieses Kloster erwuchs aus einem 1365 gegründeten Brüderhaus in Goch hervor, das 1400 reguliert und 1406 nach Gaesdonck verlegt wurde. Es wuchs schnell und war schon bald im Netz der geistlichen Gemeinschaften von Utrecht bis Münster, von Zwolle über Deventer bis Leuven und Neuß eingebunden. Es stellte im engeren Umfeld (Nijmegen, Renkum, Dordrecht, Geldern, Xanten) Rektoren für Frauen- | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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konvente und gründete selbst zwei Tochterniederlassungen in Uedem (bei Kleve) und Oostrum (bei Venray).Ga naar voetnoot8 In der Bibliothek dieses Klosters liegt unter der Signatur Ms. 37 eine Sammelhandschrift des späten I5. Jahrhunderts (Papier, fol. 1, 2 Pergament, 181 Bll., 21,5 × 13,5). Sie enthält Philosophisches, Theologisches und Enzyklopädisches, in der Regel in lateinischer Prosa, aber auch einige rhythmi und auf bl. 148r - 151v unter der Überschrift carmina quaedam teuthonicalia et latina auch neun Lieder.Ga naar voetnoot9 Daß diese Liedsammlung bisher nicht bekannt wurde, liegt wohl daran, daß Gregor Hövelmann sie in seinem KurzkatalogGa naar voetnoot10 nicht erwähnte. Duisburger Germanisten entdeckten sie 1987 auf einer Handschriftenexkursion und stellten einige an einem abgelegenen Ort vor.Ga naar voetnoot11 Eine Veröffentlichung aller Lieder war immer vorgesehen, mußte aber aus verschiedensten Gründen ständig verschoben werden. Nun bietet sich die Gelegenheit, und die Zeit ist auch insofern gekommen, als in den letzten Jahren einige Studien erstellt wurden, die auf die Sammlung aufmerksam machten und eine Edition und die Einschätzung der Quelle förderten.Ga naar voetnoot12 Die Sammlung ist mit neun Liedern relativ schmal. Aber ein solcher Umfang ist für einen Liedereinschub nicht ungewöhnlich. Der Liederteil der etwa um die gleiche Zeit entstandenen Tongerer Handschrift (Brüssel, KB, Ms. IV 421) enthält zehn Lieder, die allerdings alle in der Volkssprache abgefaßt sind. In der Gaesdoncker Sammlung sind nur drei volkssprachlich, vier sind lateinisch und in zwei Liedern wechseln sich lateinische und volkssprachliche Verse ab. Es sind allemal keine Unica, alle sind aus anderen Quellen schon bekannt. Einige gehören sogar zu den meist überlieferten Liedern des 15. Jahrhunderts. Ihr Wert besteht also vor allem darin, daß man an ihnen die Variation von Liedkörpern beobachten kann und darüber zu Einschätzungen des Gebrauchs gelangt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Lieder und ihre Anordnung
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Obwohl es in anderen Quellen zu diesen Texten Melodien gibt, verzichtet die Gaesdoncker Überlieferung auf Melodieangaben oder Melodieaufzeichnungen. Die Gründe könnten in der polyfunktionalen Verwendung der Texte gelegen haben. Die Anordnung der Lieder ist auf den ersten Blick eigentümlich. Bei genaueren Hinsehen erweist sich der Liedteil aber als eine planvoll angelegte Sammlung von Liedgut der devotio moderna. Die ersten drei Lieder sind in der Volkssprache abgefaßt und rufen zur Weltabkehr auf. Es folgen die lateinische Sequenz Dies ire, dies illa und der Tropus Audi tellus, die ihren Platz gewöhnlich in der Totenmesse haben. Die Cantiones 6-9 schließlich sind funktional an den Weihnachtsfestkreis gebunden. In Anbetracht des Bußcharakters und der Parusieerwartung, welche die mittelalterliche Kirche mit dem Advent verband, ergibt sich aber ein thematisch wohl abgerundetes Bild und - wie in anderen vergleichbaren Sammlungen - ein Bezug auf das Kirchenjahr. Es liegt darüber hinaus auf der Hand, daß in allen Liedern Themenbereiche gestaltet werden, die für die Spiritualität der Devotio moderna - für ihre Meditationsübungen und für ihr Liedschaffen - charakteristisch sind: Die Versenkung in Christi Leben und Leiden, das Nachfühlen der Schmerzen Marias, die Betrachtung der ‘letzten Dinge’, das Bedenken des eigenen Todes und damit verbunden Gedanken über das jüngste Gericht, Fegefeuer und Hölle, weiter die Vorbereitung auf einen guten Tod, die Hoffnung auf Marias Fürsprache und auf Gottes Barmherzigkeit und nicht zuletzt die Freude über die Geburt des Heilands und die Sehnsucht nach ihm. Das thematische Zentrum ist also der conversio-Gedanke. Mit diesen inhaltlichen Aspekten verbinden sich die bekannten Sprachhaltungen (Erzählung, Mahnung, Reflektion) und Perspektiven (die des Lehrers, des armen Sünders usw.). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zur Sprache der HandschriftDie Basissprache in der Gaesdoncker Sammlung ist sicher das Mittelniederländische, wie es in der Gegend zwischen Rhein und Maas, zwischen Roermond, Geldern und Nijmegen, aus der die meisten Chorherren des Klosters stammten,Ga naar voetnoot13 gesprochen wurde. Von ‘Geldersch - Limburgsch’, ‘Zuidgelders’, ‘Rhein - Maasländisch’ und ‘Klever- | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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ländisch’ sprechen die DialektologenGa naar voetnoot14 und meinen damit eine niederfränkische (d.h. mittelniederländische) Varietät, die schon von südlichen (d.i. ripuarischen) Einflüssen geprägt ist. Ein markantes Beispiel dafür ist die ursprünglich ripuarische Konjunktion ind(e), die in den Liedern fast ausschließlich herrscht. Ansonsten entwickeln sich aus dieser Situation heraus zumindest in der Schreibsprache Doppel- und Übergangsformen. In den Texten der Sammlung wird das an drei Erscheinungen besonders deutlich:
Die Frequenz der Erscheinungen ist in den einzelnen Liedern unterschiedlich, läßt aber erste (unsichere) Schlüsse auf die Herkunft der Lieder zu. Die Lieder 2, 3 und 9 sind nach diesem Raster entschieden ‘niederländischer’ eingefärbt als 1 und 7. Sichere Anhaltspunkte sollte in diesen reimreichen Liedern eigentlich die Reimgrammatik geben. Da aber die komplizierten Strophenform der Lieder, besonders des ersten Liedes vom Schreiber nicht erkannt (oder für seine, d.h. die Zwecke des Gebrauchs als unerheblich angesehen) wurde, ist es an vielen Stellen nicht sicher, ob ein Reim intendiert war, so daß auch Schlüsse aus der Reimanalyse nur bedingt zuverlässig sind. Dies gilt im erhöhten Maße, wenn man nach der ursprünglichen Sprache der Lieder sucht. Mit aller Vorsicht lassen sich dennoch einige Aussagen machen, die sich mit den ersten Beobachtungen decken und sie erhärten. Das Lied 1 scheint aus einem Bereich südlich der Benrather Linie übernommen und der Sprache des Raumes mit mehr oder minder großer Konsequenz angepaßt zu sein. Bei Lied 9 dagegen ist es sehr wahrscheinlich, daß es im ndfrk. oder ndt. Raum entstanden ist. Darauf verweist im übrigen auch die Überlieferungskonstellation (s.u.). Bei Lied 2 und 3 ist das nicht ausgeschlossen. Bei Lied 7 liegt zu wenig Reimmaterial für eine begründete Aussage vor. Beweisend für Lied 1 sind die Reime crist : lyst : is (V, 1:2:3), rick : dich : ontwick (V, 5:6:7) und mi : gier : dier (V, 14:16:19), die südlich der Benrather Linie, jedoch nicht im nfrk. Raum möglich sind. Umgekehrt ist der Sachverhalt bei Lied 9: Die Reime hy : by : dy (‘hier : bei : dir’) in Str.V (strukturell gleich Str. XXV), schoet : doet : groet (‘Schoß : Tod : groß’) in Str. XII (strukturell gleich Str. XXV), bethlehem : jherusalem : hem in Str. XXI. Diese Reime sind nur nördlich der Benrather Linie korrekt. Bei Lied 3, bei dem die Pronominalstruktur eindeutig ‘niederländisch’ ist, stellt sich die Frage nach der Toleranz von Schreiber bzw. Hörer. Akzeptieren sie einen Reim dach : gemach (mnl. dach : gemac, d.h. ‘Tag : Gemach’)? Ausschließen könnte man den hochdeutschen Raum un- | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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ter Umständen über den Reim dueren : uren : truren (Str. V, 1:3:6). Ure, uer ‘Stunde’ ist im Hochdeutschen nie heimisch geworden. In Lied 2 müßte man eine Entscheidung über die varianten Pronominalformen treffen. Nach Ausweis der Str. 1 (nicht nach Str. 3!) sind die Verse 13 und 16 Reimpositionen. Sie sind in Str. 2 durch mich und ich besetzt. Im sprachlichen Umfeld von Gaesdonck, im engeren Kleverländischen ergibt das keinen Reim (ic : di), im südlichen Rhein-Maasländischen und im Ripuarischen wäre er dagegen möglich. Wie immer man die Einzelfälle beurteilt, die Summe der sprachlichen Eigentümlichkeiten führen zu einem Randniederländischen und verorten die Sammlung dort, wo sie heute noch liegt, in Gaesdonck oder Umgebung. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zusammenfassung und AusblickAuf den folgenden Seiten sind die volkssprachigen Lieder der Sammlung und die in der Mischsprache abgedruckt, kommentiert und mit ersten Interpretationen versehen. Diese Bearbeitungsschritte erweisen die Gaesdonker Liedersammlung als ein planvoll angelegtes Werk, das alle Merkmale devoten Liedschaffens aufweist und trotz des relativ bescheidenen Umfangs als eine wichtige Quelle für das Lied der devotio moderna gelten kann. Es sind Lieder, die sich durch ihre Überlieferungshäufigkeit und Modellhaftigkeit als Kernbestand der großen zeitgenössischen Sammlungen der nideren lande (d. h. des nordwestlichen Raumes der Germania) charakterisieren lassen. Eingegangen sind in sie Texte aus der lateinischen Tradition des hohen Mittelalters (Sequenz, Tropus) und auf weltliche Kontrafakturen aufbauende inkeerliederen, (Konvertikel- und/oder Gemeinschaftslieder, wie Janota die meisten bezeichnen würde). Das thematische Zentrum ist der conversio-Gedanke, das funktionale die geistlichen Übungen in devoten Kreisen. Aus letzteren erwächst ihre ästhetische Qualifizierung. Es sind gebrauchsorientierte Texte, in denen Erweiterungen, Korrekturen und Umschreibungen selbstverständlich sind, wenn ein neuerer Gebrauch das erfordert (s. unten die Kommentare). Das gilt für die sprachliche Form (volkssprachlich, lateinisch), für die Darbietungsform (Lied, Leselied, Reimgebet) und für die Verwendung im Spannungsfeld von Liturgie (Tropus und Sequenz), Privatandacht und Gemeinschaftsübung. Was die Gaesdonker Sammlung nun im besonderen betrifft, so ist natürlich anzumerken, dass die Gegebenheiten keine absoluten Schlussfolgerungen zulassen. Der Sprachwechsel weist auf den Gebrauch bei lateinisch geschulten Geistlichen. Die Einschätzung bestätigt auch das unmittelbare Gebrauchsumfeld, das in wissenschaftliche, theologische und pastorale Bereiche führt. Das Konvolut, das die Lieder überliefert, enthält Enzyklopädisches (Elucidarius), Traktate, Predigten, Exempla, Sentenzen, in der Regel lateinische Prosa, aber auch einige rythmi, so der direkt folgende und thematisch anschließende Abschnitt Rigmi de vanitate mundi et (.....) de vanitate amoris carnalis und (im nicht erhaltenen Teil des Konvoluts) vado-mori-Texte. Der Schluß, daß der Fundort auch der Entstehungsort ist, wird (neben der Sprache) auch dadurch gefestigt. Die Verortung in einem Augustiner-Chorherrenkloster sagt allerdings noch nichts über den Gebrauch selbst. Der Kontext der Lieder zwischen theologisch-philosophischen Prosastücken, die fehlende Melodieüberlieferung, welche die Sammlung am | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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deutlichsten von den zeitgenössischen Liederbüchern der Devotio moderna absetzt, und die oft nicht intakten (oder weiter entwickelten?) Strophenformen legen es aber nahe, daß die Texte wohl nicht gesungen wurden, sondern als Gebet oder als Meditationsgrundlage gedient habent.Ga naar voetnoot15 Aber auch dieser Schluß ist unsicher, da in einem solchen im Gebrauch der Region immer wieder vorkommendes Repertoire auf Noten unter Umstände auch verzichtet werden konnte, da man sie ohnehin kannte. Auf literarhistorischer Seite lassen sich durch den Gaesdonker Fund kleinere Zugewinne verbuchen. Da wäre zunächst die Verdichtung des Überlieferungsraumes für das devote Lied im Limburgischen bzw.-Südgeldrischen. So stehen etwa die ersten drei Lieder der Gaesdonker Sammlung auch im sog. Amsterdamer Liederbuch, das man jetzt ja in den Süden ansiedelt, zusammen. Weiter: Die Nu starck ons got-Fassung aus Gaesdonk hat im Rahmen der breiten Überlieferung gerade dieses Liedes durchaus ein eigenes Gesicht. Und nicht zuletzt: Für die Sequenz Dies irae, dies ille bietet die Gaesdonker Sammlung den ersten Beleg für eine Aufzeichnung dieser Sequenz im mittelniederländischen Sprachraum. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
II Die Lieder: Text und KommentarDas folgende ist eine editio princeps. Sie will die Texte der Lieder und Materialien für Liedmonographien bereitstellen, denn die allein können die komplexe Überlieferung, ihre Mutabilität und die sich darin spiegelnden kulturhistorischen Prozesse darstellen. Die Ausgabe berücksichtigt nur die volkssprachigen Lieder sowie die in der Mischsprache. Zu den drei lateinischen Texten werden kommentierende Hinweise, Editionen und notwendige Sekundärliteratur angegeben. Der Abdruck ist diplomatisch, jedoch mit folgenden Einschränkungen:
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Zu lied 1: Nu starck uns gotDer Text
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Abbildung 1 Überschrift (Carmina quaedam teuthonicalia et latina) und Anfang Nu starck ons got in onser noet. Gaesdonk, Bibliothek bischöflichen Gymnasiums Collegium Augustinianum, Ms. 37, f. 148r.
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Die ÜberlieferungDie Überlieferung von Nu starck ons got - mit über 20 Hss. sehr breit - ist mit Beschreibung der Handschriften, mit Ausgaben und Literatur im Repertorium der Sangsprüche und Meisterlieder enthalten und muß darum nicht erneut dokumentiert werden. Hinzuzufügen wäre die Gaesdonker Überlieferung und zwei weitere, deren Veröffentlichung in Vorbereitung ist. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zur Form und InterpretationDie Ansichten über die Strophenform differieren. Die einen sehen in Nu starck ons got ein dreistrophiges Lied, welches in einigen Überlieferungen Zusatzstrophen aufweist und setzen darum eine 23 versige Strophe an, die sich aus ‘zwei gedoppelten Stollen [...] und einem siebenzeiligen Abgesang’ (Steer) zusammensetzt. Zutreffender erscheint eine andere Auffassung, die sich gegen eine Kanzone entscheidet und dies u.a. mit der Melodieführung begründet (Mertens). Der Ton ist danach eine Repetitionsform, eine zweigeteilte Strophe mit hinzugefügtem Refrain (A1A2 B1B2 C). Im Sinne dieser Formauffassung und mit Rücksicht auf die eigenwillige Gaesdoncker Version sind in der vorliegenden Edition die einzelnen Strophenteile durchgezählt, in einer weiteren Zählung aber mit der Bezeichnung der Strophe und des jeweiligen Strophenteils die andere Formtradition angedeutet. Geht man trotz der eigenwilligen Gaesdoncker Überlieferung von einer fiktiven idealen Strophenform aus, wie sie die Teile 1-5 noch erkennen lassen, läßt sich das metrische Schema so wiedergeben:
Nu stark ons got ist ein Kontrafakt eines weltlichen Tageliedes. Es ist aber nicht nötig, im Zusammenhang mit der Gaesdoncker Fassung die gelegentlich angenommene Autorschaft Peters von Arberg zu diskutieren, da diese Überlieferung außerhalb des Autordiskurses steht und darüber hinaus um zwei Strophen und eine Zusatzrepetitio erweitert ist, die wohl kaum Peter von Arberg zugeschrieben werden können. Nach dem Zeugnis der Limburger Chronik ist das Lied mindestens seit dem Jahre 1356 bekannt. Der früheste Textbeleg stammt aus dem 14. Jahrhundert (Codex der Engelberger Stiftsbibliothek), alle anderen Überlieferungen aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert. Es ergibt sich also ein Zeitraum von etwa 150 Jahren zwischen der ersten und letzten bekannten schriftlichen Erwähnung, Zeit genug, um Veränderungen und Erweiterungen, die Ausdruck regionaler, temporärer oder auch religiöser Interessen sein können, in einen Text eindringen zu lassen. Alle Handschriften, die Nu starck ons got überliefern, sind auf die eine oder andere Weise über den Besitz oder über die Produktion monastischen Gruppen zuzuordnen. Die fünfstrophigen Überlieferungen scheinen aus Kreisen der Devotio moderna zu stammen; dafür spricht u.a. die detailfreudige Ausschmückung der Passionsszenen in den Zusatzstrophen. Um diese Hypothese zu widerlegen oder zu verifizieren, müßten aber die jeweiligen Handschriften und ihr Hintergrund näher untersucht werden. Der Inhalt kann folgendermaßen beschrieben werden: das lyrische Ich dieses Dokumentes der Ich-Frömmigkeit befindet sich nicht in einer konkreten Notlage. Es ist bewegt von dem Wunsch, die Leiden des Herrn nachzuempfinden, um sein Leben gegen die Sünden zu festigen, und erbittet dazu Beistand. Die möglicherweise aus einem Refrain abgeleiteten Repetitiones, von denen der Gaesdoncker Text sechs aufweist, sind gezielt als Ansprachen an verschiedene Adressaten gerichtet. Die erste Repetitio (5) spricht Maria als mächtige Himmelskönigin an. Die zweite (10) wendet sich an Christus und verweist auf seine Wunden. Die dritte (18) appelliert erneut an Maria, diesmal in ihrer Funktion als mater dolorosa. Die vierte (22) richtet sich an Gott den Herrn, der die Macht hat, dem Leben ein gutes Ende zu verleihen. Die fünfte (25) schließlich beschwört den Heiligen Geist gegen den ewigen Tod. Zuletzt (26) wird nochmals Maria im Bild der Trösterin angefleht. Je eine Repetitio ist also den drei verschiedenen Erscheinungsformen der Dreifaltigkeit gewidmet. An Maria aber richten sich drei der Repetitionen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Aus Sorge um den Ausgang eines nach dem Tode stattfindenden Gerichts über den Menschen erfleht der Dichter fünfmal (6, 10, 17, 19, 21) von Gottes Sohn die Einhaltung des neuen Bundes, der durch Christi Passion besiegelt wurde. Mehrfach wird um Aufnahme in den Himmel gebeten und die wirkungsvollste Fürsprache beschworen, die es gibt - die von jeder einzelnen Erscheinungsform der Dreifaltigkeit und immer wieder die von Maria. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausgaben und LiteraturRepertorium der Sangsprüche 1988, S. 477-482 (Nachträge in Bd. 5 (1991), S. 655 und Bd. 1 (1994), S. 26); Steer 1973; Mertens 1972; Mertens 1985 (mit weiterer Literatur); RNL, Bd. 1, S.437 (mit weiteren Verweisen); GGdM, Nr. 5, S. 556-558, 601, 602 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 2: Droch werlt mych gruelt vur dyn wesenDer Text
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Die ÜberlieferungAußer der Gaesdoncker Überlieferung sind bisher folgende Überlieferungsträger bekannt geworden:
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Einen bisher unbekannten Zeugen einer Münchener Handschrift (aus dem Gebiet Xanten/Wesel) wird G. Kornrumpf in Kürze vorstellen. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zur Metrik und InterpretationGrundform des Liedes ist die Kanzone, aber das metrische Schema ist gestört. Schon in der ersten Strophe zeigt es Abweichungen, in der dritten Strophe ist es kaum noch zu erkennen. Das ideale, aus dem Vergleich mit Parallelüberlieferungen zu erschließende metrische Muster ist: 4a, 3a, 4ab, 3b, 2c; 4d, 3d, 4de, 3e, 2f; 4gh, 3i, 4gh, 3i, 3i, 2ik, 4k, 2x. Dabei stellen die unterstrichenen Reime einen Vers mit Binnenreim dar. Das mutmaßliche Tonoriginal sieht G. Kornrumpf in einem weltlichen Lied S^o h^o st^ent bluomen an den kesten, das in der sog. Niederrheinischen Handschrift Berlin ms. germ. fol. 922 (f. 67v-68r) überliefert ist und auch Vorbild für zahlreiche lateinische Cantiones ist. Die Zahl der Überlieferungen und der Tonverbund zeigen, daß auch Droch werlt ein beliebtes Lied war. Seine Verbreitung beschränkt sich aber offensichtlich auf den niederländisch - niederrheinisch - niederdeutschen Raum, der gleichzeitig das ‘Stammland’ der Devotio moderna ist. Betrachtet man dazu die Thematik des Liedes, läßt sich annehmen, daß Droch werlt in Kreisen der Devoten entstanden ist. E. Bruning, der die Handschrift aus Tongeren teilweise ediert hat, bezeichnet das Lied zusammen mit Och God wat vrouden, die sich beide die Melodie mit Ave pulcherrima regina teilen, als ‘inkeerliederen en zuiver producten der 15e-eeuwse Moderne Devotie’. Das Lied-Initium ist zugleich das Programm: Die trügerische Welt, die die Menschen daran hindert, sich ihrer Vergänglichkeit bewußt zu sein. Es gemahnt an den unbequemen Weg zum Heil, desen Länge der Mensch nicht einschätzen kann, beschwört Reue und Umkehr und erinnert an das letzte Gericht, wo alle nach ihren Werken beurteilt werden. Auch hier fehlt die Anrufung Marias nicht, ebenso wenig die Bitte um Fürsprache und milde Beurteilung in der Stunde des Todes. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausgaben und Literatur(s. auch die Literaturangaben, die oben bei der Überlieferung aufgeführt sind) Bruning 1955, S. 26; Kornrumpf 2000; RNL, Bd.I, S. 154; GGdM, Nr. 162-164. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 3: Woe luyd soe sanck dye lerre all op dat der tynnenDer Text
Aliud carmen
1[regelnummer]
Woe luyd soe sanck dye lerre all op dat der tynnen
wee nu in swaren sunden leget
hye mach sich wael besynnen
dat hye na gades hulden stae
eer um der doet avergae
sy vroden dye dat besynnen
2[regelnummer]
Dat verhoert een man was iunck van iaren
hye sprack heer lerre onversaget
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woe doers du des gewagen
Ick hoep tho leeven iaer ind dach
Inde hebbe vrouwede Ind groet gemach
nochtant myt goed to varen
3[regelnummer]
Dye leerre sprach wat machstu dych vermoeten
waer syn al dyn gesellen ghebleven
heeb des dy all vergeten
Sy waren Iunck ind dyns gelick
Sy waren vry oers moedes vol
dye vorm haynt sy geten
4[regelnummer]
Dye Jungelinck sprack ick en kann my nyet bedwyngen
ick moyt gebruken mynre ioeget
myt danssen ind ouck myt spryngen
all dye veygen dye moeten sterven
wael up layt ons nae vrouden werven
ons mocht noch heyl erlyngen /
5[regelnummer]
Dye lerre sprack dyn vrouwede O en mach nyet dueren
des lydes kumpt so manych wond
yn eynre kurter uren
dat dy nu duncket vroude syn
och wers du yn den synnen myn
Id en ducht dy nyet dan truren
6[regelnummer]
Dye Jungelynck sprack du dunckes my gehure
got selver hefft dy hyer gesant
my tho wysen inde tho sturen
Nu wyset my den rechten pat
dat ick dye werlt noch kenne bet
sy wyrt my [149V] woel tho sweer
7[regelnummer]
Dey lerre sprach des wyllen wy dancken gode
dat dy dyn moyt gewandelt ys
yn eenre korter uren
Nu halt dy an dye teyn gebot
Ind huedt dy vur des vyantz spot
Tret vort in gaydes huede amen
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Die Überlieferung (im Überblick)
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(Melodie- und Textelemente dieses Liedes sind im 16. und 17. Jahrhundert noch oft aufgenommen worden u.a. in Einblattdrucken, aber auch in so bekannten Liederbüchern wie das der Anna von Köln (Berlin, SSB-PK, mgo 280) aus dem frühen 16. Jahrhundert.) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zur Metrik und zur InterpretationFür das Lied läßt sich folgende Strophenform erschließen: (Auftakt) 5 a-, 4 x, 3 a-, 4 b, 4 b, 3 a- Die Form ist zwar in der Gaesdonker Überlieferung erhalten, aber durch Kadenzwechsel (Str. 4, 4-5, Str. 5 - 7, 2) leicht gestört, ebenso das Reimschema (Str. 6 - 7). Das Lied-Initium läßt vermuten, daß es sich bei diesem Lied um die Kontrafaktur eines verlorenen weltlichen Tageliedes handelt. Die formale Struktur dieses Genres (Weckruf und Dialog) ist beibehalten, Thema und Anlaß aber ins Geistliche gewandelt: Ein Lehrer führt einen jungen lebenslustigen Mann zur conversio, indem er ihm die Vergänglichkeit der Welt vor Augen führt. Das Lied war im 15. und 16. Jahrhundert vor allen in den nideren landen weit verbreitet. Die hochdeutsche Rezeption ist im Einzelnen noch nicht deutlich. Eine Adaption des Tones in einem deutschlateinischem Lied Regina celi terre et maris in einer Handschrift aus dem Ende des 14. Jahrhunderts (München, Clm 18921, f.113-114, Eintrag wohl erst 1418) und eine ‘Übersetzung’ einer 7-strophigen Fassung des Liedes durch Heinrich von Laufenberg (Nr. 1) um 1430 sind frühe, aber auch einzige oberdeutsche Zeugen. Beiden ist aber eine Melodie beigegeben. Die 7-strophige (bzw. 9-strophige) Fassung, wie sie der Gaesdonker Text präsentiert, gilt als Kernversion, die - durchaus schon mit variablem Text - im 15. Jahrhundert im Dreieck Nijmegen, Goch, Geldern, Werden aufkommt (s. die Nrr. 3, 4, 5, 8 in der Zusammenstellung der Überlieferung). Die früheste sichere Bezeugung stammt aus dem Augustinerinnenkloster Nazareth in Geldern (1406 bzw. 1436), das eng mit Gaesdonk verbunden war. Die Überlieferung der Kernversion ist melodielos. Weitere Überlieferungen des 15. Jahrhunderts, z.T. aus Frauenkonventen, die unter Einfluß der Devoten standen, stammen aus anderen niederländischen Gebieten. In einer dieser Handschriften (Nr. 7) ist auch erstmals im niederländischen Raum eine Melodie zu diesem Lied aufgezeichnet. Daß das Lied dort lebte, zeigt nicht nur die Überlieferung des 16. Jahrhunderts, sondern auch die produktive Rezeption, die in der Aufschwellung auf bis zu 16 Strophen manifest wird. Es gibt im 16. und 17. Jahrhundert in den Niederlanden und in Deutschland weitere musikalische Derivate des Tones und auch Neuvertextungen, die durch Signale über Initium und Reime ihre Her- | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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kunft markieren. Sie zu sammeln und zu interpretieren kann aber nur die Aufgabe einer Liedmonographie sein.Ga naar voetnoot17 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
LiteraturSchanze 1998 (Dort weitere Literatur aus dem deutschen Raum); GGdM, Nr. 328; RNL, Bd. 1, S. 592 (Mit weiteren Fundstellen im niederländischen Raum und weiterer Sekundärliteratur). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 4: Dies irae, dies illaMit dieser in über 80 Handschriften überlieferten Sequenz verbinden sich berühmte Namen: Gregor der Große (†604), Bernhard von Clairvaux (†1153), Papst Innocenz III. († 1216), Thomas von Celano (†nach 1250) u.a. Der letzte ist auch heute noch als Autor oder Redaktor im Gespräch. Die früheste Aufzeichnung wird um 1200 datiert und in Italien lokalisiert. Von dort kommt die Sequenz über Frankreich und Süddeutschland nach dem Norden. Ihren ‘Sitz im Leben’ hat sie (zumindest in späterer Zeit) in Totenmessen, d.h. sie gehört zum Ritual für den Sterbe- und Begräbnistag. Sie ist im übrigen eine der wenigen Sequenzen, die von Papst Pius V. ins Missale Romanum übernommen wurden. Neben dieser Verwendung ist dem Text aus interpretatorischen Gründen schon immer die Funktion eines Reimgebetes für Privatandachten beigelegt worden; denn in ihm spricht ein Beter in der Ich-Form, was dem liturgischen Sprechen in der Wir-Form entgegensteht. Die letzte Textmonographie von Vellekoop unterscheidet darum auch zwischen einer etwas umfangreicheren Sequenz und einem etwas schlankeren Reimgebet. Die Gaesdonker Fassung folgt in der Strophenzahl der Sequenz. Ihre besondere Stellung in der Textüberlieferung verdankt sie aber ihrer Aufzeichnung im mittelniederländischen Sprachraum, für den es nach der Auflistung der Überlieferungstrager in den Analecta hymnica bisher keinen Textzeugen gibt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausgabe und LiteraturBlume 1915, Nr. 178; Vellekoop 1978 (dort weitere Literatur). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 5: Audi tellusDer Tropus Audi tellus, der in der Überlieferung als prosa seu sequentia pro defunctis oder canticum de morte bezeichnet wird, ist in denselben Funktionszusammenhängen zu sehen wie die Sequenz Dies irae, dies illa. Die Herausgeber nennen acht weitere Textzeugen, u.a. das sog. Amsterdamer Liederbuch (Wien, ÖNB, cod. 12875), in dem auch die Lieder 1, 2, 3 und 8 der Gaesdonker Sammlung überliefert sind. Das ist im Kontext der besprochenen Lieder eine bekannte Überlieferungsgemeinschaft. Ein späterer Nachklang findet sich noch in dem aus dem kölnisch-niederrheinischen Raum stammenden Liederbuch der Anna von Köln. In die Gaesdonker Sammlung ist der Tropus durch thematische und motivliche Bezüge eingepaßt: Zu den vorhergehenden volkssprachigen Liedern 2 und 3 schlägt vor allem das vanitas-Motiv, speziell der ubi sunt-Toryos eine Brücke (vgl. 2, 1, 12 und 3, 3). Motiv und Topos sind oft in Texten für devote Übungen bezeugt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Ausgabe und LiteraturBlume & Dreves 1906, Nr.779; Salmen & Koepp 1954; Palmer 1975. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 6: Puer natus‘Von keinem Lied mögen so viele Varianten, Ueberarbeitungen und deutsche Uebersetzungen existieren als von diesem Weihnachtsliede’.Ga naar voetnoot18 Die lateinische Tradition beginnt im 14. Jahrhundert. Auch lateinisch-volkssprachliche und rein volkssprachliche Versionen finden sich schon in der handschriftlichen Überlieferung und setzen sich in den gedruckten (nachreformatorischen) Liederbüchern des 16. Jahrhunderts fort. Dies gilt auch für das Weiter- und Umdichten dieser Cantio. Einen Überblick und Beispiele bietet Janota, der allerdings den niederländischen Bereich nicht berücksichtigt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausgaben und LiteraturJanota 1968, S. 103-106; Janota 1987. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 7: In dulci iubiloDer Text
Ga naar margenoot+ In dulci iubilo
nu singet en weset vro
al ons herzen wonne
legt in presepio
5[regelnummer]
dat luchtet als dye sonne
matris in gremio
ergo merito
ergo merito
dat sullen alle herten
10[regelnummer]
sweben in gaudio
Ga naar margenoot+ O ihesu parvule
na dyr is myr so we
troestet myn gemueten
tu puer optime
5[regelnummer]
dat comt van dynre gueden
tu pater inclite
trahe me post te
trahe me post te
all in dyns vader ryke
10[regelnummer]
tu princeps glorie
Ga naar margenoot+ Ubi sunt gaudia
nergen anders dan da
dair dye engelen singent
deo nova cantica
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5[regelnummer]
da hoert men clocken clingen
in regis curia
Eya qualia
Eya qualia
quanta gaudia
10[regelnummer]
da hort men schone wyse
christi presencia
Ga naar margenoot+ Maria nostra spes
nu help ons juncvrouwe des
dat wy selich werden
als u progenies
5[regelnummer]
vergiff ons onse schulde
voel meyr dan septies
vitam nobis des
vitam nobis des
dat ons tho deyle werde
10[regelnummer]
eterna requies. Amen.
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Die ÜberlieferungZu diesem Lied gibt es eine detaillierte Liedmongraphie. Bis zum Jahr 1550 notiert G. Kornrumpf (s.u.) über 40 handschriftliche Aufzeichnungen. Eine weitere Monographie, die das Lied in den Liederbüchern nach 1550 verfolgt, ist im Entstehen (Anne-Dore Harzer, Mainz). Hinzu kommen die Verweise im RNL. Eine eigene Dokumentation erübrigt sich darum. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Metrik und InterpretationIn dulci iubilo ist eines der ältesten und verbreitesten Weihnachtslieder in Deutschland und in den Niederlanden. Durch die Aufnahme in Luthers Gemeindegesangbuch ist es bis heute noch im aktiven Gebrauch. Aber es hat schon eine vorreformatorische Tradition. Entstanden ist es wohl im 14. Jahrhundert, die früheste Aufzeichnung stammt aus dem 1. Drittel des 15. Jahrhunderts. Obwohl das Lied überall in den Niederlanden und Deutschland verbreitet war, ergeben sich aus der Zusammenstellung der Quellen unterscheidbare Überlieferungslandschaften. Der Nordwesten und der Norden, d.h. der niederländische, der niederdeutsche sowie der rheinische Sprachraum (bis etwa Mainz) benutzen eine 10-versige Fassung, das sog. In dulci iubilo magnum. Sie hat folgende Form: (Auftakt) 3 aab-ab-aaaxa In den anderen deutschsprachigen Gebieten ist eine 7-versige verbreitet, das In dulci iubilo parvum. Die Strophenzahl ist unterschiedlich und kann bis zu sieben Strophen gehen. Als Kernbestand gelten allerdings die ersten drei Strophen, deren Reime vokalisch ausgehen und die alle überlieferten Fassungen haben. Die Gaesdoncker Fassung steht - wie nicht anders zu erwarten - in der niederländisch-rheinisch-niederdeutschen Tradition. Die vierte Strophe, eine direkte Bitte an die Gottesmutter um Hilfe, um Vergebung der Schuld und um das ewige Leben, ist mariologisch akzentuiert (und nicht christologisch wie die Strophen 1 - 3) haben zwar viele Handschriften. Sie passt aber zu den Liedern der Devoten, für die Maria eine große Rolle spielte, und besonders zu einem Kloster Domus beatae Mariae in Gaedsdunc ausgezeichnet. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Auch dieses Lied greift auf Inszenierungsformen des weltlichen Liedes zurück. Es ist vermutet worden, daß Form und Melodie einem Tanzlied entlehnt sind.Ga naar voetnoot19 Eine Vorlage ist allerdings bisher nicht gefunden worden. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausgaben und Literatur:Hoffmann von Fallersleben 1965, Nr. 14 (obd.), Nr.15 (mndl.); Wachinger 1983; Kornrumpf 2000, dort weitere Ausgaben und Literatur; GGdM, Nr. 401-411; RNL, Bd.1, S. 338 (mit Nachweisen von weiteren niederländischen Fundstellen und Editionen). | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 8: Dies est leticieDiese cantio zum Weihnachtsfest ist wie In dulci iubilo in Luthers Gemeindegesangbuch aufgenommen. Sie ist in über 40 Handschriften überliefert und wohl nicht vor dem 14. Jahrhundert entstanden. Eine Bestandsübersicht der lateinischen Überlieferung gibt Lipphardt (s.u.). Dazu kommen zahlreiche Übersetzungen in die Volkssprachen (Der tag der ist so freudenreich bzw. Het is een dach der vrolicheit), Ausprägungen als lateinisch - volkssprachliches Mischlied und andere textliche und musikalische Derivate, so u.a. die Ausbildung der 2. Strophe zu einem eigenständigen volkssprachlichen Lied (Ein kindelein so löbelich). Die deutschen Überlieferungen sind wiederum bei Lipphardt zusamengestellt, die niederländischen jetzt bei Gisela Kornrumpf und im RNL (s.u). In den nideren landen ist die cantio bekannt gewesen. Als Verfasser galt lange Zeit Thomas von Kempen.Ga naar voetnoot20 Wie andere Lieder der Gaesdonker Sammlung findet es sich auch im sog. Amsterdamer Liederbuch (Wien ÖNB, cod. 12875) und in der Tongerer Liedersammlung (Brüssel KB, IV, 412). Wenn - wie neuerdings angenommenGa naar voetnoot21 - das Amsterdamer Liederbuch im Limburgisch - Brabantischen lokalisiert weden kann, ergäbe sich durch den Gaesdonker Fund um 1480 ein Überlieferungsschwerpunkt im niederrheinisch - maasländischen Raum. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Ausgaben und LiteraturWackernagel 1864-1877, Nr. 689ff. (deutsche Fassungen); Van Duyse 1903-1908, Nr. 475 (ndl. Fassungen); Lipphardt 1980, Sp. 90-93 (ohne Bezug auf die ndl. Ausformungen des Liedes); Janota 1968, S. 95-99 u-ö.; Kornrumpf 2001-a, S. 189f und 193f; Kornrumpf 2001-b; RNL, Bd. 1, S. 257. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zu Lied 9: Nunc omnes nu laet ons gaede laevenDer Text
1[regelnummer]
Nunc omnes nu laet ons gaede laeven
Deum celestem van hyer baeven
Qui non adorat hye is verschaven
(Refr.)Cottidie
Hee ys van eynre maget geboeren rex glorie
2[regelnummer]
Nvnc omnes nu megdy wonder hoeren
De celo quam he ons tho voeren
Propter quod voluit syn geboeren
(Refr.)De virgine...
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3[regelnummer]
Si non venisset hyer tho voeren
De virgine um syn tho geboeren
Omnes fuissemus tunc verloeren
(Refr.) Perpetue...
4[regelnummer]
Natus in bethlehem soe was hy
Et nemo was daer aver by
Nisi Joseph dat seg ick dy
(Refr.) Illa nocte...
5[regelnummer]
In domo en woende nyemant yn
Et passeres vloegen daer uyt ind yn
Nam voluit got syn daer yn
(Refr.) De virgine...
6[regelnummer]
Domus habens parietes en geyn
Frigus erat alst puero wael scheen
Nam crepedabat all en eeyn
(Refr.) Pre frigore...
7[regelnummer]
In presepe wart dat kynck geleet
Fuerunt bos azino gereet
Sub feno got der gotlicheyt
(Refr.) Dulcissime...
8[regelnummer]
Dye engelen quamen myt groten claren
Ad pastores all apenbaren
Dixerunt dat got geboren were
(Refr.) De virgine...
9[regelnummer]
Pastores seyden onder een
Eamus tot dem bethleheym
Et veniam sueken wy an hem
(Refr.) humilime...
10[regelnummer]
Venerunt en vunden dat kyndelyn
Involutum yn armen duekekyn
Et positum yn eyn kribbekyn
(Refr.) pauperrime...
11[regelnummer]
In brachio nam sy oer kynt
Quem ipsa myt den herten mynt
Ius erat want hee was konynck
(Refr.) Omnis ville...
12[regelnummer]
Maria nam kynt op hoeren schoet
Qui nos verloesde van der doet
Dixit ei voel salmen groet
(Refr.) Suo corde...
13[regelnummer]
Quando puer yeet mochte gaen
Voel materien dede sy saen
Ad studium ther scholen gaen
(Refr.) Pro discere...
14[regelnummer]
Tres reges quamen uyt verren lande
Propter den kynde doen offerhande
Stella dixit eos then lande
(Refr.) Valde recte...
15[regelnummer]
Immolavit myrram Iasper
Et purum aurum balthasar
Rex melchior thus all daer nae
(Refr.) Pulcherrime...
16[regelnummer]
Ad herodem quam dye nie maer
Quod puer ons gebaeren waer
Et esset rex all apenbaer
(Refr.) De omni re...
17[regelnummer]
Herodes geboet den rydderen syn
Mactare all dye kyndelyn
Qui sub annis duobus syn
(Refr.) Pre timore...
18[regelnummer]
Maria fugit all om den vrede
In egipten myt hasticheyde
Ad pedes volgde jhoseph mede
(Refr.) Levissme...
19[regelnummer]
Ad tempium bracht maria oer kynt
Quem symeon de lang was blynt
In vluis vryndellken ontfynck
(Refr.) Letissime... [fol. 151v.]
20[regelnummer]
Nunck dimittis den knecht dyn
Domine in den vreden syn
Quia viderunt dye ogen myn
(Refr.) Salutarem...
21[regelnummer]
Natus was hee yn bethlehem
Et passus yn jherusalem
Judei dee geysselden hem
(Refr.) Valde dure
22[regelnummer]
Judei deden hem sy cruce dragen
Ad montem calvarie daer syt sagen
Dederunt ei voel grote slagen
(Refr.) Durissime...
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Abbildung 2 Nunc omnes nu laet ons gaede laeuen. Gaesdonk, Bibliothek bischöflichen Gymnasiums Collegium Augustinianum, Ms. 37, f. 150V
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23[regelnummer]
Ane den cruce was hee geslagen
Peccata nostra wold hee dragen
O vos dat laet ons alle clagen
(Refr.) [...]issime...
24[regelnummer]
Eer cecus miles dee bedwanck
Unam lanciam yn syn hant
Et vulneravit deum all tho hant
(Refr.) Toto corde...
25[regelnummer]
Quando sudavit water inde bloet
In mundo was pressura groet
Terra tremuit all doer noet
(Refr.) Illo tempore....
26[regelnummer]
In sepulchro was hee do geleyt
Et milites de hoedent do gereyt
Dormiverunt all wast aen leyt
(Refr.) Gravissime...
27[regelnummer]
Resurrexit up den derde dage
Infernum fregit all sunder slage
Dyaboli ryepen all myt groten clage
(Refr.) Heu me heu me....
28[regelnummer]
Magdalena quam tot den grave
Jhesum sy suchte myt groter clage
Aromata sy bracht all sunder wage
(Refr.) Per ungere...
29[regelnummer]
Ad celum vuort hee kortet daer nae
Discipuli dye sagent all apenbayr
Ad dextram det syt hy datet waer
(Refr.) Letissime...
30[regelnummer]
Spem in terris sande hy
Cum sua (matre?) so helpet my
Pacem dedit dat seg ick dy
(Refr.) Ihesu pie...
31[regelnummer]
Nunc omnes nu bidden wy sonder varGa naar voetnoot22
Qui populo predicto menich iayr
Et nos verloeste koert daer nae
(Refr.) Cum sanguine...
32[regelnummer]
Rogemus puerum al sunder begeven
Ut det nobis al sunder sneven
Vitam celestem al nae dit leven
Perpetue
(Refr.) Hie is geboren...
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Zur ÜberlieferungDieses Lied ist nicht so vielfältig überliefert wie die vorhergehenden Weihnachts-Cantiones. Außer in der Gaesdonker-Sammlung findet es sich nach unseren Recherchen noch im Utrechter Liederbuch (Berlin, SSB-PK Ms. germ. oct 190, fol. 14r - 15r) und in der Liedersammlung der Tongerer Handschrift (Brüssel, KB, Ms. IV, 421, fol. 123v - 125r). Hinzu kommen die für das devote Lied wichtigen gedruckten Liederbücher Dit is een suuerlijc boecxken (zuerst gedruckt 1508 von Adriaen van Berghen in Antwerpen, diverse Nachdrucke in Antwerpen und später in Amsterdam bis 1600), Een devoot ende profitelijck boecxken (gedruckt 1539 von Symon Cock, ebenfalls in Antwerpen) und Het hofken der geestelyker liedekens (gedruckt bei Rutgeert Vulpius in Löwen). Das Zentrum der Überlieferung liegt also eindeutig im Nordwesten (Limburg, Brabant, Geldern, Utrecht), worauf auch die Sprache des Liedes verweist. Die Überlieferungskonstellation bzw. die Vernetzung im Raum deckt sich mit der der anderen Lieder der Gaesdonker Sammlung. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Zur Metrik und InterpretationDie Gaesdonker Version ist mit 32 Strophen die bei weitem umfangreichste: Das Utrechter Liederbuch aus dem dortigen Agnieten-Kloster hat 19, die Tongerer Fassung aus dem Kloster ter Noot Gods 22 Strophen. Einen solchen Umfang haben auch die oben erwähnten Drucke. Die Aufschwellung könnte mit der Funktion des Liedes als Lese- und Andachtstext in devoten Übungen zu tun haben. Das Weihnachtsgeschehen ist durch die Verkündigung der Engel ausgeweitet (Strophe 8-10), weiter ist | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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die Begegnung des Kindes mit Simeon (Lk 2, 21-40) eingefügt (Strophe 19-20) und die Kreuzigungsszenen mit weiteren Details (Strophe 23, 25) angereichert. Vor allem aber ist das Geschehen durch die Hineinnahme von Auferstehung und Himmelfahrt Jesu von einer Geburtsgeschichte zu einer Lebensgeschichte gerundet. Somit liegt in der Gaesdonker Fassung ein versifiziertes Leven van Jezus in nuce vor, das sich vorzüglich für devote Meditationen über Christi Leben und Leiden eignet. Ob auch über dieses Lied (wie bei den Liedern 1 und 3) eine Verbindung zum von Gaesdonk betreuten Kloster Nazareth in Geldern hergestellt werden kann, mag dahingestellt sein, aber erwähnenswert ist es schon, daß bei den Gelderner Nonnen eine Handschrift (Berlin SSB, PK, ms. germ. quart 1091) geschrieben wurde, die zwei verschiedene Versionen eines Leven van Jezus enthält.Ga naar voetnoot23 Wie die Cantiones Puer natus und In dulci iubilo verdankt dieses Strophenlied weltlichen seine Form. Die Strophe besteht aus drei (in der Regel) vierhebigen Versen, die aufeinander reimen, mal weiblich, mal männlich, und einem zweiversigen Refrain, der ein neues Reimwort einführt: 4a(-) a(-) a(-); 2b 6b (oder: 2B 4x 2B) | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
LiteraturDie verschiedenen Ausgaben des Liedes und Sekundärliteratur notiert das RNL, Bd. 1, S. 499. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
SamenvattingDit artikel ontsluit een tot op vandaag onbekend gebleven liedcyclus uit het Gaesdonkse verzamelhandschrift MS. 37. De Zuidgelrische??? taal van de cyclus laat vermoeden dat ze in het klooster - gelegen tussen Goch en Gennep - is ontstaan, of alleszins in de nabije omgeving ervan. De liedverzameling bevat negen liederen die geheel in de geest van de devotio moderna staan, en getuigt zo, samen met andere liedverzamelingen uit dezelfde streek, dat de Zuidlimburgse regio in de late Middeleeuwen een centrum van het devote lied is geweest.
Adressen van de auteurs: Prof. Dr. Helmut Tervooren Gerhard-Mercator-Universität Duisburg Lotharstr. 65 D-47048 Duisburg Martina Klug M.A. Gerhard-Mercator-Universität Duisburg Lotharstr. 65 D-47048 Duisburg | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur
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