Ons Erfdeel. Jaargang 13
(1969-1970)– [tijdschrift] Ons Erfdeel– Auteursrechtelijk beschermd
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ge Kräfte tätig. Sie sind dafür sehr aktiv. Das gilt für den privaten oder halbprivaten Sektor eben so sehr wie für den offizielen. Im privaten Bereich hat Herr Wolfgang Frieben in Pech bei Godesberg erneut eine flämische Kunstausstellung in seinem Hause organisiert. Diesmal waren 30 Werke von Hubert de Vries, der persönlich zur Eröffnung erschienen war, ausgestellt. Die Ausstellungen und Veranstaltungen im Belgischen Haus in Köln würden alleine einen größeren Beitrag rechtfertigen, - soviel geschieht einmal in ‘aller Stille’ und anderseits in aller Öffentlichkeit zwischen Köln und Bonn - Godesberg.
In Köln hat der Westdeutsche Rundfunk Beginn November erstmals - nach dem Fernsehkursus Niederländisch - einen entsprechenden Hörfunklehrgang begonnen, der in 26 Lektionen mittwochs (Wiederholung samstags, ebenfalls um 18,15-18,30 Uhr) den von Radio Nederland übernommenen Kursus ausstrahlt. Das zugehörige Lehrbuch ist kostenlos in Köln erhältlich.
In Godesberg war im Rahmen eines Schulbesuches eine niederländische Abschlußklasse am Konrad-Adenauer-Gymnasium und an der Carl-Schurz-Realschule zu Gast, um das politische und kulturelle Leben in der Bundeshauptstadt zu studieren. Die rund 40 Jungen und Mädchen aus Amstelveen hatten während der Bundestagsdebatten im Bundeshaus genügend Gelegenheit dazu. Die Krönung ihrer Bonn-Woche war jedoch der Empfang beim Herrn Bundespräsidenten in der Villa Hammerschmidt in Bonn.
Bei diesem Empfang kam auch das von der neuen Bundesregierung angestrebte ‘Europäische Jugendwerk’ zur Sprache sowie die von der Vereinigung der deutschen Niederländischlehrer geleistete Vorarbeit für eine bessere Verständigung zwisschen Niederländern, Flamen und Deutschen. Bundespräsident Heinemann war übrigens sehr davon angetan, daß sein erster Staatsbesuch gerade in die Niederlande führte, wo er viele Freunde besäße.
Die Lage des Niederländischen an den deutschen Schulen ist jedoch noch unbefriedigend. Die Vereinigung der Niederländischlehrer hatte im März 1969 den Landtag in Hannover gebeten, Niederländisch auch an den Schulen (West-) Niedersachsens einzuführen; die Entscheidung der Ländesregierung in Hannover steht noch aus.
Im zweiten Anrainerland, Nordrhein-Westfalen, hat das Kultusministerium in einem Schreiben - III B 33-40/5 Nr. 4426/69 vom 26.8.1969 - an die Niederländischlehrer den Status dieses Faches positiv präzisiert. Danach ist Niederländisch weiterhin Alternativfach im Range des Realschul-Französischen, wenn die Schule den Bedarf bei der Schulbehörde anmeldet. Ein solcher ‘Bedarf’, der sich leicht wecken, aber auch abwürgen läßt, sollte im Grenzraum von Aachen bis Emden, in Partnerschafts-, Garnisons- und auch Fremdenverkerhrsorten selbstverständlich verbindlich sein. Die wenigen Lehrkräfte mit Niederländisch-Kenntnissen dürften freilich nicht mit anderen Fächern ausgelastet werden. Auch da hat das Kultusministerium in Düsseldorf klar entschieden: laut Erlaß vom 21.1.69 - III B 41-o/o Nr. 24/69 sollen Unterrichtsveranstaltungen in Nicht-Pflichtfremdsprachen durch den Lehrermangel nicht beeinträchtigt werden. Die praktische Anwendung solcher Erlasse scheint jedoch mancherorts noch schwierig. Eine Aufwertung des Niederländischen liegt ferner in der Absicht des Ministeriums, es als Alternativfach in der reformierten Gymnasialoberstufe anzubieten; Niederländisch ist an Gymnasiem und Realschulen offizielles Schulfach im Lande Nordrhein-Westfalen, und damit Studien- und Examensfach an den Universitäten des Landes. Aber auch hier ist die Praxis noch wenig ermutigend: pro Jahr und Universität legt nicht ein einziger Lehramtskandidat auch in Niederländisch ein Examen ab, so daß der Fachlehrernachwuchs stagniert und die Schulen wiederum kein Niederländisch bieten können, - von dem der Studentennachwuchs in der Niederlandistik abhängt. Allein an der Universität Bonn ist seit mindestens einem Jahrzehnt niemand mehr mit Niederländisch für den Schuldienst geprüft worden! Hier ist eine Koordinierung von Hochschulund Schulniederländisch dringend geboten, um diesen Teufelskreis endlich zu durchbrechen.
Die Vereinigung der Niederländischlehrer hat sich mit mehreren Vorschlägen an das Ministerium und auch an die Hochschulen gewandt. Ohne eine enge Zusammenarbeit zwischen der Schulbehörde, den Universitäten und Hochschulen sowie den Schulen ist das Problem der Niederlandistik nicht zu lösen, wobei auf jeden Fall die Unterstützung Den Haags und Brüssels sehr wünschenswert ist. Andernfalls kann nicht einmal der vom Ministerium eingeräumte Status des Niederländischen voll genutzt werden. Noch suchen verschiedene Schulen Lehrkräfte mit Niederländisch-Kenntnissen, - evtl. auch Flamen oder Holländer, - die an mehreren Schulen unterrichten oder dazu auch ein anderes Fach erteilen könnten. Die Deutsch- und ggf. auch Englisch-Studierenden müßten auch Kenntnisse im Niederländischen haben, die im Examen (z.B. statt Ältere Germanistik oder Altenglisch) zu honorieren wären. Dies als Sofortbeitrag der Hochschule zur ‘pädagogischen’ Niederlandistik. Auch dann bleibt noch genug zu tun! Josef Kempen |
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