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Goethe und die Lehre vom Atem von Felix Augustin.
‘Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehn, sich ihrer entladen.
Jenes bedrangt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich presst,
Und danke ihm, wenn er dich wieder entlässt.’
Goethe, West-östlicher Divan.
Das Werk eines Dichters bleibt der Nachwelt meist in einer gewissen Vollständigkeit erhalten. Einzelheiten aus dem Leben des Künstlers jedoch sind uns nicht immer genügend überliefert. Die sicherste Quelle für derartige Tatsachen sind stets eigene Aufzeichnungen, die ja auch oft in Form von Briefen, Tagebüchern, autobiographischen Studien und Romanen vorhanden sind. Sie werden ergänzt durch Berichte von Zeitgenossen, durch Anekdoten und allerlei Mitteilungen, die auf Beobachtungen, Erfahrungen, kritischen Urteilen von Personen beruhen, die dem Toten nahegestanden haben oder Gelegenheit hatten, ihn auf irgend eine Art kennen zu lernen.
Alle diese Möglichkeiten, sich ein Bild vom Leben und Schaffen des Dichters zu machen, geben kein absolut zuverlässiges Material. Der Biograph, der Schriftsteller, der später aus allen vorhandenen Quellen versucht, ein Porträt des Künstlers - als Studie, in einer Novelle, einem Roman - anzufertigen, befindet sich in der Lage eines Restaurators, der aus verstreut aufgefundenen Gesteinsbrocken ein altes Bildwerk zu seiner ursprünglichen Form zusammenfügen soll. Er vermutet, dass die Steine alle zu diesem einen Kunstwerk gehören, vermutet, dass sie so und so zusammen- | |
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passen, und es gelingt ihm auch, kraft seiner Erfahrung und seiner eigenen künstlerischen Fantasie, eine Figur aufzubauen. Aber ob sie wirklich nun in ihrer einstigen Gestalt dasteht, das weiss weder er noch ein anderer....
Autobiographische Notizen sind von ebenso geringer Zuverlässigkeit, wie Berichte von Augenzeugen. Die Zeugenaussagen vor Gericht erweisen zur Genüge, wie unsicher das menschliche Beobachtungs- und Beurteilungsvermögen ist. Beim Dichter kommt noch die besondere Neigung zum ‘Fabulieren’ hinzu und oft andere verwischende oder trübende Eigenheiten. Eitelkeit, die Neigung als Märtyrer zu gelten, Prahlsucht, Eifersucht Neid und Hass gegen Zeitgenossen, auch die oft vorhandene Neigung, sich selbst schlecht zu machen, zu übertreiben, überall Missgunst und Härten zu sehen und vieles andere. Man könnte mit Recht über viele Autobiographien den Titel ‘Dichtung und Wahrheit’ setzen.
Eine Unterlage aber gibt es, die den Literaturfreund, den Kunstkenner, den Forscher selten täuscht: Das Werk des Dichters an sich. Was der Dichter sich von der Seele schreibt, ist für die, die Seelenschriften entziffern können, so aufschlussreich, wie eine Keilschrifttafel dem Keilschriftkundigen.
Bei Goethe erweist sich diese Behauptung besonders richtig. Wenn wir von Goethes Leben nichts wüssten, so könnte uns sein Werk allein Vieles offenbaren. Wir erführen daraus vielleicht keine bestimmten Daten, aber wichtigere Dinge, z. B. schon Goethes tiefes Interesse für den Osten, für den Orient.
Wie wertvoll diese untrüglichen Beweise für uns sind, zeigt sich erst, wenn wir den Einfluss verfolgen, den dieses Interesse auf Goethe gehabt hat. Denn damit halten wir den Schlüssel in Händen, der uns den Ursprung und die Art der Entstehung von Goethes Dichtung überhaupt, der uns auch die Wechselwirkung zwischen Leben und Schaffen Goethes erschliesst.
Diese Wechselwirkung hat tatsächlich bestanden und besteht bei jedem wahren Künstler. Goethe selbst hat sie nie abgeleugnet und die Polarität - Systole und Diastole - spielt in seiner Weltanschauung eine bedeutsame Rolle. Hier haben wir den ersten Anhaltspunkt für Goethes bewussten Glauben an den Einfluss des Atems, des Weltatems.
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Gehen wir von diesem Punkte aus weiter. Wir können nicht wissen, ob Goethe das Wissen vom Atem im Sinne der alten Kulturvölker bereits gehabt hat, als er sich dem Studium östlicher Weisheit zuwandte, oder ob er erst durch dieses Studium zu seiner Erkenntnis, seinem Wissen kam. Es steht nur eins fest, dass er zu der Literatur fand, die den Atem als schöpferische Macht pries und besang. Und damit ist das Wichtigste für uns festgestellt. Goe he erkannte den Wert des Atems und machte ihn für sich nutzbar. Die Folgen dieses Verhaltens werden wir später konstatieren.
Zunächst wollen wir uns mit dem Atem selbst befassen. Der Begriff Atem ist uns so vertraut, wie Brot oder Wasser. Aber das Selbstverständliche, Gewohnte verlieren wir leicht aus dem Auge. Wir betrachten das Atmen als mechanische Verrichtung unseres Körpers und begnügen uns mit dem Wissen: Wenn Mensch und Tier nicht mehr atmen, dann sind sie tot.
Damit bekunden wir jedoch die allerprimitivste Auffassung. Schon die Bibel enthält ja viele Stellen, die auf eine tiefere Bedeutung des Atems hinweisen, und wir sollten einem Vorgang, dem die ganze Natur ihr Dasein, ihr Leben verdankt, nicht so gleichgültig gegenüberstehen.
Es ist sehr gut denkbar, dass Goethe schon in jungen Jahren auf jene Stellen in der Bibel gestossen ist, die auf den Atem als Lebenselement hinweisen, denn schon dem Knaben machte Luthers Bibelübersetzung einen gewaltigen Eindruck und seine hebräischen Studien bestätigen den Ernst seines Interesses für biblische Stoffe. Dieses Interesse bestätigt sich auch in vielen Übersetzungen und Arbeiten Goethes.
Die Bibel spricht nicht nur davon, wie Gott einem Lehmkloss Atem eingehaucht und so das erste Lebewesen geschaffen habe. Joh. XX, 22 heisst es: Jesus gebiete seinen Jüngern zu beten, ohne Unterlass zu beten. Er zeige ihnen selbst, wie es zu tun sei, atme vor ihnen und sage: ‘nehmet den Heilsatem auf!’
Die Verbindung des Atmens mit dem gesprochenen oder gesungenen Wort war bei allen alten Kulturvölkern Vorschrift. Talmud und Kabbala enthalten die Lehre von der Atemkunst und die praktische Anweisung durch zahlreiche Sprüche und Gebete. Auch die rhythmische Bewegung kam noch hinzu, um
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Inspiration, Konzentration, Selbstbesinnung und Heilung zu fördern. Alle vier Begriffe aber ergeben den eigentlichen Sinn des Gebets. Der betende Mensch wollte sich beseelen lassen von frommem Empfinden, sich sammeln, sich auf sich selbst besinnen und Heilung erlangen. Der Atem verhalf ihm dazu, ebenso wie er ihm auch zur Befreiung von Schwerem, Üblem verhalf.
‘Werden sich bange Gefühle
im Unermesslichen regen -
atme den Feind aus der Brust!’
sagt Platen. Das Ein- und Ausatmen diente also beinah denselben Zwecken wie Amulett und Talisman. Und wenn das gesprochene Wort die Wirkung des Atems unterstützen soll, so werden tatsächlich auch Amulette und Talismane mit Schriftzeichen versehen.
Es ist müssig, die Frage aufzuwerfen, ob der Atem denn wirklich jene Kräfte besitzt, die die Alten ihm zuschrieben. ‘Sind wir nicht ein Spiel von jedem Druck der Luft?’ fragt Goethe. Wir brauchen uns nur zu vergegenwärtigen, welchen Einfluss der Atem, das kräftige Einatmen guter Luft auf Lungenkranke oder Bleichsüchtige hat. Wir brauchen nur an die ‘Wunder’ der indischen Fakire zu denken, die allein durch die Beherrschung des Atems zustande kommen.
Wenn wir in unserer hastigen, zerfahrenen Zeit, im heutigen Europa die Heil- und Wunderkraft des Atems erproben wollten, würden wir nicht gleich Erfolge erzielen. Wir sehen ja an unseren Sportchampionen, dass der dauernde Zwang zu tiefem Atmen zwar kräftige, leistungsfähige Körper hervorbringt, dass aber die geistigen und seelischen Kräfte damit keineswegs verstärkt werden. Zur Erzielung solcher Wirkung bedarf es einer Besonnenheit, die heute nur noch wenige Europäer aufzubringen vermögen.
Goethe hat diese Ruhe, diese Konzentration besessen und bei ihm hat sich die Atemkunst körperlich und geistig ausgewirkt. Wer weiss, ob Goethe physisch und psychisch so lange leistungsfähig geblieben wäre, wenn er nicht täglich seine Atemübungen gemacht und laut Psalmen gesungen und Dichtungen rezitiert hätte.
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Dr. med. J.L. Schmitt sagt in seinem herrlichen Werk ‘Das Hohelied vom Atem’: ‘Der Atem wob aus tausendfältigen Fäden jenes Bild, das einen Goethe wiedergab in Werk, Wort und Wesen; der Atem gab ihm den Rhythmus, in dem er seine Lieder sang, die Tiefe, mit der er Werthers Leiden erlitt, die Geistklarheit, mit der er die Natur sah und ihr nachsann, die Sammlung, mit der er gestaltete, die Unerschüttertheit, mit der er vergleichbar einem sicheren Stern unter Millionen von Sternhaufen selbstverständlich seine Bahn zog; der Atem gab ihm die Macht, mit der er wortlos in einem Augenblick mehr war als er in hundert Erdenleben hätte dichten können, gab ihm sein Wesen als König des Menschentums. Er, der täglich eine Stunde Psalmen sang und summte und seinen Milton laut vor sich hinsprach um im Rhythmus zu leben, er, den des Atems Ton und Art so sehr fesselte, dass er darinnen versank wie das trunkene Kind im Meer der Klänge, er, der die Worte schrieb, die zu Beginn des Buches leuchten von der geheimnisvollen Doppelgestalt der Gottesgnade im Atem: Er war Charakter und Künstler und König zugleich.’
Überall fand er sein Wissen von der Macht des Atems bestätigt. Kants Naturwissenschaft lehrte ihn die Urpolarität aller Wesen. Immer wieder gedenkt er der Anziehung und Abstossung in der Natur. ‘Man gedenke der leichten Erregbarkeit aller Wesen, wie der mindeste Wechsel einer Bedingung, jeder Hauch gleich in den Körpern Polarität manifestiert, die eigentlich in ihnen allen schlummert.’ (Maximen und Reflexionen)
Goethe, von dem das Wort stammt: Wär unser Aug nicht sonnenhaft, könnt es die Sonne nicht sehen - erkennt natürlich auch, dass dasselbe Gesetz, das Mensch und Tier beherrscht, im All wirksam ist. Die wechselseitige Anziehung der Weltkörper und ihre Drehung um die eigene Achse betrachtet er als Resultat der anziehenden und abstossenden Kräfte im Erdinnern.
‘Das Leben wohnt in jedem Sterne:
Er wandelt mit den andern gerne
Die selbstgewählte reine Bahn;
Im innern Erdenball pulsieren
Die Kräfte, die zur Nacht uns führen.’
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Und auch hierbei bleibt er nicht stehen, sondern findet nun die Brücke, die uns zu Gott hinüberführt in derselben Kraft, die das Leben spendet:
‘Wenn im Unendlichen dasselbe
Sich wiederholend ewig fliesst,
Das tausendfältige Gewölbe
Sich kräftig ineinander schliesst,
Strömt Lebenslust aus allen Dingen,
Dem kleinsten wie dem grössten Stern,
Und alles Drängen, alles Ringen
Ist ewige Ruh in Gott dem Herrn.’
Unzählige Stellen aus Goethes Schriften könnten als Beweise dafür angeführt werden, wie der Atem, Systole und Diastole, alle Dinge, alle Empfindungen, alles Tun beeinflusst und durchdringt. Auch in der Farbenlehre sagt er, das Leben der Natur bestehe in einer Vereinigung des Entzweiten oder Entzweiung des Vereinigten, es sei dies das Ein- und Ausatmen der Welt, in der wir uns bewegen. In seinen Vorträgen über vergleichende Anatomie lehrt Goethe: ‘Die Mineralkörper haben nach ihrer Grundbestimmung gewisse stärkere oder schwächere Verhältnisse, die, wenn sie sich zeigen, wie eine Art von Neigung aussehen; deswegen die Chemiker auch ihnen die Ehre einer Wahl bei solchen Verwandtschaften zuschreiben.’
Dies ist im Einzelnen, Kleinen, Körperlichen das Vorbild für das Verhalten der Menschen untereinander im Seelischen. Diese Naturnotwendigkeit bei den chemischen Wahlverwandtschaften ist ausschlaggebend für die psychologische Entwicklung des gegenseitigen Verhältnisses der vier Hauptpersonen in Goethes Roman ‘Wahlverwandtschaften’. Ein kurzes Bruchstück aus dem Inhalt selbst bestätigt uns dies.
‘Ja wohl! versetzte der Hauptmann: diese Fälle sind allerdings die bedeutendsten und merkwürdigsten, wo man das Anziehen, das Verwandtsein, dieses Verlassen, dieses Vereinigen gleichsam übers Kreuz, wirklich darstellen kann; wo vier, bisher je zwei zu
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zwei verbundene Wesen, in Berührung gebracht, ihre bisherige Vereinigung verlassen und sich aufs neue verbinden. In diesem Fahrenlassen und Ergreifen, in diesem Fliehen und Suchen glaubt man wirklich eine höhere Bestimmung zu sehen; man traut solchen Wesen eine Art von Wollen und Wählen zu und hält das Kunstwort Wahlverwandtschaften vollkommen gerechtfertigt.’
‘Man muss diese totscheinenden und doch zur Tätigkeit innerlich immer bereiten Wesen wirkend vor seinen Augen sehen, mit Teilnahme schauen, wie sie einander suchen, sich anziehen, ergreifen, zerstören, verschlingen, aufzehren und sodann aus der innigsten Verbindung wieder in erneuter, neuer, unerwarteter Gesalt hervortreten: dann traut man ihnen erst ein ewiges Leben, ja wohl gar Sinn und Verstand zu, weil wir unsere Sinne kaum genügend fühlen, sie recht zu beobachten, und unsre Vernunft kaum hinlänglich, sie zu fassen.’
Goethe zeigt uns deutlich, wie er an den Einfluss der Polarität auch auf menschliche Beziehungen glaubt. Und wir haben keinen Anlass, an den Ergebnissen seines Glaubens, seiner Feststellungen zu zweifeln. Wir sind in den meisten Fällen darauf angewiesen, vom Gesetz eines Teiles auf das Gesetz eines Ganzen zu schliessen. Wie könnten wir die Gestirne, Lichtstärke und Entfernung von der Erde und all diese uns unerreichbaren Dinge erforscht haben, wenn wir nicht einen verlässlichen Massstab in Messungen und Berechnungen gehabt hätten, die wir auf unserer Erde anstellen konnten. So sagt Goethe durchaus mit Recht:
(Maximen und Reflexionen)
Noch ausführlicher äussert er sich hierzu in ‘Principes de Philosophie Zoologique’. Da sagt er: ‘Möge doch jeder von uns bei dieser Gelegenheit sagen, dass Sondern und Verknüpfen zwei unzertrennliche Lebensakte sind. Vielleicht ist es besser gesagt, dass es unerlässlich ist, man möge wollen oder nicht, aus dem
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Ganzen ins Einzelne, aus dem Einzelnen ins Ganze zu gehen, und je lebendiger diese Funktionen des Geistes, wie Aus- und Einatmen, sich zusammen verhalten, desto besser wird für die Wissenschaft und ihre Freunde gesorgt sein.’ Damit spricht er den Gedanken klar aus, dass die Forschung sich nicht auf Einzelergebnisse beschränken kann sondern darauf angewiesen ist, das Einzelne immer als Teil des Ganzen zu betrachten, vom Einen stets auf das Andere zu schliessen.
Es ist nicht schwer, diesem Gedankengang zu folgen. Wir brauchen uns nur in der Natur ein wenig umzusehen, um ihn in den kleinsten Dingen bestätigt und erklärt zu finden. Die Blume im Garten, in der Vase, dient uns dazu ebensogut, wie ein ganzer botanischer oder zoologischer Garten.
‘Wir wiederholen hier jene oben angezeigte Bemerkungen’, sagt Goethe über die ‘Metamorphose der Planzen’, ‘dass Griffel und Staubfäden auf der gleichen Stufe des Wachstums stehen, und erläutern jenen Grund des wechselsweisen Ausdehnens und Zusammenziehens dadurch abermals. Vom Samen bis zu der höchsten Entwicklung des Stengelblattes bemerken wir zuerst eine Ausdehnung, darauf sahen wir durch eine Zusammenziehung den Kelch entstehen, die Blumenblätter durch eine Ausdehnung, die Geschlechtsteile abermals durch eine Zusammenziehung; und wir werden nun bald die grösste Ausdehnung in der Frucht und die grösste Konzentration in dem Samen gewahr werden. In diesen sechs Schritten vollendet die Natur unaufhaltsam das ewige Werk der Fortpflanzung der Vegetabilien durch zwei Geschlechter.’
Mit Hilfe der Technik gelingt es uns heute, den Vorgang des Wachstums und Aufblühens, der Befruchtung und des Absterbens, der in ursächlichem Zusammenhang mit der Atmung der Pflanze steht, viel schneller und genauer zu verfolgen. Der ‘Zeitraffer’ photographiert das ganze Leben der Pflanze in all diesen Stadien, und auf der Filmleinwand sehen wir Aufblühen und Vergehen in einen Zeitraum von wenigen Minuten zusammengedrängt. Wir sehen es vor unseren Augen geschehen und können nicht mehr zweifeln.
Das Gesetz der Anziehung ist uns ja auch schon aus der Kinderzeit her bekannt. Der Magnet vollbrachte das Wunder und auch
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Goethe hat sich als Kind schon bemüht, sein Geheimnis zu ergründen. Bald fand er am Magnet nur bestätigt, was sich ihm überall offenbarte: das ewige eine Gesetz der Polarität.
‘Magnetes Geheimnis, erkläre mir das!
Kein grösser Geheimnis als Liebe und Hass.’
Alles folgt demselben Gebot. Im ‘Tasso’ heisst es:
‘Der Mensch bedarf in seinem engen Wesen
Der doppelten Empfindung, Lieb' und Hass.
Bedarf er nicht der Nacht alswie des Tags?
Des Schlafens wie des Wachens?’
Wer den Magnet kennt, kennt das Wesen der Welt überhaupt. Der Magnet sei ein Urphänomen, sagt Goethe, dessen Name schon Erklärung berge. Es werde dadurch Symbol für alles Übrige, für das wir weder Worte noch Namen zu suchen brauchten. Die ganze Schöpfung sei nichts anderes und nie anderes gewesen, als Abfallen und Zurückkehren zum Ursprünglichen.
Wir sehen, dass Goethe - Mensch, der ohne Atem nicht zu denken wäre - den Atem und die Eigenheit des Atems, das Ausstossen und Einziehen, Systole und Diastole, in seinem Leben und seinem Werk für sich nutzbar machte und diesen Nutzen pries.
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