De Nieuwe Gids. Jaargang 26
(1911)– [tijdschrift] Nieuwe Gids, De– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Erläuterung und Ergänzungen.Ad I.: Der Name des Stammvaters des Malergeschlechtes findet sich in der eigenhändigen Unterschrift, erhalten in der bürgerlichen Hochzeitsurkunde seines Sohnes Mattheus mit Hendrika Bloemert und lautet dort: Dieser authentischen Namensform gegenüber sind die holländischen amtlichen Schreibarten ‘Marris’ (und ‘Wensel’ verderbt für ‘Wenzel’) irrelevant; diese erste Anpassung des fremdländischen, von dem fremdsprechenden und fremdschreibenden Handwerker undeutlich gesprochenen und geschriebenen Namens an hollandheimische Formen wie ‘Maritz’ und ‘Marris’ ist mit stillschweigender Zustimmung des Maresch von den holländischen Amtsschreibern herbeigeführt worden.Wenzel Maresch ist 1779 in Prag, der Hauptstadt Böhmens, | |
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geboren und vor 1809 in Holland eingewandert. Er erscheint hier wohl als ‘Steinmetz’, wird aber dieses für Böhmen landständige Gewerbe weder selbständig, noch ausschliesslich, noch fachmännisch betrieben haben, da er im reifsten Mannesalter einmal schlechthin als ‘Handlanger’ bezeichnet wird. Seinen ersten nachweisbaren Wohnort nahm er in ‘de Franje’ (Pastoors Warande) nr. 370 im Haag, wohin er vor 1809 Metjen Smit als Gattin heimführte. Sie war eine Holländerin aus Amsterdam, 1784 hier geboren, und teilte mit ihrem Mann das reformierte Bekenntnis. Nach ihren Geburtsdaten um 5 Jahre an Alter verschieden, zeigen spätere Aufzeichnungen Schwankungen des Altersunterschiedes von 6-7 Jahren. Die Eheleute verzogen vor 1831 nach Wijk D, Zuilingstraat nr. 166 und bewohnten das Haus gemeinsam mit zwei greisen Eheleuten, dem Kutscher Mathys Rahn und seiner Frau. Im Jahre 1843 teilen sie sich mit der Familie des Schmiedes Gijsbert Bart Dorst, Mann, Frau und 7 Kindern, in das Haus Wijk D, nr. 168. Nicht lange nachher, am 2. Oktober 1849, stirbt Metjen (einmal auch Elisabeth und dann wieder Metthie genannt) im Alter von 65 Jahren, nach der Aussage der Totenzeugen als ein Kind unbekannter Eltern. Der alleinstehende Wenzel fand bei seinem erstgeborenen Sohne Wohnstatt, zunächst in der Lange Lombardstraat Wijk W nr. 304 T, dann auf dem Zuid West Buitensingel 3 Wijk A, nr. 250, hat sich aber noch vor 1859 von ihm getrennt und zuletzt in der Korte Hoogstraat 404, Wijk D 219 gewohnt. Er starb am 2. April 1855 im Haag, etwa 75 Jahre alt. | |
Eigenhändige Unterschrift von Wenzel Maresch, dem Grossvater der Brüder Maris, im Jahre 1863.Die nationale Herkunft des Wenzel Maresch entscheidet den Blutsursprung des Malergeschlechtes. Die Frage scheint gegeben: Germane oder Slave, genauer Deutscher oder Tscheche? Für den Tschechen spricht in erster Reihe der Name, Vor- und Zuname; der Name Wenzel, seit jenem Herzog Wenzel dem | |
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Heiligen aus der Nationaldynastie der Prschemysliden ein tschechischer Nationalname allerersten Ranges und innerhalb der Familien vererbt, ist schon infolge seiner konfessionellen Nebenbedeutung zu allgemein gebraucht, um für sich viel zu besagen; dagegen ist Maresv (sprich Maresch) ursprünglich durchaus tschechisch und auch heute in den böhmisch-mährischen Ländern bei tschechischen Familien ungemein häufig (Marris, Maris, aber auch Maresg sind hier unbekannt). Eine Brücke zum Deutschtum scheinen die deutschen Schriftzeichen zu bieten, mit denen er die heute bei den Tschechen ausschlieslich gebrauchten lateinischen untermischte: aber für ihre Zeit sind sie ohne jede Beweiskraft, da sie damais in rein tschechischen Häusern gebraucht wurden und die Erziehung der böhmischen Slaven damals überhaupt einen stark germanisierenden Einschlag aufwies. Dass er Mares oder Maress und nicht - wie seine gleichblütigen Namensgenossen heute - Mares (sprich Maresch) schrieb, erklärt sich ebenso aus dem Schreibbrauch seiner Zeit. Zudem kommt sein helvetisches Glaubensbekenntnis, das er wohl schon aus der Heimat mitgebracht hatte und das ganz allgemein ins tschechische Lager weist. Er war ein Tscheche. Indem Wenzel Maresch, der Sprössling eines slavischen Geschlechts, die Ehe mit der Holländerin Metjen Smit vollzog, war die Mischung mit dem germanischen Elemente in der künftigen Generation bereits entschieden. Von da ab hat bloss holländisches Blut an der Familienbildung teilgenommen und ihren germanischen Charakter befestigt. Ad II. Dem Ehepaare Maresch wurde am 27 August 1809 im Haag ein Sohn geboren, der am 30 d. M. bei der in der Groote Kerk vollzogenen Taufe den Namen Mattheus erhielt (während ihn Amtsbücher später gelegentlich auch Matthias nennen). Der Name der Familie lautete fortan Marris. Geboren im Hause Pastoors Warande nr. 370, wurde er für das Gewerbe eines Buchdruckers bestimmt, das den Eltern so sehr zusagte, dass sie auch ihren zweiten, spätgeborenen Sohn Johannis Henricus Schriftsetzer werden liessen. Der junge Mattheus, der Vater der drei Malbrüder, muss ein frühreifer, tatkräftiger Mann gewesen sein; schon der 22-Jährige fällt den Eltern nicht mehr zur Last, wohnt allein (1831) und hat sich selbständig gemacht. | |
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Unterschriften des Mattheus Marris und der Hendrika Bloemert, der Eltern der Brüder Maris, im Jahre 1863.5 Jahre später, am 13. April 1836, führte Mattheus Hendrika Bloemert, heim. Sie war am 6. April 1807 in Haarlem geboren, Tochter des dortigen Tabaksschneiders Jacobus Hendrikus Bloemert und seiner Ehefrau Gerritje van Bonda, die mit Pflastern gegen Steinblattern einen schwungvollen Handel trieb, stand bei ihrer Heirat im 29. Lebensjahre und war um 2 Jahre älter als ihr Mann. Den einfachen Lebenskreis des jungen Paares bezeichnen die Zeugen des Vermählungsaktes vor dem bürgerlichen Stand im Haag: ausser dem Mattenmacher Christian Smit, Neffe des Brautigams von Muttersseite, leisten Beistand die beiden Buchdrucker Arnoldus van Bergen und I.Th.I. Lorsheyd, Kollegen des Marris, und der Aufseher W.F. Alley. In der ersten Zeit ihrer Ehe bewohnten sie das Haus No. 304 Wijk W, gaben 1845 den Aufenhalt hier auf und haben zwischen 1849 und 1859 zuerst in der Lange Lombardstraat Wijk W, No. 304 T, dann auf dem Zuid West Buitensingel 3, Wijk A, No. 250, zwischen 1859 und 1879 nacheinander: Lange Lombardstraat 7, Slop van de drie Boeren 67 und Prinsegracht No. 122 gewohnt; hernach wechselte ihr Wohnsitz bis 1887 zwischen dem N.W. Binnensingel 43, dem Loosduinschen Weg 253 und der Laan van Meerdervoort 82. Nach dem Tode des Mannes (13. November 1886, Haag) verzog Frau Hendrika am 10. August 1887 nach Paris. Ausser diesem Mattheus war den Eheleuten Maresch am 17. Juli 1821 im Haag noch ein zweiter Sohn, Johannis Henricus (auch Hermanus) geboren. 8-jährig erscheint er im Hause der Eltern (Zuilingstraat 166), zehn Jahre später als Schriftsetzer noch in demselben Kreise (Wijk D 168) und gründet dann mit Elizabeth Frederica Wilhelmina Rooza (geb. am 20. März 1808 | |
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im Haag) in Wijk B, No. 438 einen eigenen Hausstand, dem die Kinder Elizabeth Frederica (geb. 27. November 1840) Ferdinand Johannis (geb. 16. Januar 1842) und der schon 1849 verstorbene Johannes Hermanus (geb. 5 August 1845), - der zweite Zweig des Hauses Maresch - angehören. Ad III. Der Verbindung des Mattheus Marris und der Hendrika Bloemert entsprossen: am 25. August 1837 Jacobus Hendricus, der den Namen seines Grossvaters mütterlicherseits, des Haarlemer Jacobus Hendrikus Bloemert, trug; am 17. August 1839 der nach dem Vater benannte Matthias; am 8. September 1841 eine Tochter, die den Mutternamen Hendrika erhielt; am 18. Februar 1844 Wenzel, der den Namen seines Grossvaters von Vaterseite, Wenzel Maresch, erbte und endlich am 22. Juni 1846 eine zweite Tochter Wilhelmina. Von diesen Vornamen sind die des Erstgeborenen und der beiden Töchter holländisch, die des Matthias und Wenzel fremdländisch, auf böhmische Vorfahren zurückgehend. Die ersten Lebensjahre haben die vier älteren Kinder bis 1845 im Hause nr. 304, Wijk W verbracht, Jacobus bis zu seinem 8., Matthias bis zu seinem 6., und Wenzel bis etwa in sein 2. Jahr. Denn die im Juni 1846 geborene Wilhelmina erscheint erst im Hause nr. 304 T, Lange Lombardstraat Wijk W, wohin die Eltern zwischen 1844 und 1846 verzogen. Die Kinder machten auch den Wohnwechsel nach dem Z.W. Buitensingel mit und lebten hier eine zeitlang mit ihrem Grossvater Wenzel Maresch beisammen. Das (aus literarischen Berichten bekannte) Itinerar der beiden älteren Söhne trennte durch ihren Antwerpener Aufenthalt Jacobus (1854-1856) und Matthias (1855-1858) zeitweilig, durch die Ubersiedelung nach Paris (1865, bez. 1869) dauernd vom Elternhause; Jacobus heiratet hier das holländische Mädchen Catharina Hendrika Horn und führt auch nach seiner Rückkehr in den Haag (1871) eine eigene Häuslichkeit; Matthias kehrt in die Heimat nicht mehr dauernd zurück. Die beiden älteren Brüder haben darum an den ferneren wechselnden Wohnstätten ihrer Familie bis 1869 nur zeitweilig teilgenommen, während Wenzel einstweilen fortdauernd in diesem Beisammensein verblieb. Am 12. Juni 1872 schloss er im Haag mit Maria Jacoba Visser (geb. 18. Juli 1841) eine erste Ehe, der am 10. Oktober 1890 | |
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eine zweite mit Johanna Antonia Gijsberta van Bylevelt (geb. 1. November 1866 im Haag) folgte. In Jacobus' Sohn Willem Matthijs (geb. 11. Juni 1872 im Haag) und Willems' erstem Sohne Simon Willem (geb. 21. Mai 1873, Haag) fand das Malererbe der Väter seine Fortführung. Jacobus Hendricus Marris starb am 7. August 1899 in Karlsbad, im Lande seiner väterlichen Voreltern, Matthias in London steht eben im vollendeten 72. Lebensjahre, Wenzel starb im Haag am 10. November 1910. Inzwischen war der Familiennamen in seinem Assimilationsprozess an landübliche Formen weiter vorgeschritten: die Umbildung von Maresch zu Marris hatten die holländischen Amtsorgane vollzogen, die weitere von Marris zu Maris vollführten die drei Malbrüder selber, während jetzt die Behörden an der einmal gehuchten Form Marris weiterhin festhielten: so hat etwa Willem z. B. schon 1863 (‘Kälber am Melktrog’) und 1868 (‘Ein warmer Tag’) in seinen Werken Maris gezeichnet, während er noch 1872 in seiner Hochzeitsurkunde nicht nur amtlich Marris genannt wurde, sondern auch selber W. Marris unterschrieb. - Weit auffälliger noch haben Matthias und Wenzel ihre fremdländischen Vornamen der Anpassung an holländische unterzogen: Matthias namte sich Matthijs, Wenzel.... Willem. Das Amt hielt auch hier an den authentischen Formen fest und verzeichnete zb. 1872 die Heirat des Wenzel Marris mit Maria Jacoba Visser. Die Geschichte der Kunst wird ohne jeden Zweifel die Brüder nennen müssen, wie sie sich selber nannten. In der selbstwilligen Wandlung ihrer fremdländischen Vor- und Familiennamen vollzogen sie ein sinnvolleres Recht als das von der Tradition bestimmte der Taufbenennung: das Geschlecht der Maresch war durchaus holländisch geworden, im Blute, im Bekenntnis, in der Kunst der Brüder, - der Namenwechsel folgte sinngerecht diesem organischen Prozesse. Diejenigen, die schon von Matthijs Maris auf Matthias Marris zurückgegriffen haben, werden gewiss vor der ihnen unerwarteten Konsequenz zurückschrecken: aus Willem Maris, dem Künder des Lichtes über der holländischen Weide, einen - Wenzel Maresch zu machen. Das hiesse fast zwischen Werk und Urheber eine Kluft erzeugen. Ueberdies besteht seit altersher das Recht | |
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der Selbstbenennung bei den Künstlern, man kann - wenn man will - die letzten Namensformen als Pseudonyme ansehen, aber man mag sie nicht antasten. Ueber dem kleinlichen Rechte der Etymologie steht das der künstlerischen Selbstbestimmung, das im höheren Sinne ein historisches ist: es ist mit dem Werke völlig eins geworden, wesenseins und untrennbar. Man wird trotz aller Forschung die drei herrlichen Malbrüder mit den Namen nennen müssen, mit denen sie Ruhm in aller Welt, Volkstümlichkeit und Heimrecht in Holland errungen haben; wer sie solchen Zusammenhängen nicht entfremden will, wird auch fortan reden von einem: Jacob, Matthijs und Willem MarisGa naar voetnoot1). |
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