Naamkunde. Jaargang 1
(1969)– [tijdschrift] Naamkunde– Auteursrechtelijk beschermd
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Zur Frage der p-Namen in der Wümmegegend.IEs ist das Verdienst von Hans Kuhn, auf zahlreiche nordwestdeutsche Namen mit indogermanischem, d.h. unverschobenem Lautstand hingewiesen zu haben. In einem ersten 1958 geschriebenen, aber erst 1961 erschienen AufsatzGa naar voetnoot(1) behandelt er vor allem ‘unverschobenes’ Material aus dem deutschen und niederländischen appellativischen Wortschatz. Schon 1959 folgt eine ausführliche Schau über ‘Vor- und frühgermanische Ortsnamen in Norddeutschland und den Niederlanden’Ga naar voetnoot(2), in der auch die Namen, die igm. p statt lautgerechtem germ. f aufweisen, zur Sprache kommen. Diese Namen sind besonders aufschlussreich, weil sie nicht auf das Keltische - das das p verloren hat - zurückgeführt werden können. Gleichzeitig versucht Kuhn, die geographischen Grenzen des Gebietes, in dem die von ihm als vorgermanisch erkannten Namen auftreten, festzulegen. So kommt er zur Bezeichnung ‘Nordwestblock’, womit ein Gebiet, das Nordwestdeutschland, den niederländischen und teilweise auch den nordfranzösischen Sprachraum umfasst, gemeint istGa naar voetnoot(3). Die Vermutung bezüglich des Bestehens dieses nicht germanischen und nicht keltischen (aber wohl indogermanischen) Nordwestblocks wird auch von archäologischer und historischer Seite unterstütztGa naar voetnoot(4). Es braucht nicht darauf hingewiesen zu werden, wie ungemein wichtig diese - wenn auch noch nicht ganz gesicherten - Ergebnisse für die nordwesteuropäische Sprachgeschichte und insbesondere für die Germanenforschung sind. Sie werfen ein ganz neues Licht auf die volklichen und sprachlichen Verhältnisse zur vorrömischen Eisenzeit. Kuhns Theorie ist im wesentlichen unangefochten geblieben. Kritik - und zwar nicht an dem Bestehen eines Nordwestblocks, sondern an seiner Nordgrenze - wurde von H. Wesche geübtGa naar voetnoot(5). Während | |||||||||||
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Kuhn die Aller als Nordgrenze des Nordwestblocks und somit als jahrhundertelange Südgrenze der germanischen Besiedlung betrachtet, ist für Wesche, der sich hauptsächlich auf Flurnamenmaterial stützt, die Allerbarriere imaginär. Der Nordwestblock soll sich nach Wesche noch weiter nach Norden ausgedehnt haben. Wesche hat sein Material in zwei Aufsätzen dargelegt: 1965 behandelte er apa-NamenGa naar voetnoot(6), die, wenn sie wirklich vorgermanisch sind, ja auch ein p enthalten, 1966 Namen mit p-AnlautGa naar voetnoot(7). Auf den ersten Aufsatz reagierte Kuhn noch im gleichen JahrGa naar voetnoot(8); nach Überprüfung von Wesches Belegen kommt er zu dem Schluss, dass es darunter kaum welche gebe, die wirklich apa enthalten. In seiner Erwiderung bezüglich der Namen mit p-AnlautGa naar voetnoot(9) beschränkt er sich auf allgemeine Bemerkungen und geht nicht auf die einzelnen Namen ein. Da im Laufe der Diskussion mehrere Flurnamen aus dem von uns untersuchten Teilgebiet des Wümmesanders (die Kirchspiele Rotenburg, Scheessel und Brockel, sowie die Gemeinde Fintel, sämtlich im Kreise Rotenburg Hann.), zur Sprache kamen, erscheint es angebracht, Genaueres über die einzelnen Namen, über die Bodenbeschaffenheit usw. der betreffende Fluren mitzuteilen. Alle diskutierten Namen sowie einige andere, die eventuell in Frage kommen könnten, führen wir in alphabetischer Reihenfolge auf. Namen, die Appellative enthalten (z.B. Pohl, Placken, Pogge, Putt, Post) werden nicht berücksichtigt. Das ganze Untersuchungsgebiet (UG) liegt nördlich der Aller und umfasst 424 qkm, die Hälfte des Landkreises Rotenburg. | |||||||||||
IIABBENDORF, Gemeinde auf einer Geestinsel, 1462 to Abbendorpp. Das Bestimmungswort (BW) ist sehr wahrscheinlich der im Altsächs. häufige Personenname (PN) Abbo und nicht ein erweichtes apaGa naar voetnoot(10). Zwar ist das Dorf von Sümpfen umgeben, aber das ist bei allen Dörfern der Gegend der Fall. | |||||||||||
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APPEL, Ortschaft (Gem. Helvesiek), liegt nicht an einem Wasserlauf, wohl bei feuchtem Gelände; 14. Jh. aplo, 1498 To Mappel. Das Grundwort (GW) ist lō m. ‘Gehölz’. Das BW ist nach WescheGa naar voetnoot(11) apa, das als Simplex vorkommen und nach DittmaierGa naar voetnoot(12) auch (feuchtes) Wiesenland bezeichnen kann. Kuhn vermutet in diesem Namen wie auch wohl im folgenden die BaumfruchtGa naar voetnoot(13). APPELHORN, 1661 beim Appelhorn. Die Flur liegt an einem Sumpf, der von den Mündungsarmen der Rodau und der Wiedau durchschnitten wird. Auch hier vermutet WescheGa naar voetnoot(14) apa, das sich dann volksetymologisch zu appel entwickelt haben müsste. APPELTEICH, keine alten Belege. Der Teich liegt in Lauenbrück, bei den nassen Wümmewiesen. Da der Name nicht alt belegt ist und nach Aussage Lauenbrücker Bauern am Ufer Apfelbäume wuchsen, ist das BW wohl als ‘Apfel’ zu deuten. PANZSTEER, 1847 die Pannstelle. Moorige Weide in Abbendorf, wo nach Angabe der Einheimischen ‘das Vieh bis zum Bauch im Dreck geht’. Das GW steer, mnd. stede, bedeutet ‘Stelle’. Das BW pann (die Schreibweise Panz- beruht auf Verwechslung mit nd. panz ‘Tiermagen’) wird von Wesche zu igm. *pan ‘Sumpf, Moor’ gestelltGa naar voetnoot(15), was mit den örtlichen Gegebenheiten übereinstimmt. Jedoch kann pann einfach ‘Pfanne’ bedeuten; die Wiese hat die Form einer Mulde, und der Name kann metaphorisch gebraucht sein. Im Niederländischen hat pan als Appellativ bereits die Bedeutung ‘muldenförmige Vertiefung’. PFAHLSBERG heisst auf dem Messtischblatt eine von Moor und feuchten Wiesen umgebene Geestinsel bei Westerholz. Da die Mundartform ['fɔ:əsba:χ] den Katasterbeamten ‘unverständlich’ war, finden wir sehr verschiedene Schreibungen vor: 1711-39 auf dem Vossberg, 1770 auf den Fau. Die Schreibung Vossberg legt die Deutung ‘Fuchsberg’ nahe; richtig ist sie aber nicht, denn nd. voss ‘Fuchs’ hat ein kurzes o. Ganz abwegig ist die hochdeutsche Schreibweise Pfahlsberg. Das BW ist vielleicht das im Land Hadeln belegte Mundartwort faas, foos (genau ausgesprochen wie das BW in unserem Namen), das ‘Schwingel’ und andere Festuca-Arten bezeichnet. Sicher ist, dass hier kein p-Name vorliegt. Pfahlsberg ist keine | |||||||||||
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Verhochdeutschung von *Pōlberg. Das l gehört nicht zum Namen, es stammt von Katasterbeamten. BEY DEM POCKEN POHL (nur 1751 in Scheessel überliefert). WescheGa naar voetnoot(16) vermutet in mehreren Namen mit Pocken- die igm. Wurzel *pōi-q, pi-q ‘vor Feuchtigkeit strotzen’. Da aber im UG das GW pohl ‘Pfuhl’ fast immer mit pogge ‘Frosch’ verbunden ist, liegt in unserem Namen wahrscheinlich eine falsch verhochdeutschte oder entstellte Form vom häufigen Poggenpohl vor. Dann wäre er den Pocken-Namen nicht zuzuordnen. POGGEN PADEN (1768, gem. Bellen) ist der Name eines länglichen Sumpfes, der sich an einem Bach entlang ausstreckt, wie die Kurhannoversche Landesaufnahme (Blatt 34) deutlich zeigt. Das BW pogge bedeutet ‘Frosch’. Wesche stellt das GW zu anderen, unverschobenen *pad-Namen (vgl. das 1007 überlieferte Puttanpathu nördlich Hannover); *pad deutet auf ‘Wasser’ (vgl. dazu auch den Flussnamen Pader). - Vom Niederdeutschen ausgehend könnte man das GW nur zu nd. pad, Pl. paden ‘Pfade’ stellen. PRALENWIESE (1690), BEY PREUSSEN IMMETHUNE (1582). Diese beiden Rotenburger Flurnamen enthalten die im UG häufigen Personennamen Pral(l)e(n) und Prüsse(n). IM PUDELHOFE (1840-44) hat als BW das Wort pudel, das in der Gegend (um Brockel) die übliche Bezeichnung für die Kartoffel ist. Das Wort ist in keinem hoch- oder niederdeutschen Wörterbuch aufgenommen. - Der Name enthält also kein igm. p. AUF DEN PULTZ ODER RICHTE-BEECK (1795 und 1797). Dieser Scheesseler Bach bildete jahrhundertelang eine wichtige Grenze zum Gericht Sittensen, wodurch er den sehr häufig belegten Namen Gerichtsbeek, Rischbeek, Richtsbeek u. dgl. bekam. Zweimal ist jedoch der ursprüngliche Name Pultzbeeck belegt, der vom Nd. aus nicht erklärbar ist. Das BW könnten wir zur igm. Wasserbezeichnung *pulGa naar voetnoot(17) stellen, zu der hier das Suffix -ussaGa naar voetnoot(18) getreten istGa naar voetnoot(19). AUF DER PUNDSTAU (1694 Auff den Ponsah Kampe; Wiese, die Ponsaw genandt) heisst eine lange, schmale Flur an der Rodau zu Hassel. | |||||||||||
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Die heutige Mundartform ['puntsta:f] gibt den Namen - er wurde nicht mehr verstanden - entstellt wiederGa naar voetnoot(20). Für die Deutung müssen wir von Ponsah, Ponsaw (1694) ausgehen, worin ah, aw auf einen Wasserlauf (die Rodau) hinweisenGa naar voetnoot(21). Im BW sieht Wesche ein igm. ‘Wasserwort’Ga naar voetnoot(22); sein alter Beleg Punsedal und die ‘germ.’ Entsprechung Fuhse untermauern diese Ableitung. - Man könnte im BW auch nd. pong'n, pung'n sehen, eine Nebenform zu pogge ‘Frosch’. Pong'n, im Land Hadeln und im Lüneburgischen belegt, taucht im UG jedoch nirgends auf. SCHLUPPERFLATH, SCHLUPPERFÖRTH (1829-43, Gem. Söhlingen). In Schlupper- möchten wir nicht apa erkennenGa naar voetnoot(23), sondern das nd. Substantiv slupper, slubber m.Ga naar voetnoot(24), eine Ableitung von slupp n. ‘Schlamm’ (vgl. mnd. slupperich ‘schlüpfrig’). DIE WÖBBACKER (Stadt Rotenburg; 1787 auf den Wölpackern, 1753 Aufn Wölp-Ackern, 1724 aufm Wölp Acker, 1698 auff den Wölbackern). Diesen Namen stellt WescheGa naar voetnoot(25) zum Flussnamen Wölpe (Nebenfluss der Aller), in dem allgemeinGa naar voetnoot(26) das Suffix apa gesehen wirdGa naar voetnoot(27). Die Realprobe scheint diese Deutung zu bestätigenGa naar voetnoot(28). Die Flur liegt am Rande des Ahlsdorfer Moores und ist feucht, worauf schon 1753 hingewiesen wurde: ‘maschartig (= matschig) ... kalt (= feucht, ungemütlich) Land’. Gegen Wesches Deutung wandte sich H. KuhnGa naar voetnoot(29). Wenn wir ihn richtig verstehen, vermutet er in Wölp- ein Maskulinum (weil andernorts im Wölpe überliefert ist), während apa seiner Meinung nach nur Feminina bildet. Dagegen können wir jedoch einwenden, dass 1. das Geschlecht von Wölp- in unserem Namen Wölpacker nicht feststellbar | |||||||||||
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ist; 2. Fluren, deren Namen apa enthalten und die beim Wasser liegen, nicht feminin sindGa naar voetnoot(30). Bei der Deutung darf man jedoch die niederländischen Wulp-Namen (vgl. Wülpenwert und Wülpensant im Kudrunepos) nicht unberücksichtigt lassen. Diese Namen wurden meistens zu ndl.nd. (Regen)wülp ‘Regenpfeifer’ gestelltGa naar voetnoot(31). Eine Deutung als apa-Name wurde u.a. von Mansion, Carnoy und Gysseling erwogen. Frau C. Tavernier-VereeckenGa naar voetnoot(32) hat neuerdings mehrere westflämische Wulp-Namen zusammengestellt; eine Deutung als apa-Name erscheint ihr fragwürdig, weil mehrere Wulp-Namen, die übrigens meistens Wasserläufe (auch künstliche!) bezeichnen, im nicht alt besiedelten Polderland sofort an der Nordseeküste liegen. Frau Tavernier sieht in Wulp ein Appellativ mit der Bedeutung ‘tiefe Stelle, Strudel’, das ihrer Meinung nach mit ndl. gulp ‘Wasserflut (u. dgl.)’ identisch ist. Ndl. wulp war offensichtlich ein ndl. Küstenwort, im Inland tritt es u.W. nicht auf. Deshalb ist es sehr gewagt, es in unserem Namen Wölpacker zu sehen. Eine sichere Deutung als apa-Name könnte jedoch nur dann gegeben werden, wenn Belege mit nicht geschwundenem Vokal (epe, ipe usw.) vorhanden wären. Diese Belege könnte man in (früh)mittelalterlichen Quellen erwarten, die in Niedersachsen jedoch nur in den seltensten Fällen Flurnamen enthalten. | |||||||||||
IIISowohl Kuhn wie Wesche haben in ihre Untersuchungen Namen einbezogen, die zwar germanischen Lautstand (f/v statt p) aufweisen, aber nur vom Indogermanischen (nicht vom Germanischen) aus erklärbar sind. Mit Recht vermuten sie, dass die Namengebung durch nicht-germanische Indogermanen erfolgte. Bei ihren Eroberungszügen hätten die Germanen diese alten Namen übernommen, so dass sie die 1. Lautverschiebung mitmachen konnten. Einige Namen aus unserem UG wurden schon von Wesche zur Sprache gebracht. Wir führen sie hier auf und fügen noch einige neue hinzu. | |||||||||||
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FALLIG (1725 Falge, Gem. Hetzwege) enthält u.E. nicht igm. *pal ‘Sumpf’Ga naar voetnoot(33), da die Flur trocken ist. Fallig ist wohl dasselbe Wort wie Falge, worauf schon der ältere Beleg hinweist. Falge ist ein in verschiedenen germ. Sprachen bekanntes Wort: mnd. valge f. ‘umgepflügtes Brachland’, ae. fealg, fealh (engl. fallow), altfries. falge sind von einem Zeitwort (mnd. valgen ‘felgen, Brachland umpflügen’, ae. fealgian) abgeleitete Hauptwörter. Das i in Fallig wäre dann ein Sprossvokal, der in diesem Wort in vielen Mundarten, u.a. in Westfriesland und Schleswig-Holstein belegt ist. Auch im Mnd. ist vallich als Nebenform zu valge belegt. Für das UG lässt sich der Name Barichskamp (zu nd. barg ‘Berg’), der ebenfalls den Sprossvokal i enthält, zum Vergleich heranziehen. FEDERLOHMÜHLEN (1587 im fedderlo, um 1650 zum federloGa naar voetnoot(34)) ist eine zur Gemeinde Kirchwalsede gehörende, an einem Wasserlauf gelegene Ortschaft. Feder- findet, wie die schwäbischen Feder-NamenGa naar voetnoot(35), seine igm. Entsprechung in Pader (Nebenfluss der Lippe). Aus dem Germ. ist der Name nicht erklärbar. VEERSE f. (um 1290 in Versene, um 1320 In versene) ist ein Nebenfluss der Wümme, dessen Name das häufig auftretende -n-Suffix enthält. Die Endung -ne ist im 15. Jh. weggefallenGa naar voetnoot(36). Der Stamm Vers- ist vom Germ. aus nicht zu erklärenGa naar voetnoot(37), kann aber zu igm. *pers- (Erweiterung der Wurzel *per-) ‘sprühen, spitzen’ gestellt werden. Die gleiche Wurzel liegt im FlN Persebeck bei DortmundGa naar voetnoot(38) vor. Eine germ. Entsprechung bietet noch altisl. fors ‘Wasserfall’Ga naar voetnoot(39). VERNE f. (1721 Verne, 1724 die Ferne) ist der alte Name des Federloher Mühlenbachs (s.o. Federlohmühlen). -ne ist wohl das auch in Veerse vorliegende Flussnamensuffix. Ver- kann zu igm. *per- (s. Veerse) gestellt werden. Jedoch sind hier auch Ableitungen aus dem Germ. möglich (etwa von mnd. var ‘Fahrzeug’). OSTERVESEDE, WESTERVESEDE (1219 Conradi de Vesethe, | |||||||||||
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1226 Conradi de vesede, um 1230 Cord von vezethe) sind die Namen zweier benachbarter Dörfer, in denen WescheGa naar voetnoot(40) verschobenes igm. *pes- vermutet. Jedoch kann vesede auch vom germ. appellativischen Wortschatz aus erklärt werdenGa naar voetnoot(41). FINTAU f. (1575 Fintaw, 1692 Auff der Fintaw) ist der Wasserlauf, an dem die Gemeinde Fintel (um 1320 Vintlo) liegt. Da die Fintau zu den grösseren Wasserläufen der Gegend gehört, dürfen wir annehmen, dass der Flussname primär ist. Fint- liesse sich vergleichen mit dem Namen des oberdt. Finz-BachGa naar voetnoot(42), vielleicht auch mit dem Flurnamen vindt, vunt und dem Gewässernamen Vunt-us, Vint-es (Pluralformen)Ga naar voetnoot(43). In den letzten Namen möchten wir keine Ableitung von lat. fons (< font-) sehen; vielmehr liegt in allen diesen Namen die igm. Wurzel *pen ‘Schlamm, Sumpf, Wasser’Ga naar voetnoot(44) + Dentalsuffix vor. VISSELBACH (1770 Fiesel) ist ein in Visselhövede (1258 in Vislehovede) entspringender Bach. Der Name enthält eine verschobene, aus Orts- und Flurnamen erschlossene igm. Wurzel *pis, die Gewässer bezeichnetGa naar voetnoot(45), sowie ein bei Flussnamen oft auftretendes -l-Suffix. IM FLADE ist ein in Rotenburg, Abbendorf und Jeersdorf auftretender, nicht vor dem 19. Jh. belegter Flurname. Daneben kommt Flath u.a. in Hemslingen und Hastedt vor. Hierzu gehört auch der Beleg die Flaten Wiesen (1692 Fladen Wisch) in Westervesede, der eine adjektivische Form zu enthalten scheint. Flade ist eine gebogene (heute unbekannte) Form von flat. Wir können dieses Wort zur igm. Wurzel *pel-ed (gr. πλάδος ‘Feuchtigkeit’) oder zu igm. *plat, *plet ‘breit und flach’ stellenGa naar voetnoot(46). Zur letzten Wurzel gehören z.B. mnd. vlāde m. ‘Fladen, flacher Kuchen’, altnord. flat ‘a piece of flat level ground’ und flađā ‘a flat meadow’Ga naar voetnoot(47). Flat bezeichnet im UG einen grossen, flachen Wassertümpel, eine breite Wasserlache (im Gegensatz zu pōl ‘kleines Wasserloch’). Das Wort gehört noch zum appellativischen Wortschatz und kann somit nicht als Zeugnis vorgermanischer Besiedlung herangezogen werden. FLECKENSTREEK bezeichnet in Rotenburg einen streek (hier = | |||||||||||
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Flussarm), auf dessen Nutzung die Stadt Rotenburg (= Flecken) besondere Rechte hatte. WescheGa naar voetnoot(48) stellt einen Flurnamen wie Fleckensahl (Krs. Gifhorn) zu igm. *plek ‘reissen’, stellt aber fest, dass eine Beziehung zu ‘nass, feucht’ gegeben ist. Diese Deutung könnte auch für Fleckenstreek gelten, zumal das GW auf Wasser hinweist. FLOOR, IM DEEPEN FLOR (Gem. Fintel), UPE FLOOR (Gem. Hemslingen), IN DEN FLOREN (Gem. Vahlde), DIE FLOREN HÖFE (Gem. Bartelsdorf ). Alle diese Namen haften an tiefgelegenen, feuchten Fluren. Mnd. flōr ‘Saatland’ oder mnd. flōr ‘Blüte’ können hier nicht vorliegen. Da die Fluren nicht eben, sondern muldenförmig sind, möchten wir die Namen nicht zu igm. *plā + r-FormansGa naar voetnoot(49), woher nhd. Flur (Diele) stammt, stellenGa naar voetnoot(50). Semasiologisch gehören unsere Namen eher zu igm. *pleu, *plu ‘fliessen, rinnen, füllen, voll’Ga naar voetnoot(51). Dazu auch wohl nd. plörig ‘wässerig, dünn’. AUF DEM FÜSSEL, FÜSSELTRIFT ist der Name einer nassen Ahewiese bei Rotenburg. Der Name wird von WescheGa naar voetnoot(52) als verschobene Form zu igm. *pis-, *pes betrachtet, das in Flussnamen viel vorkommt. - Füstel (gespr. füssel)Ga naar voetnoot(53), mnd. vüstlinc ‘Fausthandschuh’ könnte ebenfalls in diesem Namen vorliegen: Die in einem Wümmebogen gelegene Wiese wäre dann nach der Form benannt. FÜTZENWIESEN (1692 Fü(r)tzen Wisch) heissen ausgesprochen sumpfige Wiesen an der Fintau (Gem. Vahlde). Daher ist eine Ableitung von der igm. Wurzel *poi-d-, *pi-d- möglich; vgl. gr. Nom. Pl. πίσεα ‘feuchte Orte, Wiesen’ (< *pi-d-s-es)Ga naar voetnoot(54). Dazu gehört auch ostfries. fit ‘Wiese’, altisl. fit ‘Pfütze’. | |||||||||||
IVDas UG ist zu klein, als dass man zu allgemeingültigen Schlüssen kommen könnte. Es lässt sich jedoch folgendes feststellen:
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Antwerpen. Pierre Hessmann. |
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