Moralium dogma philosophorum
(1929)–Anoniem Moralium dogma philosophorum– Auteursrecht onbekend
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Die niederfränkische übersetzung.Wie schon in der ausgabe des Bestiaire d'amourGa naar voetnoot1 ausgeführt wurde, hat der moraltraktat in der nfr. handschrift seinen prolog zum teil gegen den des bestiaire ausgetauscht. Der anfang 84 2 - 86 6 Talant m'estoit pris... d'autrui fehlt im nfr., das statt dessen mit Al diͤ lude usw. aus dem Bestiaire d'amour anfängt. Ich drucke s. 84 ff. usw. in der rechten spalte das entsprechende stück aus dem frz. bestiaire, in der linken den echten prolog des moraltraktats. Die ausgabe gibt die verschiedenen vorreden vollständig und fortlaufend: auf d'autrui 86 6 folgt unmittelbar Et quant ie fui esuoilliez 88 28 usw. Ausser verschiedenen kürzeren stücken und sätzen fehlen in der nfr. übersetzung die meisten von den eingestreuten historischen beispielen, vgl. 98 17 ff., 102 6 ff., 114 6 ff., 118 13 ff., 132 19 ff., 172 12 ff. Andererseits weist sie einige zusätze auf, die in den mir bekannten frz. hss. fehlen: die stücke 147 26 - 149 2, 151 1-11 und die lange digression 175 5 - 181 12. Letzere behandelt in predigtmässigen wendungen hauptsächlich die nichtigkeit des erdenlebens und die erniedrigung des menschengeschlechts durch Adams sündenfall. Inhaltlich und stilistisch fallen diese zutaten vollständig aus dem rahmen des ganzen heraus. Nur die ausführungen über armůt und scande 175 5-8 und über vrůtscap und reden 175 25 ff. sind dem texte einigermassen verwandt. Auch in der vorrede findet sich ein längeres einschiebsel, 91 5 ff. Der interpolator spricht hier, als ob er der verfasser des ganzen traktats wäre, und erzählt ausführlich, warum er sich die mühe gegeben habe, ‘dieses buch zu verfassen und zu schreiben’, 91 22. Zwei ursachen hätten ihn dazu bewogen: einmal die liebe zu seinen freunden, die sich durch sein buch bessern könnten, wenn sie es | |
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oft lesen und im gedächtnis behalten wollten; hier greift er dem schlusswort vor, vgl. 180 1 und 15. Ferner die besorgnis, dass seine vrowe müssig gehe: die versuchungen des müssiggangs habe er selbst einmal im gefängnis kennen gelernt; hier schaltet er wieder 91 15 einen ausschnitt aus dem traktat nebst einer eigenhändigen auslegung ein, vgl. 142 21. Wer sind dieser interpolator und seine vrowe? Man denkt wohl zunächst an den nfränk. übersetzer und irgend eine hochstehende dame, der er sein werk widmeteGa naar voetnoot1. Es kommt mir aber fast wahrscheinlicher vor, dass dieser die zusätze schon in der frz. handschrift vorfandGa naar voetnoot2. Auf eine bestimmte spur werden seine angaben jedenfalls kaum führen könnenGa naar voetnoot3.
Die französische vorlage der niederfränkischen übersetzung hat der oben s. 49 behandelten gruppe DEF angehört. Sie hat, wie die übersetzung zeigt, sämtliche diesen hss. gemeinsame eigentümlichkeiten enthalten. Innerhalb dieser gruppe schliesst sie sich zunächst den hss. DE an; sie hat mit dieser untergruppe alle s. 49 besprochenen abweichungen geteilt, soweit sich diese in der übersetzung deutlich spiegeln (ausser vielleicht 112 17 und 140 9). Von den beiden hss. D und E hat sie schliesslich der letzteren am nächsten gestanden: sie hat dem übersetzer zahlreiche lesarten geboten, die sonst unter den benutzten hss. nur E aufweist, vgl. u.a. die var. zu 94 2. 96 17. 98 12. 102 12. 23. 116 9. 120 7. 122 16. 132 13. 134 7. 138 29. 142 5. 144 5. 146 8. 9. 148 16. 150 7. 8. 154 1. 22. 156 1. 158 22. 164 11. 17. 21. 26. 166 5. 170 13. 25. 172 1.Ga naar voetnoot4 | |
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Nicht selten handelt es sich dabei um solche lesungen, durch die der sinn entstellt wird. Vgl. beispielsweise: 141 19. Diͤse důgt (sc. gedogsamheit) is arsedie van den anderen důgden, nach DE: Ceste uertuz (sc. soffrance) est medicine des autres uertuz statt Ceste uertuz est medicine de touz les torz faiz. 151 19. behagelheit keͤnt diͤ saken dar dander dri důgden inne sin, nach E: cointise conoist lez chosez ou les autrez ·iij· vertuz sont statt cointise conoist les choses et les autres ·iij· (vertuz) font. 133 12. Hi mint vͦp ene tit inde vͦp en andere hait hiͤ, niͤt vͦmb verradenisse diͤ drinne is, nach E: Jl aime une heure 〈et〉 autre het, non mie por traïsson qui i soit statt... non mie por raison qui i soit. Die handschriftengruppe DEF ist demnach für die beurteilung des niederfränkischen textes von besonderem wert. Im einzelnen schliesst sich der übersetzer meist sehr genau dem wortlaut seiner vorlage an, ohne ihr in grammatischen dingen sklavisch nachzufolgenGa naar voetnoot1. Zur behandlung des nfränk. textes und zur einrichtung des paralleldruckes vergleiche man Bestiaire d'amour s. 11 ff. |
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