Die Auffassung der Natur in der deutschen Barockliteratur.
Man hat sich bisher (wie Biese) damit begnügt, der Dichtung des 17. Jhs. im Ganzen ein eigenes Naturgefühl abzusprechen. In der Tat fallen jedem, der sich mit diesen Poeten zu beschäftigen beginnt, zunächst zahlreiche konventionelle Züge und Ausdrücke auf, ja auf die Nerven. Jedoch liefert eine eingehende Untersuchung (1. Abschnitt) des in Frage stehenden Phänomens auch viele ganz individuelle und scharf geschaute Beobachtungen, und zwar bei denselben Dichtern. Überhaupt ist die Empfänglichkeit der Sinne gegenüber den Reizen der Wirklichkeit reich, ja üppig entwickelt. Weiter muss man bei den meisten konstatieren, dass wirkliches Gefühl für Natur und Landschaft ihnen keineswegs absolut fremd und versagt ist. Das Eigenartige der Weise, wie die barocke Poesie die Natur auffasst, liegt also in dem Mit- und Nebeneinander von Konventionellem und Eigengesehenem, von Selbstgefühltem und Bildungstradiertem. Solches als Unvermögen zu bezeichnen, schiebt das eigentliche Problem beiseite. Die Deutung kann nicht im Nichtkönnen, sondern nur im andersgerichteten Wollen und Streben gesucht werden.
Eine geistesgeschichtliche Betrachtung (2. Abschnitt) zeigt, dass in der Poesie dieselbe Haltung herrscht, wie sie die übrigen Gebiete des geistigen Lebens zeigen. Teleologische Einstellung und dynamistische Ausdeutung der Natur ist auch in den Wissenschaften vorherrschend. Die Stellung der Kunst gegenüber der Naturwirklichkeit tritt anschaulich in der Gestaltung des Gartens uns vor Augen. Die zeitgenössische Aesthetik betont die Überlegenheit des Kunstwerkes, das die Natur übertrifft oder das von jener Angelegte erst vollendet. So wird auch in den Poetiken den Dichtern nicht die Natur als Norm hingestellt, das Landschaftliche an sich ist überhaupt nicht poëtischer Gegenstand; das Kunstwollen richtet sich vielmehr gänzlich auf den Menschen.
Endlich (3. Abschnitt) wurde durch eine psychologische Betrachtung die eigentümliche Apperzeption der Natur durch die Barockpoeten zu verstehen versucht aus der besonderen Struktur des Barockmenschen. Damit erwies sich jenes oben beschriebene Phänomen barocker Naturauffassung als seiner seelischen Eigenart völlig entsprechend und zugehörig.
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