schauung nicht mehr kannte, als wir Erdbewohner vom Mars oder Jupiter: alle diese so kennzeichnenden Erscheinungen der “deutschen Kolonialbewegung” ergänzen das bureaukratische Verwaltungssystem in der Heraufführung des heute klar zutage tretenden Bankerotts unserer kolonialen Arbeit.’
‘In all' diesen entmutigenden Eindrücken nun sind zwei Erscheinungen vorhanden, welche darauf schliessen lassen, dass eine Besserung bevorsteht. Das eine ist die Tatsache, dass man allseitig eingesehen hat auf der kolonialfreundlichen Seite, dass es so nicht weiter geht und dass ein Wandel geschaffen werden muss; das Andere, dass auch die Kolonialgegnerschaft in breiten Kreisen die Überzeugung hat, dass, auch wenn es falsch gewesen sein mochte, eine deutsche Kolonialpolitik zu beginnen, doch das Reich davon nicht zurücktreten dürfe gegenüber Negeraufständen und den Folgen falscher administrativer Massnahmen. “Hic Rhodus, hic salta!” Es wäre doch gar zu kümmerlich, wenn Deutschland vor aller Welt zugeben wollte, dass es allein von den Kulturvölkern der Geschichte keine Kolonialpolitik zu treiben mistande sei.’
‘Somit hören wir denn in Berlin, dass ein Systemwechsel nahe bevorstehe, ja schon im Gange sei. Zivilgouverneure sollen die Militärs ersetzen und das System der Selbstverwaltung nach englischem Muster den bislang festgehaltenen Bureaukratismus ablösen. In Berlin aber will man aus der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes ein eigenes Kolonialamt machen, dem ein eigener Unterstaatssekretär vorstehen soll. Das alles sind sicherlich sehr erfreuliche Anzeichen einer neuen Epoche. Die bekannt gegebenen Absichten und Pläne beweisen auf jedem Fall, dass man sich der Unhaltbarkeit des bestehenden Zustandes in unserer überseeischen Politik bewusst geworden ist, und aus diesem Grunde müssen wir sie mit Freuden begrüssen. Wir treten damit auch für die Entwicklung unserer Kolonien in das Vorstadium ein, welches unserer klassischen Literaturepoche und unserer politisch-wirtschaftlichen Wiedergeburt vorausging. In