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Die politischen Ergebnisse der Rassenforschung
waren auf dem eben verflossenen Alldeutschen Verbandstage zu Worms, am 15.-17. Juni 1905, Gegenstand eines Aufsehen erregenden Vortrages von Prof. Dr. Kuhlenbeck (Lausanne), den wir deshalb in ausführlichem Auszuge wiedergeben. Der Berichterstatter berührte zunächst die Bedenken, die der Behandlung dieses Gegenstandes auf dem Alldeutschen Verbandstage entgegenzustehen scheinen, der doch kein Anthropologenkongress sei, und den Vorwurf des Dilettantismus, der überhaupt von streng wissenschaftlicher Seite, hervorragenden Vertretern der sogen. politischen Anthropologie gemacht wird. Nicht die eigentlich wissenschaftlichen Fragen der Rassenforschung, Herkunft und Systematik der Rasseneinteilung, sondern die politische und historische Bedeutung des Rassenwerts stehe in Frage, und diese Frage sei durch den zunehmenden Weltverkehr seit langer Zeit in den Brennpunkt des allgemeinen Interesses gerückt; es habe sich seit hundert
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Jahren allmählich ein Umschwung der Anschauung über die Gleichwertigkeit aller Menschenrassen vollzogen gerade infolge dieses Weltverkehrs, der doch dem ersten Anschein nach die Weltfriedens-und Weltreichsideale der Humanitätsidealisten zu fördern scheine. Berichterstatter hebt hervor, wie gerade der Herrscher des geographisch grössten Reiches der Erde sehr unsanft aus seinem Weltschiedsgerichtstraume durch den blutigen Zusammenstoss mit der gelben Rasse erweckt sei, während das Wort unseres Kaisers von der gelben Gefahr heutzutage nicht mehr verlacht werde und zumal seit dem Seesiege von Tsuschima jedem Zeitungsschreiber zu gelegentlichen Betrachtungen des Rassenproblems Anlass gebe. Berichterstatter widerlegt das Vorurteil, als ob eine verschiedene Einschätzung der Menschen nach ihrem Rassenwerte gegen das Christentum, das allerdings vor Gott keinen Unterschied der Menschen nach ihrer Hautfarbe und Abstammung kenne, verstosse. Als Jurist glaubt er als Quelle des falschen Gleichheitsdogmas die sogenannte naturrechtliche Philosophie, die Humanitätsphilosophie und den Kosmopolitismus des 18. Jahrhunderts bezeichnen zu sollen, während das Christentum an sich dem Kaiser, d.h. der realistischen Politik geben könne, was des Kaisers ist. Er gibt sodann einen kurzen Ueberblick über die bereits mit dem englischen Historiker Gibbon begonnene Geschichtsbetrachtung im Lichte der Rassenfrage, erwähnt vor allem die ungeachtet aller dilettantischen Mängel des Werks unstreitige Bedeutung des bekannten Gobineau'schen Buches über die Ungleichheit der Menschenrassen und kennzeichnet den seitdem durch die naturwissenschaftliche Weltanschauung, besonders durch die Entwicklungslehre und Biologie geförderten Fortschritt der politischen Anthropologie, die zur Zeit in Deutschland vor allem durch zwei Zeitschriften, die Politisch-anthropologische Revue
und das Archiv für Rassen-und Gesellschafts-Biologie in den Kreisen der Gebildeten wachsende Teilnahme fordert.
Das Hauptproblem der politischen Anthropologie ist die Entartung an der bislang alle grossen Zivilisationen zugrunde gegangen
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sind. Sie ist keine an sich naturnotwendige Erscheinung, ein Volk ist wenigstens potentiell unsterblich und braucht, da es sich in jeder Generation neu erzeugt, weder zu altern noch zu sterben. Degeneration ist Rassenverschlechterung, Rassenverschlechterung aber ist ungünstige Rassenmischung. Die Begriffe Rasse und Volk sind streng zu trennen, wenigstens heutzutage, wo rassenreine Nationen zu den Ausnahmen gehören.
Rasse ist ein biologischer Typus; in einem nicht mehr rassereinen Volke können sogar innerhalb einer und derselben Familie nach dem Gesetze der Rassenentmischung verschiedene Rassentypen zutage treten. Der Kulturwert eines Volkes hängt von seinem Rassen wert ab. Die drei grossen Hauptrassen, die weisse, gelbe und schwarze, unterscheiden sich durch sehr grosse Unterschiede in Ansehung ihrer Kulturbegabung, die weisse nimmt den ersten, die gelbe den zweiten, die schwarze den tiefsten Rang ein. Innerhalb der weissen Rasse aber sind vor allem zwei verschiedene Grundrassen, die sogen. arische, d.h. der langschädelige blonde Nordeuropäer und die kleinere kurzschädelige (brachycephale) Rasse zu unterscheiden, deren Vorkommen in Europa ebenfalls schon für prähistorische Zeiten bezeugt ist; daneben spielt ein südlicher ebenfalls langschädeliger Typus, der sogen. homo mediterraneus nur eine unbedeutende Rolle. Alle Anthropologischen Geschichtsforscher sind nun darin einig, dass der blonde Arier der eigentliche Träger der europäischen Kultur ist. Zweifellos gilt dies nach den Forschungen eines Lapouge, Seeck und anderer für die Antike; die antike Kultur degenerierte in genau demselben Maasse, in dem diese durch die ursprünglichen Griechen und Römer vertretene Urrasse sich mit minderwertigen Rassen vermischte und schliesslich verschwand. Eine Regeneration erfolgte jetzt von dem nordeuropäischen Ausstrahlungszentrum dieser Rasse durch die Völkerwanderung, durch die germanischen Arier. Die ganze Kultur des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit ist ausschliesslich Schöpfung der germanischen Rasse.
Hiernach, nach dem Anteil an germanischem Blut, bemisst sich
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die Rassenwertigkeit der heutzutage in Europa unterschiedenen drei historischen Mischrassen, der slavischen, romanischen und germanischen Nationen. Den grössten Bestand der Slaven bilden Kurzschädel mit gelber (mongolischer) Blutmischung. Aber auch in den lateinischen Völkern ist das arische Element stark zurückgegangen. Es hat eine rückschreitende Auslese stattgefunden, deren politische Wirkungen Redner vor allem durch Bezugnahme auf die Schriften der drei Franzosen Gobineau, Lapouge und Le Bon an der kulturell noch unter den lateinischen Nationen die Führung beanspruchenden französischen Nation beleuchtet. Berichterstatter wirft für das deutsche Volk die Frage auf, ob auch ihm eine solche Degeneration drohe und glaubt sie u.a. anknüpfend an Dr. Ammons wertvolle Untersuchungen zur Anthropologie der Badener leider bejahen zu müssen. Eine Hauptursache dieser rückschreitenden Auslese bilde der Abstrom der nach höherer Lebenshaltung strebenden rein arischen, langschädeligen Elemente vom Lande in die Städte. Unter weiterem Hinmeis auf Thurwaldts genaue statistische Untersuchungen über Stadt und Land im Lebensprozess der Rasse verbreitet Redner sich über die Ursachen, die somit den Städten, besonders der Grossstadt einen rassenwertvertilgenden Charakter beilegen. Redner erklärt sich aus anthropologischen Gründen für einen gemässigten Agrarier. Der einseitige Industrialismus begünstigt die Rassenverschlechterung und Rassenmischung auch durch die von ihm geforderte möglichste Freizügigkeit. Redner kommt auf die Polenfrage zu sprechen, die in einem der bislang reinrassigsten Teile Deutschlands, in Westfalen, sogar aktuell zu werden beginnt. Die niederen Rassen sind generativ die stärkeren, nicht aus physiologischen
Gründen, sondern weil sie auf höhere Lebenshaltung nicht den Wert legen, wie die vor allem auf das Aufsteigen in eine höhere Gesellschaftsschicht hinstrebende Edelrasse. Die Regierungsbezirke mit hohen Prozentsätzen slavischer, namentlich polnischer Bevölkerung weisen die höchsten Geburtsüberschüsse auf. Mit Hasse, Deutsche Politik, erklärt aber Redner die grundsetzliche Forderung für berechtigt, unsere einheimische
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Produktion möglichst auf unser Volkstum zu beschränken. Er verkennt nicht die praktischen Bedenken, die für einen Exportstaat mit Rücksicht auf billigere Arbeitskräfte dagegen sprechen. Er erwâhnt das schon von Lapouge und Ammon beschworene Gespenst der Kulifrage für Europa. Wenn auch eine Vermischung gerade mit solchen fernerstehenden Rassen weniger zu befürchten sei als mit den slavischen Mischlingen, so lehnt doch Berichterstatter mit Entschiedenheit diese von Ammon befürwortete Lösung ab. Vorzuziehen sei eine Übertragung industrieller Tätigkeit in Kolonien, wo wir mit dortigen billigen Arbeitskräften schaffen können. Damit kommt Redner auf die Bedeutung der Rassenfrage für Kolonialpolitik zu sprechen und erläutert an dem Vergleich der angelsächsischen Kolonisation mit derjenigen der lateinischen Nationen, wie wesentlich gerade hier die leider bei den ersten Kinderschritten Deutschlands auf diesem Gebiete vielfach unterschätzte Rassenscheidung ist. Er spricht sich mit Dr. Gerstenhauer gegen das Connubium der weissen Kolonisten mit der farbigen Bevölkerung aus und kommt hierbei insbesondere auf unsere südwestafrikanische Kolonie zu sprechen, in der leider schon zahlreiche Mischlinge eine betrübende Erscheinung seien.
Schliesslich kommt Redner auf innerpolitische Massregeln zur Erhaltung des Rassenwerts zu sprechen. Einer zunehmenden rückschreitenden Auslese könne nur eine gesunde Mittelstandspolitik entgegenwirken, welche den Proletarisierungsprozess aufhält. Die Rassenfrage sei auch Klassenfrage und umgekehrt. Die Familie, als Hilfs- und Kampfgnossenschaft im Strome des Lebens, werde durch den gegenwärtigen rücksichtslosen Kampf ums Dasein, der die Familiengründung und -Vermehrung gerade der aufstrebenden Rasse erschwert, gefährdet. Auf die ungünstige Auslese, die der einseitige Kapitalismus zeitigt, hat auch der Engländer Haycraft in seiner vortrefflichen darwinistischen Schrift ‘Auslese und Rassenverbesserung’ hingewiesen. Schon Ernst Moritz Arndt sagt, es sei nicht die höchste Bestimmung des Staates, dass wöchentlich einige Schuhe und Strümpfe mehr verfertigt und
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einige Furchen mehr gepflügt werden, sondern dass seine Bürger an Leib und Seele ein gesundes, kräftiges, mutiges und geschicktes Volk seien.
Redner deutet einige gesetzliche Massregeln an, z. B. Heimstättengesetzgebung, Ausdehnung des Versicherungszwanges auf den Mittelstand, die er für Erhaltung des Rassenwertes für günstig erachtet, schliesst aber mit der Bemerkung, dass von gesetzlichen Eingriffen nicht zu viel zu erwarten sei. Gesetz, Sitten und Verfassungen sind vielmehr Ergebnisse des Rassenwertes, als umgekehrt. Die Hauptsache sei, das Rassenbewusstsein in der Nation überhaupt zu erwecken und zu erhalten. Sofern dies gelinge, sei der Pessimismus eines Gobineau und Lapouge nicht berechtigt. Die germanische Rasse ist das Salz der Welt; - wo aber das Salz dumm wird, womit soll man salzen? Hüten wir uns also vor dem Dummwerden, d.h. vor der Verkennung der Bedeutung des Bluts und der Rasse, des besten Erbteils, das unsere Urahnen in ungezählten Jahrtausenden durch den Kampf ums Dasein erworben haben, das aber, wie die Geschichte lehrt, in wenigen Generationen vergeudet werden könne. Redner schliesst mit einem Zitat aus Fichtes Reden an die deutsche Nation, in dem dieser seinen Glauben an die ewige Fortdauer des deutschen Volkes betont; ‘ohne Einmischung und Verderbung durch irgend ein Fremdes’, ‘mit der Abstammung aus dem, was bislang Göttliches hervorbrachte und auch fernerhin Göttliches hervorbringen werde, sich selber ehrend’, sage Fichte, ‘müsse der Deutsche tätig, wirksam, aufopfernd sein nur für seine Nation, und um diese zu retten, sogar sterben wollen, damit diese lebe, und er in ihr das einzige Leben lebe, das er von je gemocht hat.’
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