Germania. Jaargang 7
(1905)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Boekennieuws.De ‘Kölnische Zeitung’ bespreekt volgenderwijze: Die ‘Bibliographie van den vlaamschen Taalstrijd’, von Th. Coopman und Jan Broeckaert, herausgegeben von der Königlich vlamischen Akademie (Gent, A. Siffer), erweist sich als ein wertvolles Werk für die Geschichte der vlamischen Bewegung. Der bisher vorliegende erste Band, der von 1787 bis 1844 reicht, ist eine nach modernen Grundsätzen besorgte Zusammenstellung; sie umfasst ausser Büchern auch amtliche Kundgebungen und Äusserungen von Zeitschriften und Zeitungen, kurz, die ganze um die vlamische Bewegung geführte Polemik. Im Jahre 1787, noch unter der österreichischen Herrschaft, die vor der Geschichte die Verantwortung für die Verfranzung der vlamischen Provinzen trägt, wurde eine Sammlung der mittelalterlichen Staatsakten für Vlandern herausgegeben; sie erinnerte die Zeitgenossen an den Eid, den die Grafen von Vlandern zu schwören hatten, dass sie den Gebrauch der Landessprachen in ihrem Rat nach dem Wunsch und dem Ortsgebrauch der Parteien richten würden. Es wird dann noch gezeigt, wie im Zusammenhang mit der Brabanter Revolution ein Ansatz zu einer vlamischen Bewegung vorhanden war, und wie die obersten Behörden das Recht missachteten. Dann tritt mit der französischen Revolution die völlige Unterdrückung der niederländischen Sprache ein. Man kann von einem vlamischen Volk reden, allein es gibt keine vlamische, sondern nur eine niederländische Sprache, gemeinsam für Vlamisch-Belgien und Holland, mit örtlichen Verschiedenheiten der Aussprache, die bis zur Zersplitterung in Mundarten gehen. Es sei auch daran erinnert, dass die neuerdings in Deutschland festgelegte amtliche Rechtschreibung ‘flämisch’ und ‘Flämen’ falschGa naar voetnoot(1) ist, denn das in ä umgewandelte ae aus der alten niederländischen Schreibung stand für aa; dass ferner die noch häufig vorkommende Bezeichnung ‘Flamländer’ eine im Deutschen nicht zulassige Zurechtstutzung des französischen Flamands ist. Nach der französischen Herrschaft folgte unter König Wilhelm ein niederländischer Rückschlag. Der König und seine Beamten hatten kein Verständnis für die bürgerlichen Rechte der Wallonen und drängten diesen jetzt die niederländische Sprache auf. Bei den Klerikalen der vlamischen Provinzen kamen ausser der Sprachenfrage bekanntlich andere Beschwerden hinzu, namentlich wollte man einen Unterschied zwischen ‘Vlamisch’ und ‘Niederländisch’ aufbauen, was man im Zusammenhang mit der alten klerikalen österreichischen Politik versteht, die dahinging, die vlamischen Provinzen zur Sicherheit gegen Ketzerei von den Niederlanden geistig abzuschneiden, deshalb Schriften aus Frankreich fast zensurfrei hereinliess und eine besondere vlamische Rechtschreibung durch den Geistlichen Desroches aufstellen liess. Ein Rückschlag gegen die Be- | |
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strebungen König Wilhelms führte nach der Revolution von 1830 neuerdings zur Unterdrückung des Niederländischen. Aber noch in den 1830er Jahren, unter politischer Führung von Jan Frans Willems und literarischer von Hendrik Conscience entstand die vlamische Bewegung, die die Bibliographie uns in ihren Anfängen zeigt. Sie hatte sich, 1840, wo Massenbittschriften für die germanische Landessprache an die Kammern gerichtet wurden, soweit verdichtet, dass die Regierung kleine Zugeständnisse machte, z. B. die von zweisprachigen Verkündigungen der Finanzverwaltung in Antwerpen. Mittlerweile war auch, auf Anregung der Vlamengebildeten, trotz mächtigen Widerstands der klerikalen Sonderbündler, eine modernere Rechtschreibung amtlich eingeführt worden, die die Grundlage für die später durch Staatsvertrag mit den Niederlanden vereinbarte, noch heute gültige gemeinsame Schreibweise bildete. Klagen über amtliche Missbräuche in der Sprachenfrage mehren sich. Ein Hypothekenbewahrer in Mons weigert sich, einen niederländisch aufgesetzten Akt aus einer vlamischen Gemeinde zu registrieren; das Finanzministerium gibt ihm Unrecht. Dagegen erklärt das Brüsseler Zivilgericht, der dortige Zivilstandsbeamte habe zu Recht eine Geburtserklärung in niederländischer Sprache abgelehnt. Gerichtsbeschlüsse und Verwaltungshandlungen gegen die niederländische Sprache fachten die vlamische Bewegung an, die seither in der Frage der Zivilstandsakten vollständig gesiegt hat, wie auch in vielen andern, wenngleich sie sich noch nicht für völlig befriedigt erklären kann. Es wird auch nachgewiesen, dass die herrschenden Wallonen ihre Macht gegen die Vlamen in wirtschaftlichen Dingen benutzten. Die Bewegung wurde von Frankreich aus verhöhnt, von Deutschland aus im allgemeinen wohlwollend beurteilt. Der Chefredakteur der Kölnischen Zeitung, Karl Andrée, bereiste 1844 in Gemeinschaft mit einigen Freunden Belgien, um sich über die Bewegung zu unterrichten. Alldeutsche Anregungen, mit Ausnahme einer von belgischer Seite, zugunsten einer gemeinsamen Rechtschreibung für Belgien, Niederland und Niederdeutschland, was schon damals nicht mehr angängig war, und einer andern aus Brüssel zugunsten gar der Annahme des Hochdeutschen durch die Vlamen wurden vorderhand kaum vorgebracht. Später allerdings kamen sie häufig vor, vielleicht wiederholen sie sich noch, obschon wir in der vlamischen Bewegung nach unsern heutigen Anschauungen eine innere Angelegenheit, eine demokratische Fordening von Rechten zu erblicken haben, deren völlige Erfüllung allerdings den Vorteil für Deutschland haben wird, dass die Belgier ihre geistigen und wirtschaftlichen Interessen nicht mehr ausschliesslich oder vorwiegend von Frankreich aus beeinflussen lassen, sondern in freiem Urteil die Beziehungen zu Deutschland wie auch zu Holland und England richtig zu würdigen verstehen. Die vlamische Bewegung wird ihr letztes Ziel erst erreicht haben, wenn Belgien soweit zweisprachig durchgebildet ist, dass es die geistige Vermittlung zwischen den grossen und kleinen Nachbarländern übernehmen kann. Das erkennen noch lange nicht alle Belgier als notwendig an.
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Alfred Woltmann: Aus vier Jahrhunderten niederländisch - deutscher Kunstgeschichte (Verlag des Vereins für deutsche Litteratur, Berlin). Den hier vereinigten Aufsätzen liegen wissenschaftliche Vorträge zu Grunde, | |
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die der Verfasser in verschiedenen Städten gehalten hat. Sie sind teilweise schon in Zeitschriften erschienen, dann jedoch meistens umgearbeitet, teilweise erscheinen sie hier zum ersten Male. Die einzelnen Abhandlungen sind zwar in sich abgeschlossen, bilden aber ein Ganzes indem es die neuere Kunstgeschichte der germanischen Völker in den bedeutendsten Momenten, von den Anfängen der deutschen Renaissance bis zur Münchener Kunst unter König Ludwig, beleuchtet und zusammenfast zu einem Werk von nicht zu unterschätzender Bedeutung für das Verständnis germanischer Kunst. v. M.
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Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe (Verlag Eugen Diederichs, Jena, 2 Bände). Es erübrigt sich eigentlich kaum, über den Inhalt obiger Ausgabe viel Worte zu machen, über dieses Denkmal deutscher Litteratur, das wohl in keiner Klassiker-Bibliothek fehlen wird. Aber bei allen Ausgaben war das Äussere dem Inhalte wenig entsprechend. Obiger Verlag jedoch der in Deutschland vorbildlich für die Buchkunst eingetreten ist, hat es auch hier verstanden uns etwas Hervorragendes zu bieten. Zwar ist der Umschlag der broschierten Ausgabe ein Muster von Geschmacklosigkeit, aber das gebundene Werk macht einen selten vornehmen und aparten Eindruck und stellt der inneren Ausstattung entsprechend wohl den schönstern Einband dar, der sich zur Zeit auf dem deutschen Büchermarkt befindet. v. M.
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Tijdschriften. Nr 6 van Den gulden Winckel bevat een ons bizonder inter-resseerend artikel, eene ‘Duitsche Kroniek’ met portretten van Clara Viebig en H. Mann. Dr. A.S. Kok schrijft in hetzelfde nummer over Multatuli's verhouding tot Ablaing v. Giesenberg et Piet Vluchtig spreekt ons van de ‘Avonturen van een boekenschrijver’. De laatste afleveringen van Vlaanderen bevatten Verzen van Ari Delen, bijdragen van Vermeersch, Techels, Salomé een spel in 3 bedrijven door Jan Telen (Juni). Lod. de Raedt geeft een grondig overzicht over Vlaanderens economische ontwikkeling (Juli) en V. d. M. wijdt Reymond Janssens een kort afscheidswoord.
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Moderne Kunstwerken brengen in de reeds vroeger besproken voortreffelijke uitvoering in lichtdruk reprodukties naar werken van Troostwijk, Roelof, v.d. Brugghen, Bosboom, v. Gogh enz. Eene breedvoerige kritiek over het ‘stilleven’ van Roelofs vinden wij in de ‘Kritiek van beeldende kunsten’ en ‘Kunstnijverheid’ ook eene verheerlijking van Vincent van Gogh, die wij ook in brieven die in dit tijdschriftje opgenomen werden, meer als persoon leeren kennen. v. M. |
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