Germania. Jaargang 7

[p. 355]

Kranz auf Schiller!
der deutschen Schule in Brüssel dargeboten von Ernst von Wildenbruch.⁽¹⁾

Eine Stirne wollen wir schmücken,
Einen Schatten heraufbeschwören,
Wollen ihm sagen: ‘Werde lebendig’,
Wollen ihm sagen: ‘Bleibe bei uns,
Unser zu sein und uns zu gehören
Heut und morgen, künftig und immer,
Dass dein Bild wir
Tief ins lebendige Herz uns drücken!’

Ist es ein Held im Waffenglanze,
Dessen Ruhm unsere Lippen tönen?
Ist es ein König von Ländern und Reichen
Dessen Haupt wir noch einmal krönen?
Freilich ein Held - doch ohne Waffen -
Freilich ein König - doch ohne Länder -
Herr über Geister -
Schiller den Dichter schmückt mit dem Kranze!

Denn aus dem Strome des deutschen Blutes
Haben wir unsern Ursprung genommen.
Denn es ist uns die Kraft unserer Seelen
Aus der deutschen Seele gekommen.
Deutscher Seele grösster Verkünder
War dieser Herrlicher, dieser Eine,
Er der Behälter
All ihres überströmenden Gutes.

(1) Im Anschluss an unsern Bericht der Schillerfeier, unter ‘Verscheidenheden’ aufgenommen, bringen wir noch gern diese schöne Huldigung.

[p. 356]

4.

 

Deutschlands Dichter auch unser Dichter,

 

Unser Berater in Lust und Schmerzen,

 

Deutschlands Ehre auch unsere Ehre,

 

Flamme und Leuchte in unsern Herzen.

 

An dem Tage, da sein wir vergässen,

 

Da vergässen wir unser selber,

 

An dem Tage

 

Löschten wir selbst unserm Leben die Lichter.

Flechtet den Kranz! Mit eigenem heissen
Blut eurer Herzen netzt ihm die Zweige,
Dass aus dem Herzen, nicht aus den Händen nur
Unserm Schiller der Kranz entsteige.
Flechtet ihn mächtig - Völkern und Reichen
Soll unser Kranz verkündend verheissen:
Deutsche Seele
Wird uns nicht Zeit noch Schicksal entreissen!