verstehen. Die drei nordgermanischen Stämme und die Niederländer sind an Zahl zu gering, um ihre rein wissenschaftlichen Lehrbücher ständig mit den neuesten Errungenschaften auf dem Laufenden zu erhalten, also immer neue Auflagen absetzen zu können. Ähnlich liegt die Sache in Russland und Ungarn.
Wie stark die Herrschaft der deutschen Gelehrten im Norden ist, beweist die Naturforscher-Versammlung zu Helsingfors in Finland i. J. 1902. Sonst ist auf diesen Tagungen stets Französisch die übliche Kongressprache; diesmal jedoch wählte man dazu einhellig die deutsche. In Holland werden sogar viele Hochschulvorlesungen in hochdeutscher Sprache gehalten, weil dort eine grössere Anzahl reichsdeutscher Gelehrter wirkt.
Ähnliche Zustände herrschen auch in Japan. Hier ist Deutsch vorwiegend die Sprache der praktischen Wissenschaften, namentlich in Recht, Verwaltung, Heils- und Arzneiwesen. Ausserdem ist es, in Japan wie in der Türkei, das Kriegswesen, das viele zum Erlernen der deutschen Sprache veranlasst. Hier mag auch bemerkt werden, dass in Russland für die Schiffahrt im allgemeinen und für die Kriegsflotte im besonderen die Holländer grossen Einfluss ausgeübt haben, seit Peter d. Gr. Die Folge davon ist, dass noch jetzt fast alle Teile des Segelschiffs und andere seemännische Begriffe niederländische Benennungen haben. Die vielen deutschen Fremdwörter in der russischen Sprache für das Landheer sind darauf zurückzuführen, dass hier Brandenburg-Preussen als Vorbild diente.
Deutsch ist unentbehrlich - so denken neuerdings nicht allein die früher stark nach Frankreich hinneigenden Schweden, sondern auch die exotischen Mexikaner und Argentinier. In Mexiko wird seit dem Jahre 1903 an sämtlichen höheren Schulen Deutsch neben dem Englischen als Pflichtsprache gelehrt, und in Argentinien ist Deutsch sogar die einzige fremde Sprache für diejenigen höheren Schulklassen, die auf die juristische, medizinische und mathematische Laufbahn vorbereiten. Sie wird in mindestens sechs Stunden wöchentlich gelehrt.