Germania. Jaargang 7
(1905)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Südafrika am Grabe Paul Krügers.Ga naar voetnoot(1).................... ................Endlich setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Mitglieder der früheren Staatsartillerie, in dunkelgrünen einfachen Uniformen bildeten Spalier und sorgten für die Aufrechterhaltung der Ordnung in gutem Einvernehmen mit der englischen Polizei und Constabulary. Eine berittene Ehrenwache stand unter dem Kommando des früheren Generals Beyers, der dasselbe Gewand trug, wie bei Beendigung des Krieges. Vor dem Sarge gingen die Führer des Burenvolks; es war eine seltene Gelegenheit, die Typen zu studieren. Da war der Charakterkopf de la Reys neben den eleganten Figuren der Advokaten de Villiers und Esschen zu sehen, die mächtige Gestalt General George Brands, des Sohnes des früheren Präsidenten des Freistaats, Abraham Fischer mit seinem wallenden weissen Bart, Hertzog, der frühere Richter des Freistaats mit seinem ernsten Gelehrtengesicht, der dann einer der tüchtigsten Generale auf der Burenseite war, General Smuts mit seinem blonden Jünglingsantlitz, den man in Deutschland für einen jungen Referendar halten würde, und so viele andere. Beiläufig möchte ich bemerken, dass einem bei dieser führenden Klasse der Buren der Hugenotteneinschlag in der Gesichtsbildung am meisten auffällt. Dem Sarge folgte unmittelbar die Familie; da kamen die Söhne, alles Bauern aus dem Rustenburger Distrikt, die so ziemlich alle nichts von den Tugenden des Vaters geerbt hatten, während die Familien-ähnlichkeit sehr in die Augen fällt, einige Frauen darunter von enormem Leibesumfang. Daneben als Gegensatz in der äusseren Erscheinung die Familie Eloffs, des Schwiegersohns des Präsidenten, die mit ihm die Verbannung in Europa geteilt hatte und daher stark europäisiert ist. Allerlei Gedanken mochten die Menge | |
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bewegt haben, als der Leichenzug am Wohnhaus des Präsidenten vorbeikam, das der Geschäftssinn Eloffs in ein englisches Boardinghaus verwandelt hatte. Aber für diesen Anlass war das Reklameschild entfernt worden und das Haus trug einen würdigen Trauerschmuck. Hinter der Familie kamen die Vertreter der englischen. Regierung, ein Major, den Lord Milner gesandt hat und der stellvertretende Gouverneur des Transvaal, Sir Richard Solomon. Auch er die Verkörperung eines Stücks afrikanischer Geschichte! Sein Onkel Paul Solomon, in St. Helena geboren, jüdischer Abstammung, war einer der machtvollsten Redner des Kapparlaments in den 6oer und 7oer Jahren gewesen; dabei war er ein verkrüppelter Zwerg, der von einem Diener auf den Stuhl gehoben werden musste. Er war einer der Vorkämpfer für die Selbstregierung in der Kapkolonie und ein treuer Freund der Buren; seine Witwe, eine Schottin, betrachtet die Hilfsarbeit für die Burenkinder, ihre Unterrichts- und Waiseneinrichtungen als ihr Lebenswerk, dem sie einen glühenden Eifer widmet. Paul Solomons Neffe huldigte mehr dem Erfolge; er gehörte dem letzten Bondministerium der Kapkolonie unter Schreiner als Justizminister an und spielte mit diesem politisch eine sehr zweideutige Rolle. Jetzt ist er Justizminister des Transvaal und als solcher Vertreter des auf seinem regelmässigen, mehrmonatlichen Jahresurlaub befindlichen Gouverneurs; aber mitunter hat es den Anschein, als bereite er sich bereits auf einen neuen Frontwechsel vor und empfehle sich als geeigneter Afrikandergouverneur einem kommenden liberalen Ministerium. Hinter den Regierungsvertretern kamen dann die Mitglieder des damaligen Volksrats, die Beamten der Transvaalrepublik und eine unberechenbare Menge von Vertretern und Deputationen, darunter mehrere deutscher Körperschaften und Vereine, wie der deutschen Schulen in Prätoria und Johannesburg, der deutschen Klubs daselbst u.s.w.
Es mochte gegen 6 Uhr abends sein, als der Leichenzug das Friedhofstor erreichte; die Abendbeleuchtung des bedeckten Himmels hatte etwas wunderbar Stimmungsvolles. Die grosse Menge, | |
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unter der sich auch manch müssiger, neugieriger Zuschauer befunden haben mochte, blieb zurück, nur das Geschrei aus der Gegend der Kaffernlokation, wo man dies Begräbnis als ein Fest ansah wie irgend einen Feiertag, klang gedämpft herüber. Als dann der Sarg vom Wagen genommen und der Gruft zugetragen wurde, da ging ein sichtbarer Zug der Ergriffenheit durch die Reihen dieser Männer, die es so gut verstehen, ihre Gefühle zu verbergen. Nur eine geringe Anzahl von Personen erhielt Zutritt zum Friedhof; am Grabe hielt der Predikant der Doppergemeinde, der Krüger angehörte, eine letzte, etwas zu lang geratene Rede und dann schlossen sich die Steinplatten über dem Sarge Oom Pauls, den die Flagge der südafrikanischen Republik deckt.
Zur letzten Ruhe? Vielleicht noch nicht. Die Afrikander werden es kaum darauf beruhen lassen, dass ihr grosser Sohn in der Reihe der Gräber auf dem Friedhofe Prätorias bestattet liegt. Sobald die Buren sich wirtschaftlich wieder einigermassen erholt haben, dann werden sich wohl auch die Mittel finden, um dem grossen Vortrekker ein würdiges Mausoleum zu errichten. Dann wird ein stolzes Bauwerk von einer der Höhen in der Umgebung Prätorias als Wahrzeichen des Afrikandertums ins Land grüssen. Unwillkürlich fliegen meine Gedanken weiter nordwärts nach den Matoppsbergen, wo die Gebeine von Krügers Gegenpol, Cecil Rhodes, ruhen. Letzten Endes war der Untergang der Burenrepubliken Cecil Rhodes' Werk; als ein Besiegter ist Krüger ins Grab gesunken. Aber auch den Gedanken des englischen Imperalismus in Südafrika benagen bereits die Würmer; er ist alles eher als ein trotzig gesundes Kind. Und wenn nicht alle Zeichen trügen, so bewegt sich die politische Entwickelung Südafrikas auf einer Bahn, die sich von den Idealen Krügers und denen Rhodes' gleich weit entfernt. Sie beide haben ein bedeutsames Stück afrikanischer Geschichte gemacht. Aber Rhodes war ein Abenteurer, den ein Zufall nach diesem Weltteil verschlug, Krüger war aus diese Boden herausgewachsen und die Verkörperung der lebenskräftigen Rasse, die dieses Land der Besiedelung durch Weisse erschloss. | |
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Er war in seinen Vorzügen und seinen Fehlern ganz Bur und ganz Afrikander. Auch Rhodes bedeutet ein Stück afrikanischer Geschichte, aber Krüger bedeutet mehr: ein Stück afrikanischer Ideale, die über sein Grab hinaus lebendig fortwirken werden. |
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