Der Wunschhort der Germanen.Ga naar voetnoot*)
Von Felix Dahn.
Es ruht versenkt an stillem Ort, tief unter Urwalds Eichen,
Ein teurer, bergentrückter Hort, ein Wunschhort ohne gleichen.
Da liegt Herrn Wodans Runenspeer, dabei Frau Freias Spule,
Dort blinkt der Becher, goldesschwer, des Königs Ring von Thule.
Der Amelunge weisser Schild - das Schwert Herrn Karls, das scharfe:
Leis' tönet, wie verträumt, so mild, des Vogelweiders Harfe;
Der Schöppenspruch auf Pergament, die Schapel holder Maide, -
Manch Lied, des Sänger niemand kennt, und steinbespängt Geschmeide;
Des Rotbarts flatternd Kreuzpanier, des Rathausdaches Giebel,
Der Hansa stolze Flaggenzier und Doctor Luthers Bibel!
Darüberhin ein Hauch, ein Duft kernfeinen Rheinweins brütet:
O dringet kühn in diese Gruft, die quellend Leben hütet!
Allauf, Genossen, unverwandt lasst nach dem Schatz uns schürfen:
Nur reines Herz und reine Hand wird ihn erheben dürfen!
Er ist nicht tot, er wächst, er blüht, er steigt uns selbst entgegen,
Er will in Geist und in Gemüt uns seinen Segen legen:
Den Segen deutscher Herrlichkeit, die Heldenschaft der Ahnen;
Lasst uns ihn heben allezeit, den Volkshort der Germanen!
|
-
voetnoot*)
- Aus der Germanennummer (XXIII 6) der Unverfälschten deutschen Worte. (Wien, Sept, 1904)
|