Germania. Jaargang 7
(1905)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdWikings-Lieder.Ga naar voetnoot1)1. Des Wikings Ausfahrt.Soll ich gehen hinterm Pflug
Und die karge Erde bauen,
Da doch anderwärts genug
Ueberreife Saat zu schauen?
Was mir zögernd reicht das Feld,
Beut das Meer in reichen Gaben -
Hei! mich soll die weite Welt,
Nicht die enge Heimat haben!
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Hier erstarrt das Land in Eis
Wann des Winters Nächte nahen
Und des stilisten Bauern Fleiss
Kann die Früchte kaum empfahen.
Doch im Süden - schwellend hangt
An den Reben Traub' an Traube
Und zur späten Julzeit prangt
Noch der Wald im schönsten Laube.
Aber nicht nach Feldes Frucht,
Noch nach Blüten will ich greifen,
Mag des Obstes schwere Wucht
Anderm Gaumen immer reifen.
Wenn mein Schiff einst wiederkehrt
Zu der Heimat Felsgestaden,
Ist mein Name ruhmverklärt
Und mein Drache goldbeladen.
An des Südmeers Ufern ruht
Manche Stadt mit hundert Türmen,
Ihr zu Füssen rollt die Flut,
Nie getrübt von wilden Stürmen.
Aus der Hügel sattem Grün
Stolze Säulenhallen blinken,
Herrlich, wie im Alpenglühn
Leuchten unsrer Berge Zinken.
Also malt des Skalden Sang
Die Gefilde überm Meere,
Goldes Klirren, Schwerter-Klang
Hör' ich, Brechen eschner Speere.
Seht, der Himmel ist wie Blut!
Hei, die Norne zieht die Netze!
Stosst vom Strand! Der Wind ist gut,
Wälschland, hüte deine Schätze!
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2. Des Wikings RechtMit dem Sturme lasst uns ziehn
In die Weite, ihr Gesellen!
Lasset in die Lande hin
Unsern lauten Schlachtruf gellen!
Lange liegt der Wiking nie
In der Ahnen sichrer Halle,
Da mir Wodan Kraft verlieh,
Will ich kämpfen, bis ich falle!
Uebel ist die Welt verteilt.
Knechte nahmen sich das Beste,
Da wir ahnungslos geweilt
In dem öden Felsenneste.
Doch wir werfen noch einmal
Keck das Los um alle Güter,
Unser Arm und unser Stahl
Sind dem Golde bessre Hüter.
Ob der Hass uns Räuber schilt
Weil wir mit dem Schwert erwerben
Lacht der Schmähung! Höher gilt
Mir erkämpfen als ererben.
Nicht des Schwächlings sei die Erd',
Der sein Haus kaum kann bewahren,
Der nur ist der Herrschaft wert,
Der die Feinde treibt zu Paaren!
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3. Des Wikings Grab.Türmt mir keinen Leichenhügel,
Wenn mein Auge bricht im Tod,
Nein, zum letztenmal die Flügel
Spanne aus mein Drachenboot!
Niemals trug mich lang der Erde
Grüne, fest gefügte Flur,
Darum auch zum Grabe werde
Mir das Meer, das schwanke nur!
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Heimat war mir stets die hohe,
Die gefahrenreiche See.
Sagt, was tät' der fahrtenfrohe
Wiking in dem stillen Lee?
Möven-Ruf und Wogen-Rauschen
Sind mir lieblicher Gesang,
Ihnen will ich freudig lauschen,
Wenn mich auch der Tod bezwang.
Tief im Meere will ich liegen
Auf des Sandes weichem Pfühl,
Wellen werden sanft mich wiegen
Und umkosen leis und kühl.
Aber wenn der Sturm die Fluten
Tosend schmettert an das Land,
Wird mich Leben neu durchgluten,
Wird mir zucken jäh die Hand.
Denn dann steht mir hell vor Augen
Klipp' an Klippe, Schiff an Schiff
Und die Blicke wild sich saugen
In den Gegner, in das Riff.
Speere sausen, Schilde krachen,
Schreie, Jauchzer, Gold und Blut!
Siegreich zieht mein treuer Nachen
Durch die rot gefärbte Flut.
Als die Recken einst mir Knaben,
Rosig noch wie eine Maid,
Schwert und Helm und Gürtel gaben,
Hatt' ich mich dem Meer geweiht.
Schon dem Jüngling bot es reichen
Heldenruhm und Siegeslohn
Und noch heute mit dem gleichen
Stolz nenn' ich mich Meeressohn.
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Nicht im Hügel will ich schlafen -
In das Schiff legt meinen Leib,
Klagen lasst mir weder Sklaven
An der Totenstatt, noch Weib!
Alle Segel sollen prangen,
Stösst das Schiff vom Strande ab -
So wird mich die See empfangen
Als des Wikings Ehrengrab.
Uto v. Melzer.
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