Germania. Jaargang 7
(1905)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Sieh, wenn im Osten es taget, dann jauchzt
Ihr Himmel; dann flimmert vor Freude
Das grundlose Blau eurer Sphären; dann hüllt
Ihr die wiegenden Wolken in Purpur und Gold,
Und ihr errötet:
Lieblich errötet ihr
Gleich einer Maid,
Die den Geliebten
Von Ferne sieht kommen,
Strahlend vor Liebe
Sieht kommen heran.
Sieh, wenn im Osten es taget, das Meer!
Aus dem tiefesten Abgrund
Rauschet ein Liebesgeflüster, und stolz
Lächelt die unermessliche Fläche.
Und die Erde!
Horch, wenn der Morgen
Mit seinen Lippen
Von Tau und von Rosen
Wach sie küsst;
Horch, welch ein Hymnus dann aufsteigt von der Erde!
Tausend Millionen Seelen
Singen: ‘willkommen, o Licht!’
Wälder und Berge und Täler
Und Ströme und Bäche
Und all die erwachenden Vögel
Und all die erblühenden Blumen
Singen: ‘willkommen, o Licht!’
Erde, Meer und Himmel,
Ihr, die ihr jauchzt vor Freude
Wenn das Licht erscheint,
Erde, Meer und Himmel,
Wisst ihr es, was Licht ist?
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Sag', ist es ein Wiederschein von jenem Glanze,
In welchem die Hügel
Sich schaukeln und wiegen?
Ist's nicht des Ewigen Atem,
Der allbeseelend
Die Schöpfung umbraust?
Ist's seine Güte?
Ist's seine Liebe?
Ja, seine Liebe,
Die im Beginn
Durchs endlose Dunkel
Die Fittiche breitete über das All;
Ja, seine Liebe,
Die jeglichen Morgen
Über das All noch die Fittiche breitet;
Seine Liebe, die wachend
Gleich einer Mutter
Ihre Kinder schützt
Und wartet und pflegt.
Sag, ist das Licht nicht die Liebe des Herrn?
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