Wenn man unter Kultur die Einheit des künstlerischen Stiles in allen Lebensäusserungen eines Volkes versteht, so haben die Wilden eher eine Kultur als wir Deutschen. So lange unser religiöses Bewusstsein in dem unseligen Zwiespalt befangen bleibt, unter dem es heute empfindlicher leidet als jemals in seiner langen Leidensgeschichte, so lange wir nur die Einheit unseres Reiches, aber noch nicht die unseres Volkes besitzen, so lange unsere Künstler noch so wenig Klarheit über ihr bei aller Verschiedenheit der Mittel gemeinsames Ziel haben: so lange kann von einer deutschen Kultur noch nicht die Rede sein.
Gewiss kann die Vergangenheit unseres Volkes mit liebevollem Verständnis durchforscht, uns Bausteine liefern für den Bau unserer Kultur, und gewiss wird sie uns nicht ganz ohne Anweisungen auch für den Plan dieses Gebäudes lassen. Aber nicht die Gelehrten berechnen diesen Plan, sondern die Künstler entwerfen ihn, indem sie der Stimme folgen, die leise und doch vernehmlich in ihrem Innern spricht, was zu vermeiden und was zu tun ist. Nicht zur Belehruug unseres Verstandes allein darf uns die Kenntnis unserer eigenen Geschichte dienen, sondern zur Reinigung unserer Instinkte, zum klaren Verständnis dessen, was Blut und Rasse geheimnisvoll lebendig in uns wirken, zur instinktmässigen Ablehnung alles unserer Eigenart widerstrebenden:
‘Was euch nicht angehört,
Was auch das Innre stört,
so ruft uns der reinste Genius unserer Rasse zu. Lange genug haben wir nur in der Richtung des einen Antlitzes geblickt, das der Januskopf der Geschichte trägt, rückwärts nach der Vergangenheit; es ist Zeit, dass wir mit dem andern unsere Blicke in die Zukunft wenden. Nicht zur Schwächung der Gegenwart, noch weniger zur Entwurzelung einer lebenskräftigen Zukunft darf uns die Kenntnis der Vergangenheit gereichen, sondern im Dienst der Gegenwart, um sie besser zu verstehen, und im Dienste der