In einer der jüngsten Kammersitzungen brachte der Ostender Abgeordnete Buyl die jämmerliche Einrichtung des belgischen Konsularwesens zur Sprache. Er führte aus es sei nur recht und billig dass die Konsuln auch Vlamisch kennen. Ein paar Kollegen erwiderten, fast alle Belgier im Auslande kennen Französisch. Der Herr Buyl belehrte diese Herrn aber eines Bessern, indem er Briefe vorlas ans Amerika und anderswo, in welchen bitter geklagt wird, dass Vlamen nur mittelst eines Dolmetschers mit ihren eigenen Konsuln verkehren können. Auch hier sei es die höchste Zeit Wandlung zu schaften und den zukünftigen Konsuln bei deren Prüfung, die Kenntnis des vlamischen nicht als einer Nebensprache sondern als einer unentbehrlichen Hauptsprache nebst des Französischen aufzuerlegen; eher werde keine Besserung eintreten.
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Der Kampf um eine vlamische Hochschule ist an einem Wendepunkt von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit angelangt. Aus dem Schoosse der Kommission zur Vervlaamsching der Genter Hochschule waren plötzlich Stimmen laut geworden um zu erklären, nach reiferer Ueberlegung sei man Ueberzeugt, die Forderung der Kommission sei eine zu ‘radikale’ man müsse, wolle man etwas erreichen, überhaupt mehr opportunistisch zu Werke gehen. Zu gleicher Zeit kam einer der angesehensten Vlamenführer, Hochschullehrer Paul Fredericq von Gent, mit einem neuen Vorschlag nähmlich in jeder Fakultät ein paar Lehrer, die das Niederländische beherrschen, aufzufordern, ihre französischen Lesungen auf Vlamisch zu wiederholen. Die Fachmänner unter den Vlamen empfanden sofort das Widersinnige dieses Vorschlages und die Allgemeinheit bestritt ihn als unwürdig, da er die Anerkennung der Minderwertigkeit der Vlamen in sich schliesse, was ihr Stammesgefühl verletze. F. gab aber seinen Plan nicht auf, versuchte vielmehr in seiner Zeitung und in einem vlamischen Studentenverein für denselben Stimmung zu machen. Dies gelang ihm aber nur schwer. Zuletzt ging er mit seinen wenigen Anhängern darauf heraus, den Algemeen Nederlandschen Verbond zu verhindern, sich für das System der Kommission zu erklären; in dem Gentschen Zweig dieses Vereins kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung, wobei die Abstimmung nur eine Mehrheit von 2 Stimmen für die Kommission ergab. Erst 14 Tage später sollte die Frage endgültig auf der jährlichen allgemeinen Versammlung des Verbandes für ganz Belgien zum Austrag kommen. Aus allen Gauen waren die Vertreter der Zweigvereine erschienen. Das Für und das Gegen wurde nochmals gründlich erörtert, ein alter Freund und Parteigenosse des Hochschullehrers und zwar der Vorsitzende der Kommission
selbst, schien bearbeitet worden zu sein, denn er setzte seine ganze Kraft und Autorität daran, um eine endgültige Abstimmung aufzuschieben; die jüngeren Mitglie-