ben das Gesetz bez, des Gebraucbs der vlamischen Sprache bei der Bürgerwehr im vlamischen Lande, im Antwerpener Bezirk ohne irgend welche Einschränkung bis zum 1. Januar 1904, aus zu führen. Wäre nur die Stadt Löwen dabei ebenfalls bedacht worden. Daselbst wird seit Jahr und Tag durch den Befehlshaber der Bürgerwehr das Gesetz als nicht bestellend betrachtet, obschon dieser als hoher Ministerialbeambte in engster Berührung steht mit dem Minister, der an der Spitze steht der ganzen Bürgerwehr. Auch die Löwener sollten kräftig ihre Stimme vernehmen lassen.
Im Zusammenhang zu diesem dreisten Misbrauch der eigenen Beamtenwelt steht eine der Kundgebungen des ‘Nationaal Vlaamsch Verbond’ welche wir in dieser Nr. mirtheilen. In dieser Bittschrift an die Stadtverwaltung der Stadt Löwen wird darauf Gewicht gelegt, dass beim bevorstehenden Besuche des Prinsen Albert von Belgien und seiner sehrbeliebten Gemahlin, nicht wie dies Brauch ist, die Bürgerwehr den Ehrendienst versehen soll, da es geradezu beleidigend sein müsse für den zukünftigen König, diesen Zeugen sein zu lassen einer so schamlosen Misachtung der Landesgesetze. Eine Abschrift dieses Gesuches wurde ebenfalls dem Prinzen zugesandt. Man darf gespannt sein auf die Haltung der Löwener Behörden.
Es wirkt erfreulich dass man in den politischen Kreisen in Niederland anfängt dem kampf der Vlamen mehr Aufmerksamkeit und der gemeinsamen Sprache ausser den eigenen Grenzen Achtung zu schenken. Es wurde nl. in der zweiten Kammer der Staten Generaal darüber Klagte erhoben dass die niederländischen Konsuln in Gent und Triest sich in ihren Berichten des französischen bedienten. Es wurde besonders tadelnd erwähnt, dass der Vertrag mit Belgien bez. des Kanals von Terneusen nach dem vlamischen Gent, auf französisch abgefasst wurde. Dies klingt allerdings für Leute, die unsere Zustände hier nicht genau kennen, unglaubwürdig und doch ist es so; nicht selten werden die Franztollen in ihren Treibereien gegen die Vlamen und deren Sprache, durch geborene Niederländer unterstützt. Es ist bekannt dass bis vor kurzem Angesehene Niederländer, wegen ihres Amtes in Gent ansässig, ihre Kinder in das Institut schickten, das sein Bestehen nur jenem Bestreben der Französlinge verdankt, die Wirkung der vlanischen Sprachgesetze im Gymnasium zu entkräften. Es wäre wirklich an der Zeit dass dies anders werde.
In der letzten Zeit brachte eine vlamische Zeitung der Hauptstadt wiederholt schiefe Vorstellungen über Deutschland und deutsche Zustände und zwar in so unbeholfener Weise dass es in einer und derselben Nr. von zwei Seiten unsaufte Zurückweisungen aufnemen musste. Jetzt wieder bringt das Blatt einen Leiter (!) im Anschluss an den jüngst erwähnten Artikel eines niederländischen Hauptoffiziers betr. eines Bündnisses zwischen Niederland und Belgien mit Anlehnung an den Zweibund. Wenn wir auch der Flüchtigkeit eines Zeitungsartikels Rechnung tragen so müssen wir doch unser Befremdung aussprechen über den gänzlichen Mangel an historischem Wissen und logischer Entwickelung die diesen Aufsatz kennzeichnen.