Germania. Jaargang 5
(1902-1903)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Der erste Anschlag Englands gegen das Kapland (1781)Die LageGa naar eindnoot1 Englands war keine beineidenswerte im Jahre 1781. Mit Frankreich, Spanien und Holland befand man sich im Kriege, seit 1780 war als GegnerGa naar eindnoot2 die sogenannte Neutralität hinzugekommen, ein eigenartiges Bündniss der drei nordischen Staaten, Preussens und Ruslands, das in England weiter nicht beachtet wurde, und das sich auch zu kriegerischen Aktionen nicht aufschwingenGa naar eindnoot3 konnte. Vor allem aber war es der Abfall der Vereinigten Staaten, der schwere Sorgen bereitete, denn es schien unmöglich, neue Truppen in genügender Zahl zusammenzubekommen. Dank der UnentschlossenheitGa naar eindnoot4 der Gegner und des eigenartigen BenehmensGa naar eindnoot5 der Vereinigten Staaten, welche gegen alle Verträge hinter dem Rücken Frankreichs, ohne dessen Hilfe sie niemals die ErhebungGa naar eindnoot6 hätten durchführen können, Frieden schlossen, hat England aus dieser Lage sich herausgewickelt, die Zusammengehörigkeit der Amerikaner und Engländer, die heute zeitweise stark angezweifelt wird, hat sich damals glänzend gezeigt - wohl verstanden: die Zusammengehörigkeit andern Nationen gegenüber. Es wurde in Nordamerika, in West und Ostindien zu Wasser und zu Lande gefochten. Seit | |
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1779 belagerten die Spanier und Pranzosen Gibraltar, und alljährlich sammelten sie starke Flotten im Atlantic, um gegen Englands Küsten zu operieren. Holland hatte sich später der erwähntenGa naar eindnoot7 bewaffneten Neutralität angeschlossen, und da dieser Staat Miene machte, aus der Neutralität herauszutreten, jagte England seine Flotte nach der blutigen Schlacht auf der Doggersbank in die Häfen und griffGa naar eindnoot8 seine Kolonien an, wo es möglich war. So nahm Rodney im Februar 1781 die westindische Insel St. Eustachius, wo Güter im Werte 60 Millionen Mark nebst sechs Kriegsschiffen und 150 Handelsschiffen lagen, während der Gouverneur, der keine AhnungGa naar eindnoot9 von dem Ausbruch des Krieges hatte, nur über etwa 50 Soldaten verfügte. Bezeichnend ist es, dass Rodney auch den Privatbesitz als Beute erklärte und die friedlichen Einwohner zwang, die Insel zu verlassen; der Admiral erklärte offen, er wolle sie vollständigGa naar eindnoot10 ruinieren. Weiterhin nahm England die holländischen Besitzungen in Guyana, die Insel St. Martin und einige befestigte Orte in Indien fort, wo Hyder Ali die Engländer hart bedrängteGa naar eindnoot11. Zur See befehligte in den Indischen Gewässern Sir Edward Hughes. England fasste den Plan, auch die holländische Kapkolonie, die nur geringe Verteidigungsmittel besass, an sich zu bringen, und sandte zu Anfang 1781 eine Expedition unter dem Kommodore Johnstone, früheren Gouverneur von Pensacola, ab. Die Expedition bestand aus zwei Linienschiffen, drei 50-Kanonschiffen, einigen Fregatten und fünfunddreissig bewaffneten Kauffahrern und Transportern. Mit dieser Flotte war Johnstone am 11. April bei den portugiesischen Kap Verdischen Inseln erschienen und hatte den Platz Porto Praya angelaufen, der, da Portugal neutral war, nach seiner Meinung ihn gegen jeden Angriff sicherte, auch wusste er, dass in den Gewässern Westafrikas bis zum Indischen Ozean hin feindliche Geschwader nicht vorhanden waren. Ein vor ihm abgegangenes französisches unter Kommodore Graf | |
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d'Orves von sechs Linienschiffen, drei Fregatten, hatte bereits im Januar Indien erreicht, dort aber unerklärlicherweise Hyder Ali die erbetene Hilfe zum AngriffGa naar eindnoot12 auf Cuddalore verweigert und war nach Isle de France gegangen. Johnstone hatte aber im Vertrauen auf den Schutz der Neutralität eine nur kurze Zeit zurückliegende englische That des Admiral Boscaven vergessen. Im Jahre 1759 war es diesem Admiral gelungenGa naar eindnoot13, ein von Toulon ausgehendes französisches Geschwader von zwölf Linienschiffen unter Kommodore de la Clye nach durchfahrt der Strasse von Gibraltar am Morgen des 18. August, noch sieben Schiffe stark - fünf waren in Cadiz eingelaufen - einzuholen und zum Gefecht mit doppelter Uebermacht zu zwingen, das den ganzen Tag über dauerte. Am nächsten Morgen, als de la Clye keine Hoffnung auf Entrinnen hatte, setzte der Kommodore die vier ihm noch gebliebenen Schiffe zwischen Lagos und St. Vincent auf den neutralen Strand von Portugal. Doch Boscaven kümmerte sich um Portugals Neutralität absolut nicht, griff die Schiffe an, nahm zwei davon und verbrannte die beiden andern. - In England fand man das Benehmen des Admirals gegenüber der Neutralität recht entschuldbar. - Johnstones Sendung war jedoch in Frankreich nicht unbeachtetGa naar eindnoot14 geblieben. Man erfuhr den Zweck der Expedition, und da der Kampf Frankreichs und Englands um Indien in keiner Weise entschieden war, konnte man die Besetzung vom Kap der Guten Hoffnung nicht ruhig geschehenGa naar eindnoot15 lassen, abgesehen davon, dass es sich um die Eroberung der Besitzung eines Verbündeten handelte. Da Graf d'Orves in Indien dem englischen Admiral Hughes nicht gewachsen schien, war beabsichtigtGa naar eindnoot16, ihn wesentlich zu verstärken, und diesem Geschwader sollte nun eine Anzahl Transportschiffe zugetheilt werden, welche Truppen und Kriegsvorräte in die Kapkolonie schafften. Am 22. März 1781 lief von Brest, ungehindert von den Englän- | |
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dern, eine stolze Flotte von 26 Linienschiffen und vielen Transportschiffen unter de Grasse und Suffren aus. Auf der Höhe der Azoren trennten sich fünf Linienschiffe von der Flotte und nahmen die für Kapland bestimmten Transporter mit. De Grasse ging nach Westindien, das kleinere Geschwader das nach Ostindien unter Anlaufen von Kapstadt bestimmt war, befehligte Suffren, ein Offizier, welcher die erwähnte Katastrophe unter de la Clye miterlebt hatte und den geringen englischen Respekt vor neutralem portugiesischem Gebiet praktisch kannte. Er hatte nur geringe Hoffnung, den vor ihm abgegangenen Johnstone bis zum Kap zu erreichen oder zu überholenGa naar eindnoot17, beabsichtigte indessen den Versuch zu machen und ohne Aufenthalt dorthin zu gehen. Ein Zufall wollte aber, dass eins seiner Linienschiffe zu wenig Wasser hatte, und der Kommodore änderte seinen Kurs, um Porto Praya anzulaufen, wo seit dem 11. April das englische Geschwader friedlich und ungeordnetGa naar eindnoot18 ankerte. Am Morgen des 16. April sichteteGa naar eindnoot19 der vorausgesandte ‘Artémisien’ von 64 Kanonen, um eine Landspitze biegend, in kurzer Entfernung das englische Geschwader in der Bucht. Auch Suffren segelte in lockerer Linie, nur sein Flaggeschiff ‘Héros’ und der ‘Hannibal’, beide von 74 Kanonen, waren schnell heranzubringen, die beiden andern waren weit zurück. Suffren sah zu seiner freudigen Ueberraschung die englische Kapexpedition, die er weit entfernt glaubte, vor sich liegen, und griff sie, obwohl er nur 3/5 seiner Kräfte bei sich hatte, sofort an. Er lief mit seinen drei Schiffen in den Hafen und eröffnete das Feuer, das jedoch vom ‘Hannibal’ erst später aufgenommen wurde, weil dessen Kapitän - bezeichnenderweise - die Neutralität respektieren zu müssen glaubte, den Befehl ‘Klar zum Gefecht’ für ein VersehenGa naar eindnoot20 hielt und auf seinen Decks die GefässeGa naar eindnoot21 zum Wassereinnehmen hatte bereit stellen lassen. Die völlig überraschte Flotte erwiderte das Feuer anfangs schwach, doch verloren die Englän- | |
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der den Kopf nicht, und bald sah Suffren ein, dass er auf die Dauer mit seinen drei Schiffen der Ueberlegenheit nicht gewachsen sei, er kapte die Ankertaue und verliess die Bai, was ihm auch mit allen Schiffen gelang, abwohl ‘Hannibal’ stark zerschossen war und, bereits ausser SchussweiteGa naar eindnoot22, zwei Masten verlor. Durch dieses Gefecht hatte sich die Situation der beiden Geschwader wesentlich geändert. Suffren hatte seinem Gegner die Zähne gezeigt, ihm einigen Verlust beigebracht und begründete Hoffnung, Kapstadt vor den Engländern zu erreichen, wovon ihn allerdings ein energischer Angriff abhalten konnte. Einen solchen jedoch zu wagen, verspürte Johnstone keine Lust, auch konnte er seine Transporter nicht gut verlassen und zudemGa naar eindnoot23 war er an Geschützzahl jenen fünf Linienschiffen unterlegenGa naar eindnoot24. Es Gelang ihm trozdem, da Suffren sich nicht damit abgeben konnte langsamen Prisen zuliebe seine Fahrt zu mindern, einen Indienfahrer, den die Franzosen von Porto Praya mittgenommen hatten, ihnen wieder abzunehmen. Am 21. Juni erschien Suffren, von den Holländern freudig begrüsst, in der Simonsbai bei Kapstadt und landete seine mitgebrachten Truppen. Als sich der etwa vierzehn Tage später erscheinende Johnstone von dieser Thatsache überzeugen musste, segelte er mit seiner Expedition nach England zurück, nachdem er seine beiden Linienschiffe nach Indien zu Sir Hughes dirigiert hatte, die dem hochwillkommen waren. Es begannen mit dem EintreffenGa naar eindnoot25 Suffrens jene Kämpfe mit Hughes, die bis in den Sommer 1783 hineinreichtenGa naar eindnoot26. Fünf Seeschlachten lieferten sich die beiden ebenbürtigen Gegner, in keiner gelang es einem der beiden, den andern zu vernichten oder entscheidend zu schlagen. Es ist der TüchtigkeitGa naar eindnoot27 Suffrens zu danken, dass seinem Vaterlande Indien erhalten blieb, die Holländer aber hat er vor britischer Besitzergreifung diesmal geschützt. Als er auf der Rückfahrt Kapstadt | |
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anlief, begrüssten sie ihn als Retter, während neun englische Schiffe der Flotte Hughes in der Simonsbai vor Anker lagen. Deren Kommandanten, an der Spitze Kommodore King, kamen sofort an Bord des Admiralschiffes, und Suffren schrieb: ‘Die guten Holländer haben mich als ihren Retter empfangen, aber von allen mir sehr schmeichelhaften Huldigungen hat mir keine grösseres Vergnügen bereitet, wie die Achtung und die AnerkennungGa naar eindnoot28, die mir von den hier anwesenden Engländern bezeugtGa naar eindnoot29 wurde.’ Es war in der That hohe Zeit, dass die Friedensnachrichten nach Indien an Suffren gelangten; auch er war durch seinen zähenGa naar eindnoot30, viel zu wenig bekannt gewordenen Gegner derartig zugerichtet, dass er verzweifelte. Bei Empfang der Nachrichten zur EinstellungGa naar eindnoot31 der Feindseligkeiten rief Suffren aus: ‘Gott sei gelobt für diesen Frieden! Denn es ist klar, dass in Indien, obwohl wir die Mittel zur Durchsetzung unseres Willens hatten, alles verloren gewesen wäre. Ich erwarte mit Ungeduld Befehle und bitte herzlich, meinen Posten zu verlassen. Der Krieg allein macht den UeberdrussGa naar eindnoot32 über gewisse Dinge erträglich.’ In Frankreich ist erst kürzlich ein Linienschiff ‘Suffren’ fertig geworden, ein britisches Schiff ‘Hughes’ giebt es nicht, ebenso wenig ein holländisches ‘Suffren’. |
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