Germania. Jaargang 5
(1902-1903)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdHochdeutsche und niederdeutsche Volkstrachten
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Städter und die Furcht, rückständigGa naar eindnoot3 zu erscheinen, veranlasstGa naar eindnoot4 unsere landbevölkerung immer mehr, die Volkstracht aufzugeben. Dem muss EinhaltGa naar eindnoot5 gethan werden. Ein bayrischer Professor Namens Riehl sagte schon vor 40 Jahren ‘Der Bauer kleidet sich wie ein verlumpter Städter!’ Unsere städtische Kleidung ist ungeeignet für die Landbevölkerung, die dem Modewechsel nicht folgen kann und immer einige Jahre in der Mode zurück ist. Den plumpen, unbeholfenen Eindruck, den unsere Landmädchen in städtischer Tracht machen, kennzeichnet der Ausspruch: Unsere Bauerntöchter, die so stattlichGa naar eindnoot6 und reizvollGa naar eindnoot7 aussehen in ihrer alten schönen Tracht, sehen in moderner Kleidertracht aus, wie aufgeputzteGa naar eindnoot8 Gänse’. Es kommt nun darauf an, unserer Landbevölkerung den Glauben zu nehmen, als müssten sie sich ihrer Eigenart wegen vor dem Städter schämen. Im Schwarzwalde, im Bezirke Minden in Westfalen und in anderen GegendenGa naar eindnoot9 Deutschlands ist dies mit ErfolgGa naar eindnoot10 geschehen, es bedurfteGa naar eindnoot11 nur der AnregungGa naar eindnoot12 der BehördenGa naar eindnoot13, PfarrerGa naar eindnoot14 und Lehrer, um die Wiederaufnahme der Volkstracht auf dem Lande zu bewirken. Das zu erreichen, müsste auch anderswo versucht weiden. Mit gutem Beispiele könnten auch die Städter vorangehen, wenn sie beim Aufenthalte auf dem Lande die Tracht der betreffenden Gegend anlegen würden. Wie viel reizenderGa naar eindnoot15 wird eine Landschaft durch die Volkstracht seiner Bewohner! In seiner Schrift ‘Unsere Volkstrachten’ sagt H. Hansjakob: ‘Wenn einmal auf allen Bergen die Bauern und Bäuerinnen, BurschenGa naar eindnoot16 und MädleGa naar eindnoot17 entwederGa naar eindnoot18 wie Herren und Damen oder wie zerlumpte Stromer und LandstreicherGa naar eindnoot19 herumgehen, dann werden jene Berge einsam werden.’ Als Mittel zur Erhaltung und Wiedereinführung der Volkstrachten bezeichnetGa naar eindnoot20 der Freiburger Volkstrachtenverein: 1. Unterstützung von Erstkommunikanten und Konfirmanden zur Anschaffung der Tracht, sofern sie bedürftig sindGa naar eindnoot21 und die fernere Beibehaltung der hei- | |
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mischenGa naar eindnoot22 Kleidung anzunehmen ist. 2. Die Erhaltung der Kunstfertigkeiten zur Herstellung der Trachtenstücke durch Prämiierung von StickerinnenGa naar eindnoot23, Schneiderinnen und Näherinnen, auch GewährungGa naar eindnoot24 von Nähgeldzuschüssen. 3. VeranstaltungGa naar eindnoot25 festlicher zusammenkünfte im Trachtengebiete. - Unsere alte Bauernkunst, die in den einzelnen Trachtenstücken zur Geltung kommt, findet gerade neuerdings wieder verdiente Beachtung. So schreibt die Zeitschrift ‘Der Manufakturist’ in Nr. 15 d. J. über die Ausstellung deutscher Volkstrachten zu Berlin: ‘Vor allem verschmähtGa naar eindnoot26 diese Volkskunst alle Ziererei und SchnörkeleiGa naar eindnoot27 und die Berührung mit ihr ist von befreiender Wirkung gegenüber dem Zwange, der unserem Kunstempfinden je länger desto mehr von einer Kunstrichtung angethan wird, die Menschen mit gesundem Sinn nun einmal als abseits von dem Schönen führend verurteilen müssen. Das alte Gute und das gute Alte behält seinen Wert in dem von ihm gebotenen Masstabe für das Neue.....’ Die Volkstrachten sollen unserem Bauernstande Selbst- und Standesbewusstsein erhalten, auf ihren Einfluss der Stärkung der Individualität wies Grossherzog Friedrich von Baden beim Trachtenfest zu Hasloch 1899 hin. Unsere Volkstrachten sind für uns ein Schatz von hohem künstlerischen und nationalen Werte, den wir hegen, und pflegen sollten wer mithilftGa naar eindnoot28 ihn zu erhalten, thut ein nationales Werk! |
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