Germania. Jaargang 5
(1902-1903)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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1901 aber um 1030. Am 1. Januar 1902 zählte man nämlich 4635 Weisse (gegen 3607 im Vorjahr), wovon 2595 Reichsdeutsche (im Vorjahr 2222), 1455 Niederdeutsch-Afrikander (mit Einrechnung von 100 ‘Personen ohne Staatsangehörigkeit’; im Vorjahr 826), 452 Engländer (gegen 443). Danach würden die Reichsdeutschen um 373, die Afrikander um 630 zugenomm en haben. Die Verhältniszahlen der Nationalitäten wären: Reichsdeutsche 56,1, Buren 31,4, Engländer 9,75 v. H. Die Zahlen der Tabelle (Deutsches Kolonialblatt, 1902, N.15) geben aber leider nur ein Bild von der StaatsangehörigkeitGa naar eindnoot1, nicht von der Zugehörigkeit zum Volkstuin, zur Nationalität. Die amtliche Vorbemerkung zu der Statistik sagt selbst, dass in dem Zuwachs an ‘Reichsdeutschen’ eine Anzahl von Niederdeutsch-Afrikandern, enthalten sei, welche die deutsche Staatsangehö-rigkeit erworben haben. Dieser Vorgang hat sich, wie ich auch aus andern Quellen weiss, vorzugsweiseGa naar eindnoot2 im Bezirk Gibeon abgespielt. Hier zählte man am 1. Januar 1900: 115 Deutsche, 176 Kapburen, 47 Personen ohne Staatsangehörigkeit, 18 Englander; am 1. Januar 1901: 128 Deutsche, 235 ‘Personen ohne Staatsangehörigkeit’ (es sind das Buren, wie der Statistiker selbst angibt), 22 Engländer. Sodann sind im Frühjahr 1901 über Holland 40 Kapburen in den BezirkGa naar eindnoot3 eingewandertGa naar eindnoot4, so dass jetz mindestens 275 da sein müssten. Die Statistik für den 1. Januar 1902 gibt aber nur 87 Buren an, also 188 weniger, dagegen 286 Deutsche, also 158 mehr. Die 235 Buren ‘ohne Staatsangehörigkeit’ vom Jahre 1891 haben sich auf 71, also um 164, vermindert, sie sind eben jetzt zum grössten Teil Reichsangehörige geworden und deren Zahl ist dadurch um 158 gestiegen. Es musste demnachGa naar eindnoot5, was die Gesammtzahlen für die Kolonie anlangt, die Zunahme der gebornen Reichsdeutschen um die 164 in Gibeon verschwundenen Buren herabgesetzt werden, sie beträgt also nur 210 (Anzahl der Deutschen = 2430). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Umgekehrt ist es mit den Niederdeutsch-Afrikandern. Ihre Zahl würde 1455 + 164 = 1619 betragen. Ferner aber erschien en auch viele Buren, die ja englische ‘Staatsangehörige’ sind, in der Statistik als Engländer’. Ich glaube in meinem Aufsatz in der Kolonial-Ztg., 1901, Nr. 35, über die vorjährige Statistik nachgewiesen zu haben, dass dies besonders im Eezirk Windhuk der Fall war, das die 140 ‘Engländer’, die dort plötzlich neu auftraten, identisch waren mit den 125 Buren, die gleichzeitig verschwunden waren. Ich hatte demgemäss für den 1. Januar 1901 die Zahl der Buren auf 965, nicht 826, berechnet, während dementsprechend die Engländer nur 300 (statt 443) zählten. Die amtliche Denkschrift über Südwestafrika für 1900 1901 sowie Nr. 23 des Kolonialblatt, 1901, bestätigen meine Ausführungen und schreiben dann insbesondere über den Windhuker Bezirk: ‘Anderseits war die Zunahme der Engländer am stärksten in Windhuk (140 Köpfe); aber gerade dort wird sie fast in ihrem ganzen Umfang aufgeklärt durch den völligen Wegfall der 125 Kapländer, die ganz auf die Rubrik ‘Engländer’ übergegangen sein müssen.’ - Es fragt sich nun, ob wir auch in der diesjährigen Statistik denselben FehlerGa naar eindnoot6 haben. Wir haben im Bezirk Windhuk:
Nach wie vor sind also die am 1. Januar 1901 verschwundenen Buren (die im Jahre vorher übrigens als ‘Transvaaler’ bezeichnet waren) in der dadurch um 140 vermehrten Zahl der Engländer enthalten. Es sind dies nähmlich vor allem die 36 (jetzt 29) Buren in Kub, die 56 (jetzt 46) in Schaaprivier und die 4 (jetzt 15) in Hohewarte, drei bekannten BurenniederlassungenGa naar voetnoot(1). - | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Eine weitere Bestätigung enthält ein Brief unsres BerichterstattersnGa naar eindnoot7 aus Windhuk, eines unverfälschten Deutschen, von 11. Mai 1902: ‘Zu den 140 Engländern gehöre auch ich, da ich als english subject’ hierher kam: ich hatte mich in der Kapkolonie aus gewissen politischen Gründen naturalisieren lassen. Von den 140 ‘Engländern’ des Windhuker Bezirks sind nicht mehr wie 8 oder 9 wirkliche Engländer, die andern Kapländer (Buren, Deutsche u.sw.). Und so steht es in allen Bezirken.’ - Sicher steht es so in Windhuk. Ebenso aber auch in Gibeon. Hier haben sich die ‘Engländer’ plötzlich um 105 (von 22 auf 127) vermehrt. Dieser Zuwachs besteht höchstwahrscheinlich in Buren, die sich als englische Staatsangehörige bezeichnet haben, wie aus der Vergleichung der Zahlen des Vorjahrs und des Berichtsjahrs für die einzelnen OrteGa naar eindnoot8 hervorgeht (Stampriet, Swartmodder u.a.) So kommen wir auf eine Zahl von 1455 + 164 + 105 + 140 = 1864 Niederdeutschen. Und Engländer wohnen dann in der Kolonie nicht 452, sondern 452 - 103 - 140 = 207. Das heisst, in VerhältniszahleaGa naar eindnoot9 ausgedrückt: Deutsche 52,4 v. H., Niederdeutsch-Afrikander 40,2 v.H. Engländer 4,4 v. H. Die Zunahme der Buren um 1864 - 965 = 899 wird zur kleinern Hälfte auf die natürliche Vermehrung (Geburtenüberschuss) zur grössern auf Einwanderung infolge des Burenkriegs zurückzuführen sein. Während in Gobabis, Windhuk, Omaruru und Swakopmund keine oder nur geringfügigeGa naar eindnoot10 Veränderungen stattgefunden haben, sind die Buren im Nordbezirk um 50, in Gibeon um 120, in Keetmanshoop um 723 vermehrt? In den Bezirk Gibeon sind, wie schon erwähntGa naar eindnoot11, im Jahre 1901 über Holland 39 Buren eingewandert, 34 Männer und 5 Frauen (einige andre der Ankommlinge haben sich nicht angesiedeltGa naar eindnoot12, sondern auf denGa naar voetnoot(1) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Kriegsschauplatz zurükbegeben). Ferner kam im Juni 1901 ein Trek von 36 Familien, 313 Köpfe, meist Weiber und KinderGa naar voetnoot(1), über die Südgrenze und wurde (zunächst pachtweise) auf den Ländereien der South African Territories-Gesellschaft im Bezirk Keetmanshoop angesiedelt. Der Ort der Niederlassung ist in der Tabelle klar ersichtlich.
Wenn die ‘Engländer’ um 50 abgenommen haben, so bedeutet das, dass 50, die sich am 1. Januar 1901 als ‘Engländer’ ausgaben (besonders auffällig in Bethanien), am 1. Januar 1902 sich wieder Buren genannt haben. Von den übrigen 670 Niederdeutschen, die der Bezirk gegen das Vorjahr mehr zählt, hat sich der Junitrek von 313 Personen offenbar hauptsächlich in SkuitdriftGa naar voetnoot(2) (+ 210)und dem angrenzenden Ukamas (+ 279) und Warmbad (+ 97 niedergelassenGa naar voetnoot(3). Die Flüchtlinge haben sich also unmittelbar an der Grenze gelagertGa naar voetnoot(4). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Nun ist aber aus vorstehendem wohl klar hervorgegangen, dass die bisherige Zählung nach der Staatsangehörigkeit in Deutsch-Südwestafrika irreführendGa naar eindnoot15 und wertlos ist. Auch eine Einteilung nach Geburtsländern würde nicht viel bessern. Helfen kann hier nur die Feststellung der Muttersprache. Und darum möchten wir die Regierung für die künftigenGa naar eindnoot16 Zählungen ersucht haben. - Auf die einzelnen Bezirke verteilt sich der Bevölkerungs-Zuwachs wie folgt: Keetmanshoop zählt 1523 (gegen 859) =+ 664. Davon
Gibeon, Gesamtbevölkerung 506 (gegen 394 = + 112. Davon wären nach unsern obigen Berechnungen 386 - 164 = 122 Deutsche, 87 + 164 + 105 = 356 Buren, 127 - 105 = 22 Engländer. Im Vergleich zum Vorjahr:
Windhuk, Gesamtzahl 1117 (gegen 941) = + 176. Davon
Gobabis zählt 94 (gegen 98) = - 4. Davon
Dass dieser Distrikt in der Entwicklung stillsteht, liegt daran, dass sich die AnsiedlerGa naar eindnoot17 naturgemäss zunächst in die bessern Teile der Kolonie ziehen, nicht in diesen fieberbehafteten, sandigen Landstrich am Saum der Kalachari, | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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der nur künstlich durch Ansiedlung der alten Kriegsfreiwilligen und Schutztruppler eine Bevölkerung erhalten hat. Omaruru (einschliesslich des jetzt abgezweigten Distriks Karibik, Gesamtbevölkerung 436 gegen 428) = + 8. Davon
Der Nordbezirk zählt in Outjo 201, in Grootfontein 180, zusammen 381 (gegen 354) = + 27. Davon
Die Abnahme der Engländer ist darauf zurückzuführen, dass die Expedition der Otavi-Gssellschaft wieder abgezogen ist. Swakopmund hat als Gesamtzahl 617 (gegen 569) = + 48.
Aus diesen Zahlen ergeben sich die folgenden Stärkeverhältnisse der drei Nationalitäten in den einzelnen Bezirken:
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Die Niederdeutsch-Afrikander bilden also nahezuGa naar eindnoot18 drei Viertel der Bevölkerug in den beiden südlichsten Bezirken Gibeon und Keetmanshoop und im nördlichsten Bezirk Grootfontein. In den sechs Bezirken bzw. Distrikten, in welche das Mittelland der Kolonie eingeteilt ist, bilden sie nur Etwa ein Zehntel. Doch im ganzen genommen sind sie mit 40 v. H. ein Bevölkerungsbestandteil, der an Bedeutung den Reichsdeutschen (52 v. H.) wenig nachsteht. Noch klarer ersichtlich wird diese Bedeutung, wenn man berücksichtigtGa naar eindnoot19, dass sie den Reichs-deutschen an natürlichem Volkswachstum erheblich überlegen sind, da bei diesen immer noch, unvermindert trotz der schwächlichen Versuche zur Abhilfe, ein verderblicher Mangel an Frauen herrscht, werden dadurch die Männer verführt, sich mit den Farbigen, den Kaffern und Hottentotten, zu vermischen. So hat sich die Zahl der mit Weissen verheirateten Eingeborenweiber, die 1901 von 49 auf 36 gefallen war, dies Jahr wieder auf 39 erhöht. Doch scheinen wir der zu Anfang der neunziger Jahre drohenden Gefahr, dem Land eine überwiegende Mischlingsbevölkerung zu geben anstatt in ihm einen neuen deutschen Volksstamm zu erzeugenGa naar eindnoot20, jetzt im allgemeinen entgangen zu sein. Immerhin hat der Frauenmangel die traurige Folge, dass die deutschen Männer, wie man uns aus Windhoek berichtet, in ergerniserregender Weise mit Kaffernweibern Umgang pflegen. Sie erniedrigen dadurch das Ansehen der deutschen Rasse in den Augen der Schwarzen; sie beschädigen - in scharfem Gegensats zu den Buren - das höchste Gut eines jeden Kolonialvolks, die Reinheit des Blutes und das Rassenbewusstsein, als höherwertiges und seine Rassenüberlegenheit auch dauernd bewahrendes Herrenvolk über das Land und seine Farbigenbevölkerung zu herrschen. Der Mangel an ledigen Frauen ist noch ebenso gross wie im vorigen Jahr, es kommen jetzt auf 116 Frauen 1981 ledige Männer (im Vorjahr 104 auf 1763). Wenn die Tabelle die Zah- | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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len für die einzelnen Nationalitäten angeben würde, würden wir sehen, dass das VerhältnisGa naar eindnoot21 bei den Deutschen noch viel schlimmer ist. Die Puren zählenGa naar voetnoot(1) nur 311 Männer (gegen das Vorjahr + 63), aber 1144 Weiber und Kinder (+ 567); die Deutschen 966 Männer (+284) und nur 630 Weiber und Kinder (+ 89). Wenn das nicht baldigstGa naar eindnoot22 geändert wird, so werden, wie gesagt, die Niederdeutschen durch ihr natürliches Volkswachstum binnen kurzer Zeit die Reichsdeutschen an Zahl überholen. |
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