Germania. Jaargang 5
(1902-1903)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Postübereinkommen zwischen Niederland und dem Deutschen ReicheBereits in früheren Jahren ist sowohl in deutschen als auch in niederländischen kaufmännischen und gewerblichen KreisenGa naar eindnoot1 der lebhafteGa naar eindnoot2 Wunsch nach Verbilligung des durch die beiderseitigen PostverwaltungenGa naar eindnoot3 vermitteltenGa naar eindnoot4 Verkehrs laut geworden. Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass eine ErmässigungGa naar eindnoot5 der hohen Portokosten, welche im wechselseitigen Verkehr für Schwere Briefe erhobenGa naar eindnoot6 werden, und die eine wesentliche ErschwerungGa naar eindnoot7 dieser wechselseitigen BeziehungenGa naar eindnoot8 mit sich bringen, stattfinden möge. Hieran anknüpfend hat nun unter dem 21. Februar d. Js. die Kamer van Koophaxdel en Fabrieken in Utrecht an die Geschäftsführende StelleGa naar eindnoot9 der Vereinigung von Handelskammern des niederrheinisch-westfälischen Industriebezirks (diese Vereinigung umfasst die Kammern Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mülheim/Ruhr, Osnabrück, Ruhrort), die Handelskammerzu Essen, ein Schreiben gerichtet, in welchem diese aufgefordert wirdGa naar eindnoot10, die von der Handelskammer Utrecht verfolgten Bestrebungen auf Herbeiführung eines nach dem MusterGa naar eindnoot11 des deutsch-österreichischen Postvereins zu bildendenGa naar eindnoot12 deutech-niederländischen Postvereins in Gemeinschaft mit den an der Angelegenheit interessirten rheinisch-westfälischen Handelskammern zu unterstützen. | |
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Die Handelskammer zu Essen glaubte, der von niederländischer Seite ausgehenden AnregungGa naar eindnoot13 gegenüber sich um so weniger ablehnendGa naar eindnoot14 verhalten zu dürfen, als gleichzeitig auch seitens der Handelskammer zu Mülheim a.d. Ruhr bei der Handelskammer zu Essen der AntragGa naar eindnoot15 gestellt wurde, die Frage der Schaffung eines deutsch-niederländischen Postvereins in der Vereinigung von Handelskammern des niederländisch-westiälischen Industriebezirks zur Diskussion zu stellen. Demgemäss wurde in einer am 26. März d. Js. in Essen abgehaltenen Sitzung der genannten Handelskammervereinigung die Frage der Errichtung eines deutsch-niederländischen Postvereins zur ErörterungGa naar eindnoot16 gebracht. Hierbei wurde festgestellt, dass der Plan der Errichtung eines deutsch-niederländischen Postvereins sich in den, an dem Verkehr von und nach den Niederlanden wesentlich interessirten Kreisen der genannten Handelskammern grosser Sympathie erfreutGa naar eindnoot17, und es wurde beschlossen, in einem Erwiderungsschreiben an die Handelskammer Utrecht zunächstGa naar eindnoot18 eine gemeinsame Konferenz der niederlandischen und der an der genannten Handelskammervereinigung betheiligtenGa naar eindnoot19 niederrheinisch-westfälischen Handelskammern behufsGa naar eindnoot20 näherer Erörterung des Projekts in Vorschlag zu bringen. Dies ist einem vom 29. März datirten Schreiben an die Kamer van Koophandel en Fabrieken zu Utrecht geschehen. In Verfolg dieses Schreibens vom 29. März d. Js. hat sich die Kamer van Koophandel en Fabrieken zu Utrecht mit einer Anzahl anderer niederländischer Handelskammern in Verbindung gesetzt, und nachdem sie von den Handelskammern zu Amsterdam, Groningen, Leeuwarden, Assen und Herzogenbusch zustimmende Antworten erhalten hatte, die Besprechung auf den 11. Juni d. Js. nach Utrecht anberaumtGa naar eindnoot22. An dieser Besprechung haben dann niederländischerseits VertreterGa naar eindnoot23 der Handelskammern zu Amsterdam, Arnheim, Gro- | |
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ningen, Leeuwarden, Assen, Utrecht, Haag und Zwolle theilgenommen, während deutscherseits die der genannten Handelskammervereinigung angehörenden Handelskammern zu Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mülheim a.d. Ruhr, Ruhrort und Osnabrück, sowie ferner die Handelskammern zu Krefeld und Wesel, welche den ausdrücklichen Wunsch geäussert hatten, an der Versammlung theilnehmen zu dürfen, Vertreter entsendet hatten. In der Utrechter Versammlung gelangte der nachstehende BeschlussantragGa naar eindnoot24 einstimmig zur Annahme: ‘Die in Utrecht vertretenen Handelskammern von Amsterdam, Arnheim, Groningen, Leeuwarden, Assen, s'Gravenhagen, Utrecht. Zwolle, Essen, Pochum, Dortmund, Duisburg, Ruhrort, Mülheim a/Ruhr, Düsseldorf, Osnabrück, Krefeld, Wesel erachten den Abschluss eines Postvereins zwischen Holland und Deutschland nach dem Muster des deutsch-österreichischen Postvereins gemässGa naar eindnoot25 Artikel 21 des Weltpostvereins-Vertrages, als den wirthschaftlichenGa naar eindnoot26 und kommerziellen Interessen der beiden Nachbarlander für in hohem Masse förderlichGa naar eindnoot27. Die anwesenden Delegirten der Kammern geben dabei dem Wunsche Ausdruck, dass die beiderseitigen Regierungen der baldigenGa naar eindnoot28 Herbeiführung eines solchen Uebereinkommens näher treten mögen, und werden bemühtGa naar eindnoot29 sein, in Gemeinschaft mit den an dem Verkehr zwischen den beiden Ländern wesentlich betheiligten Kreisen das Zustandekommen eines solchen Uebereinkommens zu unterstützen. Als besonders wünschenswerth erachten die genannten Kammern für den wechselseitigenGa naar eindnoot30 Verkehr die Herabsetzung des Portos für Postkarten, Briefe, - vor allem auch schwere Briefe, - Drucksachen, Geschäftspapiere, Warenproben auf die im innern Verkehr gekende SätzeGa naar eindnoot31. Ferner ist auch, zwecksGa naar eindnoot32 Herbeiführung regererGa naar eindnoot33 wechselseitiger Beziehungen, eine Verbilligung des Packet-, Einschreibe-, Geldpostsendungs-, Telegramm- und Fernsprechverkehrs anzustreben.’ | |
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Auf Grundlage der Utrechter Beschlüsse gelangte die Angelegenheit alsdann in einer am 12. September d. Js. zu Essen abgehaltenen Sitzung der Vereinigung von Handelskammern des niederrheinisch-westfälischen Industriebezirks zur weiteren Verhandlung. Die Versammlung richtete an den deutschen Reichskanzler das Ersuchen, die Herbeiführung eines Postübereinkommens zwischen Holland und dem Deutschen Reiche in Erwägung zu ziehenGa naar eindnoot34. In diesem Antrag bemerkt die Vereinigung: ‘Auf einen ins einzelneGa naar eindnoot35 gehenden NachweisGa naar eindnoot36 der Nothwendigkeit einer Verbilligung des deutsch-holländischen Verkehrs glauben wir, an dieser StelleGa naar eindnoot37 verzichtenGa naar eindnoot38 zu dürfen, da die betreffenden Verkehrszahlen allgemein bekannt sind. Immerhin wollen wir nicht unterlassenGa naar eindnoot39, hervorzuhebenGa naar eindnoot40, dass, wie wir einer hier beigefügten Broschüre über die Frage eines deutschniederländischen Postvereins entnehmen, im Jahre 1898 von den gesammten niederländischen Briefpostsendungen nahezu 42 %, von den Auslandspostkarten 50 %, von den Drucksachen 36 %, von den Warenproben 44% und von all diesen Sendungen zusammengenommen 44,5 % nach Deutschland gingen, sodass der niederländisch-deutsche Briefpostsendungsverkehr fastGa naar eindnoot41 eben so gross ist wie der niederländische Briefpostsendungsverkehr nach allen andern Ländern der Welt zusammengenommen. Auch im Telegramm-, Packet- und Postabonnementsverkehr die Niederlande steht Deutschland weitaus an erster Stelle. Umgekehrt gingen von dem gesammten Briefpostsendungsverkehr (Briefe, postkarten, Drucksachen, Waarenproben und Geschäftspapiere zusammengenommen) des deutschen Reichspostgebiets nach dem Auslande nicht weniger als 11 % nach Holland. Lediglich nach zwei grossen Staaten war der Verkehr etwas stärker als nach Holland, nämlich nach Frankreich und Grossbritannien. Alle übrigen Länder erhielten aus dem deutschen Reichspostgebiet weniger Sendungen als Holland. | |
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Wird in RücksichtGa naar eindnoot42 gezogen, dass Holland nur etwa 5 Millionen Einwohner zählt, während in Frankreich, Grossbritannien, Oesterreich-Ungarn etwa je 40 Millionen Einwohner in Betracht kommen, so erscheinen diese VerkehrsbeziehungenGa naar eindnoot43 um so bedeutsamer. Die Vereinigung verkennt nicht, dass dem Abschluss eines deutsch-niederländischen Postübereinkommens mancherlei Schwierigkeiten entgegenstehen. So erscheint es angesichts der derzeitigen Finanzlage des Reiches nicht ohne Bedenken, wenn durch ein Abkommen der gedachten Art, sei es auch nur vorübergehend, EinnahmeausfälleGa naar eindnoot44 verursacht würden. Demgegenüber darf aber auch nicht ausser Acht gelassen werden, dass durch den Abschluss eines die wechselseitigen Beziehungen erleichternden Postübereinkommens der Verkehr zwischen Holland und Deutschland eine wesentliche SteigerungGa naar eindnoot45 erfahrenGa naar eindnoot46, und dass diese Steigerung sich in verhältnismässigGa naar eindnoot47 kurzer Zeit, sowohl bei den Einnahmen der Post als auch bei den Einnahmen aus den Eisenbahnen, den SteuernGa naar eindnoot48 und Zöllen, geitend machen dürfte. Inwieweit Schwierigkeiten politischer Art dem Zustandekommen des gewünschten Postübereinkommens entgegenstehenGa naar eindnoot49, mag hier unerörtertGa naar eindnoot50 bleiben. Die unterzeichnete Vereinigung glaubt aber, nicht unterlassen zu sollen, darauf hinzuweisen, dass gerade in niederländischen gewerblichen Kreisen sich heute eine starke Bewegung in Richtung des Abschlusses eines solchen Uebereinkommens fortgesetzt geltend machtGa naar eindnoot51. |
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