Berge, ThürmeGa naar voetnoot(*)
Paul Scharff
(Gruss an Marburg)
Hoch vom Berge, lichtumflossen,
Schaut das graue Schloss zu Thal,
Hehre Wiege edler Sprossen,
Schweigend ruhen Hof und Saal.
Alte Kämpfe, alte Stürme,
Ritter, Mönche, Geist und Schwert;
Stumme Zeugen, Berge, Thürme
Heisser lieb', die sich verzehrt.
Aus dem Thale winket Segen
Stolzer Thürme Doppelkraft,
Heil'ger Glaube frommes Regen
Wie vor Zeiten Wunder schafft.
Heffens Schutzgeist, treu behüte,
Stadt und Land, Elisabeth!
Friede sei die holde Blüthe,
Doch das Streben edler Geister
Häufet emfig Stein auf Stein,
Fröhlich finden um die Meister
Neben Hessenstammes Male,
Neben goth'sche Tempels Pracht
Neue Welten aus der Nacht.
Kirche, Schloss und Hohe Schule,
Glaube, Treue, Wissenschaft,
Hehrer Dreiklang, der dem Pfuhle
Oeden Daseins uns entrafft.
In der Muschel Meeresrauschen
Tönt geheimer Sehnsucht Macht,
Thürme, Berge Grüsse tauschen
Trauter Sitte treue Macht.
Schlanke Mädchen, starke Knaben
Spriessen auf aus alter Saat;
Blüthenknospen, Himmelsgaben,
Edler Trieb zur edler That.
Sei gegrüsst dem fremden Sohne,
Marburg, schöne Musenstadt!
Dieses Lied empfang zum Lohne,
Dichters Gold an Dankesstatt.
Mögen deine Thürme grüssen
Wachse stets zu ihen Füssen,
Blüh, in deiner Berge Hut!
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voetnoot(*)
- Aus dem Kreise der Theilnehmer am gegenwärtigen Ferienkursus wurde uns dieses Gedicht als Gruss an unsere schöne Stadt eingesandt. Wir veröffentlichen es um so lieber als dieser Gruss der Feder eines Ausländers, eines belgischen Unterthanen entfliesst.
(Die Red. der Oberhessische Zeitung.)
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