nicht gerade ein Triumfzug gewesen zu sein. Nachdem sie angefangen hatten in einer unansehnlichen Kneipe für ihr edeles Ziel ein paar Kinder und Müssiggänger zu begeistern, weil wie böse Zungen behaupten, kein auständiges Lokal dazu hergegeben wurde, haben einige Vlamen den eifrigen Herrn den Vorschlag gemacht in einem grossen Meeting ihr Streben bekannt zu machen wobei sie sich der französischen und sie, die Verbreiter des Französischen ihre Achtung für die Vlamsche Muttersprache auf Vlamsch bekunden sollten. Bis jetzt haben sie von sich nichts hören lassen.
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Zur Gelegenheit der Antwerpener Jahresfeste hat der Bürgermeister Jan Van Rijswijck eine Rede gehalten worin er Eltern und Kinder vor den heuchlerischen Erklärungen und Versprechungen der Vulgarisateurs warnt. Einzelne seiner trefflichen Ausführungen wollen wir aufzeichnen, u.a. die, wo er sagt der Sprachkampf in Belgien bestehe nicht etwa zwischen Vlamen und Walen, sondern unter jenen, da ein Theil dieser ihrer Muttersprache jeden Werth als Kultursprache absprechen. Dann nennt er das Streben der Vlamschen Gesellschaft geradezu unpatriotisch, da sie den Mittelschulen den Krieg er[k]lärt hat weil dieselben den Unterricht der Muttersprache in ihr Programm aufgenommen. Besonders hebt er hervor dass in allen Ländern die Volkssprache die unentbehrliche Bekräftigung der höheren Stände erhalte, nur in Vlamsch-Belgien nicht. D[e]nnoch soll man nicht ausser Acht lassen, dass ein Abgrund schaffen zwischen den höheren Ständen und dem Volk, keine Kultur heissen darf, sondern ein an bittern Folgen schweres Versäumnis, denn Morgen kann Diener sein der heute Herr ist, besonders in einem demokratischen Lande wie Belgien. Jeder Gebildete kann sich leicht das Erlernen einer zweiten, einer Weltsprache leisten, mancher in Flandern und den Niederlanden sogar drei und vier. Ja lernt Französisch, für uns die universalsprache, aber vernachlässigt nicht die eigene; vor allem erletnt diese, denn es kommt alles darauf an, dass man eher gründlich die Sachen selb[s]t kennt als blos den Namen den sie tragen. Lernt die Muttersprache denn es g[i]ebt wahrlich keinen Grund weswegen wir unseres Volkstum aufgeben sollten.
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In dem franztollen Brüssel wagte es sogar dieses Jahr ein neuernannter Schulinspector bei der feierlichen Preisvertheilung eine Rede zu Gunsten des vlamschen Unterrichts zu halten, ohne dass, wie es früher geschehen wäre, ein Lärm der Entrüstung in den franztollen Blättern geschlagen wurde. Die Zeiten ändern sich also wirklich, wenn auch nur langsam.
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