Germania. Jaargang 3
(1900-1901)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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Einiges über die Alldeutsche und Marine-Ausstellung zu Kassel im Mai 1901.Das Deutschtum der ganzen Welt, geeint (vereenigd) im Schutze einer starken Kriegsflotte, das war der Gedanke (gedachte), der dieser ersten Alldeutschen Ausstellung zu Grunde lag. Die künstlerisch ausgeführte Ankündigung zeigte denn auch drei markige (flinke) Männer-Gestalten, rechts den Alpenbewohner, links den Kolonisten fremder Weltteile in Gestalt eines Buren, und mitten zwischen den beiden als Bindeglied einen Vertreter (vertegenwoordiger) von Deutschland zur See, einen Matrosen. Während sie sich die rechte Hand zum Bunde reichen, nahen in ihrem Rücken (rug) die deutschen Panzer. Darunter steht der erweiterte (breedere) Wahlspruch (kenspreuk) ‘Vom Fels (rots) über's Meer’, an Stelle (in plaats) des bisher (tot nu) gebrauchlichen ‘Vom Fels zum Meer’. Kampf atmete die Ausstellung in fast allen ihren Teilen, die prächtigen, werthvollen Modelle unserer Schlachtschilfe, Kreuzer und Torpedoboote, das Torpedogeschoss (kogel) mit dem mächtigen Ausstoss- Rohr (werptoestel), die lebensgrossen Figuren deutscher Kolonialsoldaten, die Waffen von wilden Völkerschaften aus den deutschen und niederdeutschen Siedelungen (volkplantingen) und Schutzgebieten, die reichhaltige Sammlung von Andenken aus dem Burenkrieg, die Not- und Kampfrufe aus der Ostmark, dem von Slaven und Madjaren bedrohten (bedreigd) deutschen Sprachgebiet, die Spottbilder, Städte-, Landschafts-und Trachtenbilder aus dem Kampfgebiet der deutschen und niederdeutschen Sprache in ihrer ganzen Ausdehnung (uitgestrektheid) von Ostende und Waterloo über Luxemburg, Elsass-Lothringen und die Schweiz durch Oesterreich-Ungarn bis St-Peters- | |
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burg, nicht minder auch in den anderen Weltteile, die deutschen Zeitungen aus fremdsprachigen Ländern, die deutschfeindliche Presse in den verschiedensten Zungen (talen), die kunstgewerblichen Arbeiten (voortbrengselen der kunstnijverheid) die in den bedrohten Gegenden (streken) angefertigt werden, und sonstige Verkaufs- Gegenstände (voorwerpen) zur unterstützung des Deutschtums, die Abzeichen, Schriften, u.s.w. (enz.) von deutschen Schutzvereinen namentlich in Oesterreich, und nicht zum wenigsten Sachen des ‘Alldeutschen Verbandes’ selbst, der ja überall im Kampfe steht, wo deutsches Volkstum bedroht erscheint. An dieser Stelle wollen wir uns mit dem Teil der Ausstellung beschäftigen, der sich auf das Niederdeutschtum bezog (betrof). Niederland selbst war nur vertreten durch eine Wachsfigur, ein hübsches Mädchen (meisje) in ländlicher Tracht, und durch die Liköre von den Erven Lukas Bols in Amsterdam. Reiche Sammlungen dagegen stammten aus Niederländisch-Indien, prächtige Gewebe, Schwerter, Krisse und sonstige (andere) Waffen, Schilde, Helme, Kamm-Modelle, Hüte, Gefässe, Werkzeugen und dgl., und photographische Aufnahmen (afbeeldingen) von dort, namentlich von Planzungen, deren Besitzer Reichsdeutsche sind. Eine Ergänzung (aanvulling) dazu bildeten (vormden) noch die vielen Stücke im hiesigen (alhier) Königlichen Museum für Naturkunde. Aus dem Kongostaat besitzt eine reichhaltige Sammlung ein hiesiger Arzt, der Jahre lang im Dienst jener Regierung gestanden hat. Diese Sammlung war bei uns nicht ausgestellt (tentoongesteld), weil sie schon einmal kürzlich öffentlich (openbaar) gezeigt (getoond) wurde. Südafrika und der es verheerende (verwoestende) Krieg war durch eine Sammlung vertreten (vertegenwoordigd), wie sie schwerlich in solcher Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit wieder beisamen | |
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sein wird. Leider (ongelukkig) musste sie mit Schluss der Ausstellung wieder in alle Winde zerstreut werden. Die Tierwelt wurde ziemlich vollständig veranschaulicht in Glaskästen und in Spiritus, durch Felle, Gehörne, Zähne und Panzer; der Schooss der Erde und das Bett der Flüsse hatten ihre Schätze hergeben müssen. Dann kam die erbte menschliche Gesittung in Gestalt von Kaffern- Sachen aller Art. Die grösste Anziehung (aantrekkelijkheid) verursachten aber doch die Gegenstände (voorwerpen), die mit dem Kriege zusammen hingen. Da stand hoch aufgerichtet ein Bur in voller Ausrüstung, die mit einem Kasseler Herren im Felde gewesen war. Feldflasche und Gürtel stammten von englischen Soldaten. Letzterer trug am Schloss den erst für die Buren passenden Wahlspruch (leus) ‘DIEU ET MON DROIT’. In der Nähe befand sich ein Tabaks-Beutel und eine Pfeife mit der Aufschrift BOER WAR. Sattel und Zaumzeug eines englischen Offiziers-Pferdes nebst Hafersack, der Hut eines Angehörigen des Afrikaanschen Cavallerie-Corps mit dem Transvaal-Wappen und eingebrandtem A.C.C., zwei Feldzugs-Decken, darunter die eine geschmückt mit dem Bildnis Ohm Pauls umgeben von Transvaal-Fahnen, beide aus dem Besitz deutscher Mitkämpfer, vor allem aber viele Sprengstücke und Geschosse (kanonkogels), wie Lydit-Bomben, englische Granaten mit schlecht gearbeiteten Zügen, Dum-Dum-, Maxim- und Mauser-Patronen. Auch verschiedene Arten Geld von Kaapland und aus Transvaal lag aus, neben älteren und neueren Briefmarken, namentlich denjenigen der Südafrikanischen Republik mit dem englischen Ueberdruck V.R.I. Weiter sah man Schreiben des Dr Leyds anlässlich (naar aanleiding) der ersten Kundgebungen (betoogingen) der Kasseler Ortsgruppe für die Buren, Danksagungen des Präsidenten Krügers an dieselbe, seine Mitteilung an die Behörden (gemeentebesturen), dass der Regie- | |
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rungssitz von Pretoria nach dem Norden verlegt sei, auf eine Postkarte gedruckt, eine genaue Nachbildung der Adresse, die ihm vom Vorstand (bestuur) des Alldeutschen Verbands im Haag überreicht wurde, künstlerisch ausgeführte Kundgebungen deutscher Gefangenen von St. Helena und Ceylon, darunter ein Diplom an Professor Dr Hasse, den Leiter des Alldeutschen Verbandes für sein Auftreten im Deutschen Reichstag, und Spottbilder auf die Engländer mit entsprechenden Versen, ebenfalls von St-Helena, einige Proben aus der unabsehbaren Flut von Transvaal-Postkarten, vor allem der vlämischen, Kriegslieder, Zeitungen aus ganz Südafrika in deutscher, niederdeutscher und englischer Sprache, vlämische, holländische und deutsche Aufrufen für die Buren und Stimmen gegen den Krieg, auch von englischer Seite. Eine wichtige Ergänzung von alle dem bildeten zahlreiche Bilder und Aufnahmen von Land und Leuten, des Pflanzenwuchses und dem Tierreich, aus vielen Gefechten, von der vlämischen und alldeutschen Ambulanz, der Führer im Kampfe, insbesondere des greisen Krüger, des unermüdlichen Steijn, von De Wet und Botha und Abbildungen von deutschen Buren-Kundgebungen. Einige weitere Stücke von Bedeutung waren uns in Aussicht (beloofd) gestellt worden, aber nicht eingetroffen, so der Revolver des Generals George Ferreira und viele Beutestücke von der englischen Seite, namentlich ein Khaki-Anzug, Patronen-Gürtel, Infanterie-Seitengewehr, Kochgeschirr (keukengerief), Säbel eines Artillerie-Offiziers und Zange zum Durchschneiden von Stacheldraht (prikkeldraad). Auch ohne dies war aber unsere Sammlung einzig in ihrer Art, so dass wir sie gern beisammen gelassen hätten, wie überhaupt die ganze alldeutsche Abteilung. So wurde es uns denn schwer, das meiste wieder fortsenden zu müssen. Nur weniges konnten wir zurückbehalten. | |
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Vorstehend (Hiervoren) sind bereits (reeds) verschiedene Ausstellungs-Gegenstände aus Vlamland erwähnt (vermeld) worden. Es gab aber ausserdem noch eine geschlossene (afzonderlijke) vlämische Abteilung, hauptsächlich aus dem Besitz des Herausgebers der ‘Germania’ selbst. Da war eine reichliche Sammlung von Bildnissen der Flaminganten und der besten Erzeugnisse (voortbrengselen) des vlämischen Schrifttums (letterkunde), auch von Zeitungen und Zeitschriften. Als Vermittler (bemiddelaar) zwischen drüben und hüben (ginder en hier) sei hier noch, neben der ‘Germania’, der vlämisch-deutschen Postkarten aus Antwerpen gedacht. Die vlämische Abteilung wäre noch reichhaltiger beschickt (rijker voorzien) worden, wenn nicht die Herren Baron von Ziegesar und Prof. Pol de Mont krank gewesen wären. Auch die im Westen des deutschen Reiches früher mehrfach gezeigten Werke vlämischer Künstler konnten wir nicht mehr bekommen. Ebenso hat, unseres Wissens, nicht ein einziger Vlame die hiesige Ausstellung besucht. Eine der uns übersandten vlämischen Zeitungen enthielt Angriffe (aanvallen) gegen die deutsche Regierung wegen angeblicher (zoogezegde) Unterdrückung der Polen. Das giebt mir zum Schluss Veranlassung (aanleiding), an dieser Stelle (plaats) mein Erstaunen (verwondering) und schmerzliches Bedauern (spijt) darüber auszusprechen, dass viele Vlamen, in Unkenntnis der wahren Sachlage (toestanden), gegen uns Deutsche im Reich und Oesterreich Partei nehmen, so bald unser Kampf gegen das Slaventum, wenigstens gegen Polen und Tschechen in Frage kommt. ‘Es thut mir in der Seele weh
Dass ich Euch in der Gesellschaft seh.’
So möchte man da mit Faustens Gretchen ausrufen. Die Vlamen betrachten sich dabei offenbar als Leidensgefähr- | |
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ten (lotgenooten) jener Slaven, weil diese gleich ihnen, für ihre sprachliche Gleichberechtigung (taalgelijkheid) Kämpfen. Es zeugt das von wenig germanischem Zusammengehörigkeitsgefühl (verwantschapsgevoel), indem sie so gegen die eigenen Blutsverwandten Partei ergreifen (kiezen). Ausserdem (Bovendien) wissen viele von ihnen offenbar nicht, worum jene Kämpfe sich eigentlich drehen. Es ist allerdings unmöglich, im Rahmen (ruimte) dieses Aufsatzes (opstel) die Polen- und Tschechenfrage auch nur kurz darzustellen (uit te leggen). Lediglich (Enkel) einige Schlaglichter will ich darauf fallen lassen, die hoffentlich manchem Vlamen die Augen öffnen. Vor allen Dingen sind da wir Deutsche keineswegs die Angreifer (aanvallers) und Bedrücker, sondern genau (maar juist) im Gegenteil befinden wir uns in der Verteidigung bei einem Kampf auf Tod und Leben, der uns von den Gegnern (tegenstanders) aufgezwungen ist. Wir haben den Slaven die Gesittung (beschaving) gebracht, wir haben sie von Zuständen befreit, die in Russland heute noch bestehen, wie zum Hohn (spot) auf das 20te Jahrhundert (eeuw). Dafür leugnen sie jetzt diese Wohlthaten rundweg; ihr Dank äussert sich sogar dahin, dass sie den mit ihnen zusammen wohnenden Deutschen ihre Sprache aufzwingen oder sie aus dem Lande herausdrängen. Den deutschen Katholiken entzieht (ontneemt) man den Gottesdienst in ihrer Sprache, die deutsche Geschäftsleute (kooplieden) und Handwerker werden durch allgemeinen Boykott zu Grunde gerichtet und überhaupt ein furchtbarer Terrorismus (schrikbewind) ausgeübt. Die deutsche Regierung leistet (biedt) da wenigstens einigen Widerstand, wenngleich (ofschoon)-und das mögen die Vlamen ganz besonders beachten - noch lange nicht genug. Dagegen ist in Böhmen und Mähren (Moravië) das Deutschtum den Tschechen vollständig an's Messer geliefert (ter dood overgeleverd) von der österreichischen Regierung und besonders dem | |
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Hochadel deutscher Abkunft, an der Spitze das Herrscherhaus selbst. Gerade jetzt (juist nu) wird ja in diesen Blättern (Germania) von Herrn P. Schwebs das verderbliche Wirken dieser Familie Habsburg gebührend (behoorlijk) beleuchtet (in 't licht gesteld). Zum Glück haben die Deutschen sich dort gründlich zur Selbsthülfe aufgerafft (ingericht), nachdem sie gewaltige Verluste erlitten hatten. Wichtige Landschaften und Städte, wie Pilsen und die bömische Hauptstadt Prag, früher blühende deutsche Gemeinwesen (gemeenten), sind jetzt fast ganz tschechisch. Die Hauptführer dieser slavischen Völker sind leider verpolte und vertschechte DeutscheGa naar voetnoot(1), die also eine ähnliche Rolle dort spielen wie in Belgien die verfranschten Vlamen. Möge man also die Sympathien für jene Deutschenfresser lieber den Walen (Wallonen) überlassen! Das würde auch sonst sehr gut passen; denn dem Zug (het trekken) des Blutes folgend sehnen (smachten) sich namentlich die Tschechen nach der russischen Knuten-Herrschaft. Ausserdem liebäugeln (lonken naar) sie und die Polen mit Frankreich, weil man dort noch alles Deutsche hasst. Wie schon mehrfach, so hat erst kürzlich wieder, Ende Juni d. J., in Prag eine Verbrüderung zwischen allen Slaven und den französischen Nationalisten stattgefunden, bei der man in dem Gedanken (Gedachte) an den gemeinsamen (gemeenschappelijken) Feind, heilige Schwüre (eeden) tauschte (wisselde). Wenn es nach den Wünschen dieser Gesellschaft ginge, dann wären wir Deutsche bald vernichtet. Mit uns würden dann aber auch die Vlamen rettungslos untergehen, als Beute der Franzosen. Gerade wir Mitglieder des ‘Alldeutschen Verbandes’ sind die besten Freunde der Vlamen in ihrem schweren Ringen (worstelen) mit dem in Belgien herrschenden Walentum, und zugleich | |
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die eifrigsten Kämpfer gegen die Slavengefahr, die uns zu überfluten (overstroomen) droht (dreigt). Sollte nicht das Alles wenigstens zu denken geben? Unsere Kasseler Ausstellung verfolgte den Zweck (doel), das deutsche Volk in den breitesten Schichten (kringen) einmal auf dem Wege der Anschauung über seine nationale Lage (toestand) aufzuklären (in te lichten). Möge sie weiter auch den Erfolg haben, dass sie Ober- und Niederdeutsche zu dauernder Kampf-Gemeinschaft zusammenführt; denn die Feinde (vijanden) der Einen sind auch die Feinde der Anderen. (Kassel) Dr Winterstein. |
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