Germania. Jaargang 3
(1900-1901)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdVlamsche ChronikDer glänzende Erfolg den die herrliche Ru benscantate von Peter Benoit unlängst in Brüssel erlebte, hat die Antwerpener auf den Gedanken gebracht, bei Gelegenheit ihres Gemeindefestes, die selbe Cantate in freier Luft, auf dem Groenplein, zur Ausführung zu bringen. Wenn möglich wird der Eindruck in Antwerpen noch grossartiger werden als in der Hauptstadt. Auch weiterhin wird das Andenken des edlen Vlamen gepflegt werden und zwar in der nützlichsten und würdigsten Weise. Unter dem Ehrenvorsitz des bekannten Tonkünstlers, Huberti, eines Schülers des unvergesslichen Meisters, ist ein Ausschuss zustande gekommen. Dieser beabsichtigt unter Mithilfe von Ortsausschüssen die nöthigen Gelder zu sammlen um die nachgelassenen Werke Peter Benoits, die in ansehnlicher Zahl vorhanden sind auszugeben und so vor Vernichtung zu bewahren; weiter dem Stifter der koninklijke Vlaamsche Muziekschool, zu Antwerpen ein würdiges Denkmal zu errichten. Eine erfreuliche Thatsache ist die allgemeine Mitwirkung der Presse, sowohl der Walschen als der Vlamschen, die sich ohne das geringste Zögern bereit erklärt hat das Ihrige zu der Verherrlichung des grossen Vlamen und somit der Vlamschen Kunst beizutragen.
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Ein anderes erfreuliches Ergebnis war der feierliche Empfang eines Brüsseler Bühnenvereins der preisgekrönt von Mechelen zurückkehrte. Bei se[i]nem Eintreffen in der Hauptstadt wurde der Verein durch den sonst als franztollen Senator bekannten Bürgermeister in Vlamscher Sprache begrüsst und zu seiner grossen Auszeichnung beglückwünscht.
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Wie weit es mit dem Vlamschen Stammgefühl bei vielen, um nicht zu sagen, den meisten Brüsslern gekommen ist, wird durch folgenden Fall scharf beleuchtet Ein unserer Freunde, ein Deutscher, der aber wie es | |
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bis jetzt noch viel zu selten vorkommt, als solcher seine Plicht gegenüber den Vlamschen Brüdern kennt und thut, hatte auf dem Brüssler Rathhaus zu thun. Der Deutsche, der flott Vlamsch spricht, bedient sich natürlich dieser Sprache, stösst aber auf einen Beamten der kaum des Vlamschen mächtig ist und indem er unwillig die Angaben aufzeichnet, sich die unhöfliche Bemerkung erlaubt; es wäre doch lächerlich, als Mann vom bessern Stand sich des Vlamschen zu bedienen, worauf ihm sofort erwidert wurde, nur eins und einer sei hier lächerlich und zwar er selbst der sich für ein Amt bezahlen lässt, wozu er die nöthige Fähigkeit nicht besitzt. Am folgenden Morgen kam ein anderer Beamte an die Reihe mit welchem es nicht besser bestellt war als mit dem ersten und der sich als Franzose ausgab weil er in Brüssel geboien sei. Wer eben nicht hier lebt kann sich schwer von den hier herschenden Zuständen und Anschauungen eine Vorstellung machen
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Diese Lage könnte geeignet sein an den Sieg des Vlamentums verzweifeln zu lassen. Glücklicherweise giebt es viele Anzeichen, die uns ein stetes Vordrängen der Vlamen verbürgen. Trotz der von jungen Gelehrten geschriebenen kosmopolitisch angehauchten Verirrungen, die behaupten wollen die Vlamsche Bewegung brauche sich nicht länger auf historische Erinnerungen zu stützen, unser Volk müsse sich nicht länger stärken und erheben an den Thaten und Gesinnungen der Vorfahren, greift mehr und mehr die Gewohnheit um sich, die Schlacht der Gulden Sporen, 1302 die denkwürdigste Schlacht der Vlamschen Geschichte und mittelbar auch des germanischen Volkstums, in seinem jahrhun ertlangen Kampf um Eigenart und Selbsterhaltung, als eine jährliche Volksf[e]ier anzunehmen. Von den Städten aus, wo seit einigen Jahren dieser Brauch eingeführt wurde, dringt er in die Gaue und hilft bis in den kleinsten Ortschaften das Gefühl der Eigenwürde und die Liebe zum Vaterlande wecken. So kam uns ein Aufruf zu Gesicht, der in dem Dorf Sl... in O[s]tflandern ausgeteilt wo den ist. Unter dem Wahlspruch: ‘Vaterlandsliebe ist Tugend’ heisst es u.a. darin: Männer aus dem Vlamenland! Jauchzt und feiert mit uns, schmückt eure Häuser. 1302 war ein glänzen[d]er Sieg des kleinen Flandern über das übermächtige Frankreich! Es be[d]e[u]tete das Fortbestehen und die Unabhängigkeit dieses Flandern als Land und als Volk, Es war der Sieg der freien Geneinden über zw[i]ngende Herrschaft! Feiert den glänzenden Sieg von Groeningen! Hoch die Vlamsche Fahne, seid eurer Vergangenheit würdig!Ga naar voetnoot(1) | |
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Auch auf geistigem Gebiet sind Vorgänge zu verzeichnen, die nicht von weniger Bedeutung sind als jene. Als hocherfreuliche Frucht der jährlichen Vlamschen Natuur- und geneeskundige CongresseGa naar voetnoot(1) ist eine neue wissenschaftliche Monatschrift erschienen. Der 5te dieser Congresse findet statt am 28-29 September 1901 zu Brügge. Man hat zu Anfang bezweifelt ob es möglich sei alljährlich zu rein- wissenschaftlicher Arbeit die nöthigen Vlamschen Gelehrten, nicht Niederländische, zusammen zu bringen um einen Kongres veranstalten zu können. Die obenerwähnte Zeitschrift und die Thatsache dass der 5te Congres vorbereitet wird, der wie verlautet, noch glänzender verlaufen wird als alle vorigen, ist eine genügende Antwort. *** Nicht allein im Vlamenland rührt sich der vlamsche Gedanke, auch im Walenland komt er frei und offen zur Bekundung. Vorigen Monat wurde in Verviers durch den Verein ‘De vereenigde Vlamingen’ dessen Fahnenweihe gefeiert. Zu der Festlichkeit waren aus allen Gauen des Vlamenlandes Vereine mit ihren Fahnen und viele Vlamenführer erschienen. Nicht am wenigsten nahmen die Walschen Einwohner von Verviers selbst herzlichen Antheil an der Feier und der Freude der Vlamen. Ein Beweis dafür dass man n[u]r geachtet und gewürdigt wird, wenn man stets und überall mit Selbstachtung auftritt. Auch in Verviers wurde der 11 Juli (1302) feierlich begangen. Vertreter des Vlamschen Vereins in Aarlen (Luxemburg) gaben in Verviers das Versprechen ab, nächstes Jahr in Aarlen ein ähnliches Fest bei Gelegenheit ihrer Fahnenweihe zu veranstalten, wozu sie hofften dass noch mehr Freunde und Brüder aus dem Vlamenland erscheinen werden. Also bis in der äussersten Ecke Belgiens regt sich Vlamsch-völkisches Bewustsein. Ein kräftiges Heil jenen Wackeren! |