dem Eindruck, der stets in solchen Umständen ein mächtiger ist, entzieht sie sich nicht. Für den Beobachter war da kein Zweifel möglich; die athemlose Stille, man möchte sagen, Andacht mit welcher die sonst flatterhafte Menge der Ausführung der zahlreichen, manchmal langen Stücke zulauschte, um nach Beendigung derselben ihrer Bewunderung begeisterten Ausdruck zu geben, war der beste Beweis für die tiefe Wirkung dieser echten vlamschen Kunst, auf die unter ihrem französischen Firnis doch noch vlamschfühlenden Gemüter. Nur mehr solcher Ausführungen müsste man möglich machen, denn diese thun mehr für unsere Bewegung als alles Gerede; sie eroberen die Herzen und wie wir es schon früher schrieben, durch die Herzen müssen wir die Ueberzeugungen gewinnen.
Jener Abend war ein Sieg für den unermüdlich arbeitenden Künstler, der trotz seiner jungen Jahre schon auf eine Beträchtliche Anzahl grösserer Werke hinweisen kann. Unter diesen wirkte wieder tief ergreifend der wundervolle Chor ‘Leiden ontzet’ mit seinem mächtigen zwölfstimmigen Schluss; der meisterhaft bearbeitete 2te Aufzug seines ‘Zangspel’ Chlodwig en Chlotildis, aber was allem die Krone aufsetzte, sein unvergleichlich schönes Oratorio ‘De Vlaamsche Nacht’. Wir kennen kaum ein zweites Werk das so durch und durch vlamsch gehalten ist, das so treu und wahr einer echt völkischen Empfindung Ausdruck giebt, als diese Musikdichtung. Brausender Jubel begrüsste dann auch den jungen Meister Oscar Roels, der um seine seltene Begabung und treue Gesinnung verdient auch bei unsern deutschen Brüdern bekannt zu werden.
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Bei dieser Gelegenheit wurde allseitig beklagt dass die neue vlamsche Schauburg nicht beträchtlich grösser gebaut worden ist. Die städtischen Behörden müssen jetzt eingestehen sie hätten sich jämmerlich verrechnet, als sie glaubten das Gebäude würde vollständig ausreichen, da es ja doch nur für das kleinere Volk, für die Vlamen, bestimmt sei. Es ist aber ganz anders gekommen. Das französische Grand - Théâtre wird verlassen; die vlamsche Bühne bringt eigene volkstümliche Werke und sind die Stücke auch vielfach aus dem Deutschen übertragen, doch findet das Volk Gesmack daran, weil aus diesen Werken ihm verwandter Geist, verwandte Art entgegentritt. Ja, die Herrn haben sich verrechnet, kaum geht ein Jahr vorüber ohne dass die französischen Directeurs du grand théâtre vor der Zeit schliessen und gewöhnlich per Eilfahrt von dem Plan verschwinden, trotz den beträchtlichen sich auf mehr als zwanzigtausend Francs belaufenden Zuschüssen, die seitens der Stadtverwaltung bewilligt werden. Dies ist ein Zeichen der Zeit und was