Germania. Jaargang 3
(1900-1901)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermd
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BurenliederGa naar voetnoot*
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Los!Auf, Afrikandervolk, wach auf!
Die grosse Stunde hat geschlagen!
Der Himmel zeigt dir seihst den Weg
Zu frischer That und kühnem Wagen.
Sieh, wie mit nimmermüdem Muth
Die Helden um die Freiheit ringen;
Mit starkem Arm nun mach dich los
Für immer aus des Frohnherrn Schlingen.!
Vorbei die Zeit - Gott sei's gedankt! -
Da euch, von Henkers Arm zu retten,
In thatenlosem Weibersinn
Ihr schieltet nach den Cabinetten.
Euch hilft kein Staatsmann und kein Fürtt,
Euch hilft nur Gelt und Manneswehre;
Längst tönt des Heldenvolks Appell
‘Selbstist der Mann!’ an eure Ehre!
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Brich an, brich an, du grosser Tag,
Mit Jubel wollen wir dich grüssen,
Wenn aus der Drachenzähne Saat
Gewappnet uns're Rächer spriessen,
Wenn für des Volkes Freiheit sich
Zu heil'gem Schwur die Hände heben
Und durch der Berge Schluchten dumpf
Der ersten Büchse Donner beben.
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Ausharren!Harret aus, ob trüb der Tag!
Glück gebiert nicht starke Geister;
Unter Sturm und Donnerschlag
Erst erwächst des Schicksals Meister.
Nicht wie eitler Schaum vergehen
Eines Volkes Heldenzeiten,
Nutzlos wird, was wir gesehn,
Nicht ins Meer der Lethe gleiten,
Fürchtet nicht, dass Macht und Zahl
Eurer Helden Ruhm ertödte.
Ist's auch dunkel noch im Thal -
Schon erglüht die Morgenröthe!
Auf der Berge freien Höh'n
Stehet fest, um nicht zu weichen,
Hoch vom Drakensberg lasst weh'n
Eurer Freiheit Ehrenzeichen!
Nur ein volk, das selbst verzagt,
Fällt der Raubnation zur Beute,
Muth! Der neue Morgen tagt,
Und auf Gestern folgt ein Heute.
Fellahs und dem Judenbann
Mag er seine ‘Freiheit’ bringen -
Nimmer doch den freien Mann
Soll ins Joch der Brite zwingen!
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SteynFurchtlos und treu, auf einen Schild erhoben,
Ein würd'ger Enkel uns'rer grossen Ahnen
Recht wie ein alter Herzog der Germanen,
So stehst du aufrecht in des Kampfes Toben.
Wie dräuend auch die Feinde dich umschnoben,
Du schrittest mannhaft auf der Ehre Bahnen,
Und schon sind deine nie entweihten Fahnen
Von ew'gen Nachruhms Strahlenglanz umwoben,
Zum Markstein schuf dich Gott den Volksgenossen,
Der Freiheit männeradelnden Gedanken
Zu tragen durch die Zeiten unverdrossen;
Und ob im Sturme auch die Form mag wanken,
In ew'gem Rathe ist der Sieg beschlossen
Des Rechtes über die Tyrannenschranken.
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De La ReyUeber den Magaliesbergen
Lagert sommernächtlich Schweigen,
Geisterhaft durch Pass und Klüfte
Stumme Helden niedersteigen.
In der Morgendämm'rung blitzen
Der Genossen Waffen wieder,
Aus dem Thale winkend grüsset
De la Rey die Heldenbrüder:
‘Auf zur fröhlichen Attacke!
Fremder Räuber Horden werde
Uns'rer Büchsen Losung heute:
Herr'n sind wir der eig'nen Erde!’
Und ins Britenlager senden
Sie zum Frühstück blaue Bohnen,
Und den Morgengruss entbieten
Lustig donnernd die Kanonen.
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Brite liebt nicht blaue Bohnen -
Liegen ihm zu schwer im Magen -
Wird vom Nooitgedachter BreakfastGa naar voetnoot(1)
Grausend noch den Enkeln klagen.
De la Rey, dein muthig Wagen
Hat uns Hoffnung neu gegeben;
Neben Christiaans Heldennamen
Soll dein stolzer Name leben!
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Christiaan de WetIm Morgengrauen - durch Busch und Sand -
Wer jagt wie der Sturm durch das weite Land?
Im Dämmerlichte - durch Drift und Revier -
Wer nennt die gespenstischen Jäger mir?
Sie reiten stumm. Durch nächtliche Flur
Verhallend dröhnt sausender Hufschlag nur.
Das sind die Achthundert - toujours en vedette -
Achthundert Tapf're und Christiaan de Wet!
Der Freiheitsdrang ihre Manneszucht -
Ihr hartes Lager die Bergesschlucht -
Sie satteln auf, wenn die Sonne sinkt.
Wie im fahlen Mondlicht der SpurwegGa naar voetnoot(*) blinkt!
Auflodern die Brücken - der Brite erwacht -
Nun fort wie der Wind - die Schiene kracht
Er reibt sich die Augen: ‘Schockschwerebrett!
‘Schon wieder - hilf, Kitchener - der
Christiaan de Wet!’
O eiserner Christiaan, o Ritter der That!
Im Vaterland kennt jeden Steg er und Pfad,
Er fährt aus den Klippen wie Wetterstrahl
Herab auf die reisigen Briten im Thal -
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Heut hier, dort morgen - in Ost und West -
Den muthigen Mann Gott nimmer verlässt!
O dass seinem Volk er die Freiheit rett',
Hilf Himmel! Ein Hurrah dem
Christiaan de Wet!
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Dem HeldenIst noch im Volkesmunde
Kein Heldenlied im Schwang?
Giebt hoher Thaten Kunde
Den Enkeln noch kein Sang?
Dann kling' in deutschen Liedern,
Was unser Aug' geseh'n
Den niederdeutschen Brüdern -
Sie werden's einst versteh'n!
Der späten Nachwelt melden
Die Chroniken genug
Von manchem Kriegeshelden,
Der blut'ge Schlachten schlug;
Den Kriegeshandwerkmeistern
Gilt unser Rühmen nicht,
Es kann sein Volk begeistern
Nur wer für Freiheit ficht.
Wenn um der Heimath Sitte
Und Recht der Würfel rollt,
Wenn bis zur letzten Hütte
Des Krieges Donner grollt.
Wenn um der Enkel Loose
Des Schicksals Waage fällt,
Wächst aus des Volkes Schoosse
Zum Rächeramt der Held.
Oranjevolk, wie blühte
In Frieden einst dein Land!
Um Gottes Segen mühte
Sich jede fleiss'ge Hand;
Im Thale frohe Heerden,
An Korn die Fluren reich, -
Dir war kein Land auf Erden
An Glück und Freiheit gleich!
Die Heerden sind zerstoben,
Die Fluren sind zerstampft,
Wo schmucke Farmen prangten,
Der Trümmerhaufen dampft,
In dumpfe Bettlerhöhlen
Vor wüstem Raubgesind
Die Hände ringend stehlen
Sich klagend Weib und Kind.
Oranjevolk, da sendet
Dir in der tiefsten Noth
Den Retter Gott und wendet
In Segen Fluch und Tod;
Zu deiner Feinde Hohne
Wie standst du arm und bloss!
In deinem Heldensohne
Wie bist du reich und gross!
Sprecht ihr von Mannestugend
Den Enkeln künftig mir
Und lehrt Alldeutschlands Jugend
Der Helden Thaten ihr,
Dann stellt vor vielen andern
An stolze Ruhmesstätt',
Vor Fritz und Alexandern
Mir Christiaan de Wet!
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Hei, wie mit kühnem Wagen
Das Banner er erhebt,
Als bangen Kleinmuths Zagen
Viel Herzen schon durchbebt?
Hei, wie mit Adlerblicke
Die Wahlstatt er durchmisst!
Hei, wie der Feinde Tücke
Bezwingt des Helden List!
Wie schloss sich racheschnaubend
Um ihn der Jäger Zahl
Zum grossen Kesseltreiben
Von Wepener bis zum Vaal!
Da zog mit sieben Knappen
Der BlutlordGa naar voetnoot(*) auf die Birsch,
Da ging durch brit'sche Lappen
Der Buren Edelhirsch!
O Volk, beglückt vor allen,
Das solche Helden zeugt,
Dir kann das Loos nicht fallen,
Dass der Tyrann dich beugt!
Gott führ' dich fröhlich weiter,
Wie sichtbar er gethan,
Gott mit dir, wack'rer Streiter,
Auf deiner Ehrenbahn!
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Kritikaster und Volksgeist
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Der Kriegeshelden machtvoll liess erstehen,
Wo sonst des Hirten Friedensstab regiert,
Der wies auch wahrlich, zum Triumph der Schlechten
Dem Reckenstamme nicht das Loos von Knechten.
Ihr Völker, die unmündig ihr im Düstern
Am Gängelband der ‘Grossen’ tappt dahin,
Die ihr des gold'nen Kalbes falschen Priestern
Geblendet opfert Kraft und Edelsinn,
Euch richtet heute mit erhob'nen Armen
Ein kleines Volk das Freiheitsbanner auf,
Zu künden euch der alten Knechtschaft Ende
Ein Ehrenherold an der Zeiten Wende.
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Die Britischen Strategen als KritikerZum Kitchener sprach der Roberts:
‘Die Karre steckt im Dreck
So tief, dass ich fast selber
Nicht Rettung mehr entdeck'.’
Zum Roberts drauf der Kitchener:
‘Verzeiht, so arg's auch klingt,
Es muss heraus, dass oben
Es in der Fechtschul' stinkt,
‘Die Herr'n Divisionäre
Sind sämmtlich abzuthun,
Gatacre ist ein Esel
Und ein Kameel Methuen,
‘Ein Schaf ist Warren. Und Buller?
Mir scheint, der Mann wird alt!
Wollt das Prestige Ihr retten,
So stellt nur alle kalt!’
Drauf Roberts: ‘Fellahtödter,
Grob seid Ihr wie ein Vieh,
Doch habt Ihr Recht: 's ist wirklich
'ne Staatsmenagerie!’
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Drauf sass der Roberts nieder
Zu grimmiger Kritik,
Vom Buller bis zum Esel
Kriegt jeder seinen Pique.
Der Kitchener saust indessen
Nach Ost und West nicht schlecht
Herum im Karpfenteiche
Wie ein wahnsinn'ger Hecht.
Nun auf der ganzen Linie
Muss klappen es im Nu!
Gefehlt! Die - grosse Schnauze
War wieder mal Atout!
Der ‘Löwe von Omdurman’
Wie er das Maulwerk regt!
Wie mit dem räud'gen Schweife
Er durch die Steppen fegt!
Doch ha, die Buren schwärmen
Wie Bienen rings herum,
Und viele Bienen bringen
Selbst brit'sche Löwen um.
Bei Sannaspost die Falle,
Das war ein guter Streich!
Bei Reddersburg die zweite
- Pfui, Spinne! - folgt sogleich!
Leis seufzt der grosse Roberts,
Als man's ihm rapportirt:
‘Ich wollt', ich hätte nimmer
Den Buller kritisirt!’
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Methuen for everHat niemand meinen Freund geseh'n?
Ward Keinem Kunde von dem Braven?
Sechs Wochen sah ich schon vergeh'n
Und kann vor Sorgen Nachts nicht schlafen.
Krauchst du, o Held, vielleicht herum
Im Buschfeld wie Napolium?
Meld' bald mit Siegesgackern nun
Dich wieder, altes braves Huhn!
Hat etwa Diarrhoe ganz plötzlich
Aufs Angstcloset dich festgebannt?
Hat eine ZiekteGa naar voetnoot(1) - 's wär' entsetzlich -
Die Hammel ausgetilgt im Land?
Schaust du vielleicht mit Kummerblick
Auf deiner Chartered Shares Geschick?
Nur Muth! und lass die Todten ruhn!
Du bleibst drum doch das brave Huhn!
Wo wäre mein Humor geblieben,
Hätt'st du nicht stets mich neu begeistert!
Sogar mit den berühmten SiebenGa naar voetnoot(2)
Hast du dein Ungestüm bemeistert.
Ich lob' mir den beständigen Mann.
Der hitz'gen Muth bezähmen kann.
Gräm du dich nicht, was and're thun -
Sein Körnchen scharrt das blind'ste Huhn!
Die Vorsicht ist der Weisheit Mutter.
Bleib standhaft drum beim Hammelbraten!
Kein BobsGa naar voetnoot(3) nimmt dir vom Brot die Butter,
Kein Kitchener schmälert deine Thaten!
Ich weiss, dass dich mein Lied noch feiert.
Wenn alle andern abgemeiert:
Den Rückzug schliesst als blindes Huhn
Dem loaferGa naar voetnoot(4)-Pack nur Lord Methuen!
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An Wilhelm II.(Nachdem er sich geweigert, den Präsidenten Krüger zu empfangen). Dein Ahnherr und der grosse Kanzler ehrten
Den weisen Staatsmann einst, wie ihm gebührt;
Du hast nicht Zeit, den Alten zu empfangen,
Den seines Volkes Noth zu uns geführt!
Des Volkes Noth, das uns'res eig'nen Blutes,
Das uns'res Glaubens ist und uns'rer Art,
Das todeswund in seiner Liebe Armen
Alldeutschland hegt in innigstem Erbarmen!
Du hast nicht Zeit - nicht Zeit zum Friedenswerke!
Ward je ein edler Amt dir anvertraut?
Du hast nicht Zeit, wo brennenden Verlangens
Das ganze Volk auf deinen Thron geschaut!
Doch ist der Spielerprinz auf hundert Meilen
In Sicht, schleicht sich ein Rhodes zum Feilschen ein,
Der gier'ge Wolf in dreister Schafkleidshülle -
Dann, deutscher Kaiser, hast du Zeit die Fülle!!
O weh dem Fürsten, der in eitlem Wahne
Die Zeichen nicht versteht der ernsten Zeit!
Dem Kaiser wehe, der voran dem Volke
Als Hort nicht leuchtet der Gerechtigkeit!
Dein Ehrgeiz, deutscher Kaiser, tödtet nimmer
Des deutschen Volkes Herz für 's ew'ge Recht!
Doch deinem Britenthum in heil'gem Grimme
Das Urtheil sprach des deutschen Volkes Stimme!
Wähnst du, in dem beschimpften Alten werde
Dein Wort ein Hemmschuh unser'm Kampfe sein??
Sein Feldpanier und uns'res ist die Ehre,
Und unser Schicksal richtet Gott allein!
Du zwingst uns nicht um eines Haares Breite
Vom Pfad der Ehre und Gewissenspflicht,
Und nimmer sollst der Freiheit Widersachern
Um Ruhm und Gold du deutsches Blut verschachern!
O deutsches Volk, aus dir sprach Gottes Stimme!
Lass nimmer ab! Hindurch, durch Kampf zum Sieg!
Dein Ruf soll donnergleich den Thron umbrausen,
Wo sklavenfeig der Höflingsreigen schwieg.
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An fernem Strand, umdräut von Kriegeswettern,
Wir steh'n mit dir auf treuer Freiheitswacht,
Mit uns die Brüder als der Väter Erben,
Dein, deutsches Volk, im Leben und im Sterben!
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Freiheit oder Tod
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