Eine internationale Banknote
Das Kabel berichtet über ein Ereignis, das möglicherweise den Anstoss gibt zu einer vollkommenen Umwälzung des bisherigen Systems, Zahlungsverbindlichkeiten zwischen verschiedenen Ländern auszugleichen. Aus Washington wird nämlich gemeldet: ‘Im Repräsentantenhause wurde heute eine Bill eingebracht, durch welche der Schatzsekretär in den Stand gesetzt werden soll, behufs Ausgleichung der Bilanz zwischen den Nationen internationale Noten auszugeben, um auf diese Weise die Goldverschiffungen zu beseitigen und an Stelle der Wechsel Kreditbriefe zu setzen. Für diese Noten soll gemünztes Gold hinterlegt werden’.
Dass ist eine Idee, welche deutsche Nationalökonomen schon vielfach beschäftigt hat und insbesondere gebührt das Verdienst, den Gedanken einer internationalen Banknote ausführlich erörtert zu haben unserm Mitarbeiter Professor Julius Wolf in Breslau. Dieser Gelehrte unterbreitete 1892 der internationalen Münzkonferenz in Brüssel eine Denkschrift, die auch im Buchhandel erschienen ist, ‘Verstaatlichung der Silberproduktion und andere Vorschläge zur Währungsfrage.’ Darin wird unter Anderm ausgeführt, dass der Gedanke einer internationalen Banknote auf den ersten Blick vielleicht bizarr erscheine. Banknoten haben bis heute blos nationale Geltung. Die Rolle, die sie im internationalen Verkehr spielen, bei Begleichung internationaler Schulden, ist gering. Sie sind im Auslande nicht billig zu erlangen, und selbstverständlich vermag die englische Banknote bloss für Goldsendungen nach England, die französische für solche nach Frankreich u.s.w. ihren Dienst zu thun. Die internationale Banknote hätte neben dem nationalen Geltungsgebiet ein internationales. ‘Wir denken dabei nicht an ein von einer bisher nicht vorhandenen Stelle, etwa von einer internationalen Bank zu emittierendes Papiergeld, sondern an eine Banknote, welche