Germania. Jaargang 2

Sang für Holland
Aus den ‘Gedichten’ von Max Bewer⁽¹⁾

Du bist das Land, das ich am meisten liebe,
Das mein Gemüth mit tiefer Andacht füllt,

Das all die unruhvollen Triebe

In meiner Brust wie eine Mutter stillt;

Du braves Land; du Bauernland,

Holland mein altes Vaterland!

(1) Dresden, Druckerei, Glöss, 216 S. 2 Mk., Fritz Lienhard sagt in der ‘Deutschen Zeitung’: ‘Diese Gedichte voll ausserordentlichen Seelen- und Gedankeninhalts sind der zünftigen Literatur so gut wie unbekannt geblieben; sie legen eine ganz herrliche Weltanschauung dar; man liest sie mit tiefer Erbauung.’

[p. 762]

 

Noch leuchtet wie in alten Schlachtenzeiten

 

Dein Heldensegel in der Morgenluft,

 

Noch webt durch deine stillen Weiten

 

Von holder Kunst ein süsser Abendduft;

 

Du Kriegerland; du Künstlerland,

 

Holland mein edles Vaterland!

 

 

 

Als wenn vom Himmel Mond und Sterne schienen,

 

So schön und sanft sind deine lieben Fraun;

 

Doch wie die Brandung an den Dünen,

 

So sind im Zorn die Männer anzuschaun;

 

Du Freiheitsland; du Friedensland,

 

Holland mein starkes Vaterland!

 

 

 

Dort rauscht der Rhein; dort rauscht im Wind die Mühle,

 

Dort rauscht das Meer von Gottes Ewigkeit,

 

Dort schwellen heilige Gefühle

 

Die Brust so hoch und wie den Himmel weit,

 

Du Heimathland; du Gottesland,

 

Holland mein wahres Vaterland!