Germania. Jaargang 2
(1899-1900)– [tijdschrift] Germania– Gedeeltelijk auteursrechtelijk beschermdBurendisziplin.Der bisherige Verlauf des südafrikanischen Freiheitskrieges hat zu allerlei wissenschaftlichen und unwissenschaftlichen Erörterungen Anlass gegeben, auf die näher einzugehen es sich kaum der Mühe lohnt. Sie drehen sich, wie vorauszusehen war, je nach dem Parteistandpunkt, um die Frage der Milizen und ihrer Brauchbarkeit gegenüber stehenden Heeren. Was aber meines Wissens nach kaum hinreichend beachtet und betont wurde, das ist die erstaunliche Disziplin, welche die Buren vom ersten Augenblick des Krieges an im Einzelnen wie im Ganzen bewiesen haben. Es tritt hier wieder mit elementarer Wucht das zutage, was man die latente Manneszucht der germanischen Rasse nennen darf, eine Bezeichnung, die ich in einem Aufsatz über ‘Rassen und Kriege’Ga naar voetnoot1) näher zu erörtern versucht habe. | |
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Die Lehren dieses unheilvollen Krieges sind teuer erkauft und bitter für England, aber im letzten Grunde doch dieselben wie in früheren Waffenentscheidungen: Wer nicht auf die höheren Kräfte des Menschen achtet, bevor er sie herausfordert, der lernt sie nachher kennen. Die Imponderabilien geben bei diesem Kampfe in Afrika den Ausschlag, nicht Geld, nicht ‘Ross noch Reisige’ können ein einiges, in seiner Vollkraft stehendes Volk vernichten, so lange es von einem grossen Gedanken, von einem tiefen Gefühl und einem eisernen Willen geleitet und zusammengehalten wird. Die Helden am Tugela und Modderfluss geben der gesamten germanischen Welt den Beweis, was Manneszucht bedeutet und was sie leisten und ertragen kann. In jeder Kleinigkeit, in jeder Bewegung tritt sie zutage; ob in der Verteidigung oder im Angriff: man fühlt überall - fast möchte man sagen, selbst aus den verstümmelten englischen Depeschen! - diese Burendisziplin heraus. Wenn man von einem Zurückweichen hört oder liest, so setzt man immer schon unwillkürlich in Gedanken hinzu; ‘Die Buren werden schon wissen warum!’ Ueberlegung und kalter Mut in Allem, ernste Entschlossenheit, ohne Pralerei. Wahrlich, die englischen Staatsmänner haben sich arg verrechnet. Es war eine üble Stunde, in der sie dieses Volk zum Aeussersten getrieben haben. Was ist dabei grösser gewesen? Die Ungerechtigkeit oder die gigantische politische Dummheit, als die Engländer dieser Rasse in Südafrika die Kulturfähigkeit absprachen? Wer so kämpft und so handelt vor, in und nach den Schlachten, wie diese ‘bigotten, halsstarrigen Bauern’, der darf sich einen Kulturmenschen nennen. Und diese Kulturmenschen werden den Kampf zum ehrenvollen Ende führen.
Aus dem Briefe eines englischen Correspondenten, den das ‘Daily Chronicle’ (vom 12. Dezember) veröffentlicht, sei der folgende kurze Auszug wiedergegeben, zur Kennzeichnung dessen, was man ‘latente Manneszucht’ nennen kann. Aus solchen Privatbriefen lernt man mehr, als aus der trockenen Chronik der Ereignisse im Telegrammstil der ‘zensurirten’ Reporterdepeschen. Der Schreiber dieser Zeilen war im Burenlager, als die Frist des Ultimatums abgelaufen. Aus seiner Schilderung des Aufmarsches der Burenstreitmächte gebe ich hier nur folgende Sätze: ‘Der Tag bricht kalt und neblig an. Die Gegend scheint schon lebendig von zielbewussten Menschen zu sein, die alle einen Gedanken sich unterordnen. In langen Linien über Hügel und Thäler ziehend, gleichen sie Schlangen ohne Ende. Entschlossenheit und Ernst auf jedem Gesicht. Kein Scherzen und Schwatzen in den Reihen, kaum hin und wieder ein | |
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Lächeln, aber jeder Reiter scheint seinen Platz zu kennen, und schliesst sich instinktmässig der Abteilung an, zu der er gehört. Kein Kommandoruf ertönt, aber jeder Reiter behält seinen Feldkornet im Auge, während er sich dennoch ungehindert bewegt. Es ist nicht die stramme Disziplin englischer Kavallerie; (?) aber es zeigt sich auch nirgends die Unordnung eines wüsten Haufens. Verantwortlichkeit spricht aus den Zügen der Männer, die ihre Farm, ihre Familie, Mutter, Schwestern, Frauen, Bräute verlassen haben - für eine Idee? Vielleicht für einen Wahn; aber jedenfalls für einen Gedanken, der mächtig genug ist, ein ganzes Volk zu seiner Verteidigung zusammenzuschliessen. Und doch sind es keine Soldaten, die ihre Berufspflicht erfüllen müssen. Landleute. Handwerker, kleine Geschäftsleute und Beamte, deren Tod in jeder Familie den Verlust des Ernährers bedeutet. Das ist es, was ihnen den furchtbaren Ernst der Lage zum Bewusstsein bringt, was sie schweigsam macht - aber nicht furchtsam.’ Es ist immer wieder die alte Geschichte: nicht Gold, Sprengstoffe und Menschenmassen allein entscheiden über das Geschick der Völker, sondern die lebendigen seelischen Kräfte haben zu allen Zeiten den Ausschlag gegeben, und werden auch jetzt und in Zukunft den Ausschlag geben. Dieser Feldzug ist bereits für England ein verlorenes Spiel, weil solche Truppenmassen nicht aufgeboten werden können, wie England sie braucht, um wenigstens äusserliche Erfolge zu erzielen. Wer heute noch glaubt, dass es mit der Freiheit der Burenstaaten doch zu Ende geht, dem ist jetzt nicht zu helfen. Es giebt ja noch immer solche Käuze. Dann kann eben nicht geholfen werden, bis die endgültige Entscheidung eingetreten ist. ‘Wie lange wird England brauchen’, bis es Kraft zur Erkenntnis der Wahrheit findet? Und wer kann uns belehren und auseinandersetzen, worin die grosse Ueberlegenheit der niederdeutschen Rasse in Südafrika besteht? Vielleicht thut das Einer, der die Verhältnisse aus der Anschauung kennt und besser darüber zu urtheilen vermag, als wir in Europa. Kiel. Wilhelm Schoelermann. |
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