Vlämische Chronick.
An den Schandpfahl!
Der Antwerpener grosse Ausschuss für Transvaal und Oranje-Freistaat zur Hilfeleistung der im Kriege Verwundeten, dessen leitender Ausschuss nunmehr aus drei Vlamen: Pol de Mont, Vorsitzender, Rechtsanwalt v.d. Broeck und Rechtsanwalt Pauwels, sowie aus drei Deutschen: Dr. Hartwig, Kaufmann Kirsten und Baron von Ziegesar besteht, hat im Ganzen gegen 140.000 frs. zur Verfügung, so dass vorläufig das Bestehen der ausgesandten deutsch-vlämischen Sanitätskolonne gesichert ist. Da die nationalen roten Kreuze von Holland und Belgien den Schutz versagten und das deutsche Blatt ‘Das rote Kreuz’, offizielles Organ des deutschen roten Kreuzes, in hämischer und elender Weise das aus Menschenliebe und Brudertreue hervorgegangene Werk verdächtigte, ja sogar soweit ging, den Engländern nahe zu legen, die Antwerpener Sanitäts-kolonne abzufangen, sah sich der Ausschus genötigt, den angebotenen Schutz der internationalen Freiwilligen des roten Kreuzes anzunehmen. Dass dieser Schutz trotz der Verdächtigung des Herrn Oberstabsarzt Pannwitz vom deutschen roten Kreuz und trotz der hinterlistigen Andeutungen des ‘Etoile Belge’ genügte, bewies die Freilassung des Dampfers Herzog.
Die Handlungsweise des feindlichen franztollen Blattes ‘Etoile Belge’ können wir zwar verstehen und bedauern, aber die niederträchtige Handlungsweise eines deutschen höheren Sanitätsoffiziers die geht über alle Begriffe. Wer seinen Freund verrät, wird missachtet, wer seinen Bruder verrät, wird aus der Familie ausgestossen, wer aber seine Volksgenossen dem Feinde überliefern will, der verdient nach altem und neuem germanischen Recht aufgehängt zu werden.
Wenn sich die Ausschussmitglieder des deutschen roten Kreuzes in Gesellschaft des Verrats wohl fühlen, so werden auch sie in den Augen der vaterländisch denkenden Männer gerichtet werden.
Bei Abgang der Sanitätskolonne in Antwerpen war Deutschland vertreten durch seinen Generalkonsul. Auf Anfrage des Ausschusses wurden ferner von der deutschen Gesandtschaft Schritte gethan, um den Deutschen der Kolonne in Laurenzo Marquez allen Schutz angedeihen zu lassen. Das war gut und natürlich.
Da erscheint nun dieser deutsche Oberstabsarzt und besudelt sich und das deutsche rote Kreuz in so unglaublicher Weise. Im Namen der deutsch-vlämischen Verbrüderung, die in der Absendung der Sanitätskolonne ihren getreuen Ausdruck fand, rufen wir über diesen undeutschen und unedlen Arzt ein lautes ‘pfui’! An den Schandpfahl mit ihm!