Thatsache, dass dieselbe nicht mit Stillschweigen übergangen werden darf. Diese Einmütigkeit beweist, dass nicht nur der nationale Sinn sondern auch das politische Verständnis im deutschen Volke erheblich zugenommen hat, denn jeder Deutsche, ob hoch oder niedrig, sieht ein, dass es bei diesem Kriege heisst: ‘tua res agitur!’ Denn wenn die Engländer siegen, so wird thatsächlich ganz Afrika, wie Rhodes es prophezeit hat, ‘englisch’ werden, und deshalb wird jeder Sieg der Buren in Deutschland ebenso gefeiert, als wäre es unser eigener Sieg. Jetzt aber, nachdem der erste Akt des Dramas glücklich beendet ist, scheint die Erörterung am Platze zu sein, wer schliesslich Sieger bleiben wird? Es würde sehr verkehrt sein, aus den bisherigen Niederlagen der Engländer den endgültigen Sieg der Buren zu prophezeien. Die Engländer haben nicht nur gewaltige Machtmittel, sondern auch eine unglaubliche Zähigkeit, und bis jetzt haben sie nur einma - in Nord-Amerika - das Spiel endgültig verloren. Auf der andern Seite aber darf man an der Möglichkeit nicht zweifeln, dass ihnen in Süd-Afrika eine Wiederholung der amerikanischen Niederlage bereitet werden wird, und es dürfte nicht ohne Interesse sein, die Ansicht des Fürsten Bismarck über die Frage zu hören.
Nach der Absendung des bekannten Telegramms an den Präsidenten Krüger hatte ein Parlamentarier, der den Fürsten Bismarck besuchte, Gelegenheit, ihn über die Opportunität der Absendung dieses Telegramms zu befragen. Fürst Bismarck äusserte sich dahin, dass er sehr wohl begreifen könne, wie der Kaiser seiner gerechten Entrüstung über den räuberischen Einfall Jamesons einen öffentlichen Ausdruck habe geben wollen, dass er aber aus politischen Gründen die Absendung des Telegrammes nicht für opportun habe halten können. Denn die Buren seien so stark, dass wir ihnen nicht zu helfen brauchten, und durch solche Kundgebungen laufe man Gefahr, ihnen die Sympathien der Franzosen zu rauben und diese in das englische Lager hinüber zu drängen. Fürst Bismarck hielt also die Buren ‘für so stark, dass sie sich selbst helfen könnten’. Hoffen wir, dass er, wie so oft, so auch dieses Mal Recht behalten werde.
X.Y.
Aus den Alld. Blättern.