die einen vlämischen Charakter haben, ganz ohne Weiteres angenommen würden, zumal das vlämische Gesetz, das beide nationale Sprachen auf gleichen Fuss stellt, dies als selbstverständlich voraussetzen liess. Da hat er sich aber gründlich geirrt, man versprach Alles, nur wollte man die Versprechungen nicht ausdrücklich in den vorbereiteten Wortlaut des Gesetzes aufnehmen, auch seine Zusatzanträge nicht; da müsse ja das ganze Gesetz umgearbeitet werden, das ginge doch nicht. Man verlegte sich auf's Bitten, aber De Vriendt blieb fest wie immer und erklärte, er und seine Freunde müssten in diesem Falle gegen das Gesetz stimmen. Bei der grossen Mehrheit der rechten Seite, dürften trotzdem De Vriendt's Anträge fallen. Und doch verlangte er nur, dass in vlämischen Landesteilen und in Brüssel die Beamten, die mit dem Publikum in Berührung treten, des Vlämischen mächtig sein müssen. Im Verwaltungswege will man die Forderungen bewilligen, wie dies so üblich ist, die Verwaltung aber denkt später gar nicht daran ihren Versprechungen nachzukommen, das weiss Jedermann. Nach Einführung des neuen proportionellen Wahlgesetzes wird auch hier eine Besserung eintreten, da sich dann wohl ein fester Kern von radikal vlämisch gesinnten Abgeordneten zusammenfinden wird, die ausschlaggebend wirken.
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Auch in Brüssel bereitet man sich vor, wie in Gent, einen Verein in's Leben zu rufen zur Verbreitung der französischen Sprache unter der vlämischen Stadt- und Landbevölkerung. Das Unternehmen wird natürlich von französischer Seite begünstigt und von der Hochburg der Französlinge, dem ministeriellen Beamtentum.
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Wahrscheinlich wird wohl das blühende vlämische Theater in Brüssel, das eine ungewöhnlich grosse Zahl von Besuchern zählt und u. A. besonders deutsche Dramen in vlämischer Uebersetzung aufführt, die Zielscheibe der französischen Angriffe werden. Die Unheilstifter freuen sich schon, dass der neue Bürgermeister Brüssels, der bekannte Vlamenhasser Demot, nun er die Macht hat, Alles thun wird um den Vlamen unangenehm zu sein. Der Krug geht jedoch auch wohl hier nur so lange zu Wasser, bis er bricht.
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Der verstorbenen grossen tragischen Künstlerin Beersmans soll ein Standbild im vlämischen Theater in Brüssel gesetzt werden. Als Medea, einer ihrer Glanzrollen, wird sie der berühmte Bildhauer Jef Lambeau unentgeldlich in Marmor überlebensgross darstellen.